Rassistisch motivierte? Straftat und Rassismus in unserem Denken?

Joey

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In der italienischen Kleinstadt Fermo wurde ein nigerianischer Flüchtling umgebracht.

http://www.spiegel.de/panorama/just...ner-strasse-zu-tode-gepruegelt-a-1101806.html

Spiegel schrieb:
Fans der örtlichen Fußballmannschaft hätten sich dem Paar genähert und angefangen zu pöbeln, berichtet die Zeitung "La Repubblica". Zwei junge Männer hätten die 24-jährige Chinyery beleidigt und eine "afrikanische Äffin" genannt. Namdi habe sich vor seine Frau gestellt und eine Erklärung gefordert. Daraufhin hätten die Männer den 36-Jährigen so brutal verprügelt, dass er kurz darauf im Krankenhaus verstarb.

Die Details der Tat sind noch unklar, die Angreifer sollen Namdi aber noch getreten und geschlagen haben, als dieser schon auf dem Boden lag. Der Nigerianer erlitt Gehirnblutungen und fiel ins Koma. Am Mittwochnachmittag stellten die Ärzte seinen Tod fest. Auch Chinyery Namdi wurde geschlagen, sie erlitt leichte Verletzungen.

Tatverdächtig ist ein 35-jähriger Einheimischer. Der Mann ist polizeibekannt wegen verschiedener Gewaltdelikte, ihm wurde bereits ein Stadionverbot erteilt.

Es steht allerdings Aussage gegen Aussage. Der Tatverdächtige stellt es folgendermaßen dar:

Spiegel schrieb:
Die Zeitung "Il resto del Carlino" referierte seine Version des Geschehens: Demnach habe das nigerianische Paar "auf verdächtige Weise" parkende Autos inspiziert, er habe sie dafür getadelt und sei daraufhin von Namdi und seiner Frau angegangen worden. Sein erster Faustschlag sei in Notwehr erfolgt. Der Tatverdächtige muss sich jetzt wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor Gericht verantworten.

Wenn Ihr das so lest, wie bewertet Ihr das geschehen? Wem glaubt Ihr mehr? Hat der tatverdächtige Eurer Ansicht nach korrekt gehandelt - zumindest anfänglich? Ist seine Notwehr-Behauptung für den ersten Schlag glaubwürdig Eurer Meinung nach? Oder war das ganz einfach eine rassistisch motivierte Gewalttat mit Todesfolge?

Und nun stellt Euch vor, die Situation wäre umgekehrt. Also, dass der Nigerianer den Italiener umgebracht hat, und hinterher aussagt, dass dieser Autos verdächtig inspiziert habe etc. Würde Eure Bewertung der Situation anders aussehen? Würde jetzt der Tatverdächtige mehr oder weniger Euer Glauben bekommen?
 
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Schlechtes Beispiel um für mich was zu sagen:
Denn der Faschismus begründete sich in Italien.

(Was im 2. Spiegel Absatz steht, ist für mich gegen den Italiener im Gefühl)
 
Wenn Ihr das so lest, wie bewertet Ihr das geschehen? Wem glaubt Ihr mehr? Hat der tatverdächtige Eurer Ansicht nach korrekt gehandelt - zumindest anfänglich? Ist seine Notwehr-Behauptung für den ersten Schlag glaubwürdig Eurer Meinung nach? Oder war das ganz einfach eine rassistisch motivierte Gewalttat mit Todesfolge?
Ich halte es für wahrscheinlich, dass beide Seiten das, was sie jeweils wahrgenommen, auf eine Weise geschildert haben, von der sie glauben, dass sie die eigene Position am besten untermauert. Gut möglich, dass der Italiener aus rassistischen Motiven einen Streit vom Zaun gebrochen hat - Schwarzer + Interesse für parkende Autos = Krimineller, wird er angenommen haben - aber ob er von Anfang an Gewalt anwenden oder ursprünglich nur pöbeln wollte, lässt sich für Außenstehende nicht beurteilen.

Und nun stellt Euch vor, die Situation wäre umgekehrt. Also, dass der Nigerianer den Italiener umgebracht hat, und hinterher aussagt, dass dieser Autos verdächtig inspiziert habe etc. Würde Eure Bewertung der Situation anders aussehen? Würde jetzt der Tatverdächtige mehr oder weniger Euer Glauben bekommen?
Für mich macht das keinen Unterschied. Ich halte es davon abgesehen für wahrscheinlich, dass in diesem Fall jeder, der von rassistischer Motivation spräche, als rechter Hetzer abgekanzelt würde, denn im linken Narrativ geht Rassismus immer und ausschließlich vom Weißen aus.
 
Ich halte es für wahrscheinlich, dass beide Seiten das, was sie jeweils wahrgenommen, auf eine Weise geschildert haben, von der sie glauben, dass sie die eigene Position am besten untermauert. Gut möglich, dass der Italiener aus rassistischen Motiven einen Streit vom Zaun gebrochen hat - Schwarzer + Interesse für parkende Autos = Krimineller, wird er angenommen haben - aber ob er von Anfang an Gewalt anwenden oder ursprünglich nur pöbeln wollte, lässt sich für Außenstehende nicht beurteilen

Ja.

Für mich macht das keinen Unterschied.

Du bist einer der sehr wenigen Menschen, denen ich das glaube, dass das in der Bewertung keinen Unterschied amchen würde.

PS: Ich bin mir da bei mir auch nicht sicher. Um die geschichte frei von (eigenem) Rassismus bewerten zu können, muss man eben solche Gedankenspiele spielen, dass man die Rollen vertauscht oder am besten den Fall ohne Kenntnis der Herkunft der Beteiligten betrachtet.

Irgendwo - ich glaube in New York - gibt es ein Museum über Rassismus und Vorurteilen. Darin gibt es einen Raum, in den zwei Türen führen. Über einer steht "Für Menschen mit Vorurteilen", über der anderen steht: "Für Menschen ohne Vorurteile". Letztere Tür ist abgeschlossen...

Ich halte es davon abgesehen für wahrscheinlich, dass in diesem Fall jeder, der von rassistischer Motivation spräche, als rechter Hetzer abgekanzelt würde, denn im linken Narrativ geht Rassismus immer und ausschließlich vom Weißen aus.

Das wäre der "Rassismus mit umgekehrten Vorzeichen". Auch der kommt vor, und der ist auch nicht richtiger als der "normale Rassismus".
 
Hat der tatverdächtige Eurer Ansicht nach korrekt gehandelt - zumindest anfänglich? Ist seine Notwehr-Behauptung für den ersten Schlag glaubwürdig Eurer Meinung nach?
Zum Thema Rassimus werde ich mich hier ganz bestimmt nicht äußern. Das kann sein, muß aber nicht.
Notwehr ist unglaubwürdig, wenn die Art der Verletzungen das belegt:
Die Details der Tat sind noch unklar, die Angreifer sollen Namdi aber noch getreten und geschlagen haben, als dieser schon auf dem Boden lag. Der Nigerianer erlitt Gehirnblutungen und fiel ins Koma.
Das legt nahe (vorbehaltlich der forensischen Untersuchung natürlich!), daß der Täter wie irre auf den Mann eingetreten und eingeschlagen hat. Zur Notwehr reichen aber 2...3 Schläge und/oder Tritte (Kombinationsabwehr), ggf. auch nur ein Schlag oder Tritt, um den Angreifer kampfunfähig zu machen. Dabei kann u.U. der Gegner getötet werden (unabsichtlich (also Unfall), weil man zu hart zuschlug, oder absichtlich, wenn eine Waffe ins Spiel kam, bei deren Abwehr es keinerlei Rücksicht gibt), aber die Verletzungen ergeben dann ein anderes Bild.

Egal, Ferndiagnosen sind immer so eine Sache. Sollen die Forensiker, Ermittler und Gerichte vor Ort ihre Arbeit machen und gut ist. Zut Rassimusdiskussion taugt der Fall ohne handfeste Fakten jedenfalls nicht.
 
(...) Zut Rassimusdiskussion taugt der Fall ohne handfeste Fakten jedenfalls nicht.

Jain.

Richtig ist, dass wir hier nicht beurteilen können, was genau wie ablief, und wie rassistisch die Motive des Täters waren. Das ist aber nicht der Punkt, den ich betrachten wollte - es sollte NICHT so ein "Schaut mal, wie rassistisch dieser Irtaliener gehandelt hat"-Thread werden.

Ich wollte zum gedanken-Experiment einladen, den Fall zu überdenken mit vertauschten Rollen. Sähe die Bewertung anders aus, wenn der Nigerianer den Italiener umgebracht hätte?
 
Ich wollte zum gedanken-Experiment einladen, den Fall zu überdenken mit vertauschten Rollen. Sähe die Bewertung anders aus, wenn der Nigerianer den Italiener umgebracht hätte?

Ein italienisches Paar verdächtig an "parkenden" Autos in Nigeria?

Dann: Nein.

(Ich hab mir auch schon Autos angesehen als ich noch jünger war)

- Der Nigerianer IN Italien den Italiener getötet mit selber Vorgehensweise?

(Würde es dann eine "solche" Beschreibung geben?)

Darauf kommts an.......
 
denn im linken Narrativ geht Rassismus immer und ausschließlich vom Weißen aus.
Meinst du? Ich sehe die Schwierigkeit eher darin, genau zu benennen, wo Rassismus einen Menschen positioniert und zugleich dieser rassistischen Verortung zu widersprechen.
(Weil ich erinnere, dass du dich hier und da mit meiner Sprache schwertust, schicke ich voraus, dass ich bereit bin, mit Jutesäcken nach dir zu werfen)
 
Du bist einer der sehr wenigen Menschen, denen ich das glaube, dass das in der Bewertung keinen Unterschied amchen würde.

PS: Ich bin mir da bei mir auch nicht sicher. Um die geschichte frei von (eigenem) Rassismus bewerten zu können, muss man eben solche Gedankenspiele spielen, dass man die Rollen vertauscht oder am besten den Fall ohne Kenntnis der Herkunft der Beteiligten betrachtet.
Es kann schon sein, dass es da programmierte Präferenzen gibt. Dass sich Gemeinschaften voneinander abgrenzen und mit den jeweils anderen rivalisieren, ist natürlich. Bei uns (Menschen) kommt noch hinzu, dass wir den anderen allerlei Mängel zuschreiben und die eigene Gruppe idealisieren. Nun kommt es halt darauf an, worauf eine Gruppe gründet - besser gesagt: worauf wir unser Selbstbild gründen, welcher Gruppe wir uns zugehörig fühlen. Sind es körperliche Merkmale, ist der anders Aussehende immer verdächtig. Ist es die Weltanschauung, sind es insbesondere deren Feindbild und allgemein der Andersdenkende. Sogar unterschiedliche Berufsgruppen wähnen einander überlegen, nur gibt es da kein ausreichendes Eskalationspotenzial. Und natürlich bevorzugt man den Kreis seiner Lieben gegenüber anderen.

Ich bin alles andere unvoreingenommen. Mir fällt es nur sehr schwer, mich irgendeiner größeren Gruppe dauerhaft zugehörig zu fühlen, und wenn man dauernd die Meinung wechselt, drängt einen irgendwann das eigene Ego dazu, anzuerkennen, dass "die anderen" keine Untermenschen sind. Die Hautfarbe kann ich nicht wechseln, aber ich bin in einer Umgebung aufgewachsen, in der kein Rassenkonflikt gepredigt wurde, also empfinde ich da keinen qualitativen Unterschied.

Es gibt eine Menschengruppe, die ich hasse und fürchte: die Gesamtheit aller Menschen dieser Welt, die Heilslehren anhängen, für die sie töten (lassen) würden (wenn ich allerdings ganz tief grabe, merke ich: Das könnte ich unter Umständen auch). Wer garantiert mir, dass meine Zuordnungen, was diese Menschengruppe angeht, richtig sind? Nur meine Wahrnehmung, und die wird von meiner Weltanschauung beeinflusst.

Eine verfahrene Lage.
 
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Wenn Ihr das so lest, wie bewertet Ihr das geschehen? Wem glaubt Ihr mehr?

Wie ich das bewerte? Gar nicht.
Wem ich glaube? Niemandem, dafür liegt viel zu wenig Information vor.

Es kann jedem von uns passieren, dass er irgendwo einem Schläger begegnet dem unser Gesicht nicht passt und der die Kontrolle über sich verliert und zuschlägt.
Ich verstehe nicht, was du mit dem Thread bezweckst außer endlich mal wieder das Flüchtlingsthema anzuheizen.

Wieso sollen wir das bewerten, wieso sollen wir irgendwem glauben oder auch nicht, nur aufgrund eines Zeitungsartikels? Sich über die genauen Vorgänge im Detail ein Bild zu machen obliegt dem entsprechenden Gericht, das kann hier niemand.

Du scheinst auf Vorverurteilung, die nur aufgrund von Vorurteilen entstehen kann, zu stehen.

R.
 
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