Präventionsernährung gegen die Alzheimerkrankheit

Und: Ja, ich glaube dass ich nur mein Gehirn/Nervensystem/Körper bin. An eine Seele oder einen "Geist" (außer als Funktion meines ZNS) glaube ich nicht, ich sehe auch keinen nachvollziehbaren Grund dafür, an so etwas zu glauben - außer Angst.

Damit scheinst Du ja eine materialistische Interpretation des Universums und des Menschen zu vertreten. Darf ich Dich deshalb fragen, welche Entstehungs- und Strukturmodelle der strikte Materialismus bezüglich des ohne Zweifel real existenten menschlichen Bewusstseins vorweisen kann? Könntest Du mir plausibel die Frage beantworten, welcher Faktoren es im Konkreten bedarf, damit ein Leitsystem elektrischer Impulse (wie es das Gehirn oder auch ein Computer ist) seiner selbst und auch seiner Umwelt bewusst wird und jene reflektieren kann? Was befähigt das hochevolvierte, komplexe Gehirn dazu? Und was müssten z. B. Informatiker vollbringen, damit auch ein PC sich selbst erkennend, entscheidungsfrei und reflektorisch wird? Vielen Dank!
 
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Ja, ich bin materieller Monist.
Und nein, ich kann die Frage von dir nicht ganz einfach beantworten, sondern nur mutmaßen. Könnte ich sie beantworten, würde ich nicht hier schreiben sondern meinen Nobelpreis entgegennehmen.

Zuerst möchte ich mal auf einen schon etwas älteren Artikel der Zeit verlinken, der all jene Beispiele bringt, derer ich mich auch gern bediene, Fragestellungen der Neurophilosophie (wenn ich das jetzt in Anlehnung an P. Churchland so nennen darf) zu erläutern.
Hier der Artikel:
http://www.zeit.de/2008/15/OdE24-Gehirn?page=all

Ich fang mal hinten an:
Könntest Du mir plausibel die Frage beantworten, welcher Faktoren es im Konkreten bedarf, damit ein Leitsystem elektrischer Impulse (wie es das Gehirn oder auch ein Computer ist) seiner selbst und auch seiner Umwelt bewusst wird und jene reflektieren kann?
Hier kommen wir schon zum ersten wichtigen Punkt: Das Gehirn ist kein biologischer Computer, und der Computer ist kein elektronisches Gehirn.
Das ist sehr wichtig und wird oft missverstanden! Zwar benutzen beide sowohl analoge als auch digitale Komponenten, und es gibt biologische Einheiten, die schon fast komische Ähnlichkeit mit verschiedenen elektronischen Komponenten haben (so sind spezielle Zellen in der Netzhaut genau das, was in der Mikroelektronik sog Analog-Digital-Wandler sind), aber es gibt einen ganz wichtigen Unterschied, den wir schon kennen: Der Aufbau. Dazu gibt es ein gutes Zitat von den Autoren von "Welcome to your Brain" (ein recht populärwissenschaftliches Buch, das aber interessante Einblicke in ungewöhnliche Neuro-Phänomene gibt):
"Unser Gehirn gleicht einem hektischen China-Restaurant: Es ist überfüllt und chaotisch, und die Leute rennen ohne erkennbaren Sinn und Zweck hin und her, aber auf wundersame Weise werden am Ende alle Bestellungen erledigt."
Ein Gehirn arbeitet parallel, ein Computer seriell. Bei einer Rechenmascine gibst du Input rein, und es kommt Output raus - Step-by-Step. Das Gehirn kriegt auch Input rein, aber selbst die Verarbeitung des Inputs ist schon wieder weiterer Input, und, ganz wichtig: Es gibt keinen Hauptprozessor. Es gibt keinen "Aufseher", keinen "Kern" im Gehirn der sagt: "du mach das und du mach das". Es gibt evolutionstechnisch gesehen ältere und jüngere Teile des Gehirns (Stammhirn), wobei die älteren eher für überlebenswichtige Funktionen (Atmen, Regulation des Blutdrucks, der Bewegungen, etc) verantwortlich sind, die jüngeren für höhere kognitive Leistungen (wenn man das Bewusstsein sucht, findet man es hier).
Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass das Gehirn absolut inkonsequent, und gar nicht perfektionistisch aufgebaut ist - man kann keine Aufgabe nur einer Hirnregion zurechnen, jede (wichtige) Funktion ist mehrfach "versichert", es gibt keinen einheitlichen Aufbau und keine einheitliche Organisation - das ist durch die Entwicklung des Gehirns auch alles andere als verwunderlich.
Wenn die Schäden am Gehirn nicht allzu groß sind, kann es auch in manchen Fällen "reprogrammiert" werden. Du hast vielleicht schon mal gehört, dass die rechte Hirnhälfte die linke Körperhälfte steuert und vice versa. Das ist kein Dogma. Bei Menschen, denen eine Gehirnhälfte entnommen worden ist, hat die verbliebene Hälfte einfach gelernt, den gesamten Körper zu übernehmen. Es gibt auch Fälle, bei denen Menschen durch einen Defekt ein (massemäßig) um 90% reduziertes Gehirn hatten - und dennoch halbwegs normal leben konnten, ohne von ihrer Umwelt als geistig behindert angesehen zu werden.

Es gibt also noch einige Effizienzgeheimnisse des Gehirns, die zu lösen sind. Zwei Sachen seien hierbei noch angemerkt, meinerseits (Vermutungen): Erstens hängen beim Gehirn "Hardware" und "Software" viel strikter und enger verwoben zusammen. Man kann ein Gehirn nicht beliebig programmieren, wie es bei einem Computer der Fall ist. Die Software ist integrativer Bestandteil der Hardware, sozusagen. Deswegen zweifle ich auch ein wenig, ob man mit einem kompletten Durchblick in sachen Neuroinformatik tatsächlich Monster-Computer errichten können, die so groß sind wie ein Taschenbuch und mit der Batterie einer Digitaluhr laufen. Ich persönlich glaube, dass solche Rechner eine extrem eingschränkte Anwendbarkeit hätten, eben wegen der intensiven Verwebung von Hardware und Software.
Diese Verwebung zeigt sich in einem zweiten Punkt: die neuronale Plastizität. Darunter versteht man die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst weiterzuentwickeln - und zwar durchaus körperlich. Es werden nämlich neue Verbindungen geschaffen, interne Umstrukturierungen vorgenommen, altes rausgeworfen, um neues besser verwerten zu können (da gibt es das Beispiel der kanadischen Postmänner). Das ist mit Computern natürlich nicht möglich - sie sind an ihre Hardware gebunden. Stell dir vor, dein Computer würde mit jeder Rechenaufgabe, die du ihm gibst, besser und schneller werden.

Anhand dieser Grundinformationen kann ich jetzt vielleicht vorraussetzen, dass du das Problem an deiner Frage schon zu verstehen beginnst:
Darf ich Dich deshalb fragen, welche Entstehungs- und Strukturmodelle der strikte Materialismus bezüglich des ohne Zweifel real existenten menschlichen Bewusstseins vorweisen kann?
Höhere kognitive Leistungen (und zu denen gehört ein Bewusstsein) werden nicht durch einen Nucleus von Neuronen gesteuert, sie entstehen durch das parallele Zusammenwirken vieler vieler Zellen im ganzen Nervensystem verteilt, teilweise nichteinmal im ZNS (man hat festgestellt, dass Erinnerungen auch im PNS gespeichert werden können, und dass intelligente Menschen oft interessant viele Gliazellen haben, von denen bis dahin keine neuronale Tätigkeit erwartet wurde, außer die Arbeit der Neuronen effektiv zu unterstützen, wie kleine Hausmeister). So kann meine Antwort nur lauten: Das Gehirn muss eine gewisse strukturelle Komplexität aufweisen. Ich glaube auch, dass das Bewusstsein nicht ein on/off-Zustand ist, sondern sich entwickelt - sie ist meiner Meinung nach eine "Begleiterscheinung" der kognitiven Tätigkeit unseres Gehirns, quasi ein "Abfallprodukt" unseres Denkens, eine Illusion gleichsam, die durch die unglaubliche Effizienz unseres Gehirns erschaffen wird.

So sehe ich das. Nicht alles, was ich geschrieben habe entspricht der Lehrmeinung vieler Neurowissenschaftler. In diesem Feld ist noch vieles Spekulation.

Ich hab nen langen Beitrag verfasst und bin etwas abgedriftet, und ich hab die Frage wohl nur ungenügend beantwortet, aber um den Beitrag nicht noch mehr ausarten zu lassen setz ich hier einen Punkt. Wenn du mehr wissen - oder diskutieren - möchtest, kannst du mir auch eine PN schicken.
 
"Unser Gehirn gleicht einem hektischen China-Restaurant: Es ist überfüllt und chaotisch, und die Leute rennen ohne erkennbaren Sinn und Zweck hin und her, aber auf wundersame Weise werden am Ende alle Bestellungen erledigt."

Hallo Tarbagan!

Ich danke Dir für Deine ausführliche Antwort. Aus obigem Zitat schließe ich, dass Du die Fähigkeit zum bewussten Wollen und Entscheiden bei Menschen negierst. Schließlich deutet Dein Zitat an, dass lediglich zufällige neuronale Exozytosen für menschliches Verbalisieren und Agieren verantwortlich sind. Ich halte es allerdings für ausgeschlossen, dass nur auf Zufall basierende Exozytosen in den Neuronen einen elektrischen Impuls auslösen können. Es muss also etwas geben, das die Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines solchen neuronalen Signals erhöht, was dann zu gewollten Taten führt.

Viele Grüße

Alice
 
Öhh, ja klar, äußere Einflüsse.

Wenn du etwas hörst, siehst, spürst, riechst, werden dadurch Aktionspotentiale ausgelöst (z.B. wenn Photonen auf die Netzhaut treffen). Diese werden ins System eingeschleust und verarbeitet (das ist ja das tolle an der chemischen Synapse, im Gegensatz zur elektrischen - sie kann Signale nicht nur weiterleiten, sondern auch verstärken). Die daraus entstehenden Prozesse werden zu Erinnerungen/Erfahrungen, auf die wir ebenfalls zugreifen können (für spätere Fälle von äußerer Reizung).

Interessant hierbei folgendes: Wenn du einen Menschen in einen Wassertank mit 36°C legst und komplett dicht machst (keine sensorische Wahrnehmungen mehr) - beginnt er zu halluzinieren. Er produziert quasi aus seinem Erfahrungsschatz an sensorischen Wahrnehmungen selbstständig neue. Vielleicht eine Art Schutzmechanismus - vielleicht brauchen Menschen unbedingt einen äußeren Input; auch, wenn er nur eine Illusion ist.
 
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