Politik-Sexismus-Journalismus

Wäre interessant zu erfahren, welche "sachlichen Auseinandersetzungen" den weinseligen Annäherungsversuchen von Brüderle vorausgegangen sind

:D:D

Keine Ahnung, ich kenn den nicht.
Ich vermute, der sachliche Punkt wird einfach sein, dass man die Politik dieser Partei nicht mag, und zu faul ist das inhaltlich zu begründen. Der Mensch geht halt immer den bequemsten Weg.
 
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Hier gibts einen tollen Artikel von Spiegel-Chefredakteurin Partricia Dreyer. Sie ist dankbar dafür, daß endlich das "Chauvi-Grundrauschen", das nach wie vor im allen Berufen deutlich zu hören ist, thematisiert wird. Dann hätte die Brüderle-Affäre tatsächling einen Spengsatz in sich.

Die Schilderungen der beiden Kolleginnen sind ein großes Stoppschild: Journalistinnen erleben dumme Sprüche, blöde Anmache, Reduzierung aufs Äußerliche, Diskreditierung aufgrund ihres Geschlechts genauso oft wie Millionen andere Frauen in anderen Branchen - und haben das genauso satt.

Wir erleben auch in Zeiten von Quoten-Debatte und Frauenförderung immer noch täglich, wie Männer versuchen, uns durch Abwertung kleinzuhalten. Wie Männer Macht demonstrieren. Wie Männer glauben, ihre vermeintliche Unwiderstehlichkeit zum Ausdruck bringen zu müssen, wie Männer eine berufliche Situation zum sexuellen Jagdrevier machen. Wie Männer berufstätige Frauen als tickende Zeitbombe betrachten, denn sie könnten ja gebären wollen.

Stopp!

Wenn ich, Chefin vom Dienst bei SPIEGEL ONLINE, im Büro ans Telefon gehe, höre ich nicht selten "Verbinden Sie mich bitte mit dem Chef vom Dienst" - weil ich eine Frau bin, ist es wohl unvorstellbar, dass ich im SPIEGEL-Verlag Führungsverantwortung trage.

Stopp!

Eine Kollegin, Wirtschaftsredakteurin, berichtet kritisch über ein Unternehmen. Hinterher empört sich ein Leser: Warum sich denn "diese blonde junge Frau" überhaupt erdreiste, über Wirtschaftsthemen zu schreiben?

Stopp!

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"Chauvi-Grundrauschen" finde ich übrigens eine sehr gelungene und treffende Wortschöpfung. Auch hier im Forum läßt sich das Chauvi-Grundrauschen deutlich vernehmen.
 
Hier gibts einen tollen Artikel von Spiegel-Chefredakteurin Partricia Dreyer. Sie ist dankbar dafür, daß endlich das "Chauvi-Grundrauschen", das nach wie vor im allen Berufen deutlich zu hören ist, thematisiert wird. Dann hätte die Brüderle-Affäre tatsächling einen Spengsatz in sich.



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"Chauvi-Grundrauschen" finde ich übrigens eine sehr gelungene und treffende Wortschöpfung. Auch hier im Forum läßt sich das Chauvi-Grundrauschen deutlich vernehmen.

:thumbup: Grundrauschen ist eigentlich noch zu niedlich(bzw. schwach) formuliert...ist eigentlich eher nen Panzer, der sich prima zum Drüberrollen eignet.

@ gell PPMc...
Nach meiner Erfahrung funktioniert das oft nicht, wenn Frauen Kritik üben, da sie es gewohnt sind, ihre Kritik mit dem Tenor "ich fühle mich belästigt" zu äußern, sodass eine sachliche Auseinandersetzung oder fachliche Verbesserung weitgehend unmöglich ist.

was für ein Glück, daß die nicht gleich alle zubeißen.
 
Hier gibts einen tollen Artikel von Spiegel-Chefredakteurin Partricia Dreyer. Sie ist dankbar dafür, daß endlich das "Chauvi-Grundrauschen", das nach wie vor im allen Berufen deutlich zu hören ist, thematisiert wird. Dann hätte die Brüderle-Affäre tatsächling einen Spengsatz in sich.

Es werden sicherlich ein paar Lehren aus der aktuellen Berichterstattung gezogen, aber die sind sehr unterschiedlich.

1. Manche Männer überdenken möglicherweise wirklich ihre Art mit Frauen umzugehen.

2. Viele Männer werden vermutlich "strategischer". Sie kontrollieren einfach nur besser was sie sagen.

3. Es gibt auch Solidarisierungen, im Sinne von "Ball mal flach halten" und mit Verweisen auf Zeitpunkt und mögliches Motiv der Veröffentlichung.


Abgesehen davon ist Sexismus auch nicht immer gleich. Das geht von schlechten Scherzen, die nicht ernst gemeint sind, bis zu Machtansagen.... um eine Hierarchie herzustellen. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass der Fokus des Artikels auf Brüderle, im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung, der Debatte letztlich schadet. Denn genau letzteres wird ja fast noch breiter diskutiert. Schaut man sich die Kommentare zum Thema an gibts fast keinen, der nicht auf das Timing verweist und nach dem Motiv fragt.

Gleichzeitig erhält Brüderle breite Unterstützung... natürlich nicht für seine Art der Journalistin gegenüber, aber ebenfalls weil dem Stern eine Kampagne nachgesagt wird (ich vermute sogar zu Recht). Selbst ein SPD-Abgeordneter äußerte sich auf die Art und insofern kann man davon ausgehen, dass diese Debatte in einer Woche tot ist. Der Fehler liegt da m.A.n. beim Stern selbst. Und in der Haut der Journalistin möchte ich nicht stecken.
 
Brüderles Blick wandert auf meinen Busen. "Sie können ein Dirndl auch ausfüllen."
Im Laufe unseres Gesprächs greift er nach meiner Hand und küsst sie. "Ich möchte, dass Sie meine Tanzkarte annehmen."
"Herr Brüderle", sage ich, "Sie sind Politiker, ich bin Journalistin."
"Politiker verfallen doch alle Journalistinnen", sagt er.
Ich sage: "Ich finde es besser, wir halten das hier professionell."
"Am Ende sind wir alle nur Menschen."

Zum Ende des Artikels erzählt die Reporterin, wie der Abend an der Stuttgarter Hotelbar zu Ende gegangen sein soll. Irgendwann habe Brüderle doch noch auf ihre Frage geantwortet, warum er glaube, nach all den Jahren plötzlich so beliebt geworden zu sein. "Weil ich der Beste bin", habe der FDP-Politiker geantwortet. Gegen ein Uhr nachts habe Brüderles Sprecherin ihren Chef dann zum Aufbruch gedrängt:

Brüderle verabschiedet sich von den umstehenden Männern. Dann steuert er mit seinem Gesicht sehr nah auf mein Gesicht zu. Ich weiche einen Schritt zurück und halte meine Hände vor meinen Körper. Die Sprecherin eilt von hinten heran: "Herr Brüderle!", ruft sie streng. Sie führt ihn aus der Bar. Zu mir sagt sie: "Das tut mir leid." Zu ihm sagt sie: "Zeit fürs Bett."

Ich erkenne darin trotz bestem Willen und Einsatz keinen Sexismus. Wo findet hier die Diskriminierung statt?
 
Eine Kollegin, Wirtschaftsredakteurin, berichtet kritisch über ein Unternehmen. Hinterher empört sich ein Leser: Warum sich denn "diese blonde junge Frau" überhaupt erdreiste, über Wirtschaftsthemen zu schreiben?

DAS ist mMn Sexismus.
 
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