Das ist möglich.
Auch, nicht entscheiden zu können, wen man "mehr liebe". Weil jeder auf seine Art anziehend ist.
Das verheerendste, was man der liebe antun kann, ist sie einzusperren. Ich meine nun damit das gefühl, das man liebe nennt. Man kann seinem herz nicht befehlen, wen es sein leben lang zu lieben hat und wo es überall "wegsehen/wegfühlen" muss, bzw. sich nicht einlassen darf.
Dies aber wird in sehr vielen partnerschaften gefordert, wenn auch oft unausgesprochen. Man macht beim andern einen umdassenden körperlichen und seelisch/emotionalen anspruch geltend und alle bedürfnisse sollen vom gleichen partner für immer und ewig abgedeckt werden. Selbstverständlich trotz aller veränderungen, die beide partner im laufe des lebens durchlaufen.
Das herz besteht aus vielen seiten, auf denen gespielt werden kann. Der partner mag mehrere seiten zum klingen bringen, aber eben vielleicht nicht alle. Warum sollte man nicht andere menschen lieben dürfen, die diese anderen seiten erklingen lassen?
Das ergibt ein umfassendes bild der liebe, weil es ihr erlaubt wird, zu wachsen und gross zu werden. Treueforderung widerspricht im grunde genommen ihrem wesen, weil sie die liebe beschränken will.
Deshalb finde ich es wichtig, dass jeder partner dem andern freiraum zugesteht, vor allem den zur persönlichen entwicklung und man ehrlich zueinander ist.
Selbstverständlich ist das keine gewähr dafür, dass sich eine beziehung positiv entwickelt oder beide partner auf andere beziehungen verzichten. Eine sicherheit gibt es nie und muss es auch nicht. Allerdings denke ich, dass aufgrund der erwähnten punkte der druck auf die partner sinkt, einem bestimmten bild entsprechen zu müssen oder nur den oder jenen lieben/begehren zu dürfen.
Das entspannt die partnerschaft und lügen/parallelbeziehungen sind seltener oder werden einfach unnötig.