Rache & Vergeltung

Hallo, zusammen! :)

Abgrundtiefer Hass oder rasende Wut werden auf Dauer vor allem die Selbstzerstörung einleiten...
Das kann also nicht der richtige Weg sein. (Zumal jeder Mensch das Recht hat glücklich zu werden.)

Rache zu üben befriedigt vielleicht die eigenen Bedürfnisse, schürt aber den Hass der Gegenseite...
Das kann also auch nicht der richtige Weg sein.

Der einzige Ausweg aus dem Dilemma ist Vergebung zu üben: Einerseits für selbst gemachte Fehler um Verzeihung bitten können... Andererseits auch anderen Menschen für ihre Fehler verzeihen können...
Vergebung zu üben oder zu erbitten ist schwierig. Je nachdem was vorgefallen ist, erscheint sie manchmal unmöglich zu sein. Schafft man es aber dem "Feind" zu verzeihen, hat man eine wichtige Lektion im Leben bewältigt. (Vielleicht sogar die wichtigste...)

Man hat sich selber befreit und kann (vielleicht) wieder von vorne anfangen. Der Hass hat ein Ende gefunden. Die Gewaltspirale ist durchbrochen. (Z.B. die Menschen im "Nahen Osten" wären froh, wenn es endlich Frieden geben würde.) Natürlich wird man dadurch nicht berühmt werden. Natürlich bekommt man keinen Preis verliehen. Vielleicht erhält man obendrein den Ruf eines "Feiglings". Aber man wird auf andere Weise vielfach entlohnt... Nur das muß jeder für sich selbst herausfinden.

Der Weg Vergebung zu üben ist der allermutigste und schwierigste von allen. Vielleicht ist das die schlüssigste Antwort, die ich Momentan geben kann.

LG :kiss3:
Toffifee
 
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Toffifee, deine Antwort ist nicht schlecht... Ich bin auch deiner Meinung, und das schon seit langem.. Dennoch versuche ich auch Menschen zu verstehen, die anderer Meinung sind.. Mag sein, dass ich das Kapitel Rache / Vergeltung und damit verbunden Vergebung / Versöhung schon karmisch gemeistert habe... Jedenfalls ist Rache für mich immer mehr Hass als Liebe... Und jetzt, wo ich in einer schwierigen Situation bin, die damit zusammenhängt, beschäftigt mich das Thema umso mehr... Bin gespannt auf weitere Beiträge, vielleicht auch mal von Menschen die das anders sehen..
 
nocoda schrieb:
In wie weit man einem Menschen verzeihen kann, der einem Gewalt angetan hat, kann ich jetzt aus mir heraus nicht sagen.
Vielleicht ist auch verzeihen und Gnade zeigen etwas unterschiedliches.


Das ist ein guter Gedanke! "Gnade zeigen" hat zwar einen religiösen Touch, aber Gnade verstehe ich auch so, daß man Dinge manchmal einfach auf sich beruhen lassen muß. Das ist nicht das Selbe wie verzeihen - manche Dinge sind schlicht unverzeihlich.


Toffifee schrieb:
Abgrundtiefer Hass oder rasende Wut werden auf Dauer vor allem die Selbstzerstörung einleiten...
Das kann also nicht der richtige Weg sein. (Zumal jeder Mensch das Recht hat glücklich zu werden.)

Kann ich nur bestätigen. Es beginnt bereits da, wo mir das hassenswerte Objekt meine Gedanken raubt. Bsp.: als schwer mißhandeltes Kind hat man später ja so einige Bürden abzutragen. Daß das mit Haß einhergeht ist logisch und eigentlich auch nicht verkehrt, solche starken Gefühle beinhalten ja auch eine Menge Lebensenergie, die einem helfen, sich selbst nicht aufzugeben.

ABER: der Gedanke an Rache, der solchen Haß begleitet, bindet auf der anderen Seite auch wieder Energien, die man eigentlich zur eigenen Weiterentwicklung dringend braucht.

Ich bin in einer renommierten, öffentlichen Institution aufgewachsen. Entgegen den schöngezeichneten Werbeschriften war meine Zeit dort Terror und Gewalt, ich habe sie eben so überlebt. Die Folge war buchstäblich Lebens-Unfähigkeit, schwerwiegende Traumata usw. - soll heißen, mein Denken und Fühlen konnte irgendwann nur noch um die Dinge kreisen, die man mir zugefügt hatte und die mich vor Alpträumen, Depressionen, Panikzuständen usw. nicht mehr zur Ruhe kommen ließen. Und in dieser Zeit hat mir der Haß auf diejenigen, die das zu verantworten haben, am Leben gehalten (neben meiner Angst vor der "Hölle" natürlich). Ich dachte mir oft, wenn ich mich jetzt umbringe, dann haben "DIE" doch noch gewonnen - sowas gibt Power. Nur: immer wieder gibt es im TV Werbespots oder Sendungen zugunsten dieser Institution. Und wenn ich sowas sah, war ich über Stunden wie gelähmt, konnte mich nicht bewegen und hatte das Gefühl, es müßte mich von innen heraus zerreißen. Ich SAH förmlich die ganze Welt in Flammen aufgehen, so entsetzlich war mein Haß und mein Wunsch nach Rache. Heißt: diese Rachegelüste haben vor allem mich selbst beeinträchtigt - diejenigen, denen mein Haß galt, haben davon ja nichts mitbekommen.

Rache zu üben befriedigt vielleicht die eigenen Bedürfnisse, schürt aber den Hass der Gegenseite...
Das kann also auch nicht der richtige Weg sein.

Der Haß der Gegenseite wäre mir damals eigentlich egal gewesen. Haß verstellt die Sicht auf die Zukunft, zumindest meiner Erfahrung nach. Hätte ich mich rächen können, wäre ich nicht "satt" geworden, das weiß ich. Insofern "befriedigt" Rache keine eigenen Bedürfnisse.


Der einzige Ausweg aus dem Dilemma ist Vergebung zu üben: Einerseits für selbst gemachte Fehler um Verzeihung bitten können... Andererseits auch anderen Menschen für ihre Fehler verzeihen können...
Vergebung zu üben oder zu erbitten ist schwierig. Je nachdem was vorgefallen ist, erscheint sie manchmal unmöglich zu sein. Schafft man es aber dem "Feind" zu verzeihen, hat man eine wichtige Lektion im Leben bewältigt. (Vielleicht sogar die wichtigste...)

Hört/liest man oft. Mir fällt dazu immer noch keine endgültige Antwort ein. Mein "Jetztstand" sagt: manche Dinge sind für mich un-verzeihlich. Überhaupt bin ich kein Mensch, der leicht verzeiht. Früher dachte ich oft, ich müsse verzeihen lernen um lebensfähig zu werden. Jetzt bin ich lebensfähig, aber AUCH dadurch, daß ich den Anspruch auf's Verzeihen-Können irgendwann aufgegeben habe.

Schwierig zu erklären. Will sagen: Dinge, die man verstehen kann, bedürfen für mich keiner "Verzeihung", sie lassen sich in mein Weltbild und mein Selbstverständnis integrieren. Dinge, die ich nicht verstehen kann - z.B. wie Menschen einen anderen lachenden Gesichts quälen und verhöhnen - kann und will ich nicht verzeihen. Das "beste" Erreichbare daraus ist für mich dann, den Haß loszulassen und zu lernen, daß nicht alles, was einem begegnet, verstehbar sein kann. Daraus resultiert irgendwann vielleicht eine Art Gelassenheit.

Der Weg Vergebung zu üben ist der allermutigste und schwierigste von allen.

Vor allem der schwierigste. :rolleyes:

LG, rince :zauberer1
 
Hi, liebe rincewind! :)

rincewind schrieb:
Hört/liest man oft. Mir fällt dazu immer noch keine endgültige Antwort ein. Mein "Jetztstand" sagt: manche Dinge sind für mich un-verzeihlich. Überhaupt bin ich kein Mensch, der leicht verzeiht. Früher dachte ich oft, ich müsse verzeihen lernen um lebensfähig zu werden. Jetzt bin ich lebensfähig, aber AUCH dadurch, daß ich den Anspruch auf's Verzeihen-Können irgendwann aufgegeben habe
Wenn Du einem anderen Menschen verzeihst, mußt Du es ihm ja nicht unbedingt mitteilen. ;) Du machst es dann, weil es Dir hilft Deinen "inneren Frieden" wieder zu erlangen. Also aus rein egoistischen Motiven... :)

Ich denke, daß Hass und Wut normale menschliche Gefühle sind, die man auch nicht verurteilen sollte. Es mag sein, daß in bestimmten Situationen (z.B. gerade wenn man gequält wird) die aufgestaute Wut dazu führt "aufzustehen" und sich zu verteidigen. Ich denke richtig schädlich wird der Hass nur dann, wenn er zu einem Dauerzustand wird. Oder aber wenn der Hass tatsächlich "auslöschen", "tilgen", oder "vernichten" will.

@all:
Eine Diskrepanz läßt sich auch zwischen Hollywood-Filmen und der Realität erkennen... In Filmen gibt es oft nur eine einzige Rechtfertigung Menschen möglichst blutig und effektvoll abzuschlachten: Nämlich aus der Motivation Rache zu nehmen. (Siehe dazu bitte Kill Bill 1+2 :clown: ) Interessant dabei ist, daß wir uns schon so daran gewöhnt haben, daß es uns nicht mehr sonderlich stört. Natürlich gibt es auch Racheakte in der Realität... aber der "normale Bürger" nimmt davon eher Abstand. Es mag daher sein, daß der Erfolg dieser Filme gerade darauf beruht, daß eine dunkle Seite von uns angesprochen wird. Eine Seite, die wir in der Realität nicht ausleben können, weil wir uns an Gesetze halten müssen.

Liebe Grüße :kiss3:
Toffifee
 
Hallo
naja, scheint ja ne lustige diskussion zu sein, aber ich fand die frage interessant und ich bin der meinung, dass es kein recht auf rache gibt.
und sie macht auch in echt keinen sinn. und es ist nicht fruchtbar. lernen und besser sein. gute alternative.
gruß merry
 
Moinmoin :)

Toffifee schrieb:
Oder aber wenn der Hass tatsächlich "auslöschen", "tilgen", oder "vernichten" will.


Ich stelle mir gerade vor, wie "absolut" wir über bestimmte Dinge diskutieren. Dabei sind Gefühlsregungen - auch Haß zum Beispiel - doch immer nur ein "Ausschnitt" von etwas. Klar kann er sich umfassend und absolut anfühlen, aber er ist doch niemals die ganze Person, die dieses Gefühl hat.

Wenn man also akut so sehr haßt, daß man vernichten will - dann tun wir's in der Regel doch nicht, und das aus gutem Grund. Wir haben i.d.R. genügend "Instanzen" in uns (Selbsterhaltungswille, anerzogene Hemmschwellen, Mitgefühl usw.) die es bei Vernichtungsphantasien beläßt.

Und wenn man mal genau hinguckt: je größer das Gefühl der Ohnmacht, umso mörderischer diese Vernichtungsphantasien. Gar nicht so schlecht, finde ich :)

LG, rince :zauberer1
 
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Hi, rincewind! :)

rincewind schrieb:
Ich stelle mir gerade vor, wie "absolut" wir über bestimmte Dinge diskutieren. Dabei sind Gefühlsregungen - auch Haß zum Beispiel - doch immer nur ein "Ausschnitt" von etwas. Klar kann er sich umfassend und absolut anfühlen, aber er ist doch niemals die ganze Person, die dieses Gefühl hat.
Du hast recht, daß der Mensch in den seltensten Fällen nur noch aus Hass besteht. Wenn es also ein "zivilisierter" Mensch ist, kann er durchaus Hass gegen einen anderen Menschen, Tier, Institution, etc. empfinden. Da er sich aber in einem sozialen Gefüge aufhält, werden negative Emotionen kompensiert oder kommen nicht zum Ausbruch. Eben weil er Freundschaften unterhält oder seinem Gewissen verpflichtet ist.

Andererseits gibt es auch extreme Beispiele von Menschen, die sich außerhalb dieser Normen aufhalten. (Z.B. Kriegsveteranen, die als Soldaten töten mußten um zu überleben; Kinder, die schwer sexuell mißbraucht worden sind; etc.) Ich kann mir schon vorstellen, daß sich der Hass gegen das "gewöhnliche" soziale Umfeld richten kann. Ein "soziales Umfeld" das es eben zugelassen hat, daß so schreckliche Dinge geschehen konnten. (Unabhängig ob es sich dabei "nur" um die eigentlichen Täter handelt.) Rache wird dabei Mittel zum Zweck. In solchen extremen Fällen können nur noch Psychologen helfen, diese schweren Traumata zu überwinden.

Liebe Grüße :kiss3:
Toffifee
 
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