Protokoll eines Erstarrten

Mercurius

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28. November 2016
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NRW
Hallo allerseits,

ich (m, 29) bin neu und möchte im Folgenden schildern, was mir in den letzten Jahren wiederfahren ist. Dabei handelt es sich um eine Aneinanderreihung von z.T. katastrophalen Grenzerfahrungen. Meine Hoffnung besteht darin, dass sich jemand in meinen Schilderungen wiederfindet. Ich wünsche mir Hilfe und einen gangbaren Weg, durch den ich die Erstarrung (als Produkt besagter Grenzerfahrungen) aufzulösen in der Lage wäre.

Bevor die berechtigte Frage auftaucht: Ich habe jegliche Form von professioneller Hilfe in Anspruch genommen. Da ich eine umfangreiche organische Erkrankungsgeschichte habe, bin ich ohnehin Dauerpatient bei Ärzten. Ferner habe ich mehrere Jahre Psychotherapie, stationäre Aufenthalte und Rehamaßnahmen hinter mir. Schließlich begleitet mich ein Forscherteam für parapsychologische Phänomene nun schon seit zwei Jahren.

Mich haben sg. Medien, Wunderärzte, tibetische Lamas und Ärzte, Heiler und Spezialisten zu Genüge begutachtet. Jetzt suche ich nur noch Leidensgenossinnen, Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, Außerdem will ich auch diejenigen warnen, die sich aus einem Stimulationsinteresse, einer unbedachten Laune oder dem Impuls, etwas Außergewöhnliches erleben zu wollen, in die Kontemplation begeben. Der Schaden kann gewaltig sein.

Nun zum Eigentlichen:

Ich bin 2009 mit einem Rucksack durch Thailand gereist und im Wat Suan Mokkh gelandet. Dort nahm ich an einem 10 tägigen Schweigeretreat teil und praktizierte erstmals Vipassana-Meditation. Die damaligen Zustände waren gewaltig. Wie ein Feuerwerk, das, als es abebbte, ein Gefühl von vollständigem inneren und äußeren Massiertsein hinterließ. Zum ersten Mal empfand ich tiefes Glück.
Am Ende meiner Rucksackreise infizierte ich mich mit Cholera und wurde schwer krank. Die Krankheit reizte meine Därme, sodass ich in Deutschland jahrelang Folgeerscheinungen hatte.

Im selben Jahr wurde ich Mitglied der Soka Gakkai (Nichiren Buddhismus) und praktizierte täglich. Die Praxis bestand in erster Instanz aus dem Rezitieren des Mantras "Nam Myoho Renge Kyo", teilweise stundenlang. Dadurch gelangte ich abermals in Rausch- und Trancezustände, wahrscheinlich durch die Hyperventilation, die zwangsläufig durch schnelles Rezitieren ausgelöst wurde.

Ich wurde euphorisiert. Schnell stieg ich zu einem angesehenen Mitglied der Organisation auf und konvertierte offiziell per Ritual. Darauf zog ich in den Norden Deutschlands, um mein zweites Studium zu bestreiten. Allerdings bekam ich nach wenigen Tagen schwere Herzrhythmusstörungen und kollabierte. Es entstand Todesangst, die im Zuge eines invasiven und komplikativen Herzeingriff verstärkt und manifestiert wurde.

Nach wenigen Monaten verließ ich geschwächt und traumatisiert diesen Ort und kehrte in die Heimat (Niederrhein) zurück. Die Nichirens unterstützten mich vehement und machten mir klar, ich müsse nur mehr chanten, um zu gesunden. Das tat ich, erstarkte und wurde wieder euphorisch.

Diesmal zog ich nach Hessen, um mein drittes Studium aufzunehmen. Es war 2010 und ich kannte bereits deutschlandweit Mitglieder. Ich praktizierte täglich mehrere Stunden und wollte die Welt revolutionieren. Manches was ich tat, war missionarisch. Gegen Ende 2010 wurde ich schwerst krank. Durch eine Wunde am Fuß bekam ich eine Blutvergiftung und entwickelte die gefürchtetste Nebenwirkung eines Antibiotikums, das mir gegen letztere verabreicht wurde. Ich wäre beinahe gestorben, hatte unsagbare Schmerzen und Symptome, war wieder voller Todesangst.

Einige Monate später entwickelte ich Krebsangst. Es gab Indizien für eine solche Erkrankung, die Ärzte schickten mich in eine Klinik, wo ich mehrfach invasiv vergewaltigt und traumtaisiert wurde. Im Frühjahr 2011 war ich nur noch ein Wrack, dürr wie Gandhi nach seiner Askese und ohne viel Lebenssaft.
Ich hatte Flashbacks aus meiner Kindheit, die allerdings angenehm waren, da sie mich in den Rheinwiesen schreiend, spielend und rennend zeigten. Ich starb jedoch nicht. Und Krebs war es auch nicht.

Danach verließ ich die Soka Gakkai, weil es zuvor bereits zu vielen Konflikten kam und ich die versprochene Heilswirkung nie erfahren durfte. Tatsächlich waren Körper und Psyche innerhalb von zwei Jahren fast vollständig runtergewirtschaftet, analog zur Dauer meiner Mitgliedschaft.

Im Spätjahr 2011 machte ich mein zweites Vipassanaretreat, diesmal nach S. N. Goenka in der Schweiz. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich chronische Bauchschmerzen und eine sich langsam chronifizierende Harnwegsinfektion. Meine Intention war, solches Leiden durch Meditation aufzulösen.
Ich ging also mit einiger Gewalt an die Sache und praktizierte hart. Fortschritte kamen dadurch kaum zustande, vielmehr verstärkten sich Schmerzen und Leidenszustände. Erst nach dem Retreat kehrte etwas Ruhe ein und ich setzte die Vipassana-Praxis einige Wochen fort.

2012 waren die Bauchschmerzen immer noch vorhanden und der Harnwegsinfekt - ich nehme es vorweg - hält selbst heute noch an. Nach Sanatorien und Krankenhäusern machte ich ein weiteres Goenka-Retreat in Belgien und erlebte folgendes:

Die Praxis lief gut, ich konnte nahezu alle Körperbereiche erkunden und angenehme, neutrale sowie unangenehme Empfindungen wahrnehmen. Ich hatte ferner luzide Träume, von welchen einer einen nachhaltigen Eindruck auf mich machte. Vielleicht komme ich noch darauf zu sprechen. Allerdings explodierte meine Herzneurose, die 2009 ausgelöst wurde und auch 2011 im Retreat hervorbrach. Sie bewirkte, dass ich einen unsagbaren Druck auf der Brust wahrnahm und empfand, mein Herz würde stehen bleiben. In einer Sitzung wanderte ich mit meiner Aufmerksamkeit von meinen Füßen zum Kopf und merkte, dass ich diesen "Druck" ganz allmählich verschieben konnte. Ich wiederholte das so lange, bis er im Kopf angelangt war, die Brust sich weich und normal anfühlte und die Herzneurose ein für alle Mal verschwunden war.

Im Kopf drückte und quetschte es zwar, selbst die Zähne taten weh, allerdings zerfloss alles zu einem angenehmen Oszillieren, als das Retreat beendet war. Ich ging aus diesem Retreat äußerst gestärkt hervor und kultivierte tägliches Vipassana-Praktizieren. Egal wo, egal unter welchen Umständen, ich setzte mich immer hin und beobachtete. Fast ein Jahr lang.

2013 war ich in Kur und konnte nach zweieinhalb Jahren meine Bauchschmerzen besiegen. Auch emotional war ich besser zurecht, bemerkte aber, dass mein Kopf beim Meditieren manchmal zur Seite bewegt wurde, ohne, dass ich das aktiv steuerte. Sehr sanft und aufhaltbar, allerdings auch befremdlich.

Ich machte kurz darauf mein nächstes Retreat, wieder nach Goenka, diesmal in Belgien. Vom ersten Tag an praktizierte ich sehr entschlossen und ausgiebig. Auch in den Pausen. Ich war der Schlüsselmeister und Glöckner, war also vor allen anderen wach, um sie zu wecken und die Hallen aufzuschließen. Ich war der erste, der sich zum Meditieren auf sein Kissen setzte und der letzte, der es abends verließ. In diesen Tagen mehrten sich außergewöhnliche Erfahrungen. Mal war es mir, als würde ich in ein gähnend schwarzes Loch gesogen, mal, als würde mein Körper durch eine fremde Kraft bewegt und gezogen. Am 8. Tag jedoch passierte das Unheil: Ich saß ein satipatthana, was in etwa heißt, dass man sich in 60 Minuten nicht - auch kein bisschen - bewegen darf, auch wenn Füße oder Beine einschlafen und so fort. Während ich also saß, fühlte ich sehr starke Spannungen in meinem Gesicht, das ich ohnehin meist im Fokus hatte. Die Spannungen waren derzeit sehr unangenehm. Während ich auf sie achtete, war es plötzlich, als würden sie nach "innen" gesaugt werden und in mein Hirn wandern. Für einen Moment dachte ich, mein Hirn würde zerquetscht, während ich ein heftiges Kribbeln in Beinen und Armen verspürte, die sofort taub wurden. Meine Alarmglocken schlugen und ich meinte, einen Schlaganfall zu erleiden. In dem Moment verpanzerte sich meine Kopf- und Gesichtsmuskulatur in einer unaussprechbaren Intensität, sodass diese Spannungsenergie wieder nach außen gedrückt wurde. Die Kontraktion der Muskulatur wurde so heftig, dass ich meinen Schädel knirschen hörte und meinte, sie würde ihn zerquetschen. Es war, als wäre ich in einem Schraubstock geklemmt, der sich langsam zudreht.

Erschrocken versuchte ich nach der Sitzung runterzufahren, merkte aber immer wieder, wie die Spannungsenergie nach innen zu wandern drohte und verpanzerte sofort. Ich ging damit zum Lehrer, der vollständig ratlos war und empfahl auf die Hand- und Fußinnenflächen zu achten. Denn Vipassana-Meditation war nunmehr unmöglich. Die letzten Tage im Retreat waren eine Qual, weil ich unentwegt kontraktiert war und Angst hatte, dass es nicht mehr verschwinden würde. Und genau so kam es.

Auch nach dem Retreat blieb die Erstarrung. Erst nachdem ich die Praxis komplett einstellte und mich maßiv ablenkte, wurden die Symptome gelindert. Allerdings schlich sich nach und nach ein neues Dauerleiden ein. Immer, wenn ich emotional unter Anspannung geriet, vor allem, wenn mich etwas ängstigte oder ärgerte, erstarrte meine Muskulatur im Kopfbereich. Schließlich war die Erstarrung unentwegt vorhanden, was unsagbaren Kopf- und Gesichtdruck bedingte.

In den Jahren darauf verstärkte sich die Anspannung und mein Kopf wurde wie bei einer Dystonie heftig zu allen Seiten gezogen. Ich konnte dagegen steuern, was heftige Druckschmerzen auslöste. 2015 machte ich mein letzte Vipassana-Retreat. Nach zwei Wochen brach ich zusammen, da mein ganzer Körper nur noch ruckte und zuckte. Wie bei einem Hospitalismus-Erkrankten. Die Spannungen hatten sich nun im ganzen Körper verteilt. Meine Füße krampften, wenn ich mich auf sie konzentrierte. Meine Arme oder mein Rücken. Ich war ein einziger kontraktierender Muskelpanzer. Am Ende des Retreats erkannte ich vor allem, dass ich voller Angst bin und diese sich als Energie verselbstständigt zu haben schien. Diese Erkenntnis beruhigte mich auf seltsame Art etwas und die Symptome wurden kurzweilig schwächer.

Dann brachen sie wieder aus. Sie treten heute vor allem in Schüben auf. Zwar bin ich immer angespannt und habe mich seit 2013 keinen einzigen Moment mehr körperlich entspannen können. Allerdings gibt es erträgliche Phasen. Und dann blühen die Symptome wieder, wie jetzt gerade. Ich kann den Kopf kaum aufrecht halten, so hart wird an ihm gezogen. Es drückt in der Schläfe, im Kiefer, im Hinterkopf und im Nacken.

Zudem leide ich unter "visual snow", sehe also alles flimmernd, wie bei einem schlechten Fernsehbild. Und dann wären da noch meine schwere Harnwegsinfektion, gegen die ich keine Antibiotika nehmen darf, da ich nunmehr allergisch auf solche reagiere sowie mein Asthma. Aber letztes nur am Rande.

Was die Diagnostik anbelangt, gibt es viel Spekulation. Schulmedizinisch spricht man von einer komplexen motorischen Tic-Störung. Dagegen könnte man nur Tourette-Medikamente wie Haloperidol verschreiben, was ich ablehne. Psychologisch geht man von einer Posttraumatischen Belastungsstörung aus. Deshalb habe ich über zwei Jahre Traumatherapie hinter mir, die nichts brachte. Psychopharmaka lehne ich ab, größtenteils aus Angst vor den Nebenwirkungen. Parapsychologisch gab es vor allem den Verdacht einer Besetzung. Diese wurde umfangreich behandelt, was nichts veränderte. Dann bin ich zunächst selbst, später auch durch andere auf das Kundaliniphänomen gestoßen und habe mir Literatur gesucht. Da finde ich mich noch am ehesten wieder. Alledings habe ich nicht herausgefunden, wie ich mich nun zu verhalten habe. Ich leide wie jemand, der kaum noch leben will. Und das, obwohl ich dieses Leben lange voller Inbrunst als Geschenke betrachtet habe. Nun ist es wie eine nicht enden wollende Qual, eine Gefangenschaft. Könnt ihr das verstehen?

Ich hoffe, diese lange Mitteilung wird gelesen. Und ich danke allen, die das taten.

Lieb grüßend,

Mercurius
 
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1 - Gelesen

2 - Was die Harngeschichte betrifft, empfehle ich meinen alten Arzt Metwaly

http://www.derwesten.de/staedte/nac...t-seit-30-jahren-in-feudingen-id11961921.html

Er revidierte damals den Holländer mit seiner hohen Grippe Diagnostik, und diagnostizierte bei meinem Bruder ne Harninfektion, wodurch er ihm das Leben rettete. (Da du sowoeso herumreist, wäre zu ihm zu gelangen ja kein Problem)

3 - Was die anderen Aspekte in Gesamtheit betrifft, wünsche ich dir, dass du Leidensgenossen triffst, mit denen du dich austauschen kannst. Diese Bürde scheint mir alleine kaum zu tragen zu sein.
 
Ich habs gelesen, auch wenn ich nicht helfen kann, nur die Daumen drücken und Dir alles Gute und Heilung wünschen. Es klingt furchtbar.
 
Hallo allerseits,

ich (m, 29) bin neu und möchte im Folgenden schildern, was mir in den letzten Jahren wiederfahren ist. Dabei handelt es sich um eine Aneinanderreihung von z.T. katastrophalen Grenzerfahrungen. Meine Hoffnung besteht darin, dass sich jemand in meinen Schilderungen wiederfindet. Ich wünsche mir Hilfe und einen gangbaren Weg, durch den ich die Erstarrung (als Produkt besagter Grenzerfahrungen) aufzulösen in der Lage wäre.

Bevor die berechtigte Frage auftaucht: Ich habe jegliche Form von professioneller Hilfe in Anspruch genommen. Da ich eine umfangreiche organische Erkrankungsgeschichte habe, bin ich ohnehin Dauerpatient bei Ärzten. Ferner habe ich mehrere Jahre Psychotherapie, stationäre Aufenthalte und Rehamaßnahmen hinter mir. Schließlich begleitet mich ein Forscherteam für parapsychologische Phänomene nun schon seit zwei Jahren.

Mich haben sg. Medien, Wunderärzte, tibetische Lamas und Ärzte, Heiler und Spezialisten zu Genüge begutachtet. Jetzt suche ich nur noch Leidensgenossinnen, Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, Außerdem will ich auch diejenigen warnen, die sich aus einem Stimulationsinteresse, einer unbedachten Laune oder dem Impuls, etwas Außergewöhnliches erleben zu wollen, in die Kontemplation begeben. Der Schaden kann gewaltig sein.

Nun zum Eigentlichen:

Ich bin 2009 mit einem Rucksack durch Thailand gereist und im Wat Suan Mokkh gelandet. Dort nahm ich an einem 10 tägigen Schweigeretreat teil und praktizierte erstmals Vipassana-Meditation. Die damaligen Zustände waren gewaltig. Wie ein Feuerwerk, das, als es abebbte, ein Gefühl von vollständigem inneren und äußeren Massiertsein hinterließ. Zum ersten Mal empfand ich tiefes Glück.
Am Ende meiner Rucksackreise infizierte ich mich mit Cholera und wurde schwer krank. Die Krankheit reizte meine Därme, sodass ich in Deutschland jahrelang Folgeerscheinungen hatte.

Im selben Jahr wurde ich Mitglied der Soka Gakkai (Nichiren Buddhismus) und praktizierte täglich. Die Praxis bestand in erster Instanz aus dem Rezitieren des Mantras "Nam Myoho Renge Kyo", teilweise stundenlang. Dadurch gelangte ich abermals in Rausch- und Trancezustände, wahrscheinlich durch die Hyperventilation, die zwangsläufig durch schnelles Rezitieren ausgelöst wurde.

Ich wurde euphorisiert. Schnell stieg ich zu einem angesehenen Mitglied der Organisation auf und konvertierte offiziell per Ritual. Darauf zog ich in den Norden Deutschlands, um mein zweites Studium zu bestreiten. Allerdings bekam ich nach wenigen Tagen schwere Herzrhythmusstörungen und kollabierte. Es entstand Todesangst, die im Zuge eines invasiven und komplikativen Herzeingriff verstärkt und manifestiert wurde.

Nach wenigen Monaten verließ ich geschwächt und traumatisiert diesen Ort und kehrte in die Heimat (Niederrhein) zurück. Die Nichirens unterstützten mich vehement und machten mir klar, ich müsse nur mehr chanten, um zu gesunden. Das tat ich, erstarkte und wurde wieder euphorisch.

Diesmal zog ich nach Hessen, um mein drittes Studium aufzunehmen. Es war 2010 und ich kannte bereits deutschlandweit Mitglieder. Ich praktizierte täglich mehrere Stunden und wollte die Welt revolutionieren. Manches was ich tat, war missionarisch. Gegen Ende 2010 wurde ich schwerst krank. Durch eine Wunde am Fuß bekam ich eine Blutvergiftung und entwickelte die gefürchtetste Nebenwirkung eines Antibiotikums, das mir gegen letztere verabreicht wurde. Ich wäre beinahe gestorben, hatte unsagbare Schmerzen und Symptome, war wieder voller Todesangst.

Einige Monate später entwickelte ich Krebsangst. Es gab Indizien für eine solche Erkrankung, die Ärzte schickten mich in eine Klinik, wo ich mehrfach invasiv vergewaltigt und traumtaisiert wurde. Im Frühjahr 2011 war ich nur noch ein Wrack, dürr wie Gandhi nach seiner Askese und ohne viel Lebenssaft.
Ich hatte Flashbacks aus meiner Kindheit, die allerdings angenehm waren, da sie mich in den Rheinwiesen schreiend, spielend und rennend zeigten. Ich starb jedoch nicht. Und Krebs war es auch nicht.

Danach verließ ich die Soka Gakkai, weil es zuvor bereits zu vielen Konflikten kam und ich die versprochene Heilswirkung nie erfahren durfte. Tatsächlich waren Körper und Psyche innerhalb von zwei Jahren fast vollständig runtergewirtschaftet, analog zur Dauer meiner Mitgliedschaft.

Im Spätjahr 2011 machte ich mein zweites Vipassanaretreat, diesmal nach S. N. Goenka in der Schweiz. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich chronische Bauchschmerzen und eine sich langsam chronifizierende Harnwegsinfektion. Meine Intention war, solches Leiden durch Meditation aufzulösen.
Ich ging also mit einiger Gewalt an die Sache und praktizierte hart. Fortschritte kamen dadurch kaum zustande, vielmehr verstärkten sich Schmerzen und Leidenszustände. Erst nach dem Retreat kehrte etwas Ruhe ein und ich setzte die Vipassana-Praxis einige Wochen fort.

2012 waren die Bauchschmerzen immer noch vorhanden und der Harnwegsinfekt - ich nehme es vorweg - hält selbst heute noch an. Nach Sanatorien und Krankenhäusern machte ich ein weiteres Goenka-Retreat in Belgien und erlebte folgendes:

Die Praxis lief gut, ich konnte nahezu alle Körperbereiche erkunden und angenehme, neutrale sowie unangenehme Empfindungen wahrnehmen. Ich hatte ferner luzide Träume, von welchen einer einen nachhaltigen Eindruck auf mich machte. Vielleicht komme ich noch darauf zu sprechen. Allerdings explodierte meine Herzneurose, die 2009 ausgelöst wurde und auch 2011 im Retreat hervorbrach. Sie bewirkte, dass ich einen unsagbaren Druck auf der Brust wahrnahm und empfand, mein Herz würde stehen bleiben. In einer Sitzung wanderte ich mit meiner Aufmerksamkeit von meinen Füßen zum Kopf und merkte, dass ich diesen "Druck" ganz allmählich verschieben konnte. Ich wiederholte das so lange, bis er im Kopf angelangt war, die Brust sich weich und normal anfühlte und die Herzneurose ein für alle Mal verschwunden war.

Im Kopf drückte und quetschte es zwar, selbst die Zähne taten weh, allerdings zerfloss alles zu einem angenehmen Oszillieren, als das Retreat beendet war. Ich ging aus diesem Retreat äußerst gestärkt hervor und kultivierte tägliches Vipassana-Praktizieren. Egal wo, egal unter welchen Umständen, ich setzte mich immer hin und beobachtete. Fast ein Jahr lang.

2013 war ich in Kur und konnte nach zweieinhalb Jahren meine Bauchschmerzen besiegen. Auch emotional war ich besser zurecht, bemerkte aber, dass mein Kopf beim Meditieren manchmal zur Seite bewegt wurde, ohne, dass ich das aktiv steuerte. Sehr sanft und aufhaltbar, allerdings auch befremdlich.

Ich machte kurz darauf mein nächstes Retreat, wieder nach Goenka, diesmal in Belgien. Vom ersten Tag an praktizierte ich sehr entschlossen und ausgiebig. Auch in den Pausen. Ich war der Schlüsselmeister und Glöckner, war also vor allen anderen wach, um sie zu wecken und die Hallen aufzuschließen. Ich war der erste, der sich zum Meditieren auf sein Kissen setzte und der letzte, der es abends verließ. In diesen Tagen mehrten sich außergewöhnliche Erfahrungen. Mal war es mir, als würde ich in ein gähnend schwarzes Loch gesogen, mal, als würde mein Körper durch eine fremde Kraft bewegt und gezogen. Am 8. Tag jedoch passierte das Unheil: Ich saß ein satipatthana, was in etwa heißt, dass man sich in 60 Minuten nicht - auch kein bisschen - bewegen darf, auch wenn Füße oder Beine einschlafen und so fort. Während ich also saß, fühlte ich sehr starke Spannungen in meinem Gesicht, das ich ohnehin meist im Fokus hatte. Die Spannungen waren derzeit sehr unangenehm. Während ich auf sie achtete, war es plötzlich, als würden sie nach "innen" gesaugt werden und in mein Hirn wandern. Für einen Moment dachte ich, mein Hirn würde zerquetscht, während ich ein heftiges Kribbeln in Beinen und Armen verspürte, die sofort taub wurden. Meine Alarmglocken schlugen und ich meinte, einen Schlaganfall zu erleiden. In dem Moment verpanzerte sich meine Kopf- und Gesichtsmuskulatur in einer unaussprechbaren Intensität, sodass diese Spannungsenergie wieder nach außen gedrückt wurde. Die Kontraktion der Muskulatur wurde so heftig, dass ich meinen Schädel knirschen hörte und meinte, sie würde ihn zerquetschen. Es war, als wäre ich in einem Schraubstock geklemmt, der sich langsam zudreht.

Erschrocken versuchte ich nach der Sitzung runterzufahren, merkte aber immer wieder, wie die Spannungsenergie nach innen zu wandern drohte und verpanzerte sofort. Ich ging damit zum Lehrer, der vollständig ratlos war und empfahl auf die Hand- und Fußinnenflächen zu achten. Denn Vipassana-Meditation war nunmehr unmöglich. Die letzten Tage im Retreat waren eine Qual, weil ich unentwegt kontraktiert war und Angst hatte, dass es nicht mehr verschwinden würde. Und genau so kam es.

Auch nach dem Retreat blieb die Erstarrung. Erst nachdem ich die Praxis komplett einstellte und mich maßiv ablenkte, wurden die Symptome gelindert. Allerdings schlich sich nach und nach ein neues Dauerleiden ein. Immer, wenn ich emotional unter Anspannung geriet, vor allem, wenn mich etwas ängstigte oder ärgerte, erstarrte meine Muskulatur im Kopfbereich. Schließlich war die Erstarrung unentwegt vorhanden, was unsagbaren Kopf- und Gesichtdruck bedingte.

In den Jahren darauf verstärkte sich die Anspannung und mein Kopf wurde wie bei einer Dystonie heftig zu allen Seiten gezogen. Ich konnte dagegen steuern, was heftige Druckschmerzen auslöste. 2015 machte ich mein letzte Vipassana-Retreat. Nach zwei Wochen brach ich zusammen, da mein ganzer Körper nur noch ruckte und zuckte. Wie bei einem Hospitalismus-Erkrankten. Die Spannungen hatten sich nun im ganzen Körper verteilt. Meine Füße krampften, wenn ich mich auf sie konzentrierte. Meine Arme oder mein Rücken. Ich war ein einziger kontraktierender Muskelpanzer. Am Ende des Retreats erkannte ich vor allem, dass ich voller Angst bin und diese sich als Energie verselbstständigt zu haben schien. Diese Erkenntnis beruhigte mich auf seltsame Art etwas und die Symptome wurden kurzweilig schwächer.

Dann brachen sie wieder aus. Sie treten heute vor allem in Schüben auf. Zwar bin ich immer angespannt und habe mich seit 2013 keinen einzigen Moment mehr körperlich entspannen können. Allerdings gibt es erträgliche Phasen. Und dann blühen die Symptome wieder, wie jetzt gerade. Ich kann den Kopf kaum aufrecht halten, so hart wird an ihm gezogen. Es drückt in der Schläfe, im Kiefer, im Hinterkopf und im Nacken.

Zudem leide ich unter "visual snow", sehe also alles flimmernd, wie bei einem schlechten Fernsehbild. Und dann wären da noch meine schwere Harnwegsinfektion, gegen die ich keine Antibiotika nehmen darf, da ich nunmehr allergisch auf solche reagiere sowie mein Asthma. Aber letztes nur am Rande.

Was die Diagnostik anbelangt, gibt es viel Spekulation. Schulmedizinisch spricht man von einer komplexen motorischen Tic-Störung. Dagegen könnte man nur Tourette-Medikamente wie Haloperidol verschreiben, was ich ablehne. Psychologisch geht man von einer Posttraumatischen Belastungsstörung aus. Deshalb habe ich über zwei Jahre Traumatherapie hinter mir, die nichts brachte. Psychopharmaka lehne ich ab, größtenteils aus Angst vor den Nebenwirkungen. Parapsychologisch gab es vor allem den Verdacht einer Besetzung. Diese wurde umfangreich behandelt, was nichts veränderte. Dann bin ich zunächst selbst, später auch durch andere auf das Kundaliniphänomen gestoßen und habe mir Literatur gesucht. Da finde ich mich noch am ehesten wieder. Alledings habe ich nicht herausgefunden, wie ich mich nun zu verhalten habe. Ich leide wie jemand, der kaum noch leben will. Und das, obwohl ich dieses Leben lange voller Inbrunst als Geschenke betrachtet habe. Nun ist es wie eine nicht enden wollende Qual, eine Gefangenschaft. Könnt ihr das verstehen?

Ich hoffe, diese lange Mitteilung wird gelesen. Und ich danke allen, die das taten.

Lieb grüßend,

Mercurius

Vielleicht hast du viel gutes im letzten Leben gemacht und deswegen nicht so viele Pflichten,
weils aber sehr Materialistisch abgeht im Kali Yuga, musst du durch diese Strapazen,
obwohl es in einer anderen Propaganda du ein Vorbild wären würdest, mehr oder weniger.

Weiß nicht wie du deine objektive Existenzeinstellung authentisiert hast?

Manche beweisen sich über Bildung, andere über Leistung, andere über Aufklärung,
bzw. Ethik und Moral.

EInen Leistungsakrobaten wird Ethik wie Bullshit vorkommen, und einen Bildungsautorisierten kommt moral wie ein Stück Holz zwischen den Beinen
vor.
 
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Hallo Mitmenschen,

danke für euer Mitgefühl und eure Gedanken. Sämtlichen Hinweisen werde ich nachgehen.

@Lincoln Ich werde mich um einen Termin bei dem Arzt bemühen.

@heugelischeEnte

Was genau bedeutet das?

Hast du etwas einen psychologischen Schwerpunkt, falls jemand freundlich ist zu dir, aber im Köcher,
also auf der okkulten Seite seiner Psyche im geheimen dir Schaden möchte, also Arkanum 18?

Das dich fiese Geister, Amentale Magier nicht aushebeln können, weil sie denken ihr Bewusstsein
oder ihre Wahrnehmung ist superior zu deiner, also "himmlischer".
 
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