ohne urteil?!?

[mina11]

Für Kinder, die Opfer wurden, kannst Du aber nicht so urteilen. Kinder haben weder die Wahl, in welches Familiensystem sie hineingeboren werden, noch haben sie die körperliche und emotionale Stärke, sich gegen Übergriffe zu wehren.

hallo ahorn,

naja bei kindern is es eben so wie ich vorher schon geschrieben habe.
kinder leben eben in einer abhängigkeit.
meine erklärung dazu is eben- die haben sich genau diese erfahrung schon vorher ausgesucht für ihr leben.

karma aufarbeiten oder so...
aber das sind dann dinge über die kann man schwer diskutieren, weil das is glaubenssache.

fakt is, jedes kind wird irgendwann erwachsen. und finde ich mich im alter von zb 18 jahren wieder und wieder in situationen die mich wütend werden lassen, sollte ich halt irgendwann mal begreifen, dass es vielleicht doch an MIR SELBST liegt.

aber jeder da hat seinen eigenen rhythmus, da hast du recht. und es hat eben auch jeder die WAHL. das leben bietet genug botschaften um es erkennen zu können, wenn man bereit ist, an sich zu arbeiten.
is halt meine meinung

und ich verurteile auch niemanden wenn er sich fürs leiden entscheidet.

ich urteile ja nicht...

 

[Marjul]

Hallo mina und alle!

wenn ich von einer Scheußlichkeit erfahre, die ein Mensch anderen antut, bin ich zutiefst schockiert und beschämt, über den Täter. Im Tiefsten ist er ich, und ich bin entsetzt über die Abgründe, die sich da in mir auftun.
Seelen tun einander nichts an, denn sie wissen, dass sie Eins sind. Manchmal geht es mir so, dass ich mit den Seelen der Täter und der Opfer zusammen trauere über das, was ihre menschlichen Inkarnationen unwissend miteinander tun und leiden.

Seelen urteilen nicht übereinander. Was zu beurteilen ist im Hinblick auf individuelles und gemeinschaftliches Wohl, ist die Tat, nicht der Täter.

Wie schädliches Verhalten in einer Gesellschaft zu verhindern oder gegebenenfalls zu behandeln ist, das ist eine Frage, die ich nicht beantworten kann, auch weil mir das Sachwissen dafür fehlt.
Gestern las ich bei Lao Tse etwas, das mir in diesem Zusammenhang zu denken gibt:

verloren ging das große Dau
güte und rechtschaffenheit entstand
hervortrat die klugheit -
die große heuchelei entstand
in wirrnissen zerfiel der staat -
der treue minister entstand


schafft ab die heiligkeit, verwerft die klugheit -
die menschen werden hundertfach gewinnen

schafft ab die güte, verwerft die rechtschaffenheit -
die menschen werden wieder einander lieben

schafft ab die geschicklichkeit, verwerft die gewinnsucht -
keine diebe und räuber wird es mehr geben

denn all dies ist ein schmuck und taugt doch nichts

darum lehret die leute:
zum schlichten und echten zurückkehren
wenig wollen, nicht viel begehren

(Tao te king, Verse 18, 19)

Herzliche Grüße
Marjul

 

[Horla]

man sollte nichts und niemanden verurteilen, weil alles seinen sinn hat.

Das ist ein Widerspruch in sich. Gerade wenn alles seinen Sinn hat, hat auch das Urteil seinen Sinn. Wenn alles seinen Sinn hat, ist absolut jede Tat sinnvoll. An dieser schlichten Erkenntnis scheint jedoch sogar Seth gescheitert zu sein.

man sollte vielmehr die botschaft für einen selbst an der situationen, den menschen usw. erkennen.

Das eine schließt das andere nicht aus. Ich kann erkennen, dass die Tsetsefliege nur Hunger hat und dass ihre Botschaft an mich lautet: "Du bist ein lecker Jüngelchen und hast dich in mein Gebiet begeben." Aber deswegen erschlage ich sie trotzdem. Ich kann also durchaus die Zusammenhänge erkennen und trotzdem urteilen.

auch "die großen meister" aller religionen haben dies in irgendeiner form gepredigt.

In irgendeiner schon, ja.

dann sollte man den täter trotzdem nicht verurteilen.

warum? weil es EINEM SELBST letztendlich nichts bringt.
außer vielleicht wut und zorn.

Nein, es bringt Befriedigung. Nichts weiter. Gerechtigkeit und Rache haben nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun. Trotzdem sage ich: Urteilen! Wenn jemand einen Menschen angreift, den ich liebe, dann habe ich das Recht, diesen jemand zu hassen, ihn für Abschaum zu halten und mich zu rächen - und ich habe die Pflicht, eventuelle Folgen zu tragen, denn Taten können einander nicht aufwiegen. Aber so primitiv und sinnlos Rache auch ist, so gehört sie doch zu unserem Wesen, zu unserer Natur. Und gerade wer "spirituell" zu leben meint, sollte das erkennen. Weder Gewalt noch Gegengewalt sind unnatürlich, denn sie sind dem Menschen wesentlich, wie die Geschichte beweist. Und wie man jederzeit den Nachrichten entnehmen kann, nützt die radikalste Aufklärung nichts, sondern es ändern sich nur die Feindbilder. Wir können aber eher nicht zulassen, dass hier jeder töten kann, wie er lustig ist, also müssen wir "urteilen", so lange es Verbrecher gibt.

lg Horla

 

[Beinwell]

hallo

jetzt versteht man vermutlich was ich meinem ersten posting gemeint habe...
interessant dass es nun auch hier zu solchen diskussionen kommt.


@bewe

also mir ist in meinem leben einiges passiert und ich hab auch schon viel erlebt und gesehen.
und genau DAS hat mich ja letztendlich zu meiner einstellung geführt.

irgendwann bin ich draufgekommen es bringt nix mehr wenn ich allen anderen die schuld gebe an meinem leben.


obwohl ich jetzt dazu sagen muß... "schuld" möcht ich im allgemeinen gar nicht sagen.
dieses wort wird immer mit negativen emotionen verknüpft, deswegen ist es in dieser diskussion gar nicht passend.

es geht nicht um schuld.

lg mina11

Tja
Irgendwie weiß ich noch immer nicht, ob wir nicht eh das selbe meinen - ABER sicher bin ich mir da nicht.
Du sprichst von EIGENVERANTWORTLICHKEIT - das sehe ich kein bißchen anders.
NUR. Zuerst sollte sowohl beim Opfer als auch beim Täter die Basis gefunden werden - das heißt TÄter erkennt seine Taten und den Schaden den er angerichtet hat und übernimmt Verantwortung , indem er/sie Schritte unternimmt, die ihn in Zukunft davon abhalten, derartiges wieder zu tun.
Opfer erkennt den Schaden, den es erlitten hat an, und übernimmt insofern Verantwortung, indem es sich damit auseinandersetzt und z. B. mittels einer Therapie diese Ereignisse so zu integrieren, daß besagte Person NICHT (mehr) als Permanentopfer durchs Leben geht.
Obwohl das in der Realität zumeist nicht so "rund" ablauft.
LG
Beinwell