Der Brasiliansicher Regenwald wird als die Lungen unseres Planeten bezeichnet. Konzerne, Banken und Versicherungsgesellschaften lassen ihn in grossem Massstab abholzen, denn die brasilianische Regierung gab grosse Steuervergünstigung für Arbeitsbeschaffungsprogramme im Urwald. Auch die Weltbank finanzierte mit. Zwar gibt es heute strengere Gesetze, aber an die hält sich kaum jemand. So wird erst abgesägt, dann abgebrannt. Pflanzen und Tiere, deren Namen wir noch nicht einmal kennen, sterben mit den Wäldern aus. Man macht sich oft auch gar nicht mehr die Mühe, die edlen Tropenhölzer abzutransportieren, um daraus Möbel herzustellen. Hier geht es vor allem darum, Weideflächen für Vieh zu schaffen, denn Brasilien weist einen der grössten Rinderbestände der Welt auf. So nimmt die Verwüstung ihren Lauf und die Schädlinge nehmen zu, besonders die Termiten. Wiederaufforstung ist kaum möglich, weil der fruchtbare Boden dazu viel zu dünn ist. In ein paar Jahren wird ihn der tropische Regen weggeschwemmt haben. Aus den umfassenden Brandrodungen steigt zudem Kohlendioxyd in die Atmossphäre auf und löst eine komplizierte Kettenreaktion aus, die mithilft das Weltklima zu verändern. Die Vernichtung des Regenwaldes wird für die ganze Menschheit Folgen haben.
Doch wozu dient diese Zerstörung? Der grösste Teil des brasilianischen Fleisches wird exportiert, und zwar hauptsächlich in jene Länder, die ohnehin an Überschüssen leiden. Deshalb wird es vorwiegend als Hunde- und Katzenfutter, Knochenmehl und Fleischextrakt verwendet, während die Armen des Landes hungern!
Im Osten Brasiliens gibt es riesige Sojafelder. Man kann sie als Schlachtfelder zwischen den Armen in der dritten Welt und den Reichen in den Industriestaaten betrachten. Doch die Armen haben bereits verloren, denn sie wurden bereits von dem Land vertrieben, auf dem nun Soja für das Vieh der reichen Staaten wächst. Während im fernen Europa Schweine, Rinder und Geflügel gemästet werden, begehen die Menschen hier Landflucht und enden in den Armutsvierteln der Grossstädte. So führt Fleischüberproduktion zu Armut.
Soja könnte die Menschen in Brasilien ernähren, aber es wird vollständig exportiert, um unter anderem auch in Europa an das Vieh verfüttert zu werden. Dabei machen das grosse Geschäft nicht die Brasilianer, sondern eine Handvoll westlicher Konzerne. Und aus dem Westen kommen ebenfalls für Milliarden von Dollar Düngemittel, die für die Felder unentbehrlich sind und gleichzeitig die Umwelt zerstören.
Prof. Frederic Vester, Biochemiker und Publizist führt diese Vernetzung mit den armen Ländern nochmals klar vor Augen. In Drittweltländern wird Futter angebaut, das in den reichen Industriestaaten verfüttert wird. Inzwischen weiss man, dass wenn man Wälder abholzt, um daraus Ackerland zu machen, man nach höchsten zwei Jahren weder Ackerland noch Wald mehr hat.
Die Grenze ist erreicht. In dem Moment, wo man Futter anbaut, das man hier an Hähnchen und Rinder verfüttert, um dann erst deren Fleisch zu essen (wobei es bei jeder Stufe der Nahrungskette wieder einen Verlust an Kohlenhydraten, Kalorien und Proteinen gibt), haben wir nur noch einen Zehntel von dem, was wir haben könnten, wenn wir die Pflanzen unmittelbar verwerten würden. Dies ist oft sehr hochwertiges Eiweiss. Die Entwicklungsländer mögen von uns vielleicht 2 - 3 Mia Tonnen Eiweiss bekommen, doch wir holen aus ihnen 3 - 4 Mia Tonnen heraus, verfüttern es an unsere Tiere, um dann wiederum nur einen Zehntel davon zu essen. Doch - Wer von uns denkt schon darüber nach, dass unsere täglichen Essgewohnheit auch Konsequenzen für Menschen in der Dritten Welt haben?
Quelle: Fleisch frisst Menschen, Dokumentarfilm, ARD 1987