Es liegt wohl auch daran, daß man einen gewissen Lebensstandard gewohnt ist und es einem nicht immer sofort bewußt wird, wenn man diesen nicht mehr halten kann. Ich kenne ja meine eigenen Einstellung: Leben geht erst mal vor - also essen, trinken, Mobilität und soziale Kontakte. Ich schiebe auch manchmal Rechnungen bis zu einem Monat hinaus, weil erst mal ein Konzertabend ansteht oder wichtige familiäre Feste wie z. B. meine Weihnachtsreise. Natürlich könnte ich auch erst die Rechnung bezahlen, müßte dann aber zuhause hocken bleiben, und das seh ich auch nicht ein.
Bei meinen derzeitigen Finanzen und als Single ist das noch einigermaßen im Rahmen und überschaubar, aber wenn jemand eine Familie zu ernähren hat...
Ich glaube, wer arbeitslos wird, schränkt sich schon entsprechend ein - die Problematik taucht eher bei Leuten auf, die einen Job haben und erst mal nicht realisieren, daß die Fixkosten immer mehr davon auffressen und daß man immer weniger für sein Geld bekommt. Man hat genausoviel Geld wie vor ein paar Jahren, und da konnte man sich dieses oder jenes doch auch leisten - also leistet man es sich immer noch, und bekommt dann das böse Erwachen, wenn Heizkostennachzahlungen etc. anstehen.
Ich hab selbst vor 7 Jahren noch gesagt, daß ich mit 2000,- DM (also umgerechnet etwa 1000,- Euro!) zwar nicht überschwenglich, aber entspannt leben könne. Heute krieg ich von 1000,- Euro gerade mal meine Fixkosten gezahlt, vielleicht bliebe mir noch ein Hunderter zum Leben. Ich brauche heute etwa 1500,- Euro, um entspannt über die Runden zu kommen, das ist um die Hälfte mehr als noch vor 7 Jahren!
Bei steigenden Kosten braucht man einfach mehr Gehalt, aber die Gehälter steigen meist nicht in dem Maße, wie die Kosten steigen, wenn die Gehälter denn überhaupt mal angehoben werden. Manche Leute müssen heute sogar dieselbe Arbeit für weniger (!) Geld machen, z. B. über Leihfirmen - das ist m. E. unwürdig und geht in Richtung Lohnsklaverei.