Hallo Pelisa!
Zu den von Dir genannten Zitaten (Hitler in den Dienst genommen bzw. Widerstandsgruppen) will ich gern was sagen ... ich denke, dass auch BH sich über die Provokation im Klaren ist, die in solchen Aussagen steckt. Ich lade Dich ein, mal einen anderen Blick zu riskieren: Ist es nicht zur Gewohnheit - für manche sogar zur routinierten Pflichtübung - geworden, die Themen Nationalsozialismus, Hitler, 3. Reich durch reflexartige Pauschalbekenntnisse einfach zu verdrängen, statt sich von ihnen (be)treffen zu lassen? Es gehört zum Repertoire jeder dahergeplapperten Sonntagsrede, das Gerede vom Unmenschen und und und... und es wurden ja bisher so ziemlich alle vehement angegriffen, sobald sie den Versuch unternahmen, die NS-Thematik im einen oder anderen Ansatzpunkt dessen, was da geschehen ist, zu verstehen und nicht zu verurteilen. Ohne ein beständiges Bemühen um Verständnis ... nicht Einverständnis, sondern Einsicht in die Prozesse, die da abgelaufen sein mögen ... werden wir auch aus dieser Geschichte wenig lernen. Und ich frage mich, welche tief sitzenden Ängste da dahinterstehen, wenn so massiv bekämpft wird, was Öffnungen in Richtung eines Verstehens (ich wiederhole: keineswegs Zustimmung) bringen könnte.
Freilich kann jeder, der gute Gründe hat, hergehen und sagen: ich verstehe die Motive und Zusammenhänge in anderer Weise. Und dann kann man darüber diskutieren. Was in meinen Augen schlimm ist, ist die Taktik, jemand dafür zu bekämpfen, dass er eine Ansicht äußert, die mit meiner nicht übereinstimmt. Zumindest das sollten wir auch auf der ganz obersten Schicht der demokratischenh Freiheiten gelernt haben, dass es nicht pfui ist, eine Meinung zu haben. Und ich höre eigentlich kaum etwas anderes aus der Richtung der AGPF-Gläubigen als Laute der Empörung, dass jemand sowas sagen kann und darf, und es wird ja auch mit allen legalen Mitteln und mit dem gesamten Repertoire der Demagogie, das uns Leute wie Goebbels vorgemacht haben, versucht, da jemand mundtot zu machen und nicht etwa, in der Sache etwas dagegenzusetzen. Was übrigens die belegten Behauptungen der AGPF insgesamt anlangt: Ein Beispiel für eine Falschmeldung hatten wir ja gerade, und dass die vielen Prozesse, die da erwähnt werden, allesamt (!) ins Leere gelaufen sind, sagt ja auch etwas aus. Was den Umgang mit Zitaten betrifft, so verweise ich auf das Beispiel des Umgangs mit dem Text "Hitler" aus dem Hellinger-Buch "Gottesgedanken", der auch immer wieder als scheinbarer Beleg für eine Identifikation von B.H. mit A.H. herhalten muss ... ich habe es vor wenigen Tagen hier im Forum durch die Veröffentlichung des gesamten Textes belegt, dass in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall ist ... es geht um die Lösung einer destruktiven Bindung. Kannst es nachlesen. Lohnt sich.
Zum Thema Widerstand ... auch da wurde nichts über Sinnhaftigkeit und Berechtigung von Widerstand gesagt. Aus einem Standpunkt, der von einer höheren Ebene auf das Geschehen schaut (womit ich diesen Standpunkt nicht qualitativ aufwerte, sondern lediglich die Vogelperspektive meine), ist Widerstand per definitionem immer an das Vorhandensein von etwas gebunden, wogegen er antritt. Ohne bösen Gegner gäbe es keinen Widerstand. Das ist auch keine Aussage über Ursache und Wirkung, sondern eine systemische Betrachtungsweise. Widerstand heißt "nicht im Einklang sein" - das ist überhaupt keine wertende Aussage, sondern die Beschreibung einer systemischen Funktion. Und was "in den Dienst genommen" in Bezug auf A.H. betrifft: liest Du da etwa eine Entschuldigung heraus? Ich halte es für eine mögliche und auch nicht unmoralische oder NS-agitatorische Annäherung, auch (!) geschichtsphilosophisch-spirituelle Erwägungen in die Betrachtung einzubeziehen. Eine Sicht, die ich übrigens nicht teile, für deren Freiheit, vertreten zu werden, ich aber vehement eintrete.
Ich bin auch sehr dafür, dass Seiten wie AGPF ungehindert (im Rahmen der gesellschafltichen Konventionen über die Rahmenbedingungen von Meinungsfreiheit) publizieren dürfen. Sie decken ja auch ein weit verbreitetes Bedürfnis nach Futter für Gläubigkeit ab ... der fundamentalistische Skeptizimus ist ja auch nix anderes als eine dogmatische Ansammlung von Glaubenssätzen. Jeder hält jeden für eine Sekte, nur sich selber nicht
Mir persönlich ist die Beschäftigung mit den inneren Prozessen, die zu Bewegungen wie der nationalsozialistischen führen können, zu wichtig (auch aus meiner familiären Vergangenheit heraus, in der sich glühende A.H.-Verehrer ebenso fanden wie zu Tode gekommene Widerstandskämpfer), um das einer fixierten Skeptiker-Kirche mit ihren Kampfpredigern zu überlassen. Darin zeigt sich mir vor allem, wie wenig gelernt wurde und wie schamlos genau jene Mittel der Demagogie und Manipulation für ideologische Ziele eingesetzt werden, die auch einen A.H. an die Macht gebracht hatten. Auch so eine systemische Grundregel: Je heftiger jemand einen bekämpft, desto ähnlicher wird er ihm.
Oder kannst Du etwa der kaltschnäuzigen Art, in der hier versucht wurde, über die tiefe Bewegung drüberzufahren, die eine - vielleicht auch nur anekdotisch bedeutsame - Begegnung von Deutschen, Juden und gemeinsamer Geschichte ausgelöst hat, irgendeinen konstruktiven Beitrag erblicken? Es wundert mich in keiner Weise, dass da Leute auf den Satz vom "kalten Herzen" so allergisch reagieren... ich habe es hier gesehen.
Alles Liebe,
Jake