Aber Geld ist definitiv Macht. Mit Geld kann man einige Probleme aus der Welt schaffen. Viele können z.B. schon dadurch um ihr Recht gebracht werden, weil sie sich keinen Anwalt leisten können bzw. kämpfen deshalb gar nicht erst.
Ja, das stimmt.
Und wenn ich wiederum eine Person vor mir haben sollte, die aus meiner Sicht alles falsch macht... trinkt zuviel, ist zu faul, gibt zuviel aus was er/sie nicht hat, usw. dann finde ich das vielleicht falsch, möglicherweise krass unsympathisch. Und ich kann vieles nicht verstehen. Aber ich weiß das diese Person dafür Gründe hat. In der Regel sind diese Gründe sehr leidvoll. Verurteilen setzt nur noch mehr Leid oben drauf.
Du hast da grad ne ganz wunderbare Beschreibung gegeben von dem, was Mitgefühl meint. Wow. Beeindruckt bin.
E
in wesentlicher Punkt ist der Vergleich. Stell Dir mal vor, Du lebst in einem eher armen Land in einem Dorf. Niemand hat fließend Wasser, niemand hat Strom, keine Medikamente und insgesamt eher zu wenig als zuviel zum Essen. Und angenommen, Du hast einen Generator den Du pro Tag mal für 1-2 Stunden anstellen kannst, so dass Du vielleicht sogar drahtlos ins Internet kannst oder TV empfangen. Du hast vielleicht zumindest einen eigenen Brunnen und genug Geld um Dir etwas bessere Klamotten zu kaufen. In diesem Dorf bist Du dann der Reiche, obwohl Du verglichen mit einem deutschen Hartz4-Empfänger echt arm dran bist.
Oh, das wär traumhaft. Da würde ne Dorfkneipe aufgemacht, und ich könnte den Leuten surfen und programmieren beibringen, und ich hätte was sinnvolles zu tun und wär glücklich.
Es geht dabei immer auch um das Thema "isoliert fühlen". Das ist es was alle ängstigt. Menschen sind fast alle auf der Suche nach Kontakt und Feedback. Wird ein Mensch innerhalb einer Gemeinschaft isoliert, und das Gefühl entsteht schon durch "Ich spiele für andere keine Rolle" werde die meisten depressiv.
Das ist ein ganz interessanter Punkt. Und da kommst Du in bereiche, die ich viel bedeutsamer finde als die Geldwirtschaft, wo ich aber selber unsicher bin und mich nicht recht drin zurechtfinde. :/
Mein Eindruck ist, dass in unserer Kultur (speziell in den westdeutschen Großräumen, da beobachte ich es) ganz viel wert darauf gelegt wird, sich zu isolieren. Ich hab nicht rausgefunden, warum das so ist.
Andererseits denke ich auch, dass es wirklich ein wichtiges menschliches Bedürfnis ist, dazuzugehören, wertgeschätzt zu werden - eben für andere
etwas zu bedeuten. Ich weiss nicht ob das so bedeutsam ist dass es Ängste auslöst, aber das kann schon sein.
Und ich vermute, dass an der Stelle auch ein Bedürfnis nach "mehr haben" entsteht - dass man, um etwas zu gelten, ein größeres Auto oder eine größere Villa haben muss - obwohl man dadurch auch nicht aus der Isolation rauskommt. Und womöglich sind sich die Betroffenen dessen nichtmal ganz bewusst, und es wird zum Teufelskreis.
Oberflächlich ist es leicht: Angst und Unsicherheit
Ja, klar.
Da bräuchte man ne Medizin dagegen.
Denn fast niemand kennt seine Ängste vollkommen und v.a. weiß fast niemand genau wie sie verursacht wurden.
Es gesteht sie sich auch kaum jemand gern ein - obwohl das schon hilfreich sein könnte. Und es ist ein empfindliches Gebiet, wo man nicht einfach so erforschen kann.
Esoterik ist m.A.n. (für mich) nicht dazu da sich auf die Art mit anderen zu befassen oder daraus voreilige Schlüsse zu ziehen.
Es ist halt neben der Psychologie das einzige Terrain, wo das Bewusstsein mit einbezogen wird. Und die Psychologie ist mir etwas zu sehr auf bestehende gesellschaftliche Normen konzentriert, und wie der einzelne damit zurechtkommt.
Wenn es Deine "psychologische Weltformel" gibt, dann ist sie mMn in der Spiritualität zu finden.
Ich hätte das Geld jederzeit genommen. Nicht unbedingt für Konsum, denn arm bin ich ja nicht und kaufe trotzdem nicht großartig ein. Aber es macht das Leben eben einfacher
Bis zu nem bestimmten Punkt, und dann wird das Geld auch zur Belastung.
Und es ist ja nicht nur das Geld - wenn ich Chef bin, dann hab ich auch Verantwortung, und so wie ich mich kenne neige ich dann dazu die ernst zu nehmen.
Projekte auf Konsensbasis ohne besondere Hierarchie machen mehr Laune, jedenfalls wenn fitte Leute dabei sind die selbstverantwortlich handeln.
Das ist ja auch der Fall. Schau Dir mal nur die Welt der Medizin an... wir haben mittlerweile eine 3-Klassen-Medizin. Normal-Versicherte die von manchen Ärzten gar nicht mehr behandelt werden. Privat-Versicherte, die da schon besser wegkommen. Und Reiche... die sich das Beste aus eigener Tasche leisten können.
Medizin ist ein schwieriges Thema. Ich lege keinen Wert auf Privatbehandlung - bei der Grundversorgung gibt es immerhin eine gewisse Kontrolle, ob das was gemacht wird auch sinnvoll ist, und das find ich einen hilfreichen Filter.
Wenn man dann aber wirklich ein "Ersatzteil" braucht, dann siehts doch meistens so aus dass man das selber zahlen muss.
Das ist sicher ungerecht - wenn aber gar nicht gebremst würde, dann würde dieser Medizinbetrieb dermaßen schnell ins dermaßen uferlose wuchern, dass er binnen kürze das BSP übersteigen täte.
Ivan Illich -der könnte Dir gefallen- das war ein theologischer Entwicklungshelfer, der ziemlich die Schnauze voll hatte; der hat schon vor etlichen Jahren ein paar sehr böse Sätze über diesen Medizinbetrieb und seine krankmachenden Wucherungen gesagt.
Das wird bei manchen Krankheiten sehr relevant die auf alternative Therapien durchaus ansprechen, aber erst auf Dauer (etwa Osteopathie), aber von Kassen gar nicht übernommen werden usw.
Da hast Du die "Maschinisierung" des Menschen: teure Apparatemedizin muss bezahlt werden, zwangsweise Lebensverlängerung muss bezahlt werden, aber eine sinnvolle nachhaltige persönliche Behandlung derer, denen damit zu helfen wäre, wird nicht bezahlt weil die Ergebnisse individuell sind.
Oder was rechtliche Probleme betrifft. Der Hartz4-Empfänger der irgendwas privat verkaufen will und dann das Geld nicht bekommt, verzichtet eher auf das Geld als einen Anwalt einzuschalten.
Wobei er, wenn ich das richtig erinnere, Anspruch auf kostenlose Rechtshilfe hat - das wissen nur viele nicht.
So schlecht, wie immer behauptet wird, ist unser Sozialsystem nicht - wenn man sich drum kümmert und auskennt. Es ist wohl eher der psychologische Moment, dass man sich "unwürdig" fühlt oder sich schämt seine Bedürftigkeit nachzuweisen (und die Lauferei dafür mitzumachen), und deshalb keine Ansprüche stellt.
Auch wieder etwas was mehr das menschliche Miteinander betrifft und weniger die Verteilung.
Die Frage ist auch, ob Du die Lösung hättest. Meiner Ansicht nach beinhaltet eine wirkliche Lösung auch, das man sie anderen verständlich machen kann. Wenn der Punkt fehlt ist die Lösung nicht komplett.
Beispiel: Wenn da jemand einfach faul ist... und man selbst sagt: "Du musst nur mal wirklich loslegen, Dich aufraffen, jeden Tag 8 Stunden dafür ackern das Du erst mal einen Job kriegst" etc., wird das Problem der vermeintlichen Faulheit ja noch gar nicht berührt und auch nicht gelöst.
Ganz einverstanden - aber komm erstmal jemandem so weit nahe, dass klar wird, wo sein Problem tatsächlich herkommt...
Was Du sagst ist völlig klar und auch mein Auffassung, aber das beisst sich mit der art von Zwischenmenschlichkeit, die gelebt wird - wo die Interessen, Wünsche, Schwierigkeiten und Probleme des einzelnen strikt privat sind und mit niemandem geteilt werden.
Und wie oft lese ich zB in Foren, dass man noch nichtmal in Partenrschaften/Beziehungen über Probleme redet!
Auf lange Sicht vielleicht. Ich bin da seit Jahren konsequent dran und ich bin vielleicht kein großes Talent aber habe schon manches durchschaut glaub ich. Und ich sehe auch eine deutliche Entwicklung. Aber in keinster Weise Perfektion.
Hehe - aber ich seh hier in der Diskussion immer mehr, dass Du nen sehr guten Plan hast. Das macht Laune - ist eigentlich schon fast zu anstrengend für ein Forum.
Vielleicht gehörst Du zu den sehr Wenigen bei denen im Leben alles bestens läuft. Beziehungen gut, Finanzen zufriedenstellend, Erfolg, genug Zeit für das was Dir einfach Spass macht usw. Aber vielleicht kennst Du auch Krisen... möglicherweise in Beziehungen.
Naja - ich kenne Schlimmeres als Krisen. Ich kenne die Hölle. Das Bewusstsein ist ein wundersames Ding...
Und Beziehungen - hatte ich nie. Das ist das eine Ding, wo ich nie rausgefunden hab: wie man es anstellt, dass ein Mädel was von einem wissen will. Das ist nie passiert. Und ohne Partnerschaft wird man fast überall schief angeguckt und kann nicht wirklich fuß fassen, weil alle nur Angst haben dass man ihnen die Frauen wegnehmen könnte. Heute ist es ja schon so, dass in manchen Clubs Single-Männer gar nicht mehr reindürfen.
Also nee, es ist gewiss nicht alles bestens gelaufen. Und was Du oben ansprichst, dieses "
ich spiele für andere keine rolle", das hab ich nie anders erlebt, seit der Klassengemeinschaft in der Schule. Also, mit dem Eintritt ins Erwachsenenleben ist ganz einfach jedem wurscht ob man existiert oder nicht, oder ob man morgen verreckt.
Als ichs dann mit dem Karrieremachen probiert hab, da weiss ich noch, da war ich total baff und erschüttert - in einer prekären Situation hat sich mein Chef ein bischen verplappert, und ich hab dadurch entdeckt, dass er echte Wertschätzung für mich empfindet. Das hatte ich nie zuvor erlebt, und war völlig überrascht - weil ich immer gesagt gekriegt hab, dass das Arbeitsleben scheisse und ganz böse Ausbeutung ist - und somit hätte ich alles andere erwartet, nur nicht das.
In all den klugen linken und ökologischen und alternativen Kreisen hab ich nie sowas wie Wertschätzung erlebt - da gabs nur den erhobenen Zeigefinger und endlose Vorträge: Du musst dies bedenken und das beachten und hierfür Problembewusstsein entwickeln und dafür Betroffenheit zeigen usw.usf.
Und ja, Du hast schon recht, eigentlich macht das depressiv. Aber was will man machen - wenn man deswegen zum Therapeuten geht, dann kriegt man da auch nur den erhobenen Zeigefinger, denn das einzige was man angeboten kriegt sind Präventionskurse für Gewalttäter, weil es für Männer keinen anderen sozialen Support gibt - die haben gefälligst Gewalttäter zu sein. Und wenn man sich isoliert fühlt, dann ist man ganz allein selber schuld dran, weil man ja so ein böser Mensch ist - das kriegt man dann auch gleich gesagt.
Also was will man da machen, ausser auf die Zähne beissen und eben irgendwie weitermachen.
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich nicht so sehr das Mitgefühl hab mit all denen, die in schwierigen Situationen sind - weil man ja heute für alle möglichen konkreten Probleme durchaus sozialen Support kriegen kann - von Geldproblemen über Ehekrisen bis zu Mobbing am Arbeitsplatz - und da auch Verständnis und Akzeptanz erfährt - und dann denk ich mir, ich muss allein klarkommen und schaffe es, und dann sollten andere es mit Support doch eigentlich auch schaffen.
Und dann komme ich darauf, dass die materielle Verteilung gar nicht das wirkliche Problem ist, und kein Grund sich darüber aufzuregen - denn das ist nur genau der Spiegel der Ignoranz und Gleichgültigkeit im Allgemeinen. Wenn ein verständiges Miteinander schon im kleinen unerwünscht ist, dann ist es doch kein Wunder, dass man von Lumpen regiert wird, die auch nur an sich selber denken.
Und da zerbreche ich mir seit Jahren den Kopf, wie man das ändern könnte - stosse aber immer nur an die gewünschte Abgrenzung.
Vielleicht gibt es ein paar blinde Flecken in Deinem Leben... Dinge die Du schleifen lässt, die Dich aber letztlich doch irgendwie belasten. Vor allem wird es vermutlich schon die ein oder anderen Ängste geben.
Freilich gibts die, aber was tut das? Die kann ich aus dem Schrank holen, mir angucken, sicherstellen dass sie mich nicht beim funktionieren behindern, und wieder in den Schrank packen.
Und das hätte ja Ursachen. Der Grad Deiner Traumatisierung ist vielleicht extrem gering und Du hast negative Erfahrungen dann sehr gut verarbeiten können, aber spurlos werden einige Erfahrungen nicht an Dir vorbeigegangen sein. Du hast Deine Schlüsse gezogen und nicht alle davon geben Dir mehr Freiheit oder Glück im Leben. Das muss man nicht "Trauma" nennen, aber wenn Du Dich ganz aufrichtig "untersuchst" wirst Du vielleicht doch manche finden...
Schau, die Freiheit und das Glück endet doch genau da, wo sie an die Mauer der geforderten Isolation stößt. Solange man reibungslos funktioniert und nett lächelt, hat man ein halbwegs erträgliches Leben. Für sich selber genommen darf man im grunde fast alles - aber sowie man jemand anderem begegnet und mal nicht nur funktioniert und nett lächelt oder es gar wagt, eigene Bedürfnisse zu haben, wird über einen hergefallen.
Und die Bonzen haben das halt konsequent umgesetzt: wenn man eh nur für sich selber leben darf, dann schöpfen sie diese Möglichkeit eben restlos aus.