Also zurück zum Konkreten: Soll ich der Frau, die ich voraussichtlich am Freitag treffe, mitteilen, dass ich eine Freundin habe? (Und: Soll ich meiner Freundin mitteilen, dass ich am Freitag irgendeine Frau treffe, für die ich mich interessiere?)
Je nach Moral und ethischem Konzept kannst Du da verschiedene Antworten haben. Auf jeden Fall gilt das, was Du eh schon formuliert hast: Egal wie Du's anstellst, es wird Konsequenzen haben. Wie jedes Tun Konsequenzen hat, und oft ist ja auch schon das Denken ein Tun. Mach was gegen einen Gedanken, wenn erst mal "eingeschlagen" hat. Und der schlägt nicht aus heiterem Himmel ein, sondern ist selbst schon eine Konsequenz aus Vorherigem. Deterministisches Chaos heißt das, oder: Nachher sind wir immer gescheiter. Den "Gedanken" kannst Du auch durch Gefühl, Eros etc. pp. ersetzen ... hier und jetzt ist die Schnittstelle, die Bifurkation im Sinne der Chaostheorie, der Flügelschlag des Schmetterlings, der darüber entscheidet, ob Deine Beziehungszukunft stürmisch wird oder nicht. Tu dies oder lass jenes, es wird Folgen haben. Manche nennen's Karma, das ist ja nicht gleich Schuld, sondern schlicht der Umstand, dass mein Handeln oder Nichthandeln (ich halte das Wu wei der Taoisten für einen Selbstbetrug) eine Spur hinterlässt, meine eigenen Kontexte schafft und in die Kontexte anderer verwoben ist. Alles ist mit allem verbunden.
Das kann freilich lähmend werden, wenn man das Absolute sucht, das "Richtige". Wenn man's pragmatischer etwas billiger gibt, kann ich mich fragen, was ich womöglich "wirklich" anstrebe. Konkret: die Begegnung mit einer interessanten Frau muss ja nicht eine Beziehung gefährden. Tut sie es doch, könnte es sein, dass die Beziehung ausschließender ist, als es der eigenen Entwicklung gut tut. Das ließe sich bearbeiten, vielleicht sogar klären. Es kann auch sein, dass eine "raus aus der alten Beziehung"-Dynamik manifest wird, die ich mir selbst noch nicht eingestanden habe ... dann kann "die Neue" so etwas wie eine unbewusste Inszenierung sein ... was "die Neue" zugleich instrumentalisieren würde ... und so weiter. Argumente werden nicht helfen. Wenn Du in Dich reinspürst, wohin tendiert's denn am ehesten? Das Bauchgefühl ist ja in der Regel ein brauchbarer Wegweiser ... und dazu muss dann halt die Erfahrung kommen, mit welcher "Ausrüstung" Herz und Hirn mit dem Bauch korrespondieren, damit aus dem Wegweiser auch ein guter Weg wird ... oder ein Stück guten Weges.
Die schizophrene Methode: Du stellst Dir vor, wie Du in einem halben Jahr auf all das zurückblickst. Und malst Dir aus, bei welchem Verhalten Du Dir dann anerkennend auf die Schulter klopfen würdest, ganz auf Dich bezogen: "Gut gemacht, Alter!"
Egal wie, Konsequenzen hat's immer. Karma. Oder, hier im Astro-Umfeld: Saturn. Die Illusion, saubere Finger zu behalten, können wir uns abschminken. Und Lösungen gibt es nur ausnahmsweise, in der Regel wird nur eine Herausforderung durch eine neue ersetzt. "Immer besser scheitern" hat mal ein gescheiter Mensch formuliert, dessen Name mir jetzt nicht einfällt.
Und die Freude, mal wieder mit Dir zu schreiben, ist ganz meinerseits. Ich lass mich ja nur noch selten triggern, auf ein Thema einzugehen. Jetzt aber hat der Gardasee Vorrang, ich geh Schifferl fahren...
Und wie relativ doch die Probleme sind ... Haufenweise sind hier Postings, in denen gefragt wird, wann denn endlich "sie" oder "er" daherkäme. Und Du schöpfst gleich aus dem Vollen, hast die Wahl... oder doch eher die Qual?
Alles Gute...
Jake