Physikalische Welt = Virtuelle Welt

@Meikel3000
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Hallo Meikel3000,

Danke für die eingehende und ernsthafte Auseinandersetzung mit meinen Gedankengängen. Nun habe ich noch einige Verständnisfragen.

Phänomen bedeutet: a) Eine Erscheinung, die man wahrnehmen kann, b) ein ungewöhnliches Vorkommnis.
Aufmerksamkeit ist jedoch keine Erscheinung, da man sie weder wahrnehmen kann, noch steht sie für ein ungewöhnliches Vorkommnis.
Sie ist an allen Wahrnehmungen, Erscheinungen und Vorkommnissen beteiligt und deswegen nicht ungewöhnlich. Sie ist vielmehr ihre Basis.
Ohne sie gäbe es für niemanden Wahrnehmungen, Erscheinungen oder Vorkommnisse.

Was sagst Du zu folgenden Fragen?

Ist Aufmerksamkeit immer gleich, oder veränderlich?
Kann Aufmerksamkeit stark, schwach oder nicht vorhanden sein?
Wenn die Aufmerksamkeit sich von Wahrnehmungsinhalten abwenden kann, muss ihr dann nicht zwangsläufig eine Kraft innewohnen, die dieses Abwenden oder auch Zuwenden bewirkt und müsste man dann nicht folgerichtig diese Kraft - ich glaube Du nennst sie "kommunikative Verlangen" ihre Grundlage sein? D.h. nicht Aufmerksamkeit läge allem zugrunde, sondern die in oder hinter ihr steckende Kraft?

Vielen Dank für diese wirklich spannende Thema und herzlichen Gruß,
Bibo
 
Hallo Meikel3000,
Danke für die eingehende und ernsthafte Auseinandersetzung mit meinen Gedankengängen.
Du bist mir ein höchst willkommener Diskussionspartner!
Du hast meinen vollsten Respekt.

Ist Aufmerksamkeit immer gleich, oder veränderlich?
Sie ist unveränderlich in dem Sinne, das sie niemals zu etwas Anderem wird als das, was sie ist.
Sie kann in unterschiedlichen Intensitäten und Qualität ausgeübt werden, aber das macht sie nicht zu etwas Anderem.

Kann Aufmerksamkeit stark, schwach oder nicht vorhanden sein?
Ja, sie kann stark oder schwach sein.
Schwache Aufmerksamkeit bezeichnen wir im Allgemeinen als Unkonzentriertheit.
Doch sie kann niemals nicht vorhanden sein. Warum nicht?
Weil es Aufmerksamkeit bedarf, um bezeugen zu können ”Es ist keine Aufmerksamkeit vorhanden“. Und das wäre ein Widerspruch.

Wenn die Aufmerksamkeit sich von Wahrnehmungsinhalten abwenden kann, muss ihr dann nicht zwangsläufig eine Kraft innewohnen, die dieses Abwenden oder auch Zuwenden bewirkt und müsste man dann nicht folgerichtig diese Kraft - ich glaube Du nennst sie "kommunikative Verlangen" ihre Grundlage sein? D.h. nicht Aufmerksamkeit läge allem zugrunde, sondern die in oder hinter ihr steckende Kraft?
Ich verstehe diese Kraft als gleichbedeutend mit dem, dem Verlangen innewohnenden Umsetzungswillen.
 
Deine Wie-Frage wird erklärbar, wenn man Aufmerksamkeit als ein fundamental zugrunde liegendes Kommunikationsverlangen versteht. Und ein Verlangen hat stets eine aktive Charakteristika. Die Umsetzung des Verlangens zeigt sich dann in Form von Bewusstsein, nämlich in der unüberschaubaren Vielfalt an Verkörperungen, Dingen und Wirkungen, die Lebewesen (=Aufmerksamkeits-Intensitäten) für kommunikative Zwecke erschaffen und benutzen. Alle Dinge sind vergänglich, sie haben keine andere Qualität als die von vorübergehenden Erscheinungen. Aufmerksamkeit dagegen ist unvergänglich, weil keine raumzeitlichen Kriterien für sie zutreffen.


...hier schließen sich nun Fragen bzw. Schlüsse zur Natur dieses fundamentalen Kommunikationsverlangens an:

1. Wenn Aufmerksamkeit allem Wahrnehmen zugrundeliegt und selbstexistent ist, kann sie nicht von weiteren Faktoren abhängig sein, was ja nichts anderes heißt, als dass sie nicht definierbar sein kann. Definieren bedeutet für mich, Phänomenen Bedingungen und Konstitutionsmerkmale zuzuschreiben. Wäre aber Aufmerksamkeit selbstexistenz, also nicth weiter hinterfragbar, dürfte sie die Bedingung "Aufmerksamkeit verstehen als fundamentale Kommunikationsverlangen" nicht haben

2. Verlangen braucht einen Verlangenden, jemanden oder etwas, aus dem das Verlangen hervorgeht, also wiederum eine Instanz dahinter, von der das Verlangen ausgeht - und somit wäre nicht das Verlangen, sondern die Instanz dahinter fundamental, diese müsste, wenn sie existiert durch Untersuchung gefunden werden können. Tatsächlich lässt sich aber hinter keinem Begriff oder Auffassung ein nicht weiteres hinterfragbares Etwas finden, und ist es dann nicht genau diese Nichtfindbarkeit das, was letztlich zu "finden" ist, wenn man nach letztlichen Erklärungen fragt für unsere fundamentalen W-Fragen nach Sinn, Herkunft und Essenz unserer Existenz?

Ich habe einfach Schwierigkeiten mit dem von Dir verwendeten Begriff "fundamental".

Grüße,
Bibo
 
1. Wenn Aufmerksamkeit allem Wahrnehmen zugrundeliegt und selbstexistent ist, kann sie nicht von weiteren Faktoren abhängig sein, was ja nichts anderes heißt, als dass sie nicht definierbar sein kann. Definieren bedeutet für mich, Phänomen Bedingungen und Konstitutionsmerkmale zuzuschreiben. Wäre aber Aufmerksamkeit selbstexistenz, also nicth weiter hinterfragbar, dürfte sie die Bedingung "Aufmerksamkeit verstehen als fundamentale Kommunikationsverlangen" nicht haben
Ich kann nicht bestätigen, dass Aufmerksamkeit nicht definierbar ist. Und ich begründe es wie folgt:

Alles Vorhandene kann definiert werden.
Nur alles nicht Vorhandene entzieht sich jeder Definition.

Und weil Aufmerksamkeit definitiv etwas Vorhandenes ist, kann sie demzufolge auch definiert werden.
Was allerdings nicht möglich ist, ist das Definieren mit raumzeitlichen Kriterien. Das funktioniert nicht.
Aber sonst kann man jede Menge Aussagen über Aufmerksamkeit aufstellen und sie jederzeit prüfen lassen, ob sie stimmen.

2. Verlangen braucht einen Verlangenden, jemanden oder etwas, aus dem das Verlangen hervorgeht, also wiederum eine Instanz dahinter, von der das Verlangen ausgeht - und somit wäre nicht das Verlangen, sondern die Instanz dahinter fundamental, diese müsste, wenn sie existiert durch Untersuchung gefunden werden können. Tatsächlich lässt sich aber hinter keinem Begriff oder Auffassung ein nicht weiteres hinterfragbares Etwas finden, und ist es dann nicht genau diese Nichtfindbarkeit das, was letztlich zu "finden" ist, wenn man nach letztlichen Erklärungen für unsere fundamentalen W-Fragen nach Sinn, Herkunft und Essenz unserer Existenz steckt?
Ein Verlangender kann nur eine Folgewirkung sein. Er ist Derjenige, der das Verlangen umsetzt.
Die gesamte Natur besteht aus einer schier unüberschaubaren Vielfalt von Verlangenden, die Aufmerksamkeit kommunikativ umsetzen.
 
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Sie ist unveränderlich in dem Sinne, das sie niemals zu etwas Anderem wird als das, was sie ist.
Sie kann in unterschiedlichen Intensitäten und Qualität ausgeübt werden, aber das macht sie nicht zu etwas Anderem.


Ja, sie kann stark oder schwach sein.
Schwache Aufmerksamkeit bezeichnen wir im Allgemeinen als Unkonzentriertheit.
Doch sie kann niemals nicht vorhanden sein. Warum nicht?
Weil es Aufmerksamkeit bedarf, um bezeugen zu können ”Es ist keine Aufmerksamkeit vorhanden“. Und das wäre ein Widerspruch.


Ich verstehe diese Kraft als gleichbedeutend mit dem, dem Verlangen innewohnenden Umsetzungswillen.

Ok, dann hat Aufmerksamkeit, wie Du sie darstellt doch Phänomencharakter: sie kann verschiedene Zustände einnehmen, die vergehen können, die schwach, stark oder mittel sein können, d.h. sie ist veränderlich und vergänglich wie Wahrnehmungsinhalte. Wenn sie abgestuft sein kann und unterschiedliche Formen annehmen kann, verhält es sich bei ihr doch wie bei Phänomenen. Du postulierst jedoch, dass Aufmerksamkeit zwar unterschiedlich sein kann, jedoch niemals ganz abwesend. Doch wo ist Aufmerksamkeit dann, wenn sie überhaupt nicht vorhande ist, etwas im traumlosen Schlaf oder in den Lücken zwischen Wahrnehmungsinhalten? Ist es immer noch Aufmerksamkeit, wenn einfach kein Inhalt da ist? "Kein Inhalt" ist nichts, keine Aufmerksamkeit, keine Wahrnehmungsinhalte - d.h. doch, das es auch "keine Aufmerksamkeit" geben kann. Und woher kommt sie dann auf einmal wieder?
 
Doch wo ist Aufmerksamkeit dann, wenn sie überhaupt nicht vorhande ist, etwas im traumlosen Schlaf oder in den Lücken zwischen Wahrnehmungsinhalten?
Eine Wo-Frage ist die Frage nach einem Ort.
Wenn du es als Verortung beantwortet haben möchtest, dann ließe sich sagen, sie befindet sich zwischen den Wechselpunkten vom Schlaf zum Träumen.
Sie ist die unverzichtbare Voraussetzung, dass diese Wechsel stattfinden können.
Doch sie ist vor allem die unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass es jemanden gibt, der wieder aufwachen kann.

Ist es immer noch Aufmerksamkeit, wenn einfach kein Inhalt da ist?
Ja, und zwar deswegen, weil nur Aufmerksamkeit den Impuls beinhaltet, der es ermöglicht, von "kein Inhalt" zu "Inhalt" wechseln zu können.
Wäre da ein Nichts, könnte dieser Wechsel nicht erfolgen, weil ein Nichts keinen Impuls beinhaltet, der zu irgendetwas führen könnte.

"Kein Inhalt" ist nichts, keine Aufmerksamkeit, keine Wahrnehmungsinhalte - d.h. doch, das es auch "keine Aufmerksamkeit" geben kann. Und woher kommt sie dann auf einmal wieder?
Kein Inhalt ist nicht gleichbedeutend mit "nichts".
Es ist das Bezeugen "Kein Inhalt da".

Aufmerksamkeit war nie weg.
 
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Sie ist unveränderlich in dem Sinne, das sie niemals zu etwas Anderem wird als das, was sie ist.
Sie kann in unterschiedlichen Intensitäten und Qualität ausgeübt werden, aber das macht sie nicht zu etwas Anderem.


Ja, sie kann stark oder schwach sein.
Schwache Aufmerksamkeit bezeichnen wir im Allgemeinen als Unkonzentriertheit.
Doch sie kann niemals nicht vorhanden sein. Warum nicht?
Weil es Aufmerksamkeit bedarf, um bezeugen zu können ”Es ist keine Aufmerksamkeit vorhanden“. Und das wäre ein Widerspruch.


Ich verstehe diese Kraft als gleichbedeutend mit dem, dem Verlangen innewohnenden Umsetzungswillen.

Das ist richtig: es bedarf der Aufmerksamkeit - ich würde aber lieber sagen "Anwesenheit" oder "Präsenz" - um postulieren zu können "es ist keine Aufmerksamkeit da" oder "ich habe nichts geträumt". Und es bedarf natürlich eines Mundes oder einer schreibenden Hand, einem Stift, einem Computer, Stimmbändern, menschliche Form, ein Universum, dass diese Form hervorgebracht hat usw., um das postulieren zu können, d.h. es bedarf für jedes Postulat, jede Wahrnehmung das gesamte Universum. Absolut richtig! Nur die Anwendung des Begriffs "Aufmerksamkeit" irritiert mich irgendwie noch, vielleicht finde ich noch heraus, was mich daran irritiert...
 
Eine Wo-Frage ist die Frage nach einem Ort.
Wenn du es als Verortung beantwortet haben möchtest, dann ließe sich sagen, sie befindet sich zwischen den Wechselpunkten vom Schlaf zum Träumen.
Sie ist die unverzichtbare Voraussetzung, dass diese Wechsel stattfinden können.
Doch sie ist vor allem die unverzichtbare Voraussetzung dafür, dass es jemanden gibt, der wieder aufwachen kann.


Ja, und zwar deswegen, weil nur Aufmerksamkeit den Impuls beinhaltet, der es ermöglicht, von "kein Inhalt" zu "Inhalt" wechseln zu können.
Wäre da ein Nichts, könnte dieser Wechsel nicht erfolgen, weil ein Nichts keinen Impuls beinhaltet, der zu irgendetwas führen könnte.


Sie war nie weg.

Aber ist das nicht nur eine Annahme? Ich träume traumlos, erinnere mich nicht, komme zu mir und sage "ich habe nichts geträumt" und davon leite ich im Nachhinein ab, ich muss doch da gewesen sein, oder Aufmerksamkeit muss da gewesen sein, wenn ich das postulieren kann. Ist das nicht nur eine Hypothese?
 
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Aber ist das nicht nur eine Annahme? Ich träume traumlos, erinnere mich nicht, komme zu mir und sage "ich habe nichts geträumt" und davon leite ich im Nachhinein ab, ich muss doch da gewesen sein, oder Aufmerksamkeit muss da gewesen sein, wenn ich das postulieren kann. Ist das nicht nur eine Hypothese?
Nein, das ist nicht nur eine Hypothese.
Die Tatsache, dass man vorübergehend nichts mitbekommt, ist nicht gleichbedeutend mit Nichtvorhandensein.
Denn schließlich kannst du ja bezeugen, dass du vorübergehend nichts mitbekommen hast.
Um aufwachen zu können, bedarf es jemanden, der aufwachen will.
 
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