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Abraxas365Mithras
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Die Geburt Jesu
Bevor man die Datierung der Geburt Jesu zu klären versucht, muss man sich bewusst machen, dass
unsere Zeitrechnung, die im 6. Jh. durch den römischen Mönch Dionysius Exiguus nummerisch festgelegt
wurde, wahrscheinlich auf einem Irrtum beruht. Dieser Mönch erhielt den Auftrag, den Beginn
der Zeitrechnung rückwirkend zu bestimmen und legte als das Geburtsjahr Jesu das Jahr 754 nach
der Gründung Roms fest. Rom selbst sollte nach der Legende am 21.4.753 durch Romulus gegründet
worden sein. Dieses Jahr nannte er das Jahr 1 nach Christi Geburt. Leider hat er sich dabei verrechnet,
denn er übersah das Jahr 0 und vergaß jene vier Jahre, die der römische Kaiser Augustus unter
seinem früheren Namen Octavianus regiert hatte. Texte, die über die Geburt Jesu informieren, finden
sich nur in zwei der vier Evangelien, bei Lukas und bei Matthäus. Das älteste Evangelium, das Markusevangelium,
hat kein Interesse an der Geburtsgeschichte und beginnt seine Erzählung mit Jesu
öffentlichem Auftreten als Wanderprediger in Galiläa. Die Geburtsgeschichten bei Matthäus und Lukas
sind mehr als andere Texte der Evangelien von christlich-theologischen Interessen geprägt. Matthäus
und Lukas schrieben zu einer Zeit (70-90 n.Chr.), als Jesu Leben und Taten schon längere Zeit mit
Erfolg verkündigt wurden. Sie füllen also eine Leerstelle aus, indem sie die Frage nach dem Ursprung
dieser bedeutenden Person erzählen. Das historisch Wahrscheinliche wird durch legendenhafte Züge
überlagert. Deshalb finden sich nur wenige Gemeinsamkeiten, was den Wert der beiden Erzählungen
jedoch nicht mindert. Vier Möglichkeiten das Geburtsdatum Jesu dennoch zu ermitteln, sollen im Folgenden
vorgestellt werden:
Die Rückrechnung (1)
Im Lukasevangelium wird im 3. Kap. über das Auftreten Johannes des Täufers und die Taufe Jesu
berichtet. Die Zeitangaben, die hier gemacht werden, umreißen den Beginn der öffentliche Wirksamkeit
Jesu: im 15. Jahr der Herrschaft Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war,
Herodes [Antipas] Landesfürst von Galiläa, sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa und Trachonitis
, Lysanias Landesfürst von Abilene und Hannas und Kaiphas Hohepriester waren. Und in Lk 3,
23: Und Jesus war, als er auftrat, etwa dreißig Jahre alt. Rechnet man zurück, kann man den Beginn
seines öffentlichen Wirkens auf das Jahr 28 spätestens 29 n.Chr. datieren. Wenn man unter etwa
dreißig Jahre alt das Alter zwischen 28 und 32 versteht und für den Beginn der Wirksamkeit Jesu das
Jahr 28 n.Chr. annimmt, dann ist die Datierung der Geburt für den Zeitraum von 0-4 v. Chr. am wahrscheinlichsten.
Die Schätzung (2)
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt
geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Quirinius Statthalter
in Syrien war (Lk 2,1-2) Dies ist der Beginn der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium.
So einprägsam diese Zeilen auch sind, so verwirrend ist die Zeitangabe der Steuerschätzung
unter Quirinius in Verbindung mit der Geburt Jesu. Die Steuerschätzung war im Jahre 6/7 n.Chr. so
berichtet der jüdische Geschichtsschreiber Josephus (Antiquitates 18,1f.) Sie fand in Judäa, nicht in
Galiläa statt. (siehe Extra-Thema Die Historisch-Politische Situation zur Zeit Jesu). Man kann also
vermuten, dass Lukas die Steuerschätzung als Ereignis benutzt, um die Wanderung Josephs und
Marias von Nazareth nach Bethlehem zu begründen. Bethlehem musste der Zielort sein, da der Messias
in der Davidsstadt zur Welt kommen sollte. Es ist demnach sehr unwahrscheinlich, dass sich die
Weihnachtsgeschichte wirklich so zugetragen hat, wie Lukas sie uns erzählt.
INFOBLATT: DIE GEBURT JESU DVD JESUS VON NAZARETH
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Jesus von Nazareth © DVDplus Matthias-Film gGmbH 2006
Der Stern von Bethlehem (3)
Das Phänomen des Sterns von Bethlehem von dem Matthäus im zweiten Kapitel erzählt, hat Theologen
und Nichttheologen immer wieder fasziniert. Auch im Film wird wieder eine Version der Planetenkonstellation
angeboten. Eine andere Theorie identifiziert den Stern mit dem Kometen Halley. Sie
lässt sich allerdings schwer mit dem Wortlaut des Textes vereinbaren und ist zeitlich zu weit entfernt
vom wahrscheinlichen Geburtstermin. Die Erklärung durch die Konjunktion von Jupiter und Venus im
Jahre 2 v. Chr. ist neueren Datums, passt aber nicht zum Todestermin Herodes des Großen.
Sehr beliebt und plausibel erschien die Version Johannes Keplers, der bereits im Jahre 1606 darauf
hinwies, dass ein eigentümliches Zusammenlaufen (Konjunktion) der Planeten Jupiter und Saturn im
Jahre 7 v.Chr. im Sternbild der Fische stattfand. Während die Konjunktion von Jupiter und Saturn etwa
alle zwanzig Jahre stattfindet, findet die dreifache Konjunktion im Sternzeichen der Fische nur alle
800-900 Jahre statt und hat deshalb vor allem eine große astrologische Aussagekraft. Jupiter galt in
der Antike als Königsstern, Saturn als Stern der Juden und das Sternbild der Fische kann in christlicher
Interpretation Bezug nehmen auf den Fisch als Symbol für die Christen. So faszinierend diese
Theorie auch ist, man muss die Verstehensbedingungen des Textes mit bedenken. Für Matthäus ist
es besonders wichtig, die königliche Herkunft Jesu zu betonen. Bereits im Alten Testament in 4. Mose
24,17-19 wird der Stern als Metapher für einen neugeborenen Herrscher geprägt. Aber auch in den
Kaiserbiografien Cäsars, Neros und Augustus werden Sterne zum Zeichen der Herrschaft. Matthäus
erzählt die Geschichte der Geburt Jesu also so, wie man in der Antike die Geschichte der Geburt eines
Königs zu erzählen hat und baut das Sternenphänomen als charakteristischen Stilzug ein.
Der Kindermord zu Bethlehem (Mt 2,16 ff) (4)
Herodes der Große starb im Jahre 4 v.Chr. Wenn Jesus zu seinen Lebzeiten geboren sein soll, muss
er also bis 4 v.Chr. geboren sein. Dass Herodes, wie es Matthäus berichtet, einen Kindermord durchführen
lässt, ist historisch nicht gesichert. Wir wissen nur, dass es nach seinem Tod beim Machtwechsel
zu blutigen Unruhen kam. Das Motiv des Kindermordes und der Rettung eines besonderen Kindes
ist schon im Alten Testament ein Motiv bei der Erzählung über Mose (2. Mose 1,15-22) In dieser Erzähltradition
mag wohl auch Matthäus gestanden haben.
Fazit: Die Geburt Jesu kann demnach in einem Zeitraum zwischen 7 v.Chr. und 7 n. Chr. stattgefunden
haben. Am wahrscheinlichsten ist das Jahr 4 v.Chr.
s.a. Extra-Thema Die historisch-politische Situation zur Zeit Jesu
Bevor man die Datierung der Geburt Jesu zu klären versucht, muss man sich bewusst machen, dass
unsere Zeitrechnung, die im 6. Jh. durch den römischen Mönch Dionysius Exiguus nummerisch festgelegt
wurde, wahrscheinlich auf einem Irrtum beruht. Dieser Mönch erhielt den Auftrag, den Beginn
der Zeitrechnung rückwirkend zu bestimmen und legte als das Geburtsjahr Jesu das Jahr 754 nach
der Gründung Roms fest. Rom selbst sollte nach der Legende am 21.4.753 durch Romulus gegründet
worden sein. Dieses Jahr nannte er das Jahr 1 nach Christi Geburt. Leider hat er sich dabei verrechnet,
denn er übersah das Jahr 0 und vergaß jene vier Jahre, die der römische Kaiser Augustus unter
seinem früheren Namen Octavianus regiert hatte. Texte, die über die Geburt Jesu informieren, finden
sich nur in zwei der vier Evangelien, bei Lukas und bei Matthäus. Das älteste Evangelium, das Markusevangelium,
hat kein Interesse an der Geburtsgeschichte und beginnt seine Erzählung mit Jesu
öffentlichem Auftreten als Wanderprediger in Galiläa. Die Geburtsgeschichten bei Matthäus und Lukas
sind mehr als andere Texte der Evangelien von christlich-theologischen Interessen geprägt. Matthäus
und Lukas schrieben zu einer Zeit (70-90 n.Chr.), als Jesu Leben und Taten schon längere Zeit mit
Erfolg verkündigt wurden. Sie füllen also eine Leerstelle aus, indem sie die Frage nach dem Ursprung
dieser bedeutenden Person erzählen. Das historisch Wahrscheinliche wird durch legendenhafte Züge
überlagert. Deshalb finden sich nur wenige Gemeinsamkeiten, was den Wert der beiden Erzählungen
jedoch nicht mindert. Vier Möglichkeiten das Geburtsdatum Jesu dennoch zu ermitteln, sollen im Folgenden
vorgestellt werden:
Die Rückrechnung (1)
Im Lukasevangelium wird im 3. Kap. über das Auftreten Johannes des Täufers und die Taufe Jesu
berichtet. Die Zeitangaben, die hier gemacht werden, umreißen den Beginn der öffentliche Wirksamkeit
Jesu: im 15. Jahr der Herrschaft Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war,
Herodes [Antipas] Landesfürst von Galiläa, sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa und Trachonitis
, Lysanias Landesfürst von Abilene und Hannas und Kaiphas Hohepriester waren. Und in Lk 3,
23: Und Jesus war, als er auftrat, etwa dreißig Jahre alt. Rechnet man zurück, kann man den Beginn
seines öffentlichen Wirkens auf das Jahr 28 spätestens 29 n.Chr. datieren. Wenn man unter etwa
dreißig Jahre alt das Alter zwischen 28 und 32 versteht und für den Beginn der Wirksamkeit Jesu das
Jahr 28 n.Chr. annimmt, dann ist die Datierung der Geburt für den Zeitraum von 0-4 v. Chr. am wahrscheinlichsten.
Die Schätzung (2)
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt
geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Quirinius Statthalter
in Syrien war (Lk 2,1-2) Dies ist der Beginn der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium.
So einprägsam diese Zeilen auch sind, so verwirrend ist die Zeitangabe der Steuerschätzung
unter Quirinius in Verbindung mit der Geburt Jesu. Die Steuerschätzung war im Jahre 6/7 n.Chr. so
berichtet der jüdische Geschichtsschreiber Josephus (Antiquitates 18,1f.) Sie fand in Judäa, nicht in
Galiläa statt. (siehe Extra-Thema Die Historisch-Politische Situation zur Zeit Jesu). Man kann also
vermuten, dass Lukas die Steuerschätzung als Ereignis benutzt, um die Wanderung Josephs und
Marias von Nazareth nach Bethlehem zu begründen. Bethlehem musste der Zielort sein, da der Messias
in der Davidsstadt zur Welt kommen sollte. Es ist demnach sehr unwahrscheinlich, dass sich die
Weihnachtsgeschichte wirklich so zugetragen hat, wie Lukas sie uns erzählt.
INFOBLATT: DIE GEBURT JESU DVD JESUS VON NAZARETH
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Jesus von Nazareth © DVDplus Matthias-Film gGmbH 2006
Der Stern von Bethlehem (3)
Das Phänomen des Sterns von Bethlehem von dem Matthäus im zweiten Kapitel erzählt, hat Theologen
und Nichttheologen immer wieder fasziniert. Auch im Film wird wieder eine Version der Planetenkonstellation
angeboten. Eine andere Theorie identifiziert den Stern mit dem Kometen Halley. Sie
lässt sich allerdings schwer mit dem Wortlaut des Textes vereinbaren und ist zeitlich zu weit entfernt
vom wahrscheinlichen Geburtstermin. Die Erklärung durch die Konjunktion von Jupiter und Venus im
Jahre 2 v. Chr. ist neueren Datums, passt aber nicht zum Todestermin Herodes des Großen.
Sehr beliebt und plausibel erschien die Version Johannes Keplers, der bereits im Jahre 1606 darauf
hinwies, dass ein eigentümliches Zusammenlaufen (Konjunktion) der Planeten Jupiter und Saturn im
Jahre 7 v.Chr. im Sternbild der Fische stattfand. Während die Konjunktion von Jupiter und Saturn etwa
alle zwanzig Jahre stattfindet, findet die dreifache Konjunktion im Sternzeichen der Fische nur alle
800-900 Jahre statt und hat deshalb vor allem eine große astrologische Aussagekraft. Jupiter galt in
der Antike als Königsstern, Saturn als Stern der Juden und das Sternbild der Fische kann in christlicher
Interpretation Bezug nehmen auf den Fisch als Symbol für die Christen. So faszinierend diese
Theorie auch ist, man muss die Verstehensbedingungen des Textes mit bedenken. Für Matthäus ist
es besonders wichtig, die königliche Herkunft Jesu zu betonen. Bereits im Alten Testament in 4. Mose
24,17-19 wird der Stern als Metapher für einen neugeborenen Herrscher geprägt. Aber auch in den
Kaiserbiografien Cäsars, Neros und Augustus werden Sterne zum Zeichen der Herrschaft. Matthäus
erzählt die Geschichte der Geburt Jesu also so, wie man in der Antike die Geschichte der Geburt eines
Königs zu erzählen hat und baut das Sternenphänomen als charakteristischen Stilzug ein.
Der Kindermord zu Bethlehem (Mt 2,16 ff) (4)
Herodes der Große starb im Jahre 4 v.Chr. Wenn Jesus zu seinen Lebzeiten geboren sein soll, muss
er also bis 4 v.Chr. geboren sein. Dass Herodes, wie es Matthäus berichtet, einen Kindermord durchführen
lässt, ist historisch nicht gesichert. Wir wissen nur, dass es nach seinem Tod beim Machtwechsel
zu blutigen Unruhen kam. Das Motiv des Kindermordes und der Rettung eines besonderen Kindes
ist schon im Alten Testament ein Motiv bei der Erzählung über Mose (2. Mose 1,15-22) In dieser Erzähltradition
mag wohl auch Matthäus gestanden haben.
Fazit: Die Geburt Jesu kann demnach in einem Zeitraum zwischen 7 v.Chr. und 7 n. Chr. stattgefunden
haben. Am wahrscheinlichsten ist das Jahr 4 v.Chr.
s.a. Extra-Thema Die historisch-politische Situation zur Zeit Jesu