Ratloses Entsetzen

Werbung:
Hallo Kinnaree

Weshalb wird eigendlich immer das System beschuldigt?
Hat man als Individium keine Verantwortung?
Soll das "System" für meine Taten verantwortlich sein?

Ich denke das die Etern das bekommen haben was Sie verdienen.
Man ist für seine Taten selbst verantwortlich, kein Anderer.

Und was das "kranksein" angeht das in solchen Fällen immer zur Sprache kommt.
Es ist doch die schönste Ausrede die ein Verteidiger zum besten gibt.
Immer sind die Täter krank. Sie hatten eine schwere Kindheit, oder sind Säufer oder was weiß ich was.

Sorry, aber die Ausrede krank zieht bei mir nicht.

Liebe Grüße
Galahad
 
Hallo Camajan,
Camajan schrieb:
Ich sehe es als deine persönliche Bewertung an, was angeblich "nicht so sehr
massgeblich" und was "primär massgeblich" sein soll.
selbstverständlich ist das meine ganz persönliche Bewertung - was ich durch das Kürzel m.E. ja auch noch ganz explizit deutlich gemacht hatte.
Camajan schrieb:
Und deine Bewertung teile ich überhaupt nicht.

Tatsächlich ist in jedem konkreten Fall eine Gesamtbewertung aller Tatumstände
und der Täterpersönlichkeit vorzunehmen.

Beispielsweise rechtfertigt die "besondere Verwerflichkeit der Tatausführung"
die Zuweisung einer besonderen Schuld. Ich halte es für besonders
verwerflich, ein Kleinkind wegzusperren und unter unglaublichen Qualen
über fünf Jahre langsam zu Tode zu hungern.
Ich bin kein Jurist.
Du magst durchaus Recht haben mit deiner Bewertung und Einschätzung.

Ich halte es freilich, ehrlich gesagt, für sekundär, ob die beiden nach 13, 15 oder 20 jahren oder noch später wieder rauskommen.
Sie ist jetzt 36, er ist 50.
Ich bezweifle, daß sie nochmal Gelegenheit haben werden, ein Kind qualvoll verhungern zu lassen.

Ihre Schuld und ihre Verantwortung gegenüber der kleinen Jessica wird m.E. dadurch sowieso nicht aufgehoben oder gesühnt - egal, ob sie nun 15 oder 25 Jahre im Knast sitzen.

liebe Grüße
Stephan
 
wieso ging hier keiner auf meinen beitrag ein... habt ihr mich nicht verstanden? ich haette schon gern gewusst was ihr darueber denkt und bisher sind alle meinungen eher auf andere dinge ausgerichtet...
das ist nen heikles thema, darueber bin ich mir bewusst, nur das thema an sich ist auch ernst genug um ueber von mir angespochenes reden zu koennen...

Stephan schrieb:
Mein erster Impuls ist auch so, wie bei etlichen, die sich auch hier schon geäußert haben: man würde am liebsten noch härtere strafen fordern, oder "gleiches mit gleichem" vergelten wollen.

genau das war nicht mein erster impuls...
wie alle frage ich mich sofort wie sowas vom menschen getan werden kann,
nur statt haerterer strafen wuerde ich den taetern gern helfen... ehrlich jetzt, auch wenn das schwer zu glauben ist.
denn gerade das ist ja fuer mich die frage, wie geht sowas, was muss passiert sein, damit man soetwas tun kann...

ich seee gerade, es wurde bereits kurz angesprochen, aber so richtig scheint sich keiner zu trauen, durchaus verstaendlich...
 
Kinnaree schrieb:
Bedaure, aber für die beiden Eltern gibt es nur ein Wort: krank. Ich meine das so, wie ichs sage, nicht als Vorwurf, sondern als klinische Erscheinung. Es ist ein Zeichen von Krankheit, sich so zu verhalten.
Hallo Kinnaree,

der Richter war anderer Meinung. Sonst hätte zumindest der geistig leicht
behinderte Vater mildernde Umstände bekommen.

Ich teile auch deine Einschätzung nicht. Im Gegenteil, für mich ziehe ich die
Lehre, dass unter gewissen Umständen jeder zu einem Monster werden kann.
Und das Monster erkennt sich überhaupt nicht. Selbst wenn man es zu
lebenslänglich verurteilt schüttelt es den Kopf und denkt "Was für Idioten!".

Kinnaree schrieb:
Aber Strafe - einsperren, lebenslang - soll eine Genugtuung sein? Für wen, an wem?
Für mich und meinen moralischen Sinn für Gerechtigkeit.
Dieser hätte rebelliert, wenn die beiden mit "Körperverletzung mit Todesfolge"
und ein paar Jahren Haft davongekommen wären.

Kinnaree schrieb:
Verhindert man damit, daß in zukünftigen Fällen das System wieder so kläglich versagt?
Du vermischt Dinge, die nichts miteinander zutun haben. Alleinige Aufgabe des
Gerichtsverfahren war es, die Schuld der Eltern zu bewerten und ihre Tat
zu sanktionieren.

Das Totalversagen des sozialen und behördlichen Umfelds steht auf einem
anderen Blatt. Das ist mir sogar noch wichtiger als das Urteilsblatt. Ich will
einfach nicht einsehen, dass die Behörden hier alles richtig gemacht haben.
Ich will Konsequenzen sehen.

Kinnaree schrieb:
Werden wir denn nicht alle von unserem System schön langsam dazu erzogen, nichts mehr mitzukriegen, nur keine Scherereien haben zu wollen, nur selber irgendwie durchzukommen?
Nein. Das ist deine Ausrede dafür, nur keine Scherereien haben zu wollen
und selber irgendwie durchzukommen.

Gruss
Camajan
 
Stephan schrieb:
Ich bin kein Jurist.
Du magst durchaus Recht haben mit deiner Bewertung und Einschätzung.
Hallo Stephan,

ich bin auch kein Jurist und muss zugeben, dass meine Beurteilung eher
eine moralische ist und keine juritische.

Stephan schrieb:
Ich halte es freilich, ehrlich gesagt, für sekundär, ob die beiden nach 13, 15 oder 20 jahren oder noch später wieder rauskommen.
Wieso das? Eine Straftat sollte angemessen bestraft werden, und nicht willkürlich.

Stephan schrieb:
Ihre Schuld und ihre Verantwortung gegenüber der kleinen Jessica wird m.E. dadurch sowieso nicht aufgehoben oder gesühnt - egal, ob sie nun 15 oder 25 Jahre im Knast sitzen.
Du vermischt wohl zwei Bedeutungsebenen von "Schuld", nämlich die moralische
und die rechtliche. Aus strafrechtlicher Sicht ist die Schuld des Täters gegen die
Gesellschaft nach Verbüssung der Strafe als gesühnt zu betrachten. Die
zivilrechtliche Schuld gegen das Opfer kann nie mehr eingefordert werden,
da das Opfer tot ist. Das Opfer hat nur noch einen Anspruch gegen ihre
Mörder: dass diese das Begräbnis bezahlen.

Gruss
Camajan
 
Stephan schrieb:
Ihre Schuld und ihre Verantwortung gegenüber der kleinen Jessica wird m.E. dadurch sowieso nicht aufgehoben oder gesühnt - egal, ob sie nun 15 oder 25 Jahre im Knast sitzen.

richtiges suehnen setzt ja vorraus, das sie verstehen was sie taten...
ich wuensche solch ein leid nie erfahren zu muessen...

will heissen, ich halte die eltern fuer seelisch tot, wenn sie zugang zur lebendigkeit hatten moechte ich nicht mit ihnen tauschen...
jeder von uns verzweifelt daran, auf grund einer mehr oder weniger vorhandenen lebendigkeit, die tat verstehen zu koennen... ich hoffe das wird nicht falsch verstanden ( wenn kann ichs nicht aendern) ich moechte unter keinen umstaenden das leid des opfers wegreden
 
Camajan schrieb:
Das Totalversagen des sozialen und behördlichen Umfelds steht auf einem
anderen Blatt. Das ist mir sogar noch wichtiger als das Urteilsblatt. Ich will
einfach nicht einsehen, dass die Behörden hier alles richtig gemacht haben.
Ich will Konsequenzen sehen.


Nein. Das ist deine Ausrede dafür, nur keine Scherereien haben zu wollen
und selber irgendwie durchzukommen.

Gruss
Camajan
Hallo Camajan, daß es in der menschlichen Entwicklung immer wieder zu Fehlleistungen, ja zu regelrechten Entartungen kommt, ist keine sehr neue Erkenntnis. Wir werden das auch in Zukunft nicht ausschließen können, auch mit drastischen Strafen nicht. Darum bedürfen vor allem die Kinder, als das schwächste Glied der Gesellschaft, den besonderen Schutz der Gesellschaft.
Auch darum, daß aus Opfern nicht die nächsten Täter werden.
Ich sehe hier vor allem Gesetzgeber und Behörden gefordert. Nur hier kann ich pragmatisch ansetzen. Alles andere sind eher fromme Wünsche.
 
Camajan schrieb:
Stephan schrieb:
Ihre Schuld und ihre Verantwortung gegenüber der kleinen Jessica wird m.E. dadurch sowieso nicht aufgehoben oder gesühnt - egal, ob sie nun 15 oder 25 Jahre im Knast sitzen.
Du vermischt wohl zwei Bedeutungsebenen von "Schuld", nämlich die moralische
und die rechtliche. Aus strafrechtlicher Sicht ist die Schuld des Täters gegen die
Gesellschaft nach Verbüssung der Strafe als gesühnt zu betrachten. Die
zivilrechtliche Schuld gegen das Opfer kann nie mehr eingefordert werden,
da das Opfer tot ist. Das Opfer hat nur noch einen Anspruch gegen ihre
Mörder: dass diese das Begräbnis bezahlen.

Gruss
Camajan
Hallo Camajan,
ich habe es nicht vermischt, bzw. ich wollte es nicht, sondern es ging mir genau um diese Trennung. Zumal ich extra "Schuld und Verantwortung gegenüber der kleinen Jessica" in einem Atemzug genannt habe.
Es geht mir dabei überhaupt nicht um rechtliche Schuld, weder strafrechtlich, noch zivilrechtlich, und auch keineswegs ums Moralisieren (siehe mein erster beitrag dazu hier im thread) sondern eben um Schuld im Sinne von Verantwortung und von "Schuldigkeit" - gegenüber dem Opfer.
Die ist bei einer solchen schweren Tat wie Mord und einem so grausamen noch dazu, sowieso nicht auszugleichen.
Sie werden es zu tragen haben, beide, bis an ihr Lebensende.
Ich möchte den sehen, der mit ihnen tauschen wollte - selbst wenn das Gericht nur auf ein paar Jahre Gefängnis entschieden hätte...

liebe Grüße
Stephan
 
Werbung:
Ahriman schrieb:
mir nicht... jegliche strafen waeren hier keine genugtuung
Hi Ahriman, sorry für die späte Antwort.

Die Höchststrafe ist für mich die Genugtuung, dass diese Mörder für ihren
Mord voll zur Rechenschaft gezogen werden.

Und nicht irgendwelche angeblichen Misshandlungen in der Kindheit als
mildernde Umstände für ihre entsetzliche Tat anbringen können.

Genugtuung auch, dass mein Vertrauen in unser viel kritisiertes Rechtssystem
nicht ganz ungerechtfertigt ist.

Gruss
Camajan
 
Zurück
Oben