Problem kommt von mir selbst..

zola

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Hallo ihr

Ich gehe momentan in rel. kurzen Abständen zu einem Therapeuten aufstellen (Einzelsitzung). Ich will das so, weil ich es jetzt einfach brauche.

Was mir aufgefallen ist: nur ein einziges mal spielte meine Familie eine Rolle, bei den anderen Aufstellungen, was es für mich am stimmigsten zu sagen: das problem kommt von mir selbst, es gehört nicht zu jemandem von der familie. Kennt ihr solche Erfahrungen auch? Ich dachte immer, ich würde sicher einige Lasten von Ahnen zu tragen, aber für mich ist es so einfach nicht stimmig.

Und noch was: zuerst stelle ich meinen therapeuten als mich auf. Er erlebt das immer extrem intensiv. wenn ich dann für mich einstehe ist es viel weniger stark. hat er dann sozusagen schon "für mich erlebt", so dass ich gar nicht mehr muss oder kann? Hat das,was er erlebt hat (z.b. hat er teils extrem gefroren oder geheult )Auswirkungen auf mich?

Ich werde ihn das selbstverständlich auch noch fragen. Ich hab mir das einfach vorher gar noch nicht so klar überlegt - weil es immer sehr intensiv war - und möchte zusätzlich eure Meinungen und Erfahrungen hören.

Liebe grüsse
 
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Hallo Zola,

Kann es sein, dass dein Therapeut mit eher wenigen Darstellern arbeitet? In Einzelsitzungen wird sehr verschieden vorgegangen und entsprechend unterschiedlich sind dann auch die Auswirkungen.

Zum Beispiel war ich bei einer Aufstellering, die mit Filzplatten arbeitet. Mit dieser Arbeitsweise kam ich nicht zurecht. Eine andere Aufstellerin schreibt jedes Mitglied, das gebraucht wird, auf ein Blatt Papier. Allerdings beschränkt sie sich auf wenige Teilnehmer. Diese Arbeit hat mir sehr geholfen. Dann gibt es noch Aufsteller, die alle Personen, die in Frage kommen, dazu nehmen (Namen auf Papier schreiben und sich draufstellen). Dieses Vorgehen dauert ein bisschen mehr Zeit, finde ich aber als sehr effektiv. Überall, wo es hakt, wird nachgeprüft und geschaut, und verändert und auch fehlende Personen hereingeholt, wenn nötig. Das gibt ein umfassendes Bild und hat mir bisher am meisten geholfen.

Alles, was dein Therapeut an deiner Stelle erlebt, sind deine eigenen Gefühle, die mit dem aktuellen Thema zu tun haben. Fragst du, weil dir das, was dein Therapeut empfindet, fremd vorkommt? Ging er dem Ursprung dieser heftigen Gefühle nach, warum du sie hast und woher sie evtl. kommen?

Es ist sehr wichtig, sich über die eigenen Gefühle bewusst zu werden. Darauf kann dann aufgebaut werden.

Liebe Grüße pluto
 
Hallo Pluto
Danke für die Antwort. Die letzte Methode, die du beschrieben hast, kling wirklich sehr gut! Ich werde meinen Therapeuten mal fragen. Er macht ganz verschiedene Arten von Aufstellungen. Am Anfang haben wir mit inneren Bildern gearbeitet. So kann man ganze Generationen zusammentrommeln. Das fand ich auch sehr effektiv. Später dann mit Namen auf Papier schreiben und draufstehen...Ich muss das aber dann von meinem Therapeuten noch genauer wissen, werde ihn fragen.

ich hätte da noch eine andere frage:

Bei meiner letzten Aufstellung gings um eine schwere Krankheit, die ich als Kind hatte. Mein Therapeut bekam schüttelfrost und alles. als ich dann für mich einstand, passierte sehr viel: schüttelfrost, dann heulanfälle,etc. dann musste ich so lange warten/bzw. geschehen lassen, bis es mir gut ging. das ging sehr lange. ich hatte dabei lange das gefühl, ich sei in einem kokon oder einer glaskugel, abgeschottet von der umgebung.dies repräsentierte all die jahre seit der krankeit. so kam es mir zumindest vor. dann verschwand diese glaskugel.

Ich fand das alles sehr bewegend. Hat das wirklich so starke positive Auswirkungen auf das Leben? Kann ich damit rechnen, dass ich mich jetzt im "richtigen" Leben auch nicht mehr so in einer glaskugel fühle? Hat da jemand erfahrungen? Ich selbst kann das jetzt nicht so abschätzen. bei mir geht immer viel ab, ob ich aufstellungen mache oder nicht, deshalb ist es für mich schwierig, zu beobachten, was sich konkret ändert.
 
Hallo Zola,

mit inneren Bildern habe ich auch schon aufgestellt. Leider haben sie mir nicht so viel gebracht wie dir, drum bin ich auch davon abgekommen.

Kann ich damit rechnen, dass ich mich jetzt im "richtigen" Leben auch nicht mehr so in einer glaskugel fühle?

Diese Frage kannst du dir nur selbst beantworten: Fühlst du dich wieder in einer Glaskugel oder hast du mehr das Gefühl, sie ist wirklich verschwunden?

Dass du die Krankheit hattest und seitdem eine Glaskugel um dich herum gebraucht hast, hat seinen Grund. Dies kann natürlich auch ein traumatisches Erlebnis in deinem Leben gewesen sein, dass die Glaskugel erforderte. Dann hätte aber das damit verbundene Trauma aufgelöst werden müssen. Oder die Krankheit war lebensbedrohlich, und die Glaskugel hat dir geholfen zu überleben. Dann halte ich es für gefählich, diese einfach wegzufühlen. Und es kann einen systemischen Hintergrund geben.

Aber: All diese Fragen können einzig vor Ort wirklich geklärt werden. Falls du Zweifel am Therapeuten hast, höre auf dein Inneres und suche dir solange einen neuen, bis ihr zusammenpasst. Zweifel sorgen dafür, dass du nicht nicht ganz öffnen kannst und sie sorgen für Fehler im therapeutischen Ablauf, was sich destruktiv auf dein Inneres auswirkt.

Liebe Grüße pluto
 
Falls du Zweifel am Therapeuten hast, höre auf dein Inneres und suche dir solange einen neuen, bis ihr zusammenpasst.
Man kann sich auch so lange einen neuen Therapeuten suchen, bis man endlich einen findet, der einem seine Wünsche erfüllt. :)

Im Ernst, Zola: Magst Du nicht all Deine Fragen Deinem Therapeuten stellen? Hier weiß keiner, wie der arbeitet und warum er gerade dieses oder jenes Vorgehen gewählt hat. Weißt Du, was geschieht, wenn Du hier herumfragst, wie es Dir möglicherweise ergehen wird? Du bekommst ein Dutzend unterschiedliche Antworten und bist am Ende noch verwirrter als vorher. Man kann ja nicht diskutieren, wie es Dir gehen wird...

Und wenn Du gern einmal Deine Familie in Bezug auf Dein Anliegen - was immer das sein mag - einbeziehn möchtest, dann kannst Du ihn auch ganz direkt fragen, was er von einer Familienaufstellung "mit großer Besetzung" - also mit einer entsprechenden Zahl von Repräsentanten - hält. Und wenn er nichts davon hält, kannst Du immer noch entscheiden, ob Du trotzdem eine machst oder Dich an seine Empfehlung hältst. Weißt Du, das ist Deine Entscheidung, die Dir niemand abnehmen kann: ob Du ihm vertraust, ob sich Dein Vertrauen durch offene Aussprache über Deine Fragen ändern kann oder ob Du einen anderen Weg beschreiten möchtest.

Was würde sich denn ändern in Deinem Leben, wenn es so aussieht, als "käme das Problem nicht von Dir selbst"?

Alles Liebe,
JAke
 
Ich will das so, weil ich es jetzt einfach brauche.
Liebe Zola,

Mein Eindruck : Du wirkst auf mich in Deinen Beiträgen sehr kontrollierend-bestimmend - gleichzeitig unsicher-misstrauisch (gehört ja auch beides zusammen).

Dein Therapeut lebt eine andere Seite (von Dir ?) - zB. Offenheit für starke Gefühle. Befremdet Dich das ? Möchtest Du jetzt hier Deinen Therapeuten kontrollieren - und damit möglicherweise in einem alten Muster verharren (zB. Dich und Deine Gefühle zu kontrollieren, Deinen Gefühlen zu misstrauen - das ist jetzt keine Behauptung, sondern eine Frage) ?

Die Frage scheint mir weniger, ob das Vorgehen des Therapeuten sinnvoll und wirkungsvoll ist - vielmehr, ob Du es für Dich nützen kannst und willst.

Zu Deiner anderen Frage : dass Stellvertreter echter und tiefer wahrnehmen, als die Originalperson sich selbst, das ist üblich (deswegen verwendet man ja in einer Aufstellung Stellvertreter und nicht die Originalpersonen selbst).

In einer Aufstellung geht es in erster Linie um die Frage "Was befreit, was verhilft zu einer Lösung". Herauszufinden, woher ein Problem kommt, ist manchmal für eine Lösung unwichtig - manchmal sinnvoll; auf alle Fälle ist es frühestens die zweite Frage. (Auch ist das kein Gegensatz - aus mir, von Ahnen. Im Grunde kommt JEDES Problem aus mir - auch wenn ich etwas von Ahnen übernehme, kommt der Grund dazu aus mir, warum ich mir das "antue".)

Was für mich aus Deiner Frage nicht hervorgeht : Was ist Dein Anliegen, was möchtest Du erreichen, was wünscht Du Dir ? Ob ein eingeschlagener Weg zielführend ist, kann man ja nur sagen, wenn man das Ziel kennt. (So schön eine Rheinfahrt zum Meer sein kann, wird sie mir nicht viel helfen, wenn ich nach Rom will).

Ich kann das unterschreiben, was Jake Dir bereits geschrieben hat.

Liebe Grüße,

Reinhard
 
Danke für eure Antworten! ich musste schmunzeln - wegen mir selbst. ihr habt mir sehr wertvolle inputs gegeben. obwohl ich es am schluss ja selbst wissen muss, tut mir der austausch gut, um eben meine position zu finden.

Die Reaktion von meinem Therapeuten hat mich nicht befremdet, sondern sehr berührt. ich habe mich nur gefragt, wieso ich nicht das selbe empfand, als ich dann für mich stand. Reinhard hat mir die Frage nun beantwortet.

Etwas genauer zu meinem Anliegen: Meine Krankheit als Kind panzerte Buchstäblich mein Herz zu. Die chirurgen schnitten den Panzer weg. Nun meine Interpretation: ich bildete mir danach einen feinstofflichen Panzer (glaskugel). Was sich im alltag sehr schön dadurch zeigte, dass ich seither nie richtig 100% am leben teilnahm.

Ich möchte nun natürlich einen anderen weniger schmerzvollen weg finden, um mich zu schützen. Ich möchte wieder richtig am alltag teilnehmen. Da in der aufstellung die glaskugel ganz am schluss von selbst verschwand und ich gefühlsmässig all die jahre bis jetzt durchlebte (und das verschwinden der glaskugel für mich ein gutes gefühl war) frage ich mich jetzt natürlich, ob sich das auch auf den alltag auswirkt. ich merkte eben noch nicht viel davon und das hat mich verwundert. das hängt aber sicher u.a. mit meiner ungeduld zusammen. ich kann ja nicht nach all den jahren jetzt ruckzuck wunder erwarten. und vielleicht ist gerade so eine herz-schutz-geschichte etwa so empfindliches, dass es seine zeit braucht.
 
Liebe Zola,

Grundsätzlich ist es ein gutes Zeichen, wenn beim Stellvertreter eine Lösung geschieht. Die läßt sich nämlich nicht künstlich erzwingen. Wozu die Originalperson nicht willens oder nicht fähig ist, geht auch beim Stellvertreter nicht.

Was eventuell ein Störfaktor sein kann und ich deswegen manchmal überprüfe : ob der Klient die Aufstellung angenommen hat.

Die innere Umstellung und Neuorganisation braucht Zeit. Das ist ja ein viel umfassenderer Vorgang, als man bedenkt. Nicht nur seelisch - auch körperlich zB. im Gehirn : viele automatisch ablaufende Verknüpfungen und Steuerungen werden umgestellt. Das ist so, wie wenn die Schweizer Bahn einen völlig neuen Fahrplan für einen Großteil ihrer Züge erstellt. (Er soll ja auch funktionieren und nicht zu Massenkarambolagen führen.)

Ach ja - das hatte ich bereits gehört. Es soll 1 ungeduldige Frau auf der Welt geben. Freut mich, dass ich sie (= Dich) kennengelernt habe :) .

Liebe Grüße,

Reinhard
 
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Hallo Reinhard

Na dann bin ich ja beruhigt, was die Umstellung betrifft! Über das "Gender"-Ding müsste man noch reden :stickout2

Liebe Grüsse
 
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