Quer durch Irland - damals zu Beginn der Unruhen

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Mein dritter Besuch
Es war im Jahre 1982, dass ich zum dritten Mal Nordirland besucht habe.

Diesmal nicht per Anhalter oder per Zug, sondern mit eigenem Auto. Und auch mit eigener Frau, übrigens.

Schon an der Grenze war zu merken, dass wir in ein Krisengebiet einreisten: Unser Auto musste durch eine Art Röntgenapparat hindurch - es wurde auf Bomben getestet!
Ich kann mich noch erinnern, dass der britische Soldat, der uns dabei einwies, fließend Deutsch sprach.
Ich nehme an, dass er diese Sprache bei seinem Dienst in der Rheinarmee gelernt hat.
Und ich kann mir vorstellen, dass er wohl lieber weiter in Nordrhein-Westfalen weiter Dienst getan hätte, als in Nord-Irland!

Aber ich habe ihn nicht gefragt .....

So kamen wir nach Londonderry aka Derry.
Für die Protestanten Londonderry, für die Katholiken Derry.
Sicher einer der wenigen Städte dieser Erde, die einen unterschiedlichen Namen haben - je nachdem, ob man protestantisch oder katholisch ist.
 
Von Londonderry aka Derry ist mir noch lebhaft ein kleines Detail in Erinnerung: Unsere Fahrt durch das mittelalterliche Stadttor.

Es war an einem Sonntag, und die Stadt war völlig ausgestorben. Die Bewohner waren anscheinend bei dem schönen Wetter alle ausgeflogen, zum Beispiel ans nahe Meeer. Dort hatten wir bei der Anfahrt ein friedliches Bild gesehen: Fröhliches Strandleben.

Bei der Anfahrt zum Stadttor hin sahen wir dagegen was anderes:

Aus einem Fenster im Turm richtete sich ein metallisch glänzendes Objekt auf uns. Vielleicht ein Fernrohr, vielleicht auch der Lauf einer Maschinenpistole. Das war nicht so genau zu erkennen. Und der Mensch, der Fernrohr oder Maschinenpistole in der Hand hielt, war unsichtbar - nur eine dunkle Fensterhöhle war zu sehen.

Und dieses metallische Objekt blieb auf uns gerichtet und folgte unserem Weg, bis wir schließlich durch das Stadttor hindurchgefahren waren. Eine etwas unheimlich Atmosphäre! Unser Auto war das einzige weit und breit, kein Mensch war auf den Straßen. Wir waren allein mit einem unsichtbaren Beobachter, der uns aus dem Verborgenen - aus dem Turm des Stadttores heraus - überwachte.

Nicht viel anders als wie wohl auch im Mittelalter ein anrückender Feind von einem Türmer aus dem Stadttor heraus beobachtet wurde. Gelebtes Mittelalter!
 
Im übrigen blieb unsere Zeit in Nordirland friedlich. Belfast besuchte ich dieses mal nicht.

Wir blieben zwei oder drei Tage in einem einsam gelegenen farm house mit bed & breakfast. In idyllisch grüner Landschaft.

Ja, auch das ist Nordirland: ein friedliches Feriengebiet. Unsere Wirtin bat uns, das doch in Deutschland auch weiterzuerzählen: Dass es eben in Nordirland auch friedliche Gebiete gebe. Nur ein "army van" käme täglich mal vorbei, um nach dem Rechten zusehen. Ein Militärfahrzeug der leichteren Bauart also.

Aber Bomben und so, Schießereien und so weiter .... also das gäbe es hier auf dem flachen Land jetzt nicht so direkt .... also nicht, dass sie jetzt grad was davon wüsste .....

Muss ja auch nicht sein, oder?

Braucht man nicht so wirklich ....
 
Und noch ein eher friedliches Erlebnis in Nordirland: Wir gingen damals den "Giant's Causeway".

Auch dort kann man etwas beunruhigende Augenblicke haben, wenn man auf schmalstem Pfade auf halber Höhe über dem Meer einen steilen Felsabhang entlangwandert, in der ständigen Gefahr, ins Meer zu stürzen.
 
Wir marschierten dann aber nicht den "Giant's Causeway" entlang bis Schottland, sondern nahmen die Fähre Larne - Stranraer.
Eine Fähre, die dann im Meer versank.

Glücklicherweise aber erst ein paar Wochen, nachdem sie uns sicher nach Schottland gebracht hatte.
Sonst hätten wir vielleicht dieses Erlebnis nicht haben können: "Bei Anruf Mord!"
 
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