Pädagogik - Welche Form brauchen wir an unseren Schulen ? Drill oder Emphatie ?

Bedeutung für einen anderen Menschen zu haben, »gesehen« und wertgeschätzt zu werden, ist, wie sich herausstellen sollte, weit mehr als ein psychologisches Desiderat. Es ist die Voraussetzung für die biologische Aktivierung der sogenannten »Motivationssysteme« des menschlichen Gehirns.

Quelle:
Bauer, J. (2010): Reformpädagogik – Nähe – Distanz. In: Pädagogik, 7-8/2010.
URL: http://www.beltz.de/de/paedagogik/zeitschriften/paedagogik/themenschwerpunkte/reformpaedagogik-naehe-distanz.html

Wertschätzung durch die Lehrkraft bringt also Motivation. In meiner Schulzeit war es auch so: Eine negative Einstellung (Beziehung) zu einer Lehrkraft macht das Lernfach automatisch unattraktiv ... man wird eigentlich fürs Leben geschädigt und tut sich schwer einen positiven Anknüpfungspunkt zu finden und dem Fach selbst neutral gegenüber zu stehen. Ein Lehrerwechsel kann in diesem Fall Überraschungen bringen.

lg
Topper
 
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Nach obigem Artikel braucht ein guter Lehrender zwei besondere Qualitäten. Die Erste ist die Fähigkeit von Zuwendung/Wertschätzung gegenüber den SchülerInnen.

1. »Lass mich spüren, dass ich da bin, dass ich für Dich existiere!«
2. »Zeige mir durch Deine Resonanzen, was meine starken und schwachen Seiten sind!«
3. »Lass mich spüren, ob Du – bei aller Kritik − an mich und an meine Entwicklungspotenziale glaubst!«

Eigentlich sind das Dinge, die auch in einer partnerschaftlichen Beziehung eine große Rolle spielen. Dazu kommt dann beim Lehrer noch die Fähigkeit zu führen:

Führung bedeutet, dass Pädagogen die Spiegelneurone ihrer Schüler(innen) dazu bringen, in Resonanz zur Lehrkraft zu gehen. Auch hier kommt es darauf an, das Medium neurobiologischer Resonanzvorgänge zu benutzen: Sprache und Körpersprache (letztere wird in der Lehrerausbildung sträflich vernachlässigt). Führung ist jedoch kein Selbstzweck. Sie macht nur Sinn, wenn Pädagogen eine »Botschaft« haben, mit der sie ihre Schüler(innen) »anstecken« wollen. Zur »Botschaft« sollte nicht nur ein didaktisch gut aufbereiteter Wissensstoff gehören (Wissensinhalte als solche sind nicht immer gut resonanzfähig), sondern die Freude, Leidenschaft oder Begeisterung des Pädagogen mit Blick auf das gelehrte Fach.

Klingt logisch, oder? Wenn mich nicht alles täuscht ist das ja schon in dem einen oder anderen Beitrag vorgekommen ... was einen guten Lehrer ausmacht.

lg
Topper
 
Ich persönlich bin nur überzeugt von einem unserer Zeit angepassten Unterricht wenn grundlegende Dinge geändert werden!
- Assessement Verfahren für Lehrer (ob sie für diesen Beruf geeignet sind)
- Ausbildung für Lehrer
- Schulzeiten
- Unterstützung von Familien (Zeiten, finanziell,...)
- Einstellung der Lehrer zu Schüler, Eltern, und zu sich selbst (damit meine ich nicht die Unfähigkeit oder Dummheit bei Schülern suchen, sondern die Unfähigkeit Wissen vermitteln zu können)
- Einstellung der Eltern zur Schule (keine Abgabestelle für Kind und Verantwortung)
- Ferien (nicht ganzjährig und dauernd ferien dafür die ganzen prüfungen in einer woche...)
- komplette überarbeitung des Lehrinhaltes, Fächer - weg vom Handarbeiten, Geschichte von 100 jahren Krieg ,... sondern zeitgenössisch, Politik, Umwelt, Sprachen, Kulturen, Management, Konfliktbearbeitung usw usw....

Das wären nur mal ein paar grundlegende Ansätze... aber ich kann mir nicht vorstellen das das passiert... wir preisen ja noch immer unsere Kaiserin!!!
 
Ich hab neulich einen Bericht über eine innovative Schulen gesehen, die von diesem "Bringschuld"-System abkommen ist, hin zu einem "Holschuld"-System, wobei 'Schuld' ja kein angemessener Begriff ist. In Wirklichkeit geht es darum, dass die SchülerInnen selbst bestimmen, was sie gerade lernen wollen. Die Organisation solch eines Schulsystems ist natürlich ein große Herausforderung und stellt hohe Ansprüche an die Lehrkraft. Diese muss flexibel auf die Bedürfnisse der SchülerInnen reagieren können und den ganzen Schultag verfügbar sein.
Das halte ich für grob sinnbefreit. Bildung MUSS einfach bis zu einem gewissen Punkt zwingend und vorgeschrieben sein, sonst funktioniert es nicht. Nach der Matura/Abitur entscheidet man eh selbst, in welchem Maße man sich weiterbilden kann, auf der Uni haut das dann eh hin (bis auf minderwertige Lernunterlagen, mangelnde Ausnutzung der Möglichkeiten von e-Learning und die verfehlte Bildungspolitik, die sich schwer in den Prüfungen niederschlägt).

Aber in der Grund-/Mittelschule macht das absolut keinen Sinn. Ich hab mich damals durchgemogelt bis zum geht nicht mehr, faktisch nichts gelernt und keine Hausübungen gemacht, war oft nicht und manchmal nur betrunken oder anderweitig intoxiniert im Unterricht oder hab da gepennt. Trotzdem hab ich das Gymnasium mit Auszeichnung abgeschlossen.
Heute, als Student, seh ich das natürlich anders, mit reiferen Augen: Schule war absolute Zeitverschwendung für mich - und das, obwohl ich auf eine Schule gegangen bin, die als relativ "elitär" gilt. Meine Verhaltensweise aber war trotzdem Zeitverschwendung - könntichs nochmal machen, würd ich einfach zwei Klassen überspringen und mir den Stoff so reinziehen, dass ich gerade mal durchkomm. Aber damals hatte ich noch keinen Ehrgeiz dazu, gab wichtigere Dinge (Mädels, Alkohol, Fortgehn, Herumexperimentiern mit Drogen - kurz: pubertäre Lebenserfahrung sammeln, alles was dazugehört). Heute ist mein wichtigstes Ziel Entwicklung und Karriere. Heute denk ich mir: VERDAMMT! Wieso hab ich damals nicht mehr mitgearbeitet in Mathe? Ich wär echt gut gewesen in dem Fach!
Aber ich war sogar zu faul für eine Stunde pro Tag Schulbeschäftigung.

Das Problem ist, dass die meisten Jugendlichen in dem Alter keine echten "Interessen" haben außer denen, die ich vorhin aufgezählt hab. Das merkt man daran, dass sich alle freuen, wenn Englisch ausfällt. Das ändert sich im Studium - oder sollte sich zumindest ändern (bei mir wars so) - das liegt aber daran, dass jede Frucht Zeit zum Reifen braucht, und bildungsmäßig ist die pubertäre Phase durchschnittlich gesehen nicht gerade der Zenit der Motivation für Schulbildung. Die echten Interessen müssen sich in dieser Zeit erst herauskristallisieren.
Deshalb ist ein laissez-faire/antiautoritärer Unterricht in dieser Zeit sicher nicht gerade das Gelbe vom Ei.
 
Ich hatte mal einen Lehrer, der für mich immer ein Rätsel blieb, aber auf positive Art... Der war IMMER freundlich. Und während "meine" Klasse eigentlich eher eine laute war, musste er nur einen Finger an die Lippen halten und alle waren leise.

Traurig war... wir schrieben eine Klausur und nur wenige Tage später kam er, während wir gerade ein anderes Fach hatten, in die Klasse und übergab dem anderen Lehrer die korrigierten Klausuren und verabschiedete sich. Bei ihm war Krebs festgestellt worden. Ob er noch lebt weiß ich nicht.... Er kam zumindest nicht mehr wieder solange ich noch dort war.

*********

Aber zur eigentlichen Titel-Frage: Egal wie ein Lehrer ist, ob eher "sanft" oder eher "hart"... Empathie muss m.A.n. ein guter Lehrer auf jeden Fall haben. Ich kenne Luschen, denen man auf der Nase herumtanzen konnte, die nichts checkten... weder Autoriät noch Empathie... Das ist kein Widerspruch. Drill halte ich aber für eher schädlich.
 
Danke für die guten Beiträge.

TopperHarley du bringst das gut auf den Punkt.

Die zentralen Fragen:

a. Was macht ein gutes Schulsystem aus?
b. Was macht guten Unterricht aus?
c. Was macht einen guten Lehrer (Lehrerpersönlichkeit) aus?

Gerade ist das ja auch in der Presse ein grosses Thema, nachdem Frau Sarrazin sich letztlich für "Drill" ausgesprochen hat und das Buch Von Amy Chau ... ?? (weiss gerade die Schreibweise nicht) mit dem autoritären Drill und Leistungserfolg hohe Wellen schlägt.

Spannender fand ich den Artikel im GEO-Heft über ein Experiment in Schweden, bei dem die schlechteste Klasse durch 5 Monate Unterricht mit den "besten Lehrern" zu Höchstleistungen auflief. 3. beste Klasse in der Gesamtwertung und in Mathematik sogar die erfolgreichste.

Leider erlebe ich als Erziehungsbeistand dort wo ich lebe, Tag für Tag immer wieder puren Horror an einer Schule die eigentlich ADHS-Kinder und Autisten fördern soll. Was die Lehrer hier ihren Frust und ihre Wut an Grundschülern auslassen ist unglaublich. Demütigungen und auch körperliche Übergriffe sind an der Tagesordnung, als ob im Osten Brandenburgs immer noch die Diktatur a la DDR gäbe. Darüber hinaus wird das dann sogar als pädagogisch sinnvolles Handeln verkauft. Pädagogische Mittel wie Time-out oder Verstärkersysteme werden systematisch zur Bestrafung missbraucht und das alles unter dem Deckmäntelchen des Begriffes der Konsequenz. Kinder müssen Konsequenzen erfahren.

Ein Verein Namens Lernen-ohne-Angst.de hat mich gut beraten und ich weiss leider, dass ich wenig Handlungsspielraum habe, da Lehrern hier wenig passiert, auch weil sie allermeistens sogar Rückendeckung haben, sogar aus dem Ministerium.

Und meine Hauptaufgabe liegt deshalb auch darin das Kind zu schützen, das ich begleite.

Was ich daraus lerne: Dass LEHRERGEWALT in Deutschland immer noch ein grosses TABUTHEMA ist.

Wie steht es bei LOA geschrieben: Die Würde des Menschen ist unantastbar - die unserer Kinder jedoch schon !

Herzliche Grüsse

Siegmund
 
Erdkröte;3083877 schrieb:
Danke für die guten Beiträge.

TopperHarley du bringst das gut auf den Punkt.

Die zentralen Fragen:



Gerade ist das ja auch in der Presse ein grosses Thema, nachdem Frau Sarrazin sich letztlich für "Drill" ausgesprochen hat und das Buch Von Amy Chau ... ?? (weiss gerade die Schreibweise nicht) mit dem autoritären Drill und Leistungserfolg hohe Wellen schlägt.

Spannender fand ich den Artikel im GEO-Heft über ein Experiment in Schweden, bei dem die schlechteste Klasse durch 5 Monate Unterricht mit den "besten Lehrern" zu Höchstleistungen auflief. 3. beste Klasse in der Gesamtwertung und in Mathematik sogar die erfolgreichste.

Leider erlebe ich als Erziehungsbeistand dort wo ich lebe, Tag für Tag immer wieder puren Horror an einer Schule die eigentlich ADHS-Kinder und Autisten fördern soll. Was die Lehrer hier ihren Frust und ihre Wut an Grundschülern auslassen ist unglaublich. Demütigungen und auch körperliche Übergriffe sind an der Tagesordnung, als ob im Osten Brandenburgs immer noch die Diktatur a la DDR gäbe. Darüber hinaus wird das dann sogar als pädagogisch sinnvolles Handeln verkauft. Pädagogische Mittel wie Time-out oder Verstärkersysteme werden systematisch zur Bestrafung missbraucht und das alles unter dem Deckmäntelchen des Begriffes der Konsequenz. Kinder müssen Konsequenzen erfahren.

Ein Verein Namens Lernen-ohne-Angst.de hat mich gut beraten und ich weiss leider, dass ich wenig Handlungsspielraum habe, da Lehrern hier wenig passiert, auch weil sie allermeistens sogar Rückendeckung haben, sogar aus dem Ministerium.

Und meine Hauptaufgabe liegt deshalb auch darin das Kind zu schützen, das ich begleite.

Was ich daraus lerne: Dass LEHRERGEWALT in Deutschland immer noch ein grosses TABUTHEMA ist.

Wie steht es bei LOA geschrieben: Die Würde des Menschen ist unantastbar - die unserer Kinder jedoch schon !

Herzliche Grüsse

Siegmund




Wunderbar wie du das beschreibst!!!

und mir fällt dazu immer wieder ein
DER FISCH FÄNGT AM KOPF AN ZU STINKEN
 
Der Unterricht war so was von öde, als ich zur Schule ging.
Fast nur theoretischer Unterricht.
Es spielte sie alles auf der Tafel ab.

Ehrlich gesagt hab ich ausser den Grundkenntnissen NICHTS aus der Schule behalten.

Ich finde es gehört schon in der 1. Klasse interessant gestaltet.
War mal bei einem Montessori Vortrag und ich war begeistert.
Learning by doing !

Das Notensystem ist für mich einfach nur kalt.
Einer ist der Beste und der Rest...naja?
Sehr demotivierend empfand ich das.
Es gab mir das Gefühl ich wäre nicht gut genug, nicht klug genug.
Die Anzahl der Kinder in einer Klasse ist viel zu viel.
Das kann ja der beste Lehrer nicht unter einen Hut kriegen.

Kurz gesagt, es gehört neues ausprobiert, selbst wenn manches vielleicht auch wieder scheitetert, aber es können neue Lernsystem für unsere Kinder gefunden werden.
 
Die Notengebung selber würde ich nciht verdammen, denn es gibt genug Kinder die sich an den Noten messen und motivieren... auch die Eltern (auch im positiven) Aber vor allem ist die Note ein Messinstrument der Leistung und das ist ein gemeinsamer Nenner auch im Berufsleben
Zu überdenken und zu ändern wäre die Zusammensetzung der Noten, die Entfernung der Notengebung dur sympathie oder antipathie der Lehrer...
Vielleicht durch ein softwareprogramm wo man bestimmte parameter einzugeben hat und es rechnet sich die noten selbst aus!
 
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ich finde, dass die hauptbeteiligten - nämlich die schüler! - viel zuwenig in solche diskussionen mit eingebunden werden.
nur sie können beurteilen, was einen guten lehrer ausmacht.

das schulsysstem bzw. das bildungssystem generell wird erstens kaputtgespart und zweitens kaputtgeredet.
den schulen fällt oftmals die aufgabe des elternhauses zu, lehrer müssen versäumnisse der eltern ausgleichen, mit der gewaltbereitschaft schon der ganz jungen schüler klarkommen und noch dazu dafür sorge tragen, dass sie ihrer eigentlichen aufgabe nachkommen. all das lässt sich nicht unter einen hut bringen und aus einer ursprünglich großen motivation bleibt nur noch frust.
 
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