Pest oder Cholera. Du hast die Wahl

So ein "Wir-Gefühl" gibt es aber in "D" meiner Meinung nach im Großen so nicht. Ich empfinde es jedenfalls nicht.
Was drei Ursachen haben könnte:
1. Unsere Form von Demokratie: Wenn ein Politiker nur in Zyklen von vier Jahren regieren kann und dazu die Stimme des Volkes benötigt, ist die Versuchung groß, dem Volk vor der Wahl nette Märchen zu erzählen und in den vier Jahren eher Aktionismus statt substanziellen Aufbau zu betreiben.
2. Unternehmensvorstände haben in der Regel auf fünf Jahre befristete Verträge mit einem hohen Bonusanteil beim Gehalt, der sich bis dato nach den Erfolgen des letzten Jahres richtete. Also auch hier ein System, das eher Egoismus als langfristig ausgerichtetes Wir-Denken fördert.
3. Die Eliteschulen für den Führungsnachwuchs haben erst in den letzten Jahren begonnen, Themen wie Ethik, gesellschaftliche Verantwortung, Philosophie, Umwelt etc. ins Prgramm zu integrieren. Bis Führungskräfte mit tief verankertem gesellschaftlichem Verantwortungsgefühl in die entsprechenden Positionen kommen, dauert es also noch. Derzeit dominieren die nach dem Struktogramm "Blauen", also ratio- unf Zahlenorientierte Managertypologien.

(Ich habe deinen Teil im Zitat geändert-Hoffe richtig verstanden fördern gegen fordern getauscht)
Uups, danke!

Diese Rolle ist für manche sehr real. Das Problem ist auch, dass sich gar nicht so sehr auf jammern beschränkt wird, sondern Alternativen gefunden werden, die ehr schaden. Es ist die Aufgabe des Staates die "Schwachen zu schützen". Sonst ist er unnütz. Was schwach ist ergibt sich im Kontext zu dem was stark ist, oder so empfunden wird. Stark sind "die da oben" um es mal zu polemisieren. Wer stark ist trägt eben mehr.
Ich hab viele Jahre mit "Schwachen" gearbeitet und ihnen ihre Stärke zurück gegeben. Fand ich als Konzept besser als die Starken auch noch zu schwächen, in dem man ihnen mehr aufbürdet. Natürlich bedeutet das aber niemals, die Alten, Kranken und ernsthaft Hilfsbedürftigen im Stich zu lassen. Für die muss gesorgt werden.

Ein aktuelles Beispiel wäre Fa. EXXXXa. Dieses Jahr insolvent geworden... kann aber nicht dicht gemacht werden, muss sogar am Leben gehalten werden, notfalls mit Steuergeldern, weil sonst innerhalb weniger Wochen fast Europaweit keine Karre mehr vom Band läuft.
Das sind Steuergelder. Klar werden sonst viele arbeitslos. Das wäre schlimm. Aber was sagt es über ein System, in dem es die Regel ist, dass Unternehmensleiter, nachdem sie abgetreten sind erstmal nicht ausscheiden, sondern in Aufsichtsräte wechseln. Wo dann doch auch Politiker sitzen.
usw.
Du wirst lachen, aber ich kenn genug Manager, die dieses System des Wechsels in den Aufsichtsrat auch vehement verurteilen und dafür kämpfen es zu verbieten.

Baut der kleine 8€/h Hilfsarbeiter Mist fliegt der raus, baut ein Ron Sommer Mist kassiert der 'ne Abfindung in Millionenhöhe+Rentenzahlungen+weiß der Geier sonst noch alles.
Da tut sich etwas, was sich auch an den Versicherungsangeboten für Manager zeigt: http://www.roland-rechtsschutz.de/c...manager-rechtsschutz/Manager-Rechtsschutz.jsp
Manager haften jetzt schon bei nachgewiesener Verletzung der Sorgfaltspflicht persönlich mit ihrem gesamten Privatvermögen. Da ist ein Hilfsarbeiter, der nur rausfliegt, deutlich besser dran. ;)

Das sind Dinge, die wahrgenommen werden und als unfair gewertet werden,
Was auch an einem Informationsdefizit in Bezug auf die Verträge von Managern liegt. Alle wissen, dass Manager toll kassieren, keiner weiß, dass sie im schlimmsten Fall mit allem, was besitzen, für Fehler haften. Klar, das verdirbt auch den gesellschaftlich gepflegten Spaß am Manager-Bashing.

Wer "oben" ist sollte Vorbild sein. Der Rest der Herde zieht dann schon nach.
Es gibt ganz viele, die oben und Vorbild sind. es gibt in Deutschland Massen von Managern und Inhabern, die einen guten Job machen und sich für ihr Unternehmen ins Zeug legen. Aber die Herde zieht absolut nicht nach, sondern richtet den Blick aud die schwarzen Schafe in den Großkonzernen, die aber nicht repräsentativ sind. Durch die mediale Aufmerksamkeit entsteht aber der Eindruck, so seien deutsche Manager.


Nein sicher nicht. Nicht in diesem Forum, nicht in diesem Rahmen. Leider scheinst du meinen Standpunkt nicht ganz zu erfassen. Das Problem ist, ich wiederhole mich, nicht auf Politik beschränkt. Das Problem ist der Umgang mit Verantwortung. Dieses Urteil ist ein Beispiel, nicht mehr.
"Im Namen des Volkes" scheint mir oft eine Farce.
Ein Rechtsstaat hat auch dem Angeklagten gegenüber die Verantwortung eines fairen Verfahrens. Wir sind kein Staat, in dem die Legislative Menschen im Auftrag der echauffierten Massen lynchen darf. Juristerei und Volksempfinden sind Zweierlei. Und das finde ich beruhigend.
 
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Klartext, vielen Dank. Respektvoller Umgang trotz gegensätzlicher Ansichten ist selten. Ich weiß es zu schätzen.:)

Was drei Ursachen haben könnte:
1. Unsere Form von Demokratie:...2. ...

Ja, das sehe ich auch so. Ich sagte ja, es gibt Dinge, die man ändern könnte und sollte. Was aber nicht nötig wäre mit einem anderen Selbstverständnis. Ich denke, dass da mehrere Ansätze möglich sind, ganz ohne Aussagen wie richtig/falsch.
Mein geschilderter Ansatz geht Richtung Selbstkontrolle durch internalisierte Werte (das was wahrnembar immer mehr fehlt und zu der beobachtbaren Erosion führt-daher ja auch meine Aussage, dass das Phänomen alle betrifft, sich nur unterschiedlich stark auswirkt (Hebellänge) Dein geschilderter Punkt 3. ist da ein toller Ansatz in dieser Richtung. Ich bin überhaupt der Meinung, dass Fächer wie Moral/Ethik in allen weiterführenden Schulen unterrichtet werden sollte, um die breite Masse zu erreichen.

Dein Ansatz setzt auf definition der Rahmenbedingungen. Das finde ich auch gut. Ich denke eine Mischung aus beiden, also klarere Rahmenbedingungen und anderes Selbstverständnis wären am sinnvollsten. Das eine würde langfristig eh aus dem anderen resultieren.

Ich hab viele Jahre mit "Schwachen" gearbeitet und ihnen ihre Stärke zurück gegeben. Fand ich als Konzept besser als die Starken auch noch zu schwächen, in dem man ihnen mehr aufbürdet. Natürlich bedeutet das aber niemals, die Alten, Kranken und ernsthaft Hilfsbedürftigen im Stich zu lassen. Für die muss gesorgt werden.

Mit den "Schwachen, ..." sehe ich auch so. Es soll nicht darum gehen jemanden schwächer zu machen, sondern andere stärker bzw. besser zu schützen. Weil das System ein begrenzter Kuchen ist hieße das natürlich, dass der stärkere aus seiner Sicht einbüßt. Im Endeffekt profitiert aber die gesamte Gesellschaft.

Du wirst lachen, aber ich kenn genug Manager, die dieses System des Wechsels in den Aufsichtsrat auch vehement verurteilen und dafür kämpfen es zu verbieten.
Klaro, glaube ich dir sofort. Es gibt immer solche und solche. Das soll keine "Der-böse-Manager-Gespräch" sein. Ich mag auch keine Stammtische.

Da tut sich etwas, was sich auch an den Versicherungsangeboten für Manager zeigt: http://www.roland-rechtsschutz.de/co...chtsschutz.jsp
Manager haften jetzt schon bei nachgewiesener Verletzung der Sorgfaltspflicht persönlich mit ihrem gesamten Privatvermögen. Da ist ein Hilfsarbeiter, der nur rausfliegt, deutlich besser dran.

Schön zu sehen. Das war lange nötig. Wenn ich da an den Fall Vodaphone denke, wo ein Herr Esser 10% seines Bonus als Strafe zahlen musste. Das isn Witz. Der soll das Geld behalten, wenn es ehrlich verdient wurde. Er soll es aber zurück geben und Strafe zahlen, wenn das nicht der Fall ist. Sowas wird halt wahrgenommen in der Öffentlichkeit. Gut wenn da eingegriffen wird.

Klar besteht da ein Informationsdefizit, das letzte was ich in dieser Richtung (Wirtschaft) hörte war:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,641216,00.html
Ich werde dort nie wieder was kaufen. Ich dachte ich kipp aus den Latschen. Hätte eine Partei versprochen, konkret so etwas zu unterbinden, meine Stimme wäre ihr sicher gewesen. Ich hatte es übrigens nicht aus der Zeitung, sondern von einer Verkäuferin-die verdienen eh nicht viel.

Aber klaro. Berichterstattung ist oft einseitig und bashing oft unbegründet. Vor allem aber hilt es ja nix.

Ein Rechtsstaat hat auch dem Angeklagten gegenüber die Verantwortung eines fairen Verfahrens. Wir sind kein Staat, in dem die Legislative Menschen im Auftrag der echauffierten Massen lynchen darf. Juristerei und Volksempfinden sind Zweierlei. Und das finde ich beruhigend.
Unbedingt ja. Ist halt dumm, wenn sich Leute, wie oben genannter Esser, oder Sommer oder Ackermann, oder der VW-Vorstand oder oder oder. in gesetzlichen Grauzonen tummeln. Wo das moralische Verstehen eine klare Sprache spricht, aber Justizias Schwert eben ohne weiteres nicht hinkommt.
Da kommen halt so 10% Klamotten wie beim Esser bei rum und der Gerichtssaal verkommt zum Basar..

Aber, ich bin eigentlich mal vorsichtig optimistisch, nach deinen links, dass auch in dieser Richtung was passieren wird. Sowas dauert halt auch immer.
Vieles muss man leider oft leider glauben. Wenn man nicht drinsteckt sieht man eben weniger Farbe...

cu

P.S.:
Wir sind echt weit off-topic. My bad. Sorry..
 
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@ perspektive
Dann liegen wir in unseren Ansichten letztlich ganz dicht beeinander. Freut mich. Und nun räume ich wieder das Feld, damit wieder on topic diskutiert werden kann.

LG
Klartext
 
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