Ramana Maharshi

1.
Schau Gerrit, Du kannst Dich nicht "von Deinem Leid befreien".

Selbst Ramana Maharshi sagt, dass traditionelle Meditations- und Yoga-Übungen den Geist beruhigen und beglückende Erfahrungen bringen.

Und ich glaube, dass der Weg, der zur endgültigen Befreiung führt, den RM als Befreiung vom Ich-Gedanken bezeichnet, nur die letzte Stufe des Yoga ist, den jeder Yogi erreicht, wenn er weiterhin konsequent seinen Weg beschreitet. Mit anderen Worten, der Yogaweg führt genau zu diesem Ziel.

Alles Liebe. Gerrit
 
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Lotusz schrieb:
Ich sehe nicht nur die Materie, sondern ordne ihr eine Eigenschaft, eine Qualität zu.
Siehst du, da unterscheiden wir uns massiv. Kennst du den Ausdruck von Ken Wilber "One Taste" (dt.: "Der eine Geschmack")? Das ist das Kernstück von allem. Das ist eine Erfahrung, die ich gemacht habe, und die man niemandem beschreiben kann. Es ist eine ganz simple Erkenntnis dahinter: Es gibt nichts, was nicht existiert, und deshalb hat alles einen kleinsten gemeinsamen Nenner, einen ganz allgemein gehaltenen Geschmack, der so allgemein ist, dass ALLES (inklusive Ich, Gott, Selbst, Erleuchtung, Gedanken, Autos, Äpfel, Birnen, Zitronen, Wolken, Wasser, Atomuhren, Molekühle, Begriffe, Symbole, Bilder, Zeichnungen, Farben, Satori, Buddha, Christus, usw.) daraus erschaffen ist. Es gibt überhaupt nichts und nirgendwo und zu keiner Zeit etwas, was "ausserhalb" dieses Geschmackes liegen würde. Dieser Geschmack ist überall, genauso wie Materie quasi auch überall ist, allerdings ist er noch viel allgemeiner als Materie, denn er umschliesst auch Erlebnisse oder Erinnerungen oder Gedanken, die keine Materie sind. Dieser Geschmack hat auch einen Namen: Existenz. (Es gibt noch weitere Namen, die helfen den Menschen gedanklich etwas zu erfassen, was niemals gedanklich erfasst werden kann, du kennst diese andern Namen ja allesamt auch).

Für diesen Geschmack gibt es keinen Ausdruck, weil er ALLES beinhaltet, darum kann man nur noch von So-Sein sprechen, oder von reinem Sein oder von "einfach nur dieses".

Was du hingegen tust, ich meine diese "Wertung" und Beimessung von Eigenschaften an Dinge, das tust du nicht selbst aus freiem Willen, sondern das tut dein Verstand. Dein Verstand misst die Welt in göttlich und nicht-göttlich. Implizit behauptest du damit, Gott und die Schöpfung wären von einander getrennt - das klassische Gottesbild vieler Christen. Das kann aber nicht sein, hier besteht ein massiver Widerspruch. Eine Welt könnte gar nicht existieren, wenn sie nicht in buchstäblich jedem komplett vollständig und in sich ruhend abgerundet wäre. Die Welt ist immer schon ganz, aber dein Verstand will das nicht als Ganzheit akzeptieren, sondern er schnitzt sich kleine Teilchen daraus. Nur, und wirklich nur deshalb kannst du überhaupt sowas denken wie "göttlich" oder "nicht-erleuchtet".

Egal was du tust, Gerrit, du tust es immer INNERHALB der Existenz, und es wird die niemals in ein ausserhalb tragen, ganz einfach es weil kein Ausserhalb von Existenz gib. Gott und seine Schöpfung sind nicht-zwei, sie sind zu jedem Zeitpunkt ununterscheidbar ununterschieden, sie sind immer nur EINS und für dieses gibt es überhaupt keinen Begriff, weil jeder Begriff selbst in dieser amorphen Masse von Existenz existiert. Alle Unterscheidungen sind künstlich, die Buddhisten sagen: Kein Ding hat eine inhärente Natur, alle Dinge sind leer von inhärenter Existenz. Wir glauben bloss, Dinge unterscheiden zu können, aber stell dir mal vor, du könntest die Bewegung der Atome von blossem Auge sehen. Was nimmst du wahr? Nichts als eine flirrende, sich ständig verändernde Masse! Jeder Gegenstand, der gegen aussen so hart und klar abgegrenzt erscheint ist in Wahrheit nichts als ein Fliessgleichgewicht! Da ist einfach nirgendwo etwas, was deinen Begriffen standhalten könnte.

Die meisten Menschen verstehen das für Gegenstände recht gut, aber es geht noch viel weiter, es gilt nämlich auch für Gedanken und Ideen und Konzepte und Ideologien und Anschauungen und Erinnerungen und Gefühle usw. Kein Gedanke kann separiert werden von einem andern, kein Gefühl existiert für sich selbst, es ist eine flirrende Masse von Ineinanderfliessen und sich stetig neu definieren. Das ist in Wirklichkeit Existenz, dieses stetige Fliessen.

Wohin also willst du innerhalb dieser Existenz gelangen? Es gibt nur verschiedene Zustände innerhalb der Existenz, du kannst von dem einen zum andern hüpfen, aber die Existenz wird IMMER dieselbe bleiben, egal ob du nun erleuchtet, göttlich oder was auch immer bist.
Das ist das einzige, was es anzuerkennen gilt. Alles, was sonst noch getan werden kann, mag eine lustige Zeitbeschäftigung sein, aber es ändert überhaupt nichts an der Existenz, es kratzt nicht einmal daran, sondern die Existenz wird einfach nur wie Knete verformt, bleibt aber immer die gleiche Masse.

Wenn du diese Erkenntnis tief in deinen Alltag und dein Denken und dein Wesen integriert hast, dann bist du unsterblich. Ganz einfach deshalb, weil zwar du als dein Körpergeist sich auflösen mögen, aber an der Existenz änder das nichts. Selbst eine Reise durch die Bardo-Reiche ist bloss innerhalb der Existenz, denn auch die Bardo-Reiche haben den einen Geschmack.

Man kann gar nicht anders als lachen, wenn man das sieht. Und man kann gar nicht anders als die Welt zu lieben, wenn man das erkennt. Am liebsten möchte ich alle Frauen (und Männer) dieser Welt umarmen, weil sie mit mir in dieser verrückten Existenz drin sind, aber die Armen verstehen das dann ja gar nicht und ich möchte sie nicht belästigen!
 
Lotusz schrieb:
Ordnet man einer bestimmten Form eine Göttlichkeit zu, so sind alle Formen, die von dieser göttlichen Form abweichen, eben weniger göttlich und stellen gewissermassermassen einen weniger göttlichen Zustand dar.

Hallo Lotusz

Aber wenn alle Formen göttlich sind, dann senkt doch eine Abweichung nicht das niveau von Göttlichkeit. Ich glaube ein Problem ist es wenn du oder Maharshi sagt, dass du einer bestimmten Form Göttlichkeit zuordnet.
Wieso nur einer bestimmten Form? Wenn ich zum Beispiel meine PC-Anlage ansehe. Da gibts einen Desktop, einen Bildschirm und einen Drucker. Als ganzes (oder auch in Einzelteilen) kann ich ihr jetzt Göttlichkeit zuordnen. Jetzt war der desktop kapputt und es fehlt das CD-Rom, die Anlage hat also einen defekt. Ist sie deswegen jetzt weniger Göttlich? Ich darf mich nur nicht an die bestimmte Form "ganze Anlage" halten. In meinem eigenen Verständnis müssen Abweichungen erlaubt sien.
 
Hallo fckw

Implizit behauptest du damit, Gott und die Schöpfung wären voneinander getrennt.

Ich würde nicht sagen, dass Gott und die Schöpfung voneinander getrennt sind. Ich denke, im Kern ist jeder Mensch göttlich. Er muss es nur verwirklichen.

Nach meinen Vorstellungen ist die Göttlichkeit im Menschen etwa so ähnlich vorhanden, wie das Eisen im Eisenerz. Die Göttlichkeit ist also auch in meiner Vorstellung vorhanden, muss aber mittels spiritueller Praktiken erst von den Verunreinigungen befreit werden.

Ausserdem, was hilft es mir, wenn ich annehme, ich sei bereits erleuchtet? Bin ich dadurch glücklicher, zufriedener? Nein, ich bin es nicht. Es spricht ausserdem gegen jede menschliche Erfahrung und es verleitet die Leute zur Trägheit.

Und im Gegensatz zu dir behaupte ich eindeutig, dass spirituelle Fortschritte möglich sind. Und allein darauf kommt es an. Und diese Fortschritte fallen nicht von Himmel, sondern man muss sie sich in der Regel hart erarbeiten.

Alles Liebe. Gerrit
 
Wyrm schrieb:
ich würde nicht sagen, dass eiter daselbe göttliche niveau hat, wie zum beispiel ein sonnenaufgang.
Und warum? Wie gelangst du zu diesem Eindruck? Hast du Gründe, die dafür sprechen, dass das eine, aber nicht das andere "göttlicher" ist? (Vielleicht sollten wir den Term klären, damit wir diskutieren können, aber lassen wir das vorerst mal.)

Ich halte Ekel für eine göttliche Eigenschaft im Menschen.
 
ok diskutieren wir über die göttlichkeit von kacke :)

es hängt vom standpunkt ab.

ich halte alles für göttlich, also ich sehe auch die göttlichkeit im eiter oder in der scheisse.

aber wenn eine person hierarchisch auf die göttlichkeit schaut (von mir aus höhe der schwingungen, whatever), und die andere heterarchisch (alles ist göttlich, göttlichkeit kann kein niveau haben), dann kommt man auf keinen gemeinsamen nenner.

im endeffekt ist das aber nur gebrabbel, ich gehe grad hierarchisch vor...
ich schau mir lieber einen sonnenaufgang an als eiter.
 
Die wirkliche Wirklichkeit ist paradox. Und somit ist mit einschränkung Euer beider Gesichtspunkt verständlich......

In der Kabbala wird das Sein bzw. das Universum mystisch versinnbildlicht als Sephirotbaum dargestellt. Jeder Bestandteil des Universums ist von einem oder mehreren oder allen Prinzipien "durchdrungen" und nicht getrennt von der Gesamtschöpfung.
Und es gibt es im Sein verschiedene Dichtigkeitsgrade als Wirkungen der "göttlichen Ausströmung" (bzw. Schöpfung), die in ihrer Qualität nicht ident sind, obwohl sie selbstverständlich Teil des Gesamtuniversums sind.

Mit göttlich versteht man im allgemeinen Sprachgebrauch Aspekte der
Ebenen oberhalb der normalen Menschen. Im Sinne der üblichen Kommunikation bezeichnet man die Materie nicht als göttlich, sondern als Dichtigkeitsgrad jener Prinzipien, die im Universum tätig sind. Für einen Mystiker in Ekstase gelten natürlich andere Begriffe - in der Ekstase siehr man NUR GOtt.

Eim Mystiker strebt zu Gott oder zur Gotteserkenntnis - und im sinnvollen Sprachgebrauch nicht nach Kacke.
Gott hat EIGENSCHAFTEN - und man bezeichnet daher irgendeine Materie
oder einen Gegenstand, der diese Eigenschaften NICHT hat, nicht als göttlich.

Die bekannteste Eigenschaft "Gottes" ist, dass er Schöpfer, Erhalter und Auflöser seiner Schöpfung ist, die eine mystische Ausströmung seinerseits darstellt, also von ihm nicht getrennt werden kann.

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Hallo Milchmann

Die wirkliche Wirklichkeit ist paradox.

Ja, das ist wohl eines der Kernprobleme. Der Mensch ist nicht in der Lage die Wirklichkeit zu erfassen. Und so versucht jeder nach seinem Verständnis die Wirklichkeit zu verstehen.

Alles Liebe. Gerrit
 
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Milchmann schrieb:
Die wirkliche Wirklichkeit ist paradox.
Nein, eben nicht! Gerrit hat schon Recht, wenn er sagt, wir können sie nie erfasssen - aber nicht, weil die Wirklichkeit tatsächlich paradox IST, sondern weil wir nicht in der Lage sind, sie anders als in Paradoxa wahrzunehmen.
In der Kabbala wird das Sein bzw. das Universum mystisch versinnbildlicht als Sephirotbaum dargestellt.
Ein Mystiker benötigt die Kabbala nicht zum Verständnis der Wirklichkeit, sie hindert ihn eher daran, denn die kabbalistische Lehre ist lediglich ein (sehr beschränktes) Modell der Wirklichkeit und als solches völlig ungeignet zur Erfahrung der echten Wirklichkeit.
Jeder Bestandteil des Universums ist von einem oder mehreren oder allen Prinzipien "durchdrungen" und nicht getrennt von der Gesamtschöpfung.
Und es gibt es im Sein verschiedene Dichtigkeitsgrade als Wirkungen der "göttlichen Ausströmung" (bzw. Schöpfung), die in ihrer Qualität nicht ident sind, obwohl sie selbstverständlich Teil des Gesamtuniversums sind.

Mit göttlich versteht man im allgemeinen Sprachgebrauch Aspekte der
Ebenen oberhalb der normalen Menschen. Im Sinne der üblichen Kommunikation bezeichnet man die Materie nicht als göttlich, sondern als Dichtigkeitsgrad jener Prinzipien, die im Universum tätig sind. Für einen Mystiker in Ekstase gelten natürlich andere Begriffe
Das sind alles bloss semantische Details. "A oder Nicht-A" - wen kümmert's? Jeder Mystiker weist solche Theorien weit von sich, er braucht bloss die Augen zu öffnen um Gott wahrzunehmen, das genügt vollkommen. Zu den Theorien greift er nur dann, wenn er sein Erleben in Worte fassen soll, weil er beispielsweise jemand anderem eine Unterweisung geben soll.
Gott hat EIGENSCHAFTEN
Nenne mir auch nur eine Eigenschaft, die unabhängig von deinem Verstand existiert.

Seltsam. Da ist es plötzlich wieder: Ich argumentiere. Ein Anzeichen dafür, dass ich mich selbst wieder verloren habe.
 
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