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Warum wurde der Mensch am letzten Tage erschaffen?
Damit man ihm, wenn ihn der Stolz packt, sagen kann:
Die Mücke ging dir in der Schöpfung voraus.


Talmud
 
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Sterblicher Mensch

Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt,

* der weiß, was es in seinem Leben alles zu reparieren gilt;
* der weiß, welche Aufgaben er in seinem Leben noch erfüllen muss;

* der weiß, wann er repariert hat, was es für ihn zu reparieren galt;
* der weiß, wie und wann er sterben wird.

Demnach ist es für jeden ratsam, sich die Tatsache seines Todes stets vor Augen zu halten, so wie es bereits der weise König Salomon einst sagte: „Es ist besser in ein Haus von Trauernden zu gehen, als in das Haus eines Festmahls, da in dem Haus der Trauernden das Ende aller Menschen liegt. - Und der Lebende nehme sich das zu Herzen.“

König Salomon wollte damit zum Ausdruck bringen, dass ein Mensch aufgrund solch eines Besuches dazu angeregt wird, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Der Wahrheit dass er kein Superman ist und folglich - so wie jeder andere auch - eines Tages einmal sterben wird. Allerdings beobachten wir, dass der Großteil der Menschheit, trotz der ständigen Konfrontationen mit dem Tod oder sogar mit Beerdigungen, sich gedanklich nicht, mit dem Ende oder dem Sinn, Zweck und Grund der menschlichen Erschaffung beschäftigt. Das Maß an Blindheit wird diesbezüglich von einigen Ärzten und Krankenschwestern gesprengt, da diese tagtäglich den Tod in seiner Hülle und Fülle vor Augen haben und sich trotzdem nicht angesprochen fühlen, so als ob sie unsterblich wären. Das führt wiederum bei einigen unter ihnen zu extrem überzogener Arroganz und Gottesverleumdung. Doch auf dem Gipfel der Blindheit - die alles andere übertrifft - stehen zweifellos die Bestatter. Sie beerdigen eigenhändig unzählige Menschen und lassen sich trotz dieser Tatsache vom absurden Mechanismus der Zeitvertreibung und Zeitvergeudung dieser Welt anstecken! Und weshalb? Da sie sich ihr eigenes Ende nicht vor Augen halten und sich aufgrund dessen auch nicht für den Sinn, Zweck und Grund ihrer Erschaffung interessieren.

Nun ist es auch verständlich, weshalb König Salomon bei seinem weise gesprochenen Satz hinzufügte: „...- Und der Lebende nehme sich das zu Herzen.“ Er wollte damit unmissverständlich klar machen, dass ein Mensch, der das Haus von Trauernden betritt, sich die unabwendbare Tatsache des Todes ins Herz legen muss. D.h., dass er dadurch in solch eine bedrängende Situation kommt, bis er selbst zu sich spricht: „Auch ich werde eines Tages einmal sterben!“ - „Auch um mich wird man eines Tages einmal trauern!“

Ein Mensch, der diese Gedanken nicht unmittelbar bei oder nach einer Beerdigung oder einem Besuch im Haus einer trauernden Familie hat, verschläft regelrecht sein gesamtes Leben. Solch ein Mensch stolziert mit geschlossenen Augen in der Gegend herum ohne jemals zu verstehen, um was es im Leben eines Menschen wirklich geht. Daran würde auch nicht dessen Besuch auf allen Beerdigungen und allen Trauerhäusern rund um den Globus etwas ändern. Schlafmütze bleibt Schlafmütze. Folglich sagte König Salomon, der Lebende nehme sich das zu Herzen! Denn ein Mensch ist nur dann lebendig, wenn er der Wahrheit ins Auge blickt. Der Wahrheit, dass auch er eines Tages einmal sterben wird. Allerdings dürfen diese Gedanken einen Menschen nicht in Form der Angst oder Furcht beschäftigen! Im Gegenteil, sie sollen ihn ausschließlich zu einem ernüchternden Blick auf diese Welt führen: „Was mache ich überhaupt auf diesem Globus!? Man kann es drehen und wenden wie man will, ich werde - wie dem auch sei - eines Tages einmal sterben! Folglich nützt es mir gar nichts, wenn ich mir in meinem Leben einen außergewöhnlichen Ehrenposten erarbeite, da ich am Ende auf jeden Fall sterbe. Das Gleiche gilt für all den Reichtum dieser Welt. Was nützt er mir schon, wenn ich am Ende sterbe?“... . Auf diesem Weg wird ein Mensch mit Sicherheit die notwendige Schlussfolgerung ziehen, nämlich dass es einen Schöpfer dieser Welt gibt. Infolgedessen wird ein kluger Mensch sich mit seinem Schöpfer auseinandersetzen, indem er Ihn bittet: „Verrate mir, weshalb und wofür Du mich erschufst! Verrate mir, was Du von mir erwartest oder welche Aufgaben ich auf dieser Welt erfüllen muss!“

Der vorübergehende Weg

Ab dem Augenblick, an dem sich ein Mensch die Tatsache seines Todes vor Augen hält, fällt das gesamte Lügengebilde dieser Welt in sich zusammen. D.h., dass es nichts mehr auf diesem Planeten gibt, was ihn hinters Licht führen kann! Demnach geht es solch einem Menschen, der sich dessen bewusst ist, dass er eines Tages einmal sterben wird, schlichtweg nicht in den Sinn, seine Kräfte und Energien in etwas Vorübergehendes bzw. Vergängliches zu investieren. Solch ein Mensch sieht die Welt aus glasklarer Perspektive und würde sich deshalb auf keinen Fall dazu bereit erklären, das wohl Wertvollste, was er auf diesem Globus besitzt, zu verschwenden - seine Zeit! Die Zeit ist wahrlich das Kostbarste, was ein Mensch auf dieser Erde besitzt, da niemand weiß, wann seine Zeit abgelaufen ist. Sogar ein Leben eines in die Jahre gehenden Menschen gleicht bei genauerem Hinsehen lediglich einem vorübergehenden Schatten. Nicht mehr und nicht weniger. Folglich investiert ein kluger Mensch sowohl seine Kräfte als auch seine Zeit in ewig währende Dinge, und nicht etwa in eine Momentaufnahme, deren Ende sich von Sekunde zu Sekunde nähert.

Infolgedessen ist der Genuss jeden Augenblicks dieses Lebens somit dem Menschen der versucht, sich mit begeistertem Engagement seinem Sinn, Zweck und Grund des Lebens zu nähern, versprochen! Solch einem Menschen interessiert es überhaupt nicht, an welchem Tisch er isst oder in welchem Bett er schläft. Die einzige Sache, der er Wichtigkeit zuschreibt, ist der Weg, mittels dem er am schnellsten und effektivsten seinen Schöpfer kennen und schätzen lernen kann, um somit den Sinn, Zweck und Grund seines Lebens zu finden.

Den Menschen, die hingegen ihren gesamten Ehrgeiz in weltliche Dinge investieren, bleibt der immer anhaltende Genuss dieses Lebens verborgen, da sie bei jeder Kleinigkeit, die nicht nach Plan verläuft, sofort explodieren. Des Weiteren entwickeln sie sich zu absoluten Charakterschweinen, da sie für die Erfolgserlangung zum einen dazu bereit sind, über Leichen zu gehen, und zum anderen dazu bereit sind, unbeschreibliche Qualen in Kauf zu nehmen. Demnach wird ihr Lebensinhalt von der Hektik, von Schwierigkeiten und von Problemen bestimmt. Und dies führt wiederum dazu, dass sie jeden Tag aufs Neue rastlos ihrer Bequemlichkeit und dem Ziel „ihrer“ Träume nachlaufen, ohne dabei zu bemerken, dass dies in Wirklichkeit ein absoluter Albtraum ist. Ein Albtraum, der sie am Ende - wie man es auch dreht - mit nichts und wieder nichts dastehen lässt. D.h., dass die meisten von ihnen in der Realität ihr Leben regelrecht verblödeln, ohne jemals etwas zu erreichen, und dass der andere Teil sozusagen bekommt, was sie erstreben - den Traumjob, die Anerkennung, das Traumauto, das Traumhaus usw. Doch irgendwann werden auch sie verstehen, dass das Streben und die Anbetung nach Materiellem geradewegs in den Abgrund führt. In der Regel fällt ihnen dies spätestens an dem Tag auf, wenn G-tt sich entschließt, dem Leben eines Menschen ein Ende zu setzen und ihn mit leeren Händen aus seinem Leben zu nehmen. Dabei lässt ein Mensch alles auf der Erde zurück: Die Ehre, die in Wirklichkeit nur aus einem Haufen Heuchelei bestand, das Geld, den Ruhm usw.

Man sieht, dass aus all dem Gesagten die eindeutige Erkenntnis heraus sticht, dass ein Mensch, der seine gesamte Tatkraft ausschließlich in ein Leben auf dieser Welt steckt, als zweifacher Verlierer hervorgeht. Erstens verliert solch ein Mensch aufgrund seines Lebensinhaltes, der in Wirklichkeit alles andere als einem erfüllten Leben gleicht, bereits lange vor seinem Tod sein wahres Leben! Und zweitens verspielt sich solch ein Mensch aufgrund seiner inhaltslosen Lebensführung die kommende Welt, um die es ja letztendlich nur geht!

Ein Mensch, der hingegen seine gesamte Tatkraft in den Sinn, Zweck und Grund seines Lebens steckt, wird als doppelter Sieger hervorgehen! Erstens gewinnt er das Leben in der kommenden Welt! Und zweitens gewinnt er sogar das wahre Leben auf dieser Welt, d.h. ein Leben ohne Sorgen und Kummer! Ein Leben voller Glück und Freude! Ein Leben, in dem es an nichts Wesentlichem fehlt! Dieses gute Leben wurde ihm ermöglicht durch die Kraft- und Zeitinvestitionen in den Lebenssinn!

Auszug aus dem Buch von Rabbi Schalom Arusch
 
.... wunderbar !!! Vielen Dank für die Geschichten - haben mal wieder die grauen Zellen angeregt und Reisen ins Innere provoziert ... gibt es ein Buch darüber ???:danke:
 
"If you don't know yourself, you don't know anything"


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It is a greater pleasure to love than to be loved. So why spend so much energy on gaining the approval of others? Work on loving them instead.

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The essence of wisdom is to know yourself.

(Rabbi Noah Weinberg)



Das finde ich wirklich wundervoll, habe ich schon mal mit etwas anderen Worten woanders gelesen und es stimmt einfach.

Aber alle diese Geschichten treffen es genau richtig auf den Punkt, alle Weisheiten kann man für das Alltägliche wunderbar anwenden.
 
.... wunderbar !!! Vielen Dank für die Geschichten - haben mal wieder die grauen Zellen angeregt und Reisen ins Innere provoziert ... gibt es ein Buch darüber ???:danke:

Bitteschön :) Freut mich!

Von den Erzählungen der Chassidim gibt es ein Buch von Martin Buber.

Die geschichten des Baal Shem tov gibt es bei amazon oder ein paar Geschichten auch im Internet.
 
Du, als ein Individuum,” sagten die chassidischen Weisen, “bist besonders, einmalig und vollkommen unentbehrlich. Kein lebender Mensch, keine Person die jemals gelebt hat und keine Person die jemals leben wird, kann die spezifische Rolle in Gottes Schöpfung erfüllen, die dir anvertraut wurde.
 
Happiness is not a happening; it's a state of mind. You can have everything in the world and still be miserable. Or you can have relatively little and feel unbounded joy.

As the Talmud says, "Who is rich? The one who appreciates what he has" (Ethics of the Fathers, 4:1).

Rabbi Noah Weinberg
 
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