grün? GRÜN?? Wie kann man nur Grün wählen? Was geht da in einem vor?
Ich hab bis jetzt immer grün gewählt. Einmal wollte ich das Liberale Forum wählen, aber dann hatte deren Spitzenkandidatin bei einem Interview so einen unverständlichen und peinlichen Ausraster dass ich das gelassen habe.
Politisch gesehen komme eher von rechts und eher von der marktliberalen Seite - in Deutschland würd ich vom Wahlprogramm entsprechend FDP wählen. Es gibt aber keine entsprechende Partei in Österreich (außer u.U. die Neos, aber meh) Der Punkt ist grds. der, dass man nicht nur auf die Wahlprogramme schauen darf, sondern auch auf die Politiker dahinter. Das tollste Wahlprogramm bringt nichts, wenn die Politiker dahinter Lappen sind.
Dass aber heutzutage fast alle Politiker Lappen sind, sieht man allein an der Reaktion der deutschen (sowie österreichischen) Regierung zum NSA-Skandal. Da geht der Friedrich nach Amerika, trifft sich da mit ein paar Obama-Beratern und kommt zurück so auf die Art "
die haben gesagt das ist okay, und ich hab mir gedacht da haben sie eigentlich recht" - dann redet er noch von ein paar Anschlägen, die angeblich vereitelt worden sind; ein Argument, das sich danach in Schall und Rauch aufgelöst hat.
In diesem Skandal wurden systematisch die Grundrechte von Millionen Deutschen bzw. Österreichern gebrochen, und der Regierung ist das nichtmal wert, deswegen mal die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen auf Eis zu legen. Solange die Politiker nicht ernsthaft die Interessen des Volks vertreten, kann es einem egal sein, was in deren Wahlprogramm im Detail drin steht. Am besten fand ich, was Innenminister Friedrich dazu sagte: Bzgl der NSA-Affäre ignorierte er nach eigener Aussage völlig die Informationen von Snowden, weil diese seiner Ansicht nicht vertrauenswürdig seien. Er hielte sich daran an die Informationen, die von den USA daraufhin deklassifiziert wurden. Im Prinzip lässt er also nur Beweise zu, die von den Tätern bereitgestellt wurden. Über eine Sache, von der wir bis heute nichts wissen würden, wenn es Snowden nicht gäbe. Für so eine peinliche Show müsste man diesen Waschlappen sofort seines Amtes entheben. Stattdessen regen sich die Deutschen darüber auf, dass Steinbrück ein Foto von sich mit Stinkefinger hat machen lassen. Vollidioten.
Ich hab damals Grüne gewählt, weil van der Bellen da noch aktiv mitgemischt hat, und weil van der Bellen einer der deutschsprachigen Politiker ist, die ich intelligent, charmant, ehrlich und vertrauenswürdig fand. Ganz unabhängig vom Programm der Grünen hätte ich ihm zugetraut, dass er an der Spitze einer österreichischen Regierung (was natürlich nie realistisch zur Debatte stand) unser Land besser gemacht hätte.
Ganz unabhängig davon ist er ein ehemaliger Kollege meines Vaters und war des öfteren bei uns zu Besuch, als ich noch in die Windel gekackt hab.
Jetzt überlege ich, ob ich weiter grün wählen soll: Einerseits finde ich ihre Forderungen richtig - wenn wir weiter so lieblos mit unserer Umwelt umgehen, kriegen wir bald mal die Rechnung präsentiert. Andererseits geht mir deren Feminismus richtig auf den Geist, denn das ist eine Geisteshaltung, der ich so weit entgegenstehe wie es nur irgendwie geht. Was Joyeux übrigens gesagt hat finde ich übrigens überhaupt keinen Grund zur Kritik; ein Politiker hat einen anderen Tagesablauf als ein "normaler" Arbeitstätiger und ist daher viel eher auf ein Auto angewiesen, um schnell von einem wichtigen Thema zum nächsten zu kommen. Viele Leute fahren aber trotzdem unnötig viel mit dem Auto, obwohl sie z.B. ne Bimstation vor der Wohnung hätten. Generell finde ich, dass die Öffis mehr subentioniert gehören, und zwar auf Kosten der Autofahrer - wenn man zu zweit (!) im Auto fährt, fährt man schon günstiger als mit der ÖBB, sogar wenn man die Vorteilscard hat. Das tut sich doch kein Schwein an.
Aber mal weg von den Grünen, was bietet sich noch an?
FPÖ und Team Stronach sind beides Scherzparteien, die ich nicht ernst nehmen kann. Sollen die Protestwähler und die Dummen wählen, mir egal.
Die SPÖ ist für mich politisch gesehen schon zu weit weg, als dass ich die wählen könnte. Außerdem haben die nicht wirklich was zustande gebracht in der letzten Legislaturperiode. Bleibt die ÖVP - ich hab mir die TV-Duelle angeguckt und muss sagen, gegen Strache hat Spindelegger gut gepunktet; klare Argumentation, kein Bullshit, mit den Füßen am Teppich. Das mag ich. Abgesehen davon finde ich, dass Spindelegger ein wahnsinnig schlechter Politiker ist (wirkt unsympathisch, rhetorisch sehr schwach unterwegs, etc) - gerade das mag ich aber. Ein schlechter Politiker kann sich viel schwerer aus unangenehmen Situationen rauswieseln.
Leider ist es bei der ÖVP so, wie ich oben gesagt hab; das Programm in der Theorie hat oft nix mit der Praxis zu tun. In der Praxis sind die ÖVP nämlich eigentlich nur eine Lobbyorganisation für die Interessen der Bauern in Österreich. Das ist kein Klischee, sondern die Wahrheit.
Und dann bleibt eh kaum noch was übrig - die meisten Kleinparteien sind nicht ernst zu nehmen, und bei den NEOS komm ich mir vor als würd ich meine Stimme vergeuden.