Oper aus Angst vor muslimischer Kritik abgesagt

Werbung:
Nur damit da kein Mißverständnis entsteht. Denn dafür laß ich meine Abneigung gegenüber selbstherrlichen Regisseuren nicht hernehmen. Wie provokant auch immer irgendein machwerk irgendeines Kleingeistes sein mag, das rechtfertigt in keiner Weise, dafür Häuser in die Luft zu jagen und Menschen zu töten. Diese Art von Gedankengang ist mir im tiefsten Innersten zuwider. Aber.

Aber, auch wenn das
natürlich wahr ist, Pelisa, dann sollte doch kein sogenannter Künstler soweit gehen, daß ihm die Provokation um jeden Preis wichtiger ist als das Kunstwerk, das er zu interpretieren hat.

Mich nerven selbstherrliche Regisseure auch. Diese Wozzeck-Inszenierung im Burgtheater irgendwann in den 80ern nehme ich noch immer übel. Allerdings... ich habe ziemlich ausführlich darüber nachgedacht. Meine Meinung ist, dass Büchner, wenn er "W. rasiert den Hauptmann" schrieb auch genau das meinte. Nur... wer soll entscheiden, was Kunst ist und was nur mehr Provokation? Im Endeffekt tut es das Publikum, das in die Vorstellung geht oder nicht. Das ist für mich die einzig gültige Lösung. Auch wenn das Publikum sich für sehr seltsame Dinge entscheidet. Auch wenn das fragwürdig ist. Jemanden das Etikett "kein Künstler" zu verpassen ist noch fragwürdiger.

Ich mag auch die verstaubten Inszenierungen in der Josefsstadt nicht. Aber die haben ihr fixes Publikum, da konnten die Schnitzler-Inszenierungen zu Zeiten von Emmi Werner im Volkstheater hundert Mal besser sein. Naja, mal sehen was der Direktionswechsel so bringt...

Ich kann meinen Geschmack einfach nicht für den allgemeingültigen erklären. Und es geht schon gar nicht, Fanatikern die Definitionsgewalt über den Kunstbegriff zu überlassen.
 
Wenn du es sagst wird es schon stimmen. :D

Allerdings rätsle ich: wieso schreibst du Deutschland und nicht Germany? :confused:
Määäänsch - das ist dichterische Freiheit!

Denmark und Germany, die passen ja nun sprachrhythmisch gar nicht zusammen. :nono:

Moment mal! Jetzt fällt bei mir der Groschen:
Du hast gar nicht verstanden, dass ich hier Shaky zitiert habe!! :party02:

Und das dir? :weihna1

Grüsse aus dem Land der Dichter&Denker

Le Baron
 
Määäänsch - das ist dichterische Freiheit!

Denmark und Germany, die passen ja nun sprachrhythmisch gar nicht zusammen. :nono:

Moment mal! Jetzt fällt bei mir der Groschen:
Du hast gar nicht verstanden, dass ich hier Shaky zitiert habe!! :party02:

Und das dir? :weihna1

Grüsse aus dem Land der Dichter&Denker

Le Baron

Ja, klar, ich habs nicht verstanden. :lachen:

Hat Will jetzt Dänemark oder Denmark geschrieben, häää? Zitiert hast du gar nix, so unkorrekt, Schändung des Besten von allen! Schäm dich und wage nicht, künstlerische Freiheit in Anspruch zu nehmen!

Grüße aus dem Land von Freud, Canetti, Mozart, Schnitzler, Kelsen & Pelisa
 
jahaa, da wart mal ab, bis Du mitten in den Trümmern des WTC stehst, meine lieber Wiener Sängerin, diese Inszenierung hat mit Sicherheit schon lange ein die Töre geklopft. Dann kannst Du diesen Dir zutiefst zuwidrigseienden Gedankengang singen.Das ist ja das Schlimme: der Wahn kennt keine Grenzen.
Das ist mir durchaus bekannt. Grenzen kennt er keine - aber ist er deshalb durch irgendwas zu rechtfertigen? Und wenn ich in den Trümmern steh, dann wird Gewalt immer noch durch nichts zu rechtfertigen sein. Und wenn sie uns alles und jedes in Schutt und Asche legen, haben sie dann recht? ...Ich seh nicht wirklich, worauf du hinauswillst. Gewalt ist und bleibt kein Argument, wurscht, wer zu ihr greift. Das gilt auch dann, wenn sie uns alle plattmachen. Und was ich dann noch kann oder nicht kann, das weiß ich nicht, aber Gewalt wird mir auch dann noch zuwider sein, und der Gedankengang, es könnte irgendetwas geben, das Gewaltanwendung als Gerechtigkeit rechtfertigt, wird mir auch dann nicht nachvollziehbar bleiben.



Wenn man das hier im Forum in der Vergangenheit versucht hat, dann hattest Du da immer die Auf-Den-Anderen-Glaubensvorstellungen-Rumhacker schreiben, so nach dem Motto: MOHAMMED ruft zum MORD auf!. Na und? Jesus Christus verhält sich in Fremderleut's Tempeln unmöglich. Und Buddha sagt allen, jeder müsse einen eigenen Weg gehen und verkauft sich selbst noch mit am Besten. Also, was soll der ganze zinnober? Es geht um Krieg, ganz konkret um sterbende Menschen und um die Verletzung von Menschenrechten und bei uns machen die da Kunst draus.
Und? Das gibt irgendwem das Recht, in Häuser hineinzufliegen? Wenn wir uns vielleicht einmal von den Rauschebärten vergangener Zeiten abwenden und uns nur dem zuwenden, was so alles passiert. Gibt es irgendetwas auf der Welt, was du mir nennen kannst, das Gewalt als GERECHTIGKEIT definieren läßt? Zur Erinnerung, warum die Frage hier steht:

Trixi Maus schrieb:
..der Vorhang der Gerechtigkeit fällt auf ganz anderen Ebenen, als man so meint..

Genau deshalb weil es bei uns so gottlos ist, fliegen die anderen Mitspieler ja auch mit unseren eigenen Flugzeugen die Kartenhäuserl kaputt.
Mag sein. Zu rechtfertigen ist es dadurch nicht.
 
Gewalt darf nie, nie, nie zum Verlust von Menschenrechten führen. Was bleibt noch, wenn die Terrorbekämpfung schlimmer als der Terror selbst wird?

In dubio pro libertate. Im Zweifel für die Freiheit.
 
Ich kann meinen Geschmack einfach nicht für den allgemeingültigen erklären. Und es geht schon gar nicht, Fanatikern die Definitionsgewalt über den Kunstbegriff zu überlassen.
Wobei ich dir vollkommen Recht gebe. Es ging mir in diesem Fall auch vor allem darum, drauf hinzuweisen, daß es eben den einen oder anderen sehr bekannten Inszenator gibt, der ganz freimütig zugibt, daß es ihm gar net drum geht, irgendwas zu zeigen, sondern nur und ausschließlich darum, möglichst viel Aufsehen zu erregen. Was ihm ja hiemit gelungen wäre. Ob man ihn nun als Künstler bezeichnen mag oder nicht, tut da gar nix zur Sache.

LeBaron schrieb:
Ich kenn die Oper ja nicht, erst recht nicht diese Inszenierung.
Was ich so lese, da ist von einer Enthauptung nicht die Rede.
Meinst du jetzt in der Oper oder in der Inszenierung, die Enthauptung? In der Oper kommt sicher keine vor ;). In Mozarts Oper gehts darum, daß Idomeneo nach langen Irrfahrten knapp vor Kreta mit seinem Schiff in einem furchtbaren Sturm gerät, annimmt, es sei der Zorn Poseidons, und dem vermeintlich zornigen Gott verspricht, ihm das erste zu opfern, was ihm entgegenkommt, wenn sie nur das Land erreichen. Er überlebt die Bruchlandung als einziger, und der erste, der ihm am Strand entgegenkommt, ist sein Sohn Idamante. Jetzt hat er ein Riesenproblem, gell, und was immer der verzweifelte Vater versucht (und seine Seelenqualen zeichnet Mozart in den grimmigsten Farben), um da auszukommen, führt zu noch größeren Katastrophen - bis zum Seeungeheuer, das die Jünglinge der Insel verspeist, Stück für Stück. Dem Druck des aufgebrachten Volkes und der Priester muß er schließlich nachgeben und zugeben, daß er seinen eigenen Sohn opfern soll. ...Das aufgebrachte Volk beginnt zu begreifen...(in einem der gewaltigsten Chöre der Opernliteratur.)Als der edle Jüngling davon hört, ist er bereit, zu sterben...das Volk verstummt erschüttert... und im letzten Augenblick meldet sich der Poseidon mit Donnerstimme zu Wort und sagt dem Idomeneo, hör auf damit, ich will den Burschen gar nicht. Im Gegenteil, er gefällt mir, er hat Charakter bewiesen, er soll jetzt König sein und du nimmer, geh in Pension. Was er denn dann auch tut.

So. Und jetzt sagt mir, warum man da Jesus- und Buddha- und Mohammedköpfe dazu braucht, um diesen Hammer von Handlung auf die Bühne zu kriegen. Und dazu den Hammer von Musik. Was immer du da dazu fuchtelst, ist im Weg, weil es das Werk Mozarts stört.

Darum gehts mir. Ist es uns denn nicht genug, ein großes Kunstwerk zu realisieren? Müssen wir immer an den Haaren Provokationen herbeiziehen, damit dann ein Wirbel entsteht, wo keiner sein hätte sollen?

Und darum gehts mir auch:
Warum eigentlich nur aus Angst vor wildgewordenen Muslimen wird sowas zunächst einmal vertagt? Warum muß man nicht auch Angst vor aufgebrachten Katholiken, Protestanten und Orthodoxen haben? Warum muß man nicht vor entrüsteten Buddhisten zittern? Da hört nämlich dann das Argument, weil wir so bös zu ihnen sind, drum sind sie so bös zu uns, ganz schnell zu wirken auf. Die Verfehlungen der westlichen Welt treffen nicht nur die Muslime, sie treffen uns alle. Gleichmäßig. Warum gibt es offenbar guten Grund, vor fanatischen Anhängern Mohammeds zu zittern? Und warum gibt es keinen Grund, sich vor fanatischen Anhängern Buddhas zu fürchten?

Ich hab da selber keine fertige Antwort drauf, gell. Ich frag mich das nur, ebensogut mich selbst wie euch.
 
Werbung:
Gewalt darf nie, nie, nie zum Verlust von Menschenrechten führen. Was bleibt noch, wenn die Terrorbekämpfung schlimmer als der Terror selbst wird?
Wost recht hast, hast recht. Das ist nun das, was mich in diesem Fall am meisten schmerzt; hier soll ich nun aus den von dir so gut geschilderten Gründen dafür sein, daß einer sein Ego aufbläst bis zum Platzen? Das geht mir eben so wahnsinnig gegen den Strich, verstehst du? Ja, freiheit der Kunst auf der einen Seite - und trotzdem muß ich sagen dürfen, daß diesem speziellen Typen eben gar nicht in erster Linie um Kunst, sondern um Wirbelmachen geht.
 
Zurück
Oben