Problem mit dem "Energieausgleich"

joakina

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7. November 2007
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Hallo zusammen,

ich bin seit einiger Zeit nur lesendes Mitglied dieses Forums, aber das Thema Schamanismus lässt mich nicht los. Seit dem Tod meiner Mutter im April habe ich intensiveren Kontakt zu einer Freundin, die seit langem auf dem schamanischen Weg ist und praktiziert. Als ich sie das letzte Mal besucht habe, bin ich in ihrer Wohnung regelrecht über eine Trommel gestolpert. Sie hatte sie für eine Klientin besorgt, aber diese Frau starb und die Hinterbliebenen konnten mit der Trommel nichts anfangen. Ich habe sie gesehen und wollte sie unbedingt haben, obwohl ich eigentlich bis dahin mit der Art des schamanischen Trommelns nicht viel anfangen konnte. Sie hat sie mir spontan geschenkt und ich war am nächsten Tag am Grab meiner Mutter und habe getrommelt. Noch vor Wochen hätte ich mir sowas nicht vorstellen können. Ich fühlte mich stark mit ihr verbunden und bin es jedesmal, wenn ich darauf trommle. Ich tue es nicht oft, denn es ist mir immer noch nicht so ganz geheuer.
Inzwischen habe ich mich theoretisch weiter sehr viel mit dem Thema "Schamanismus" beschäftigt, bin dabei auf Menschen gestoßen, die "schamanisches Trommeln" in Gruppen anbieten, für Jahreszeitenrituale oder Vollmond oder auch für Reisen.
Ich habe das so ausführlich beschrieben, weil ich damit ausdrücken will, dass es mir durchaus ernst ist, aber womit ich überhaupt nicht klar komme, ist das schamanisch Praktizierende dafür bestimmte Honorarvorstellungen haben, die teilweise (zumindest in meinen Augen) jenseit von Gut und Böse sind und sich für mich sehr nach geschicktem Ausfüllen einer Marktlücke anfühlen.
Manchmal wird es beschönigend "Energieausgleich" genannt, was ich völlig absurd finde, den dafür gibt es keinen Ausgleich, allenfalls einen symbolischen, der aber nicht zu fordern ist, sondern freiwillig gespendet wird. Für mich sind diese Honorarforderungen - egal wie hoch oder niedrig - unüberwindliche Hindernisse, mich einem schamanisch erfahrenen Menschen anzuvertrauen. Selbst wenn ich das Geld hätte, ist es in meinen Augen völlig daneben, dafür Geld zu verlangen.
Die oben genannte Freundin zahlt drei Jahre lang monatlich 600.- € um eine schamanische Ausbildung zu machen (es sind drei Mal eine Woche im Jahr, Unterkunft und Verpflegung kommt selbstverständlich noch dazu). Dieser Ausbilder hat 25 Personen in der Ausbildungsgruppe und mindestens zwei parallel laufen. Ich frage mich: Warum braucht der soviel Geld? Meine Freundin hat dafür einen Kredit aufgenommen. Vermutlich wird sie irgendwann von ihren Schülerinnen ebenso Honorare verlangen, um ihre Schulden zurückzuzahlen. Ist das nicht ein völlig unschamanischer Kreislauf? Auch wenn jeder von was leben muss, und Wohlstand inzwischen anscheinend legitimiert werden kann, spüre ich, da stimmt etwas - und zwar nicht nur an diesem beschriebenen Beispiel - grundlegend nicht. Ich finde das Honorarfordern sehr abstoßend und ich habe mich nach vielen Phasen des Angezogenseins deswegen immer wieder davon abgewandt.
Was denkt ihr?
Lieben Gruß
joakina
 
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Jeder Mensch sollte für seine Arbeit entlohnt werden, steht ihm zu.

Dabei spielt es keine Rolle welche Tätigkeit ausgeübt wird.

Ich wollte dich hören, wenn dein Gegenüber sagt, ich gebe dir keinen Lohn, weil deine Arbeit von Gott geschenkt wurde.

Jeder Mensch erfüllt eine Aufgabe die Göttlich ist, erzähle mal, dass die keinen Lohn zu erwarten hätten.

Naja Ute
 
Die oben genannte Freundin zahlt drei Jahre lang monatlich 600.- € um eine schamanische Ausbildung zu machen (es sind drei Mal eine Woche im Jahr, Unterkunft und Verpflegung kommt selbstverständlich noch dazu). Dieser Ausbilder hat 25 Personen in der Ausbildungsgruppe und mindestens zwei parallel laufen. Ich frage mich: Warum braucht der soviel Geld?

600 Euro monatlich? Er sollte ruhig noch mehr verlangen.
 
@Jaokina

Ich kann Deinen Unmut grösstenteils nachvollziehen.

Wenn der Schamanismus eine Bezeichnung für jemanden ist, der sich um das Wohlergehen seiner Mitmenschen in seiner Gesellschaft und Umwelt verdient macht, dann ist eine Honorarforderung, als Gegenleistung bzw. Erwartungshaltung ( im Stile von "Geld oder ... sonst bekommst Du von mir nichts" ) kein Schamanismus mehr, sondern abzocke ...

Andererseits kann ich mir durchauchs vorstellen, dass für die Vermittlung von Techniken, die im Schamanischen entwickelt und angewendet werden, ein Entgelt verlangt wird.
In diesem Falle geht es ja um das Erlernen und der Beherrschung einer Technik, ohne dass man selbst SchamanIn sein muss.
Es reicht, wenn man weiss, wie und wo man es anwendet.
Also ein weiteres Element unseres Schulungssystems.
Mehr nicht.

Wer Schamanische Techniken anwendet, muss nicht unbedingt SchamanIn sein und auch den Schamanismus bzw. den Schamanentum ( Schamanische Weltsicht ) nicht praktizieren und sich zueigen machen.

Dann ist für mich auch das Wort "Energieausgleich" sofort verständlich.
Will ich etwas Verkaufen, dann muss ich es auch schön "verpacken".
Also in schöne Worte. In schöne Handlungen etc.
Frei nach der Motto. "Das Klappern gehört zum Handwerk".

Doch. Auch hier kann ich etwas weiteres andenken.
Ohne ein "Opfer" hat "das erreichte Ziel" keine Wert.
Dies gilt auch im Schamanentum.
Als Beispiel möchte ich einen SchamanenGott nenne. Odin.

Er "opferte" sein Auge als er sich für 7 Tage an den Lebensbaum hängte.
Ohne etwas von "sich selbst zu opfern", hätte dieser wohl keine Erkenntnisse gehabt.

Wie dem auch sei.

Für mich ist ein Entgeld nicht für die Zeit und auch nicht für die Mühe sinnvoll.
Es kann sogar zur "Faulheit" des Lehrenden führen.
Ein Entgelt aber, erst beim Erreichen eines bestimmten, vorgegebenen Zieles, das hat seinen Sinn und garantiert den Erfolg jeder Unternehmung.

Gruss
 
Hallo Joakina!

Für mich ist es in der Empfindung ähnlich, wie für dich.
Ich mag diese Verquickung von viel Geld und Heilung/Lehre auch nicht.

Die Geschichte mit dem "Energieausgleich" finde ich ganz wunderbar, ist quasi mein Unwort des Jahrzehnts der Esoterikbranche.

Es gibt kein Ungleichgewicht, es muss nichts ausgeglichen werden. Wenn ich jemandem etwas gerne gebe, entsteht bei mir kein Loch.
Meine Familie muss mir nichts zurückgeben, meine Freunde auch nicht. Jeder muss selbst wissen, wo er eine Grenze zieht.
Auch der gerne genutzte Satz "Was nichts kostet, taugt auch nichts." mag vielleicht im Einzelfall zutreffen, ist für mich oft vorgeschoben.

Allerdings kann ich schon verstehen, dass es Menschen gibt, die ausschließlich davon leben. Wenn solche Menschen Geld nehmen,
finde ich das legitim. Es kann dann auch einfach so formuliert werden, m.E..

Wenn ich dich richtig verstanden habe, zahlt jeder 7200 Euro für drei Wochen pro Jahr. Wobei er sich die Aufmerksamkeit des Guru mit 24 anderen teilt.
Ist doch nett...

In diesem Fall soll es wohl andersherum heißen:
Was viel kostet, bringt auch viel.
Zweifelhaft.

LG,
germknödel
 
Die oben genannte Freundin zahlt drei Jahre lang monatlich 600.- € um eine schamanische Ausbildung zu machen (es sind drei Mal eine Woche im Jahr, Unterkunft und Verpflegung kommt selbstverständlich noch dazu).

Hahaha :banane: . Du musst unbedingt rauskriegen und hier posten, wie diese Ausbildung aussieht! Weil dann wirds erst richtig lustig.
Das ist auch so, daß es ja keinen Gradmesser für dieses Esoschamanenausbildungszeug gibt. Also was es wirklich wert ist. Drum kann jemand hergehen und da ganz selbstbewusst psychotische Summen verlangen, denn Esointeressenten gibt es viele und ein paar finden sich schon.

ciao, :blume: Delphinium

PS: IMHO ist ein Teil der Szene hochgradig parasitär. Interessant würd ich finden, was oft hinter dem Parasitismus steckt und welche Geister an den Parasiten zuzeln.
 
Hallo joakina,

ich gehöre zu denen, die Geld nehmen, aber die Preise, die Du nennst, finde ich auch völlig überzogen.

Meine eigene, persönliche Preispolitik war ein langes Ringen. Denn ursprünglich hab ich das auch genau so gesehen. Dass es nichts kosten sollte. Aber dann die vielen Fortbildungen, die ich gemacht habe. Ich habe in meine eigene Ausbildung viel investiert. Wenigstens das sollte doch mit der Arbeit zum Teil abgedeckt sein?
Dann hab ich gesagt: Gib mir so viel, wie für dich in Ordnung ist. Bestimme den Preis selbst! Aber hallo! Ich hätte nicht gedacht, dass die meisten damit ein Problem hatten. Gaben sie wenig, dachten sie, sie wären mir noch was schuldig. Und ich hatte plötzlich auch ein Problem damit. Denn irgendwie ist mit dem Geld ja doch ein Stück weit Wertschätzung verbunden. Wenn jemand besonders viel gab, konnte ich das gar nicht annehmen.

Schließlich habe ich für mich einen klaren Konsens geschlossen. Was ich tue, ist ein Handwerk, das ich erlernt habe. Ich stelle mein Wissen, meine Erfahrung, meine Fähigkeiten zur Verfügung. Und meine Lebenszeit.
Und genauso, wie der Heizungsmonteur kommt, wenn die Heizung kaputt ist, und nicht sagen kann, ob er sie reparieren kann, und trotzdem seinen Stundenlohn bezieht... genau so nehme ich meinen Handwerkerlohn, für Zeit und Mühe, nicht für den Erfolg.

Und es gibt immer wieder Ausnahmen von der Regel.

Liebe Grüße
Terrara
 
Es scheint Menschen zu geben, die bereit sind, diese 600 Euro im Monat zu zahlen. Welche Gegenleistung sie in diesen 3 Wochen genau bekommen, wissen wir nicht.
Mir persönlich wäre das zu teuer - und dennoch ist es mir wichtig, dass dem Menschen, der mir etwas gibt (also eine Ausbildung oder auch Unterstützung bei der Heilung), eine angemessene Gegenleistung zusteht. Schliesslich kann er in der Zeit, in der er sich um mich kümmert, nicht um andere Dinge kümmern (wie z.B. mit einem anderen Beruf Geld verdienen). Ich bin es ihm wert, dass er sich um mich kümmert - und seine Arbeit ist es mir wert, dass ich Geld gebe. Das finde ich in unserer Gesellschaft passend.
In einer anderen würde ich vielleicht mit Hühnern oder Schweinen bezahlen. Geld finde ich da wesentlich praktischer....
 
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