Protokoll eines Erstarrten

@Mondkatze82
Ich denke das mittlerweile auch. Erfahrene Vipassana- und Yogalehrer haben mal zu mir gesagt, ich hätte nur zwei Optionen: Komplettes Grounding mit großem Abstand zu kontemplativen, bewusstseinsverändernden Praktiken oder mit ganzer Kraft und Entschlossenheit praktizieren, kontemplieren und so weiter. Da ich zweiteres nicht durchgehalten habe, möchte ich mich grounden.

Der Hund, der zu mir gehörte, ist letztes Jahr mit 17 Jahren gestorben. Die letzten Jahren war er sehr vom Alter geprägt, sodass lange Spaziergänge und was man mit Hunden so unternimmt nicht mehr ohne weiteres möglich waren. Danach brauchte ich eine Weile zum Trauern. Vor Kurzem war ich wieder im Tierheim und habe mich umgeschaut. Leider war kein Tier dabei, das zu mir passt. Wenn ich einen Hund finde, der passt, nehme ich ihn auf. Da hast du nämlich ganz recht, dass Hunde geerdete Wesen sind!

@Luckysun Ich weiß nicht, wie ich eine PN schicken kann. Kannst du mich zu einer Unterhaltung einladen? Danke!

@Garfield
Ich meinte auch keine "genuine Erfahrung von Erwachen" gemacht zu haben. Ich habe lediglich "Leere" in allem wahrgenommen. Diese Erfahrung begegnet m.W.n. jedem, der entsprechend lange Vipassana praktiziert. Der Zustand wird als Bhaya nana bezeichnet (gm. der Visuddhimagga):

6. Bhaya nana

The sixth stage of knowledge is bhaya nana or "knowledge of the appearance as terror." The following characteristics can be observed:

  1. At first the meditator acknowledges objects, but the acknowledgements vanish together with consciousness.
  2. A feeling of fear occurs but it is unlike that generated by seeing a ghost.
  3. The disappearance of nama and rupa and the consequent becoming nothingness induce fear.
  4. The meditator may feel neuralgic pain similar to that caused by a nervous disease when he is walking or standing.
  5. Some practitioners cry when they think of their friends or relatives.
  6. Some practitioners are very much afraid of what they see even if it is only a water jug or a bed post.
  7. The meditator now realizes that nama and rupa, which were previously considered to be good, are completely insubstantial.
  8. There is no feeling of happiness, pleasure or enjoyment.
  9. Some practitioners are aware of this feeling of fear but are not controlled by it.

Ich wäre froh, wenn du kurz erörtern könntest, wie und wo du Erfahrungen gemacht hast. Im Vipassana scheinst du dich nicht auszukennen. Sämtliche Vipassana-Lehrer, die mir in den letzten Jahren begegnet sind, haben mir o.g. Zustände als typisch bestätigt und mir mitunter von ihren Ängsten berichtet. Das scheint also nicht "irgendwas Abgefahrenes" gewesen zu sein, weil ich von Tuten und Blasen keine Ahnung gehabt hätte, sondern ein gängiges Phänomen. Und vielleicht nochmal dieses: Ich bin mitnichten blutiger Anfänger. Ich habe Yogaashrams bewohnt, in denen ich eine ganze Palette von Versenkungspraktiken erlernte, habe von 2009 bis 2015 fünf Vipassana-Retreats gemacht, die zwischen 10 und 14 Tagen dauerten und u.a. vollständiges Schweigen bedeuteten, habe daneben über Jahre täglich mehrere Stunden meditiert, kurzweilig in Theravada-Waldklöstern mit Mönchen und Nonnen gelebt, während meines Studiums Exportmodule in Buddhologie belegt, Vorträge über Buddhismus und Meditation gehalten und eine Achtsamkeitsgruppe betreut, in der jeder vorgibt, profitiert zu haben. Ich bin also kein Greenhorn, das orientierungslos umhertappt und sich einbildet, erleuchtet worden zu sein. Mir ist klar, was mein Ergeiz angerichtet hat. Mir ist klar, dass ich mehrfach schwer traumatisiert wurde. Außerdem gehe ich davon aus, dass ich an einer narzistischen Persönlichkeitsstörung leide (Selbst-Verdachtsdiagnose).

Das, was du über den Wind und Erdung schreibst und wie du den Abgrund darstellst, finde ich total wertvoll. Und ich halte mich dran. Aber ich bin nicht einverstanden damit, als Opfer eines uralten, sehr effizienten und weltweit erfolgreich angewandtem Vehikel zur Entwicklung von Weisheit dargestellt zu werden. Mögen die Goenka-Kurse zu heftig sein und nichts für Menschen mit psychischen Störungen. Die Erfahrung von Bhaya nana habe ich in einem winzigen Retreat mit drei Leuten unter der Anleitung einer deutschen Vipassanalehrerin, die darüber hinaus seit Jahrzehnten Psychotherapeutin ist, gemacht. Sie hat mich täglich begleitet und mir geholfen. Dass ich da durchgehen sollte, macht für mich Sinn. Ich bin aber stecken geblieben und das war auch okay. Einige Monate lang konnte ich alles, was mir geschah, sehr gut akzeptieren. Das was passiert, passiert eh. Warum gegen Windmühlen kämpfen? Und außerdem weiß ich seitdem auch, dass ich voller Angst bin.

@ Holztiger
Danke dir für die Einblicke und das Gefühl, du würdest mich verstehen. Meine Vipassanalehrerin meinte auch, dass upekkhā (Gleichmut) der stärkste geistige Zustand zur Überwindung dieser Erfahrung sei. Normalerweise hätte ich diesen auch in all den Jahren entwickeln können. Traumata und falsche Motivationen, Anhaftungen und so fort haben das allerdings blockiert. Und es war nahezu unaushaltbar. Übrigens spiele ich schon länger mit dem Gedanken zu pilgern. Auch um in Kontakt mit der Natur zu treten, aber auch in die Situation des Selbstversorgens zu gelangen. Der Gedanke fühlt sich sehr richtig an.
 
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Der Hund, der zu mir gehörte, ist letztes Jahr mit 17 Jahren gestorben. Die letzten Jahren war er sehr vom Alter geprägt, sodass lange Spaziergänge und was man mit Hunden so unternimmt nicht mehr ohne weiteres möglich waren. Danach brauchte ich eine Weile zum Trauern. Vor Kurzem war ich wieder im Tierheim und habe mich umgeschaut. Leider war kein Tier dabei, das zu mir passt. Wenn ich einen Hund finde, der passt, nehme ich ihn auf. Da hast du nämlich ganz recht, dass Hunde geerdete Wesen sind!

Wenn es Zeit wird, wird er dir über den Weg laufen. Manchmal denke ich, dass mein Hund mein energetischer Wächter ist. Ein Wachhund sozusagen...

Da du meine Frage scheinbar überlesen hast oder ich die Antwort: Was für eine Traumatherapie hast du genau gemacht?
 
Das, was du über den Wind und Erdung schreibst und wie du den Abgrund darstellst, finde ich total wertvoll. Und ich halte mich dran. Aber ich bin nicht einverstanden damit, als Opfer eines uralten, sehr effizienten und weltweit erfolgreich angewandtem Vehikel zur Entwicklung von Weisheit dargestellt zu werden. Mögen die Goenka-Kurse zu heftig sein und nichts für Menschen mit psychischen Störungen. Die Erfahrung von Bhaya nana habe ich in einem winzigen Retreat mit drei Leuten unter der Anleitung einer deutschen Vipassanalehrerin, die darüber hinaus seit Jahrzehnten Psychotherapeutin ist, gemacht. Sie hat mich täglich begleitet und mir geholfen. Dass ich da durchgehen sollte, macht für mich Sinn. Ich bin aber stecken geblieben und das war auch okay. .




Ich komme was buddhistische Meditation angeht aus der Ecke des tibetsichen Buddhismus/Nyingmapa. Da sind diese Arten von Erfahrung höchstens ein unerwünschtes Nebenprodukt. Bei korrekt angewendeter Meditation dieser Art würden sie wenn ich das richtig sehe auch nicht auftreten und für traditionelle intensive Meditationsklausuren wo man auf intensive Meditation abstürzen kann schauen die Lehrer die ich kenne eigentlich schon genau, dass da nur geeignete Personen teilnehmen.

Ich habe mir meine Wind-Probleme nicht bei Meditationskursen geholt sondern getriggert durch einen heftigen Burnout bei der Arbeit /Wechselschichtdienst, nach diesem wurde ich vom Arbeitsamt zu einer schulischen Umschulung gezwungen da Ärzte meine Symptome nicht ernst genommen haben und danach war das Chaos dann zum permanenten Zustand geworden.

Ich könnte hier über persönliche Erfahrungen berichten, da diese allerdings sehr persönlich sind wäre ich dazu höchstens per PN bereit.
 
Danke dir für die Einblicke und das Gefühl, du würdest mich verstehen. Meine Vipassanalehrerin meinte auch, dass upekkhā (Gleichmut) der stärkste geistige Zustand zur Überwindung dieser Erfahrung sei. Normalerweise hätte ich diesen auch in all den Jahren entwickeln können. Traumata und falsche Motivationen, Anhaftungen und so fort haben das allerdings blockiert. U


Du stellst dir geistiges Wachsrum anscheinend als eine Art Manipulation des Geistes vor, wie eine Art Arbeit. Gleichmut kann man aber nicht entwickeln, Gleichmut ist das Produkt davon, dass man anfängt die Dinge um sich rum die einen aus der Fassung bringen weniger "tierisch" ernst zu nehmen sondern sich mehr zu entspannen. Es geht darum, Gleichmut verhindernden Einflüsse und Gewohnheiten zu reduzieren, dann passiert Gleichmut ganz von alleine.

Wenn du versuchst deinen Geist in gewünchte Zustände reinzumanipulieren, diese künstlich herzustellen, dann richtest du damit mehr Chaos an.
 
Ach ja, ich habe vor einer Weile diese Videos auf Vimeo gefunden, da hat ein Doktorand eine Doktorarbeit über Meditation und Trauma gemacht, mit Vipassana als Fokus. Ich hoffe du kannst gut genug Englisch um das zu verstehen.




Und hier noch ein anderes zum Thema Meditation und psychische Probleme:

 
Wenn es Zeit wird, wird er dir über den Weg laufen. Manchmal denke ich, dass mein Hund mein energetischer Wächter ist. Ein Wachhund sozusagen...

Da du meine Frage scheinbar überlesen hast oder ich die Antwort: Was für eine Traumatherapie hast du genau gemacht?

Ich habe viel Jahre EMDR hinter mir, außerdem Bonding- und Hypnotherapie.
 
Ich komme was buddhistische Meditation angeht aus der Ecke des tibetsichen Buddhismus/Nyingmapa. Da sind diese Arten von Erfahrung höchstens ein unerwünschtes Nebenprodukt. Bei korrekt angewendeter Meditation dieser Art würden sie wenn ich das richtig sehe auch nicht auftreten und für traditionelle intensive Meditationsklausuren wo man auf intensive Meditation abstürzen kann schauen die Lehrer die ich kenne eigentlich schon genau, dass da nur geeignete Personen teilnehmen.

Ich habe mir meine Wind-Probleme nicht bei Meditationskursen geholt sondern getriggert durch einen heftigen Burnout bei der Arbeit /Wechselschichtdienst, nach diesem wurde ich vom Arbeitsamt zu einer schulischen Umschulung gezwungen da Ärzte meine Symptome nicht ernst genommen haben und danach war das Chaos dann zum permanenten Zustand geworden.

Ich könnte hier über persönliche Erfahrungen berichten, da diese allerdings sehr persönlich sind wäre ich dazu höchstens per PN bereit.
Du kannst mich gerne per PN anschreiben. Ich weiß nicht wie das geht oder habe noch nicht die Berechtigung dazu.
 
Ich habe viel Jahre EMDR hinter mir, außerdem Bonding- und Hypnotherapie.


Auch nicht unbedingt für Traumaopfer geeignet. Ich kenne jemanden, die wurde bei EMDR Sitzungen so retraumatisiert, dass es ihr hinterher längere Zeit erheblich schlechter gegangen ist. Sie war zu allem Überfluss durch ihr Trauma dann auch noch nicht in der Lage zu sagen, dass sie das nicht mehr möchte.

EMDR war mal grosse Mode und ein angebliches Wundermittel bei Traumatisierungen. Mittlerweile rudert die Fachwelt da doch ziemlich zurück und schaut genauer, für wen das passend ist und für wen nicht.

Bonding und Hypnotherapie würde ich tendenziell auch eher als ungeeignet für ernsthaftere Traumatisierungen ansehen, weil Kontrollverlust oder aufgedrängte Nähe durch so eine Technik ebenfalls retraumatisierend wirken kann.
 
Auch nicht unbedingt für Traumaopfer geeignet. Ich kenne jemanden, die wurde bei EMDR Sitzungen so retraumatisiert, dass es ihr hinterher längere Zeit erheblich schlechter gegangen ist. Sie war zu allem Überfluss durch ihr Trauma dann auch noch nicht in der Lage zu sagen, dass sie das nicht mehr möchte.

EMDR war mal grosse Mode und ein angebliches Wundermittel bei Traumatisierungen. Mittlerweile rudert die Fachwelt da doch ziemlich zurück und schaut genauer, für wen das passend ist und für wen nicht.

Bonding und Hypnotherapie würde ich tendenziell auch eher als ungeeignet für ernsthaftere Traumatisierungen ansehen, weil Kontrollverlust oder aufgedrängte Nähe durch so eine Technik ebenfalls retraumatisierend wirken kann.

Habe gerade nochmal deinen Eingangspost komplett durchgelesen. Ich bin mehr oder weniger Laie, habe aber beruflich ab und zu mal mit Traumatisierten Menschen zu tun und interessiere mich auch aus persönlichen Gründen dafür. Mit meinem bisherigen Wissen würde ich sagen, du bist schwerst traumatisiert. Deine körperlichen Symptome und die Unfähigkeit zu entspannen, sprechen sehr dafür. Bei dir kommt noch erschwerend hinzu, dass du während der Meditation mehrmals traumatisiert wurdest. Da ist es ganz logisch, dass dein Unterbewusstsein gegen Entspannung rebelliert. Ist aber auch sonst typisch für Traumatisierte.

Mit Hypnotherapie und Bonding kenne ich mich nicht so aus, aber was Garfield sagt, macht für mich Sinn. EMDR ist mWn auch konfrontativ. Dafür bist du viel zu geschwächt. Wichtig wäre für dich Stärkung und Stabilisierung und dass du dich wieder mehr mit deinem Körper verbindest und dich dort sicher fühlst.
Ich schreibe dir noch etwas per PN, da man hier glaube ich keine links reinsetzen darf.
 
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Ach ja, ich habe vor einer Weile diese Videos auf Vimeo gefunden, da hat ein Doktorand eine Doktorarbeit über Meditation und Trauma gemacht, mit Vipassana als Fokus. Ich hoffe du kannst gut genug Englisch um das zu verstehen.




Und hier noch ein anderes zum Thema Meditation und psychische Probleme:


Ich habe mir gerade das erste Video angeschaut und es hat mir sehr geholfen. Vielen Dank dafür! Allerdings ist es sehr anspruchsvoll, einen SE-Therapeuten zu finden. Das versuche ich schon lange.
 
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