Servus!
Ich hab grad einen diesbezüglichen Text geschrieben und dann dachte ich, das könnte ich auch gleich mal hier reinstellen, um zu sehen wie andere über diese Frage denken.
Seit ihr für oder gegen die Privatisierung der Wasserversorgung? Was sind die Gründe für eure Entscheidung?
Hier ist meine Meinung (ursprünglich nicht für ein Forum, deshalb vielleicht stellenweise etwas seltsam):
Nun muss ich mal ein paar Worte zu einem Thema loslassen dem ich allenthalben begegne und das mich wirklich jedes Mal auf die Palme bringt, wenn ich davon höre. Es geht um die Privatisierung der Wasserversorgung.
Ich muss gleich sagen, dass ich mich in diesem Metier nicht wirklich auskenne und ich auch kein Wirtschaftsfachmann bin. Ich will nur ein paar Überlegungen anstellen, die mir persönlich vernünftig erscheinen. Der Grad inwiefern das auch tatsächlich zutrifft, mag der kritische Verstand des Lesers beurteilen.
Zunächst einmal was ist Wasser überhaupt? Es ist ein Flüssigkeit, die ich als Mensch zum Überleben benötige. Ich kann ein paar Minuten ohne Atemluft überleben, ein paar Tage ohne Wasser und ein paar Wochen ohne Nahrung. Wenn ich kein Wasser bekomme, sterbe ich also. Ich kann ein schönes Leben leben ohne Cola und Alkopops, ich muss noch nichtmal Apfelsaft oder Tee trinken, aber ohne Wasser werde ich, so wie jeder Mensch, zu Grunde gehen. Das ist mal für mich persönlich eine Tatsache.
Insofern hat Wasser für mich einen sehr sehr hohen Wert. Es ist gar nicht so wichtig, wie groß die Menge ist, die wir hier in Österreich zur Verfügung haben. Es ist nicht wichtig wie hoch der Preis, das heißt der Tauschwert, ist. Der Gebrauchswert liegt in jedem Fall weit über dem von jeder anderen Flüssigkeit, ja genau genommen ist Wasser das "Produkt" mit dem höchsten Wert, das überhaupt käuflich erwerbbar ist.
Dass es nunmal etwas kostet liegt aber zum Glück noch weniger am Wasser selbst, als an der Infrastruktur die nötig ist, Wasser an seinen Verbrauchsort zu transportieren. Auf seinem eigenen Grundstück darf sich ja jeder seinen Brunnen graben wenn er möchte.
Nun steht für mich also fest: Bei Wasser ist der Preis zunächst zweitrangig. Es sollte meiner Meinung nach nicht darum gehen, ob ein Kubikmeter nun ein paar Cent mehr oder weniger kostet, sondern darum, dass eine qualitativ hochwertige und vor allem auch sichergestellte Versorgung gewährleistet ist. Wenn man am Wasser sparen will um sich irgendein Klumpert aus nem Versandkatalog zu bestellen, stimmt sowieso mit den Prioritäten irgendwas nicht, finde ich.
Die Frage der Kosten steht ja nun auch im Zentrum der Frage der Wasserprivatisierung. Oft hört man die Kommunen in Deutschland seien quasi dazu gezwungen zu privatisieren, weil die Haushaltslöcher so überhand nehmen. Genau da denke ich dann: Einer Gesellschaft müsste es doch höchst wichtig sein, gerade die Wasserversorgung in ihren eigenen Händen zu behalten, was wenn nicht das?
Dazu kommt noch, dass der erwartete Gewinn ja äußerst kurzfristig wäre, denn verkaufen kann man bloß einmal, und die Steuern würden wohl auch das Kraut nicht mehr fett machen.
Weiters geht es um die Fragestellung: Was sind überhaupt die etwaigen Vorteile einer Privatisierung? In andernen Bereichen, beispielsweise bei einer Privatisierung der Bahn könnte man ja einige Dinge anführen, allen voran natürlich preisbedingte Vorteile. Weiters eben Entlastung des öffentlichen Sektors, und dann, durch Konkurrenz, auch Verbesserung der Qualität. Wobei natürlich die Konkurrenzfrage im erwähnten Beispiel äußerst fraglich ist.
Was wären nun die Vorteile einer Wasserprivatisierung? Mir fällt da eben nur genau diese eine Sache eine: der Preis. Es gibt sonst nichts. Ein paar Cent weniger, aber eher, so wie viele Beispiele zeigen, ein paar Cent mehr. Findige Marketingfritzen würden wohl auch die verbesserte Qualität anführen, aber eben die ist durch die strengen Richtwerte ohnehin schon auf einem Maximum. Es widert mich immer wieder an, dass alles "besser" gemacht werden muss. Ich will und muss an reinem Wasser nichts "verbessern". Ob da jetzt ein paar Mineralien drin sind oder es gar mit irgendwelchem "esoterischen" Humbug behandelt wurde, betrifft ohnehin nur Menschen die müßig sind, sich mit solchem, kurzgesagt, Schwachsinn zu beschäftigen.
Weiters die Frage der Konkurrenz: Wenn ich da wie gesagt mit dem Hausverstand ran gehe, denke ich mir: "Zu jedem Haus musst eine Wasserleitung legen und einen Kanal, das Wasser musst du irgendwo her holen und entsprechend aufbereiten." Das ist es ja mehr oder weniger.
Jetzt frage ich mich wie da eine Konkurrenz entstehen kann? Soll etwa jedes Wasserunternehmen eine eigene Leitung zum Haus legen? Oder wie beim Strom irgendwelche Tarife anbieten? Vielleicht einen für Morgenduscher, sodass das Wasser von 4-7 Uhr um 2 Cent billiger ist? Oder wollen die Unternehmen mit dem Verhältnis der dissoziierten Ionen werben, das dann meine Potenz verbessern soll?
Wie die Erfahrungen zeigen kommt es ohnehin sofort zur Monopolbildung und somit zum Preisanstieg. Aber Erfahrungswerte zählen in der neoliberalen Wirtschaftsordnung nicht, weil ja sonst schon irgendwem aufgefallen sein müsste, dass die ganzen Reformen auch nichts verbessert haben.
Der nächste Punkt ist nun, dass mit einer Privatisierung der Wasserversorgung die Kontrolle eben dieser in die Hände von Unternehmen fallen würde, börsennotierten Großunternehmen um genau zu sein. Die müssen bekanntlich nicht nur Gewinn machen, sie müssen das auch kurzfristig bewerkstelligen, da sonst die Shareholder böse würden. Alleine der Gedanke, dass meine Wasserversorgung in den Händen irgendwelcher anonymen Kapitaleigner ist kotzt mich schon unglaublich an.
Dieses ganze Beispiel ist bis zu einem gewissen Grad auch sehr symptomatisch. Es zeigt wie ein lebensnotwendiges Ding völlig verzerrt und in ein Konsumprodukt umgepolt in der Massenwahrnehmung auftaucht. Es zeigt, wie die "Volksvertreter" die Prioritäten auslegen. Es zeigt wie Menschen nicht auf die unmittelbare Empfindung sondern wie hypnotisiert auf suggerierte Wundereigenschaften vertrauen. Es zeigt die Verengung und Zurechtschneidung des Blickes auf die Welt. Letztlich zeigt es auch, woran diese Gesellschaft (auch) krankt: Am Erkennen von echten Werten.
liebe Grüße
Ich hab grad einen diesbezüglichen Text geschrieben und dann dachte ich, das könnte ich auch gleich mal hier reinstellen, um zu sehen wie andere über diese Frage denken.
Seit ihr für oder gegen die Privatisierung der Wasserversorgung? Was sind die Gründe für eure Entscheidung?
Hier ist meine Meinung (ursprünglich nicht für ein Forum, deshalb vielleicht stellenweise etwas seltsam):
Nun muss ich mal ein paar Worte zu einem Thema loslassen dem ich allenthalben begegne und das mich wirklich jedes Mal auf die Palme bringt, wenn ich davon höre. Es geht um die Privatisierung der Wasserversorgung.
Ich muss gleich sagen, dass ich mich in diesem Metier nicht wirklich auskenne und ich auch kein Wirtschaftsfachmann bin. Ich will nur ein paar Überlegungen anstellen, die mir persönlich vernünftig erscheinen. Der Grad inwiefern das auch tatsächlich zutrifft, mag der kritische Verstand des Lesers beurteilen.
Zunächst einmal was ist Wasser überhaupt? Es ist ein Flüssigkeit, die ich als Mensch zum Überleben benötige. Ich kann ein paar Minuten ohne Atemluft überleben, ein paar Tage ohne Wasser und ein paar Wochen ohne Nahrung. Wenn ich kein Wasser bekomme, sterbe ich also. Ich kann ein schönes Leben leben ohne Cola und Alkopops, ich muss noch nichtmal Apfelsaft oder Tee trinken, aber ohne Wasser werde ich, so wie jeder Mensch, zu Grunde gehen. Das ist mal für mich persönlich eine Tatsache.
Insofern hat Wasser für mich einen sehr sehr hohen Wert. Es ist gar nicht so wichtig, wie groß die Menge ist, die wir hier in Österreich zur Verfügung haben. Es ist nicht wichtig wie hoch der Preis, das heißt der Tauschwert, ist. Der Gebrauchswert liegt in jedem Fall weit über dem von jeder anderen Flüssigkeit, ja genau genommen ist Wasser das "Produkt" mit dem höchsten Wert, das überhaupt käuflich erwerbbar ist.
Dass es nunmal etwas kostet liegt aber zum Glück noch weniger am Wasser selbst, als an der Infrastruktur die nötig ist, Wasser an seinen Verbrauchsort zu transportieren. Auf seinem eigenen Grundstück darf sich ja jeder seinen Brunnen graben wenn er möchte.
Nun steht für mich also fest: Bei Wasser ist der Preis zunächst zweitrangig. Es sollte meiner Meinung nach nicht darum gehen, ob ein Kubikmeter nun ein paar Cent mehr oder weniger kostet, sondern darum, dass eine qualitativ hochwertige und vor allem auch sichergestellte Versorgung gewährleistet ist. Wenn man am Wasser sparen will um sich irgendein Klumpert aus nem Versandkatalog zu bestellen, stimmt sowieso mit den Prioritäten irgendwas nicht, finde ich.
Die Frage der Kosten steht ja nun auch im Zentrum der Frage der Wasserprivatisierung. Oft hört man die Kommunen in Deutschland seien quasi dazu gezwungen zu privatisieren, weil die Haushaltslöcher so überhand nehmen. Genau da denke ich dann: Einer Gesellschaft müsste es doch höchst wichtig sein, gerade die Wasserversorgung in ihren eigenen Händen zu behalten, was wenn nicht das?
Dazu kommt noch, dass der erwartete Gewinn ja äußerst kurzfristig wäre, denn verkaufen kann man bloß einmal, und die Steuern würden wohl auch das Kraut nicht mehr fett machen.
Weiters geht es um die Fragestellung: Was sind überhaupt die etwaigen Vorteile einer Privatisierung? In andernen Bereichen, beispielsweise bei einer Privatisierung der Bahn könnte man ja einige Dinge anführen, allen voran natürlich preisbedingte Vorteile. Weiters eben Entlastung des öffentlichen Sektors, und dann, durch Konkurrenz, auch Verbesserung der Qualität. Wobei natürlich die Konkurrenzfrage im erwähnten Beispiel äußerst fraglich ist.
Was wären nun die Vorteile einer Wasserprivatisierung? Mir fällt da eben nur genau diese eine Sache eine: der Preis. Es gibt sonst nichts. Ein paar Cent weniger, aber eher, so wie viele Beispiele zeigen, ein paar Cent mehr. Findige Marketingfritzen würden wohl auch die verbesserte Qualität anführen, aber eben die ist durch die strengen Richtwerte ohnehin schon auf einem Maximum. Es widert mich immer wieder an, dass alles "besser" gemacht werden muss. Ich will und muss an reinem Wasser nichts "verbessern". Ob da jetzt ein paar Mineralien drin sind oder es gar mit irgendwelchem "esoterischen" Humbug behandelt wurde, betrifft ohnehin nur Menschen die müßig sind, sich mit solchem, kurzgesagt, Schwachsinn zu beschäftigen.
Weiters die Frage der Konkurrenz: Wenn ich da wie gesagt mit dem Hausverstand ran gehe, denke ich mir: "Zu jedem Haus musst eine Wasserleitung legen und einen Kanal, das Wasser musst du irgendwo her holen und entsprechend aufbereiten." Das ist es ja mehr oder weniger.
Jetzt frage ich mich wie da eine Konkurrenz entstehen kann? Soll etwa jedes Wasserunternehmen eine eigene Leitung zum Haus legen? Oder wie beim Strom irgendwelche Tarife anbieten? Vielleicht einen für Morgenduscher, sodass das Wasser von 4-7 Uhr um 2 Cent billiger ist? Oder wollen die Unternehmen mit dem Verhältnis der dissoziierten Ionen werben, das dann meine Potenz verbessern soll?
Wie die Erfahrungen zeigen kommt es ohnehin sofort zur Monopolbildung und somit zum Preisanstieg. Aber Erfahrungswerte zählen in der neoliberalen Wirtschaftsordnung nicht, weil ja sonst schon irgendwem aufgefallen sein müsste, dass die ganzen Reformen auch nichts verbessert haben.
Der nächste Punkt ist nun, dass mit einer Privatisierung der Wasserversorgung die Kontrolle eben dieser in die Hände von Unternehmen fallen würde, börsennotierten Großunternehmen um genau zu sein. Die müssen bekanntlich nicht nur Gewinn machen, sie müssen das auch kurzfristig bewerkstelligen, da sonst die Shareholder böse würden. Alleine der Gedanke, dass meine Wasserversorgung in den Händen irgendwelcher anonymen Kapitaleigner ist kotzt mich schon unglaublich an.
Dieses ganze Beispiel ist bis zu einem gewissen Grad auch sehr symptomatisch. Es zeigt wie ein lebensnotwendiges Ding völlig verzerrt und in ein Konsumprodukt umgepolt in der Massenwahrnehmung auftaucht. Es zeigt, wie die "Volksvertreter" die Prioritäten auslegen. Es zeigt wie Menschen nicht auf die unmittelbare Empfindung sondern wie hypnotisiert auf suggerierte Wundereigenschaften vertrauen. Es zeigt die Verengung und Zurechtschneidung des Blickes auf die Welt. Letztlich zeigt es auch, woran diese Gesellschaft (auch) krankt: Am Erkennen von echten Werten.
liebe Grüße