Psychosomatik (war: Wunderheilungen...)

Ottokar

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Hallo allerseits,

das rege Interesse an den Wunderheilungen bzw. Spontanremissionen verleitet mich zu folgendem Beitrag:

Bei den koronaren Herzkrankheiten (immerhin neben Krebs eine der heute häufigsten Krankheiten) ist der Zusammenhang mit Depression noch viel deutlicher.

(www.neuro24.dePsychiatrie, Seite 9)
"Dass ein schlimmes Ereignis einem buchstäblich das Herz brechen kann, ist im Volkmund lange bekannt, hat aber in der Medizin bisher zu wenig Konsequenzen geführt. Wie bedauerlich wahr dieser Spruch ist, beweisen leider inzwischen viele Studien. Konsequenzen dahingehend, Depressionen auch als Risikofaktor für Herzkreislaufkrankheiten zu behandeln, wurden bisher nur wenig ergriffen. Etwa die Hälfte aller Depressionen im Zusammenhang mit einer koronaren Herzerkrankung begann in einer Studie vor auftreten der akuten KHK. Depressionen sind nach den Ergebnissen von mehreren aktuellen Studien unzweifelhaft ein Risikofaktor für den Herztod. Dies sowohl bei bisher Herzgesunden wie auch im Verlauf einer Herzkrankheit. Eine jetzt veröffentlichte Studie3 zum Thema ist Anlass nochmals zu berichten. 2847 Männer und Frauen zwischen 55 und 85 Jahren wurden 4 Jahre beobachtet. Ziel der aktuellen Studie war auch herauszufinden, ob die Erhöhung des Sterblichkeitsrisikos überwiegend für bereits herzkranke Patienten oder generell für depressive Patienten relevant ist. Aus dieser Fragestellung ergeben sich Hinweise auf die Ursachen der erhöhten Sterblichkeit. Die Hoffnung ist diejenigen depressiven Patienten herauszufinden, die das höchste Risiko haben, um so eine besser Vorbeugung treffen zu können".

Auf der gleichen Seite finden wir unter anderem das hier:

Prävalenz der Depression
bei organischen Erkrankungen
Erkrankung Prävalenz (%)
Krebs 17-46
Chronic fatigue Syndrom
Chronische Schmerzen
Koronare Herzerkrankung
Cushing- Syndrom
Demenz
Diabetes mellitus
Epilepsie
Haemodialyse
HIV Infektion
Chorea Huntington
Hyperthyreose
Multiple Sklerose
Morbus Parkinson
Schlaganfall 20-38

Ich habe nur die Prozente für Krebs und Schlaganfall eingetragen, weil ich mit HTML unsicher bin, ob ich nicht öffentliches Ärgernis errege.

Schönen Gruß
Otto
 
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Zitat von LeBaron
Aufmerksamkeit ist ein "psychischer Faktor"? Was ist das überhaupt?

Mit solchen Parametern charakterisiert man die Psyche. Aufmerksamkeit ist ein Merkmal des Gesunden. Der Demente kann zum Beispiel völlig unaufmerksam sein. Die Aufmerksamkeit ist also an sich nicht "krank", sondern nur die Überschrift. Aufmerksam sind schon gesunde Babys.

So ähnlich ist es auch mit der Angst. Angst ist eine Eigenschaft des Gesunden. Sie warnt ihn gewissermaßen davor, sich in Gefahr zu begeben. Manchmal muß der Gesunde aber auch seine Angst überwinden. Das ist gewissenmaßen eine Risiko-Nutzens-Abwägung des Gesunden.

Der krankhaft Ängstliche hat aber zum Beispiel ungegründet Angst vor Höhe. Er mag vielleicht nicht über eine Brücke gehen oder auf einen Felsen kletttern, auch wenn das völlig ungefährlich ist. Ein prominenter Angstkranker war übrigens Goethe.

Krankhaft wird Angst, wenn dadurch das normale Zusammenleben mit anderen Menschen verhindert wird. Paranoia ist beispielsweise eine Angstkrankheit.

Psychosomatisch kann krankhafte Angst ein Risikofaktor für organische Krankheiten werden. Imho könnte beispielsweise das zelluläre Immunsystem (etwa "Fresszellen") durch angsthafte Verkrampfungen behindert werden. Bei Depressionen kann die typische flache Atmung bekanntlich zur Chronischen Respiratorischen Azidose ("Übersäuerung") führen. Am Herz könnte die koronare Durchblutung leiden. Fachleute wisssen das besser als ich... Ich opfere mich bloß mühsam, weil sich keine Fachleute melden, denen wir andächtig lauschen können.

Für den Normalverbraucher genügt es imho zu wissen, daß krankhafte Angst und Depression erfahrungsgemäß zu körperlichen Schäden führen können, darunter, zumal wenn es noch andere schädliche Einflüsse gibt, zu Krebs.

Gruß
Otto
:schaf:
 
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Ok, dann will ich auch mal *ärmelaufkrempel*

Die Forscher um Thaddeus Pace von der Emory-Universität in Atlanta setzten 28 Männer während zwanzig Minuten Stress aus. Die Hälfte der Probanden war gesund, die andere Hälfte stark depressiv. Vor und nach der Behandlung entnahmen die Wissenschaftler den Männern Blutproben und untersuchten diese auf zwei Stoffe, die bei einer Entzündung gebildet werden: das Interleukin-6 und der Faktor Kappa B.

Der Stress löste zwar bei allen Probanden eine Entzündungsreaktion aus, stellten die Forscher fest. Bei den an Depressionen leidenden Versuchsteilnehmern jedoch stiegen die Werte des Interleukin-6 und des Faktors Kappa B deutlich stärker an als bei den gesunden. Alle depressiven Probanden hatten zudem in ihrem bisherigen Leben mehr stressvolle Erfahrungen gemacht als ihre Versuchskollegen. Die persönliche Lebensgeschichte dürfte daher zur Entwicklung einer starken Depression beitragen, folgern die Forscher.

Entzündungsreaktionen sind zwar unerlässlich, um bakterielle und virale Infektionen zu bekämpfen. Eine Überreaktion des Immunsystems jedoch kann schädlich sein. So lassen Studien vermuten, dass sie eine Rolle bei Herzkrankheiten, Krebs oder Diabetes spielt. All diese Krankheiten stehen auch im Zusammenhang mit Depressionen. Ziel der Wissenschafter ist es nun, mögliche Angriffsstellen im Immunsystem zu finden, um starke Depressionen besser zu behandeln und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit möglichst gering zu halten.

Quelle: http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=269301
Thaddeus Pace (Emory-Universität, Atlanta) et al.: American Journal of Psychiatry, Bd. 163, S. 1630

ddp/wissenschaft.de – Katharina Schöbi

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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