Partnerdrama

Hallo Jake,

das hab ich so nicht durchschaut. Stimmt - ich hatte es für ein Gefühl gehalten. Womit in mir sich allerhand wieder einmal klärt :)

Dankschön ;)
Kinny

Haltung - Gefühl

Die Haltung gründet auf einem Gefühl.
Mit jeder Gefühlsverschiebung ändert sich deine Haltung. Auch die Körperhaltung.

Wenn du die Veränderung an der Haltung ansetzt - du biiegst den 'Körper' quasi in eine (andere) Richtung - ändern sich die Gefühle natürlich mit. Mit jeder Verbiegung immer andere Gefühle. (Das Gegenteil ist: bleiben und warten.)


Halt(er)ung ist die Erscheinungsform eines Gefühls(konglomerats). Hat in unserer Gesellschaft meist (tunlichst!) keine Ähnlichkeit mehr mit dem (flammenkurz) gefühlten Gefühl.




Ich persönlich würde eher am Gefühl ansetzen wollen.
 
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Hallo ssringa,

Zitat:
Meine Erfahrung ist eine andere: Verleugnest du, was du fühlst, übernimmt das dein Kind auf jeden fall, im geheimen. Stehst du dazu, hat das eine andere Qualität.

Ja, das stimmt. Die Therapeutin meinte es auch eher so, dass ich gar keine Verachtung fühlen darf, weder heimlich noch offen, weil das sonst meinen Sohn in die Fußstapfen seines Vaters drängen würde. Das macht mir Sorge, weil ich nunmal hin- und hergerissen bin und so manches Mal nur Verachtung empfinde aber manchmal auch Mitleid oder Schadenfreude (je nachdem was ich über ihn zu hören bekomme).


Zitat:
Jetzt kommen wir dem Haupt-thema schon näher: Du verachtest deinen Mann, und ebenso verachtest du den Vater in deinem Sohn.

Nein, so ist es nicht. Zu meinem Erschrecken muss ich immer wieder feststellen, dass ich in meiner großen Tochter ihren Vater sehe. Wenn er mir weh tut in einer Mail oder indirekt über Aussagen Dritter, dann merke ich, wie ich meine 4jährige angreife, härter behandle oder einfach übersehe. Es wird mir meist erst bewusst, wenn sie klagt und um Kuscheleinheiten bettelt.

Hallo ssringa,

was ist jetzt Fakt? Dass du ihn verachtetst oder nicht? Dass du den Vater im Kind verachtest ist eine Folge davon, die du bewusst nur unterbinden kannst, wenn du die Ursache der ganze Verachtung in dir behebst. Und die ist nicht bei diesem Mann zu finden. Wenn du sie fühlst, dann ist das so. Sie zu verleugnen wäre fatal, für alle Beteiligten auch für dich. Wenn ich merke, dass mich jemand verachtet, gehe ich ihm aus dem Weg. das tut mir am besten. Und wie du schreibst, tut das der Vater deiner Kinder.

du kannst auch nichts für deine Kinder lösen. Das können sie nur für sich, wenn sie mal alt genug sind. Lösen kannst du deines, und da hast du genug zu tun. (das ist eine Feststellung aus meiner Erfahrung). Es ist leichter bei einem anderen etwas verändern zu wollen, weil wir diesen vor uns sehen. Was mit uns selbst zu tun hat, fällt uns schwer zu bemerken und wenn und andere daraufhin ansprechen, können wir ganz schön wütend oder ausfällig werden. Hinzu kommt, dass das eigene oft dem Bewusstsein unzugänglich ist, aber ein Gegenüber es trotzdem wahrnimmt. Auch dein Kind, dein Mann oder sonstige Menschen.

Verschiebungen von Haltungen oder Gefühlen gibt es oft, viel zu oft. Und hier können Aufstellungen sichtbar machen, was zu einem gehört und was von anderen Familienmitgliedern übernommen ist.

Weit ergiebiger wäre es für dich, dich deiiner eigenen Familie zuzuwenden und die Beziehungen zu klären. Denn dieses übernehmen deine Kinder auch, nicht nur das, was du von deinem Mann aufgezählt hast.

Ich möchte dir mal was von mir erzählen:
Ich ärgerte mich immer über ein bestimmtes Verhalten meines Mannes. In einer Psycho-Kinesiologischen Sitzung fand ich heraus, dass diese Abneigung einem Verhalten meines Großvaters galt. Von da an bemerkte ich dieses bestimmte Verhalten nicht mehr bei meinem Mann. Es war der richtigen Person zugeordnet und dann war alles gut.

lg Pluto
 
Hallo


Anfangs, bevor mein Mann mit seiner neuen richtig zusammenkam (sie war bis Mitte September noch bei ihrem Mann und pendelte zwischen beiden Männern hin und her ehe sie sich für meinen entschied) hat er uns regelmäßig angerufen. Also einmal die Woche. Ich hab auf Lauthören gemacht und bemerkt, dass er durchweg positiv von mir sprach. Also wenn meine Große etwas beklagte, dann sagte er, die Mama hat schon gute Gründe dafür. So in der Art.
Umgekehrt konnte ich das nicht. Ich habe ihn angegriffen. Wenn er nicht anrief oder sich weigerte Unterhalt zu zahlen, dann sagte ich den Kindern, dass wir bestimmte Dinge nicht kaufen können, weil der Papa uns kein Geld zahlt. Ich schäme mich dafür, aber ich konnte nicht anders, ich wollte und wünschte so sehr, dass die Kinder nur mich lieben und ihn vergessen oder böse finden.

Wut, Enttäuschung, Verletztsein, das zuzulassen ist wichtig. Doch das ist DEIN Gefühl. Die Kinder sehen in ihm in erster Linie den Vater, den sie lieben.

Wenn Du durchdenkst, was es Dir bringen könnte, wenn Eure Kinder ihn ablehnen: In erster Linie die Bestätigung, dass Deine Gefühle "richtig" sind, dass Du recht hast mit Deinen Gefühlen - Du schaffst einen Kreis, der Dich bestätigt.

Das brauchst Du nicht. Deine Gefühl SIND richtig, denn Du spürst sie. Das, was Dir passiert ist, tut verdammt weh, es wäre eher unverständlich, wenn es nicht so wäre.

Wenn Du Deine Gefühle ohne sie zu bewerten annehmen kannst und zu Dir selbst sagen kannst: Ich bin verletzt, ich bin enttäuscht, das ist völlig ok. Und jetzt mache ich das Beste draus...dann brauchst Du es auch nicht mehr, dass sich eine Bestätigungsgemeinschaft bildet, die Dir signalisiert: Du bist ok, Deine Gefühl sind ok.

Und es ist eine oft verdammt schwere Gratwanderung, wenn man selbst verletzt worden ist, das Erleben der Kinder vom eigenen zu trennen.

Mir hatte letztendlich der Gedanke geholfen, dass es für jedes Verhalten Gründe gibt. Dein Mann verhält sich nicht grundlos Dir gegenüber so oder so, sondern dafür gibts Ursachen. Unabhängig davon, wo diese Ursachen jetzt liegen mögen - er wird nicht anders können. Seine Gefühle sind genauso "richtig" wie Deine.

Womit ich nicht sagen möchte, dass man alles hinnimmt - denn die Verantwortung als Vater trägt er - das inkludiert auch, dass er der Vater bleibt, auch finanziell.

an Familienstellen. Ich liebe meine Kinder und weiß, dass meine Große ein Papakind war und noch ist. Als ich kapiert hab, dass ich meiner Tochter weh tue, wenn ich ihren Vater schlecht mache, hörte ich auf damit. Ich suchte vermehrt den Kontakt zum Vater. Aber kaum zog er mit seiner Neuen zusammen, brach er den Kontakt fast komplett ab und behauptete, ich wäre schuld, weil ich rund 300km weggezogen bin in meine alte Heimat.

Aus Deinen Zeilen spricht sehr viel Ehrlichkeit Dir selbst gegenüber. Ich finde es klasse, dass Du es schaffen willst, Deine Verletzung nicht mehr auf Deine Tochter zu übertragen und versuchst, damit fair umzugehen.

Wer nun zu wem oder wer nun zu weit weggezogen ist, ist sicher auch eine Gretchenfrage. Es ist nun so, wie es ist. Und es gibt Situationen, wo es in letzter Konsequenz nur darum geht, jetzt das Beste zu tun - auch im Sinne der Kinder.

Wenn Ihr BEIDE so denkt, werden sich Lösungen finden lassen, da bin ich mir sicher.

Jetzt passiert genau das gleiche wieder.
Urgroßvater kümmerte sich nicht um den Großvater.
Großvater kümmerte sich nicht um den Vater.
Vater kümmert sich jetzt nicht um den Sohn bzw. Töchter.

Es kann sein, dass das die Ursache oder eine von den Ursachen ist, warum er so gehandelt hat.

Wenn ich von Gründen spreche, die jeder Mensch für sein Verhalten hat, so meine ich damit auch, dass man demjenigen zugesteht, aus SEINER Sicht heraus verständlich gehandelt zu haben, weil er das tut, was ihm aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen möglich ist.

Vielleicht wäre diese Sicht eine Basis für eine Überlegung, inwieweit Verachtung überhaupt sinnvoll wäre?

Und auch für Deine Kinder: Wenn DU die Einstellung hast, dass es zwar verletztend war, was passierte, aber Papa eben auch seine Gründe dafür hatte, und das letztendlich Eure Geschichte ist und nicht die der Kinder - fühlt sich das nicht unbelastender an für die Kids als das starre Feindbild des "böses Papas"?

Liebe Grüße
Suena
 
Und auch für Deine Kinder: Wenn DU die Einstellung hast, dass es zwar verletztend war, was passierte, aber Papa eben auch seine Gründe dafür hatte, und das letztendlich Eure Geschichte ist und nicht die der Kinder - fühlt sich das nicht unbelastender an für die Kids als das starre Feindbild des "böses Papas"?

Hallo Suena, und SSringa,

auch die Kinder wurden verletzt, weil ihr geliebter Papa ausgezogen ist. Sie meinen, er hat sie nicht mehr lieb. Das ist auch ein Schock für diese, nicht nur für die Frau. Kinder ziehen sich meistens mit ihrem Leiden in sich zurück, weil sie denken, der Vater wäre wegen irgendein Fehlverhalten ihrerseits ausgezogen. Das ist auch noch zu berücksichtigen.

lg Pluto
 
Halt(er)ung ist die Erscheinungsform eines Gefühls(konglomerats).
Definitiv: nein. Eine Haltung ist keine Erscheinungsform eines Gefühls oder eines Gefühlskonglomerats, sondern eine mentale Konstante. Haltungen/Einstellungen sind (oft ja auch durchaus hilfreiche) Instrumente, um mit der Komplexität von Gefühlen zurechtzukommen. Haltungen können über Generationen - durch Erziehung, durch systemische Verstrickung - "vererbt" werden, und es ist immer die Herausforderung, übernommene Haltungen/Einstellungen zu überprüfen und zu eigenen zu machen.
Hat in unserer Gesellschaft meist (tunlichst!) keine Ähnlichkeit mehr mit dem (flammenkurz) gefühlten Gefühl.
Stimmt, aus den genannten Gründen haben Haltungen/Einstellungen keine Ähnlichkeit mit Gefühlen. Mit Gesellschaft hat das nichts zu tun. Wohl aber mit Gehirnphysiologie: Es ist gezeigt worden, dass ein "flammenkurzer" Reiz von außen "von innen her" durch eine um ein Vielfaches höhere neuronale Aktivität beantwortet wird ... sprich: die Gefühlsreaktion trifft auf vorgeprägte Haltungen und Einstellungen.
Ich persönlich würde eher am Gefühl ansetzen wollen.
Ich meine, Gefühle sind, wie sie sind - unwillkürliche Reaktionen, die wahrhaftigste Reaktion (!) auf das, was uns begegnet. Ansetzen kann ich beim Umgang mit meinen Gefühlen. Das hieße für mich: sie wahrnehmen, ohne mich mit ihnen zu identifizieren ... sprich: wenn ich Schmerz fühle, ist es "der Verletzte in mir", mit dem "der Beobachter in mir" in Dialog treten kann - als Alternative dazu, dass ich mich total vom Schmerz überschwemmen lasse. Oder aber es rastet eine präformierte Haltung ein, die es erschwert, das Gefühl unmittelbar wahrzunehmen. Das geht dann schon durch einen Filter und löst Reaktionen aus wie "immer mir" oder "typisch Mann" oder was auch immer... und ich kann wahrnehmen, dass meine Gefühle nicht von irgendwem gemacht werden, sondern dass sie meine Gefühle sind, meine Reaktionen auf das, was irgendwer macht. Ein kleiner, aber feiner Unterschied... und auch eine Haltung.

Jake
 
Definitiv: nein. Eine Haltung ist keine Erscheinungsform eines Gefühls oder eines Gefühlskonglomerats, sondern eine mentale Konstante.
es gibt keine 'mentale Konstante', jake. Alles permanent in Bewegung und in Veränderung begriffen.

Haltungen/Einstellungen sind (oft ja auch durchaus hilfreiche) Instrumente, um mit der Komplexität von Gefühlen zurechtzukommen.
Deshalb sind die Gefühle hier die Basis. Die Haltungen/Einstellungen liegen darüber.

übernommene Haltungen/Einstellungen zu überprüfen und zu eigenen zu machen.
warum sollte man bereits übernommene Haltungen nochmal 'sich zu eigen zu machen'?


Stimmt, aus den genannten Gründen haben Haltungen/Einstellungen keine Ähnlichkeit mit Gefühlen.
Manchmal haben sie Ähnlichkeit, manchmal nicht. Warum sollten sie 'keine Ähnlichkeit' haben? Durchaus kann zb ein Gefühl von Trauer zu einem traurigen Ausdruck führen. Warum denn nicht?


Mit Gesellschaft hat das nichts zu tun. Wohl aber mit Gehirnphysiologie:...
Ich denke nicht, dass es Sinn macht, sich in die gerade laufenden Streitgespräche der Gehirnforscher einzuschalten. Dazu fehlt uns beiden das KnowHow und die Messgeräte. Und einfach nachsprechen was in Zeitschriften steht...

Darüber hinaus sind die Deutungsmöglichkeiten solcher 'Ergebnisse' ein weites Feld. Zum Beispiel:
sprich: die Gefühlsreaktion trifft auf vorgeprägte Haltungen und Einstellungen.
nur Eine von weiteren ebenso plausiblen Deutungsmöglichkeiten: "sprich: die vielfach höhere neuronale Aktivität kann nach den letzten Erkenntnissen der Gehirnforschung nicht mehr auf einen Zusammenhang mit Vergangenheitsprägungen schließen lassen - eine Schaltstelle in der Region des Hypothalamus ist, völlig unabhängig von der Art des Reizes dafür verantwortlich, dass Impulse in Abhängigkeit von experimenteller Situation und der Verarbeitungsart des Probanden Verstärkung erfahren."
Jake, wusstest du, dass die Hirnforschung herausgefunden hat, dass Jede Erklärung eine Nacherklärung einer vorhergegangenen Sensation (außerhalb deiner Kontrolle!) im Gehirn ist. Konkretes Experiment: Hirnteil der für Arm hochheben verantwortlich ist, wird stimuliert. > Proband hebt den Arm.
Auf die Frage: Warum haben sie den Arm gehoben.
Antwort: Weil ich es wollte. +Rechtfertigung/Erklärung(!)


Wenn das stimmt, wirft es jegliches Lebenskonzept von ich als frei Handelnder über den Haufen. Allerdings nur, WENN das Experiment durchdacht und verstanden wurde. Dann allerdings beeindruckt es tief.



Ich meine, Gefühle sind, wie sie sind - unwillkürliche Reaktionen, die wahrhaftigste Reaktion (!) auf das, was uns begegnet. Ansetzen kann ich beim Umgang mit meinen Gefühlen.
Ich bin da nicht sicher. (Nicht wegen dem eben erwähnten Experiment, das alles weitere darüber Nachdenken in althergebrachter Form, also in der Art wie wir es bis jetzt gewohnt waren, in Sinnhaftigkeit vernichtet.) Aber auch wenn ich das mal dahingestellt lasse... kann ich ja nicht aus meinen Gefühlen heraustreten. ich betrachte immer weiter Mit all den Gefühlen, die ich nichtidentifiziert betrachten möchte. Ich versuche etwas das immer gänzlich unmöglich bleibt, nämlich außerhalb der Gefühle diese Gefühle zu betrachten.

Rauskommen wird immer was. mal was brauchbareres. mal nicht.
Für eine Rechtfertigung der Intervention reicht es allemal, solange der Aufsteller/Therapeut es überzeugend rüber bringt.

als Alternative dazu, dass ich mich total vom Schmerz überschwemmen lasse.
sich vom Schmerz überschwemmen zu lassen ist ja nichts schlechtes. Selbst wenn es Jahre dauert. Da sind schon wunderbare Ergebnisse dabei rausgekommen. Menschen die in eine tiefe Ruhe gekommen sind. Die gerade dadurch das Leben durch andere Augen sahen. Die tief zufrieden angekommen sind. und und und >>>Also, WER stellt sich hin und sagt mit solch dreister Überzeugung: So ist es richtiger, und so sollst du es nicht machen. Das ist jetzt nicht mehr gesund, das ist krank.

Natürlich stellt der Therapeut sich hin und greift tatsächlich auf diese Art und Weise ein.
Aber, ist das nicht möglicherweise die zweite Vergewaltigung nach der ersten Vergewaltigung damals.


Oder aber es rastet eine präformierte Haltung ein, die es erschwert
Wer sagt da, dass etwas einrastet, dass das schlecht ist, [vielleicht ist es gut?] dass es eine präformierte Haltung ist, dass es eine Erschwerung ist [vielleicht führt es in eine Erleichterung (siehe oben)],...... Niemand kann auch nur Eine dieser Fragen beantworten, und doch findet all dieses persönliche Eingreifen statt. Ich bin nicht sicher, ob das nicht oftmals ein zweites Trauma ist. Auch wenn der Patient dann Danke sagt.



Schooko
 
Hallo,

also die ganzen fachlichen Gespräche um Gehirnphysiologie und Mental und so verstehe ich nicht. Aber was ich jetzt in den vielen Antworten verstanden hab ist folgendes: meine Verachtung ist eine Haltung, die mein Mann vielleicht sogar durch den Äther wahrnimmt und weswegen er keinen Kontakt mehr zu seinen Kindern sucht.

Das kann stimmen! Denn ich habe erst nachdem sich die Frau für ihn und gegen ihren Mann entschieden hat, die ganze Wahrheit über deren Kennenlernen erfahren. Meine Verachtung begann quasi zeitgleich mit seinem Rückzug und seiner Behauptung, ich wäre zu weit weggezogen. Vorher war ich nur traurig und verletzt, dass er mich in der Endphase der Schwangerschaft betrogen hat und kurz nach der Geburt seines Sohnes aus dem Haus geworfen hat (mit drei kleinen Kindern).

Ja, ich verachte meinen Mann. Doch ich verachte nicht meinen Sohn. Ich übertrage meine Haltung von ihm nicht auf meinen Sohn. Wenn ich etwas übertrage, dann auf meine Tochter, die ein Papa-Kind ist und war.

Ich als Mutter wünsche ihn mir zurück. Doch wenn ich daran denke, dass er mich betrogen hat, dass er zwei Familien zerstört hat - dann empfinde ich Ablehnung und verachte ihn dafür.

Daran werde ich zusammen mit einer Therapeutin arbeiten. Denn ich möchte, dass er den Kontakt zu seinen Kindern wieder aufnimmt. Das ist mir schon sehr sehr wichtig um der Kinder willen.

Vielen lieben Dank für all die hilfreichen Antworten. :)

LG, ssringa
 
es gibt keine 'mentale Konstante', jake. Alles permanent in Bewegung und in Veränderung begriffen.
Das sag mal - im Extremfall - einem Psychotiker. Auf einer sehr abgehobenen spirituellen Ebene kann ich freilich die permanente Veränderung akzeptieren. Im Bereich der Alltagsreaktionen entwickeln Menschen relativ (das räume ich ein) konstante Haltungen/Einstellungen, um zurechtzukommen ... mit der Herausforderung, das in situationsgerecht adaptiertes Verhalten münden zu lassen.
Deshalb sind die Gefühle hier die Basis. Die Haltungen/Einstellungen liegen darüber.
Ich sehe das nicht als Hierarchie, sondern als Wechselwirkung.
warum sollte man bereits übernommene Haltungen nochmal 'sich zu eigen zu machen'?
Missverstanden... ich habe nicht geschrieben "sich zu eigen machen", sondern "zu eigenen zu machen". Also überprüfen: Was vom Übernommenen halte ich für nützlich, was modifiziere ich lieber, was sehe ich völlig anders?
Manchmal haben sie Ähnlichkeit, manchmal nicht. Warum sollten sie 'keine Ähnlichkeit' haben? Durchaus kann zb ein Gefühl von Trauer zu einem traurigen Ausdruck führen. Warum denn nicht?
Natürlich ... wenn es den Ausdruck betrifft. Darum habe ich ja zu definieren versucht, wie ich "Haltung/Einstellung" als Begriff verwende. Als "mentale Konstante" (relativiert wie o.a.) und eben nicht als Gefühlsausdruck.
Ich denke nicht, dass es Sinn macht, sich in die gerade laufenden Streitgespräche der Gehirnforscher einzuschalten. Dazu fehlt uns beiden das KnowHow und die Messgeräte. Und einfach nachsprechen was in Zeitschriften steht...
Ich denke schon, dass es Sinn macht. Auch ohne Messgeräte. Und woher weißt Du, was ich lese? Oder ob ich nur nachspreche oder vielleicht doch Gelesenes reflektiert übernehme, weil ich auch akzeptieren kann, was andere denken? Oder Gelesenes zu eigenen Anschauungen weiter entwickle? Vielleicht versuchen wir, uns einfach an Argumente zu halten, wie sie dastehen?
Darüber hinaus sind die Deutungsmöglichkeiten solcher 'Ergebnisse' ein weites Feld.
Ja klar. Gut, dass Du von Deutungsmöglichkeiten sprichst und nicht von eindeutigen Ergebnissen, wie es manche tun. Darum hab ich auch mein Beispiel sehr allgemein angesetzt, im übrigen aufbauend auf Thesen des systemischen Hypnotherapeuten Günther Schmidt.
Jake, wusstest du, dass die Hirnforschung herausgefunden hat, dass Jede Erklärung eine Nacherklärung einer vorhergegangenen Sensation (außerhalb deiner Kontrolle!) im Gehirn ist. Konkretes Experiment: Hirnteil der für Arm hochheben verantwortlich ist, wird stimuliert. > Proband hebt den Arm.
Auf die Frage: Warum haben sie den Arm gehoben.
Antwort: Weil ich es wollte. +Rechtfertigung/Erklärung(!)
Wenn das stimmt, wirft es jegliches Lebenskonzept von ich als frei Handelnder über den Haufen. Allerdings nur, WENN das Experiment durchdacht und verstanden wurde. Dann allerdings beeindruckt es tief.
Ich kenne natürlich das Experiment, auf das Du Dich beziehst, und ich kenne auch verschiedene kritische Ansätze, die es beleuchten. Einer davon ist der erkenntnistheoretische: die Formulierung "dass die Hirnforschung herausgefunden hat..." legt nahe, dass es sich dabei um eine objektive Erkenntnis handelt. Das muss man nicht so sehen - es handelt sich zunächst einmal um ein Experiment und um Hypothesen, die die Ergebnisse des Experiments erklären. Die Entwicklung dieser Hypothesen ging von eher fahrlässiger Unbefangenheit im Gebrauch von Begriffen aus, die in Philosophie, Semantik und Erkenntnistheorie seit jeher wesentlich kontroverser und differenzierter betrachtet werden. Wenn da von Schlussfolgerungen für den "freien Willen" berichtet wird, dann ist das einfach eine populistische Verkürzung auf der Basis experimentell gewonnener Messwerte. Formulierungen wie "der freie Willen geht im Feuer der Neuronen unter" sind gekonntes Marketing einer Disziplin und gut für Klappentexte, und das war's dann auch.

Wenn ich auf solche plakative Schwarzweißmalerei verzichte, liefert die jüngere Neurophysiologie interessante Daten, die mit Hypothesen konform gehen, die parallel oder vorher schon in Psychologie, Philosophie, Biologie entwickelt wurden. Der "freie Wille" ist eine plakative Annahme, die seit jeher relativiert wurde, und bevor man darüber diskutiert, müsste erst mal geklärt werden, was einer überhaupt darunter versteht. Im Bereich der systemischen Faktoren, um die es in diesem Thread geht, ist es ja gerade Thema, dass "freie" Verhaltensentscheidungen u.a. durch systemische Loyalitäten unbewusst beeinflusst werden und dass durch sinnvolle, erprobte Verfahren (u.a. systemische Aufstellungen) die Freiheitsgrade für Handlungsoptionen verbessert werden können. Kein vernünftiger Mensch spricht in solchen Zusammenhängen von absoluter Freiheit oder Unfreiheit.
Aber auch wenn ich das mal dahingestellt lasse... kann ich ja nicht aus meinen Gefühlen heraustreten. ich betrachte immer weiter Mit all den Gefühlen, die ich nichtidentifiziert betrachten möchte. Ich versuche etwas das immer gänzlich unmöglich bleibt, nämlich außerhalb der Gefühle diese Gefühle zu betrachten.
Ja und nein. Im Grunde geht es mir dabei um Entwicklungsprozesse - ich kann, wenn ich mir die Zeit dafür gebe und wenn ich bereit bin, es zu erlernen oder mich dabei gut begleiten zu lassen, durchaus aus meinen Gefühlen heraustreten. Nicht als Abspaltung, das wäre schlimm. Aber als Wahrnehmender. Damit bleibe ich ja durchaus bei und in meinem Empfinden. In der Meditation geschieht das seit Jahrtausenden. Wobei ich auf eine weitere begriffliche Klärung Wert lege: Zunächst ist da mal ein Empfinden - vorbewusst, wortlos, unwillkürlich reaktiv auf einen Reiz. Zum "Gefühl" wird es durch eine Benennung, durch ein Konstrukt, durch eine Identifizierung. Erst dann kann ich von diesem oder jenem Gefühl reden. Und in diesem Prozess des Benennens bzw. des Umgangs mit den entstandenen Konstrukten gibt es reichlich Ansatzpunkte für Interventionen.
sich vom Schmerz überschwemmen zu lassen ist ja nichts schlechtes. Selbst wenn es Jahre dauert. Da sind schon wunderbare Ergebnisse dabei rausgekommen. Menschen die in eine tiefe Ruhe gekommen sind. Die gerade dadurch das Leben durch andere Augen sahen. Die tief zufrieden angekommen sind. und und und >>>Also, WER stellt sich hin und sagt mit solch dreister Überzeugung: So ist es richtiger, und so sollst du es nicht machen. Das ist jetzt nicht mehr gesund, das ist krank.
Klar, wenn jemand sich dafür - wie frei auch immer - entscheidet, ist das zu respektieren. Allen anderen, die Schmerz als unangenehm empfinden und Wege suchen, um auf eine ihnen hilfreich erscheinende Weise damit umzugehen, können dafür Möglichkeiten angeboten werden.
Natürlich stellt der Therapeut sich hin und greift tatsächlich auf diese Art und Weise ein.
Aber, ist das nicht möglicherweise die zweite Vergewaltigung nach der ersten Vergewaltigung damals.
Wenn das einer ist wie der oben geschilderte Aufsteller, der einfach jemand aufstellt, der eher zufällig dabei ist und gar kein eigenes Anliegen mitbringt, dann sehe ich das durchaus in dieser Linie. Das ist schlimm. Die Therapeut/inn/en, die ich kenne und schätze, haben hingegen durchaus die professionelle Qualität, nach einer Traumatisierung entsprechend zu intervenieren, um eine Retraumatisierung zu vermeiden.
Wer sagt da, dass etwas einrastet, dass das schlecht ist, [vielleicht ist es gut?] dass es eine präformierte Haltung ist, dass es eine Erschwerung ist [vielleicht führt es in eine Erleichterung (siehe oben)],...... Niemand kann auch nur Eine dieser Fragen beantworten, und doch findet all dieses persönliche Eingreifen statt. Ich bin nicht sicher, ob das nicht oftmals ein zweites Trauma ist. Auch wenn der Patient dann Danke sagt.
Das klingt nach einem hierarchischen Therapiemodell - das gibt es freilich auch, auch in der Aufstellerei, und das ist zunehmend Ansatzpunkt in der Therapiekritik. Daneben und durchaus nicht mehr unbedeutend gibt es kooperative Begleitungsmodelle, die ressourcen- und kompetenzorientiert arbeiten und teilweise (G. Schmidt) sogar so weit gehen, Klienten als Co-Therapeuten zu begreifen ... da geht es dann nicht um Eingriffe in Systeme, sondern um gemeinsame Entwicklungsprozesse. Gute (in meiner Bewertung...) Aufstellungsleiter/innen zum Beispiel lassen sich von der Aufstellung führen, statt "ordnend" einzugreifen oder abenteuerliche Hypothesen durchzudrücken.

Alles Liebe,
Jake
 
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Liebe Ssringa!
also die ganzen fachlichen Gespräche um Gehirnphysiologie und Mental und so verstehe ich nicht. Aber was ich jetzt in den vielen Antworten verstanden hab ist folgendes: meine Verachtung ist eine Haltung, die mein Mann vielleicht sogar durch den Äther wahrnimmt und weswegen er keinen Kontakt mehr zu seinen Kindern sucht.
Na sicher, das ist Chinesisch, und so geht's halt um in einem Diskussionsforum ;-)

Zur Verachtung: Ich weiß nicht, was Du mit Äther meinst. Es klang für mich so, als ob diese Verachtung nicht nur mit Dir und Deinem Mann zu tun hätte, sondern ein Thema wäre, das sich durch Generationen Deines Familiensystems zieht. Da "produzieren" Systeme dann u.U. Situationen, in denen so ein Thema wieder und wieder auftreten kann. Finde ich super, dass Du mit Deiner Therapeutin daran weiter arbeiten willst. Das ist sicher hilfreicher als eine verwirrende Diskussion in diesem Umfeld.

Alles Gute dafür,
Jake
 
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