Es gibt ja verschiedene Arten der Lügen.
Es ist schon ein Unterschied, ob man z.B. für einen bestimmten Grund lügt, einen eher nüchternen Vorteil, oder ob es eher um Zwischenmenschliches dabei geht. Der Unterschied ist nicht unbedingt moralischer Art... Zwischenmenschlich kann ja auch eine Lüge benutzt werden, wenn man glaubt die Wahrheit sehr schmerzhaft, womit ich wiederum nicht sagen würde, dass das moralisch gesehen okay wäre.
Aber der Punkt bei Zwischenmenschlichen Lügen, bzw. Lügen innerhalb einer bestimmten Beziehung, ist, dass es sehr oft um den Selbstwert geht. Die meisten Lügen eines Menschen haben nicht den Sinn einen Vorteil zu bringen, sondern eher den Sinn etwas zu vertuschen, meistens oder immer geht es dabei in irgendeiner Form um den Selbstwert. Gerade die sehr schlechten Lügen sind oft damit verbunden. Da geht es fast nur noch um "retten was zu retten" ist, etwas leugnen womit der Betreffende selbst nicht so richtig klar kommt, sich aber nicht eingestehen kann. Das sind letztlich einfach "Angst-Lügen", und oft entstehen sie aus einem Moment heraus und sind daher sehr leicht zu durchschauen. Natürlich umso mehr, je mehr man diese Person kennt und dieses "Muster" schon kennt. Ich kenne eine Person, die wegen etwas kritisiert wird, das nicht mal so schlimm ist, aber weil sie so sehr der Meinung ist, ihr dürfe absolut kein Fehler passieren, streitet sie sogar Dinge ab getan zu haben, wenn sie von mehreren dabei beobachtet wurde oder hat die seltsamsten Rechtfertigungen. Es ist nie ein "Ja... stimmt.." Dabei betrifft es wirklich eher kleine Fehler z.B.
Aber es gibt natürlich auch Personen die wirklich notorische Lügner sind. Eine Lüge findet ja immer aus Angst statt, egal was sie motiviert. Die wirkliche Angst aber ist, wie gesagt, immer die um den Selbstwert und jemand der oft deshalb lügt ist in gewisser Weise eine schwache Persönlichkeit. Nichtmal wegen der Moral, sondern weil offensichtlich extrem viele Identifikationen existieren, was bedeutet dass diese Person ungeheuer "verletzlich" ist. Sehr vieles was sie verlieren könnte bedeutet gleich einen Verlust an Selbstwert und das sind dann auch die eher schwierigen Charaktere. Während man im umgekehrten Fall auch sagen kann, dass jemand der so gut wie gar nicht lügt, v.a. nicht in zwischenmenschlichen Beziehungen und des Selbstwertes wegen, ist immer eine starke Persönlichkeit. Das Interessante ist, dass die Lügner oft selbstbewusster erscheinen als diejenigen die ehrlich sind, aber das ist ein Irrtum. Die Ehrlichen zeigen einfach mehr der eigenen Schwächen, die oft gar keine sind, die Lügner hingegen versuchen ein Bild aufrecht zu erhalten und spielen dann gutes Selbstbewusstsein. Wirkt aber oft zu arrogant, als dass es echt sein könnte.
Insgesamt bemerkt man wohl sowieso nur eher die Spitze des Eisbergs was Lügen betrifft, wobei man bei notorischen "Selbstwertlügnern" sogar oft einen hohen Anteil erkennt, weil die Lügen wirklich teilweise sehr schlecht sind, oft sind es ja auch eher Ausflüchte oder gelogene Rechtfertigungen...
Wenn ich zur spät zur Uni kam sagte ich immer "Meine U-Bahn hat sich verfahren." und weil die Lüge so blöd ist, gabs eher einen Lacher und war besser, als wenn ich eine wirklich sinnvolle Rechtfertigung gesucht hätte, die sowieso nur geglaubt wird wenn man das erste mal zu spät kommt... was bei mir eher nicht so war.
Aahh... meine Lüge in der Schule bei zu spät kommen war: "Mein Fahrrad ist zu langsam gefahren." Oh, und ein Freund von mir hatte mal einen coolen Spruch. Er wurde gefragt, warum er den Vortag die letzten Stunden gefehlt hatte und er sagte: "Ich war nicht krank!"
VG,
C.