Zu erstens sind die 100.000 nicht auf Kinder, sondern die Gesamtbevölkerung bezogen. Ein Trick die Zahlen kleiner aussehen zu lassen, wenn man Kindern ggü. allen Altersgruppen gegenüberstellt.
Es ging in den Medien und die Dramatsierung um ein einziges Kind mit einer unbekannten Vorerkrankung. Also einen Todesfall.
Lg
any
Du hast geschrieben 73 : 100 000 Verkehrstote inkl. Erwachsene. Die Masernmortalität liegt (unabhängig vom Alter) bei 100 : 100 000 - der Unterschied ist, dass Masern häufig öfter Kinder erwischt als Verkehrsunfälle, weil Kinder nicht Autofahren dürfen. Worin jetzt der Unterschied liegt, ob ein Kind stirbt oder ein Erwachsener erschließt sich mir nicht ganz - tot ist tot, und Masern würde nach deinen Zahlen sogar deutlich mehr Tote verursachen als Verkehrsunfälle. Und dabei hab ich schon ignoriert, dass deine Zahlen offensichtlich Schmarrn sind.
3 368 Menschen starben im Jahr 2014 auf deutschen Straßen. (
Quelle statistisches Bundesamt) - das macht 4,15 Verkehrstote pro 100.000 Einwohner.
Davon Kinder: Im Jahr 2013 verunglückten insgesamt 264 Kinder je 100 000 Einwohner ihrer Altersklasse im Straßenverkehr.
Fünf Kinder je eine Million Einwohner unter 15 Jahren wurden tödlich verletzt. (
Quelle Statistisches Bundesamt)
Das macht 0,5 : 100.000 Kindern, die im Verkehr sterben, bzw. 4,15 : 100 000 Einwohnern generell.
Im Vergleich dazu: Masern 100 : 100.000 Tote.
Wie gesagt, der Großteil der Todesfälle bei Masern kommt von Kindern, weil die nunmal am öftesten infiziert werden. Aber selbst, wenn wir das ignorieren würden wären Masern immer noch 25 mal so tödlich wie Verkehr. Wenn man nach Kindersterblichkeit geht wohl eher 100-200 mal so tödlich.
Zu Punkt 2 und 3 hast du hingegen gar nix gesagt.
Jährlich sterben zwischen 5.000 und 15.000 Menschen an Grippe (inkl. Vorerkrankungen die beteiligt sind)
http://www.abendblatt.de/hamburg/article107207166/Bis-zu-15-000-Grippetote-pro-Jahr.html , diese Impfung wird aber nicht empfohlen, da werden seltsamer Weise Risiken eingegangen, dass Menschen daran sterben.
Die Grippeimpfung
wird sehr wohl empfohlen - aber nur für Risikogruppen, also Menschen >65 Jahre, Leute, die solche Menschen betreuen, Leute mit chronischen Erkrankungen und medizinisches Personal. Und dreimal darfst du raten, wo die Grippetoten fast ausschließlich herkommen? Genau aus diesen Bevölkerungsschichten.
Dabei ist zu bemerken, dass die Impfung natürlich nicht für junge und gesunde Erwachsene bzw. Kinder empfohlen ist - weil die eine Grippe normalerweise gut durchstehen. Deswegen wäre eine Grippeimpfpflicht ohnehin völliger Schmarrn, zumal man die Grippe auch nicht ausrotten kann und die Impfung jährlich aufgefrischt werden müsste.
Grundsätzlich finde ich deine Vorgehensweise SEHR GUT! Denn du bist einer der wenigen hier die nicht mit der "Impfung über alles!"-Keule zuschlagen sondern gezielt ihr eigenes Wissen vermitteln und Kritik auch aufnehmen und darauf konstruktiv antworten können.
Wie gesagt, schade das der Teil mit den Hebammen draussen ist, ich hätte gerne mal deine Meinung dazu gehört.
Freut mich, dass du das siehst. Deinen Post hab ich gelesen, die Seite hab ich mir angeguckt, das war diese hier:
http://www.geburtshauskinder.de/Gesundheit.htm
Grundsätzlich sehe ich darin mal keine pauschale Impfgegnerseite, weil die meisten Sachen sehr sauber mit Studien belegt wurden, und weil tatsächlich nicht pauschal behauptet wird, Impfen sei gefährlicher als die Krankheiten. Auch solche Sachen wie die Gefahr einer Fehlgeburt bei einer Schwangeren mit Röteln (was oft verschwiegen wird) oder die Gefahr einer Hodenentzündung bei Männern mit Mumps wird angesprochen.
Viele Aussagen sind zweifelhaft und viele Zahlen sind veraltet bzw. falsch. Ein Beispiel:
"
Die gefürchtete Gehirnentzündung (Masernenzephalitis) mit möglichen Folgeschäden ist bei Klein- und Vorschulkindern sehr selten (zirka 1:15.000]."
Nach neueren Ergebnissen ist das krass veraltet, die Zahlen wurden nämlich immer wieder nach oben korrigiert:
"Eine deutsche Untersuchung (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Katharina Schönberger) ermittelte für Kinder, die in ihren ersten fünf Lebensjahren an Masern erkrankt sind, ein Risiko von 1:1.700 bis 1:3.300, SSPE zu entwickeln." (
Quelle Kinderärzte im Netz)
Manche Quellen reden sogar schon von 1:500.
Anderes Beispiel: "
Masern hinterlassen eine lebenslange Immunität." Das muss nicht sein - wir haben sogar hier im Forum jemanden, der die Masern 2 mal hatte. Genau wie bei Impfungen gibt es auch bei der echten Krankheit individuelle Unterschiede - bei manchen "vergisst" das Immunsystem eben schneller.
Dafür aber diese Aussage:
"
Erwachsene und Säuglinge können daher heute an Masern erkranken - und zwar besonders schwer. Unter diesen Umständen ist die Krankheit der Gesellschaft nicht mehr zuzumuten. Kinder sollten spätestens mit dem Eintritt in den
Kindergarten geimpft sein."
Gut, dasss das da steht, finde ich nämlich völlig richtig. Eigentlich sollten sie schon früher geimpft sein, aber das kann man zumindest "differenziert" nennen.
"
Die 3-fach-lmpfstoffe gegen Masern, Mumps und Röteln sind nur ungenügend auf ihre Sicherheit untersucht."
Das stimmt auch nicht, oder nicht mehr - dazu habe ich oben ja schon eine recht junge Studie verlinkt.
Positiv muss man anmerken, dass die Seite nicht auf den klassischen Impfgegner-Zug aufspringt und wieder ein Fass aufmacht von wegen Quecksilber und sowieso. Nur den Satz findet man:
"
Untersuchungen an menschlichen Nervenzellen und Tierversuche lassen befürchten, dass der Keuchhusten-Impfstoff und die in vielen Impfstoffen enthaltenen Aluminiumsalze die Reifung und Entwicklung von Nervenzellen stören können."
Wie gesagt, das stimmt durchaus, aber nicht in den minimalen Dosen, die in einer Impfung drin sind. Die Alternative wäre viel schlimmer - denn die Aluminiumsalze machen, dass man weniger Impfstoff pro Impfdosis benötigt, und der Impfstoff ist es, der eigentlich für die meisten Impfnebenwirkungen (Fieber, allergische Reaktionen, etc) sorgt - das ist wichtig für immunkompromittierte Leute, bei denen die Impfentscheidung aufgrund der Gefahrensituation sehr individuell angegangen werden muss. Die Aluminiumsalze sorgen dafür für eine Rötung der Einstichstelle und leichte Muskelschmerzen, und das ist meiner Meinung nach verkraftbar.
Insgesamt ist die Quelle eher als impfkritisch einzuschätzen (also etwas mehr, als die medizinischen Daten es objektiv hergeben), aber insgesamt ist sie 1000 mal ausgewogener und wissenschaftlicher als was man sonst so hier sieht.
Bzgl Grippeimpfung: Die sehe ich auch als kritisch an, eben deswegen wie du sagst, weil sie jedes Jahr neu zusammengerührt werden muss und eben nur vor ein paar - dominanten - Influenza-Strains schützt und nicht dauerhaft vor der Grippe. Deswegen macht mMn eine Impfpflicht hier keinen Sinn, wie oben bemerkt. Bei Masern ist das z.B. anders - da sind (mit sehr kleinen, kontinentalen Unterschieden) die Impfstoffe seit 50 Jahren die gleichen und wir haben daher eine sehr breite Datenbasis, die uns sagt, wie sicher und wirksam die sind. Und Masern sind eine der ansteckendsten Krankheiten, die es gibt - bei einer völlig ungeschützten Bevölkerung würden in der Praxis knapp 100% in ihrem Leben infiziert werden.