@Anevay
Gerade das Internet bietet viele Nischenmöglichkeiten für neue Berufe. Es geht nicht darum, ein Kind zu trimmen, sondern ihm einen realistisch gangbaren Weg zu ermöglichen, der ihm liegt, woran es Freude hat, worauf es sich schulisch und in einer Ausbildung vorbereiten kann. Arbeit kann auch Spaß machen. Arbeitslosigkeit macht langfristig krank. Wenn jemand nicht zu ehrgeizig ist und lernt, nicht gleich 150% geben zu wollen, sondern eine gesunde Work-Life-Basis findet, dann ist die Arbeit etwas Erfüllendes. Den Kindern etwas Anderes einzureden, macht sie wirklich psychisch krank, weil ihnen die Arbeitswelt und überhaupt die Gesellschaft wie ein Dämon präsentiert wird, worin sich nicht leben lässt, was Angst und Trauma erzeugt. So denkt das Kind auf einmal in Problemen statt in Herausforderungen, traumatisiert durch die Eltern, welche das Kind von der Gesellschaft entfremden. Das würde ich sogar schon als sektiererisches Verhalten einschätzen, ein Kind dermaßen zu beeinflussen, dass es das ganze Schul- und Arbeitssystem in Frage stellt, noch bevor es überhaupt den ersten Schritt hineingewagt hat in ein eigenständiges Leben, worauf es eigentlich vorbereitet werden müsste.
Ich ging übrigens gern zur Schule und fand bei meinen Lehrern zusätzlich wichtige Bezugspersonen, mit denen ich auch nach Schulschluss plauderte, die ich sogar noch nach der Schule gern mal traf und mich austauschte. In der Schule fand ich meine Ecken, die ich zuhause nicht hatte, eben weil es zu wenige Zimmer gab. In der Schule erledigte ich meine Schulaufgaben und die Bibliothek bot mir viele Schätze. Ich war sehr wissbegierig und fragte die Lehrer gern aus. Das hat sich nicht geändert. Ich schätze es sehr, wenn jemand in seinem Beruf aufgeht und mir sein Wissen mit Freude mitteilt. So vermittle ich es auch den Kindern und diese sind ebenso wissbegierig und gehen auch gern zur Schule bzw. in die Ausbildung. Sie sehen sich überhaupt nicht in Zwängen und ich dränge sie auch zu nichts, denn ich will, dass sie Spaß am Lernen haben. Dieses ewige negative Denken führt nur in die Selbstsabotage. Ein typisch maladaptives Verhalten, ständig der Gesellschaft die Schuld zu geben, anstatt an sich selbst zu arbeiten.
Eigentlich finde ich es ganz gut,wenn Kinder schon frühzeitig psychologisch beobachtet werden, damit sie schneller Hilfe und spezielle Förderung erhalten, sonst kämen sie nämlich unter die Räder. Einer meiner Brüder war ein solches Kind, das abwich. Er kam sehr früh psychologische Hilfe, was ihm sehr half. Er hat sich immer nur positiv dazu geäußert und war froh für die Hilfe. Er lernt ein Leben lang, macht ständig Weiterbildungen, dies mit viel Begeisterung. Ich persönlich ging immer wieder zur Berufsberatung und ließ mich dort auch psychologisch beraten. Ich fand das immer sehr hilfreich.
Rückblickend kann ich sagen, dass einzig meine internen familiären Verhältnisse Ursache waren für meine Probleme und ich in der Außenwelt (Lehrerschaft, Berufsberatung, beratende Ämter, psychologische Beratung) Unterstützung fand, um die Probleme zu bewältigen. Das Schulsystem gab mir Halt, ich fand dadurch Hilfe und Zuwendung in der Außenwelt. Meine Lehrer setzten sich für mich ein, lasen meine Aufsätze, fragten nach, waren für mich da, wo meine Eltern überfordert waren durch zu viele Kinder und deren Ansprüche. Klar hat das Schul- und Arbeitssystem auch seine Schattenseiten, aber im Nachhinein merkte ich, dass die Schwierigkeiten eigentlich eher familiär bedingt auftraten und sich nur schulisch äußerten, weil sich das immer dort zuerst zeigt, wenn eben z. B. Leistungen auf einmal nachlassen.
Die Freizeit habe ich noch nie als Freizeitstress erlebt. Das ist nun wirklich dem Einzelnen überlassen, ob er sich selbst stresst. Ich finde es auch nicht gut, wenn man das Kind zu speziellen Freizeitaktivitäten zwingt. Das sollte das Kind schon selbst entscheiden, wie es eben auch sein eigenes Zimmer haben sollte, um einen selbstbestimmten Freiraum zu erhalten, den es meiner Meinung nach unbedingt braucht. Die Anbindung an die Natur finde ich auch wichtig, sehe diese Möglichkeit aber nicht durch das Schulsystem gefährdet, bei meinen Schulhäusern gab es in der Nähe immer Wald oder einen Botanischen Garten. Auch das liegt eher im Bereich der familiären Förderung, mit dem Kind ausreichend Ausflüge in die Natur zu unternehmen oder einen naturnahen Wohnsitz zu suchen.
Auch ich finde, dass die Technik reines Hilfsmittel ist. So wird das auch in der Schule vermittelt und angewendet. Wenn die Kinder so sehr auf Games und Facebook fliegen, hat das mit ihrem ureigenen Interesse und Peergroupverhalten zu tun. Das sind also keine eigentlichen Zwänge. Ich hab das nicht verboten, aber immer wieder persönliche Treffen vorgeschlagen für ein Leben außerhalb der Welt der Games, muss aber sagen, dass die Kinder erwiesenermaßen auch trainiert werden durch diese Games, und zwar in der Reaktionsfähigkeit. Ich versuchte, ein Abdriften in diese Welt zu bremsen, indem ich mich dazusetzte und mich darüber unterhielt, Teil davon wurde, es eben nicht dämonisierte. So nahm das Ganze nicht überhand. Ich glaube nicht, dass man die Jugend heutzutage langfristig vom Medienkonsum abhalten kann. Außerdem erlebte ich es immer wieder, wie Jugendliche so frühzeitig ihre Berufsgrundlagen schufen, z. B. anfingen, eigene Homepages zu coden und später Informatik studierten.
Grundsätzlich kann alles abhängig machen in ungesunden Maßen. Es bringt nichts davonzulaufen. Einer meiner Brüder war sogar sehr naturverbunden, er war obdachlos, hielt sich in Parks auf, schlief draußen auf dem Boden, er hatte rein gar nichts, was den Luxus anbetraf, aber er war drogensüchtig, eine Substanz, die aus er Natur kommt und nichts mit Technologie zu tun hat. Er befand sich in keinem System, das Du so verteufelst. Und trotzdem stand er unter Zwängen. Solche Zwänge entstehen eher aus einem Suchtverhalten. Es kann alles zur Sucht werden, nicht nur technische Spiele. Auch Beziehungen, jemand kann sich hörig verhalten, sich von jemandem derart fremdbestimmen lassen, dass er dabei völlig zugrunde geht. Ebenso kann sich jemand durch die Arbeit aufreiben lassen. Das kann aber auch den freien Bergbauern auf der Alm ohne jeglichen Kontakt zur modernen Zivilisation betreffen, der sich nicht durchbringt, der isoliert ist. Er wird sich genauso unterdrückt fühlen durch den Zwang, für seinen Lebensunterhalt sorgen zu müssen. Diese Zwänge sind naturgegeben und äußern sich deshalb auch in Systemen. Aber die Ursache liegt an den Grundbedürfnissen der Menschen selbst.