Gail
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Ich habe ein Interview mit Schachweltmeister Vladimir Kramnik vom Spiegel gefunden.
Vielleicht interessiert es euch, da er von der Tiefe spricht von denen hier einige schreiben.
Auszüge:
SPIEGEL ONLINE: Woher die intellektuelle Bescheidenheit?
Kramnik: Je mehr man in Dinge eindringt, desto weniger kann man sie verstehen. Wenn man beginnt, ein Schachspiel in seiner vollen Tiefe zu verstehen, stellt man fest, dass bestimmte Regeln verschwimmen. Man spürt auf einmal, dass man hier ein bisschen Raum schaffen muss und dort angreifen. Doch weshalb das so ist, das weiß man nicht. Nach Lehrbüchern zu spielen - das reicht nur bis zu einem gewissen Grad. Vielleicht bis zum Meister, nicht aber zum Großmeister. Auf diesem Niveau muss man das Spiel erfühlen. Es kommt zu einem.
SPIEGEL ONLINE: Wie fühlt sich das an?
Kramnik: Man fühlt sich als Herr des Spiels. Ich muss dann nicht mehr nachdenken. Ich überlege noch Details, doch die große Strategie ergibt sich einfach. Das ist erstaunlich. Ich mag, was man nicht berühren kann.
SPIEGEL ONLINE: Entschädigen Sie diese Momente für die Opfer, die Sie bringen?
Kramnik: Bei weitem. Wenn man in einem brillanten Spiel, das über Jahrhunderte in den Schachbüchern stehen wird, zum wahren Meister wird, wenn die Hand den nächsten Zug macht, ohne dass ich dabei denke, dann ist das ein großartiges Gefühl.
SPIEGEL ONLINE: Sie sind ein Genie?
Kramnik: Ich bin ziemlich talentiert. Manchmal denke ich, ich hätte eine Stellung verstanden, doch zwei Jahre später erkenne ich, dass ich gar nichts verstanden habe. Das ist das Geheimnisvolle am Schach. Wirklich faszinierend. Man hat ein kleines Brett mit 64 Feldern, doch es ist so tief, dass nicht einmal zehn Kramniks wissen können, welcher Zug der beste ist. Manchmal fühlt man sich einfach nur verloren. Man findet keinen Grund.
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie Angst vor dieser Tiefe?
Kramnik: Es schmerzt manchmal. Man kann den Grund einfach nicht erreichen. Dieser Grund, wenn er überhaupt existiert, ist nicht vom Menschen.
SPIEGEL ONLINE: Wird eine Maschine je in der Lage sein, das Verborgene auszuleuchten?
Kramnik: Ich glaube nicht. Nicht einmal die stärksten Computer kommen diesem Grund auch nur nahe.
SPIEGEL ONLINE: Was fehlt der Maschine?
Kramnik: Sie ist zu schwach. Der stärkste Computer, gegen den ich im Oktober 2002 spielte, kann vier Millionen Züge in einer Sekunde durchgehen. Man kann sich ausrechnen, wie viele Züge er in sechs, sieben Minuten durchspielt.
SPIEGEL ONLINE: Dennoch sagen Sie, dass der Mensch dem Computer überlegen ist.
Kramnik: Weil der Mensch Intuition hat. Weil er diesen unberührbaren Moment in sich hat. Man kann es Verstehen nennen.
......
SPIEGEL ONLINE: Was können Sie tun, damit der Titelkampf in eine kreative Phase fällt?
Kramnik: Das ist eine komplizierte Sache. Alles spielt eine Rolle. Schach ist ein unglaublich emotionales Spiel. Wenn um einen herum alles stimmt, wenn es einem gut geht, ist man in kreativer Stimmung. Wenn einen irgendetwas stört und man schlechter Laune ist, ist es schwer, schöpferisch zu sein. Man muss also die entsprechende Atmosphäre schaffen.
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie psychologische Tricks, um sich in gute Stimmung zu versetzen?
Kramnik: Jeder hat so seine Methoden: Ein paar Leibesübungen, ein bisschen Meditation können helfen. Ich bin jedoch von Hause aus Optimist.
SPIEGEL ONLINE: Aus welchen Quellen speist sich Ihre Inspiration?
Kramnik: Eigentlich ist es wichtiger, sich vor negativen Einflüssen zu schützen als stimuliert zu werden. Doch gute Gespräche schätze ich.
Gail
Vielleicht interessiert es euch, da er von der Tiefe spricht von denen hier einige schreiben.
Auszüge:
SPIEGEL ONLINE: Woher die intellektuelle Bescheidenheit?
Kramnik: Je mehr man in Dinge eindringt, desto weniger kann man sie verstehen. Wenn man beginnt, ein Schachspiel in seiner vollen Tiefe zu verstehen, stellt man fest, dass bestimmte Regeln verschwimmen. Man spürt auf einmal, dass man hier ein bisschen Raum schaffen muss und dort angreifen. Doch weshalb das so ist, das weiß man nicht. Nach Lehrbüchern zu spielen - das reicht nur bis zu einem gewissen Grad. Vielleicht bis zum Meister, nicht aber zum Großmeister. Auf diesem Niveau muss man das Spiel erfühlen. Es kommt zu einem.
SPIEGEL ONLINE: Wie fühlt sich das an?
Kramnik: Man fühlt sich als Herr des Spiels. Ich muss dann nicht mehr nachdenken. Ich überlege noch Details, doch die große Strategie ergibt sich einfach. Das ist erstaunlich. Ich mag, was man nicht berühren kann.
SPIEGEL ONLINE: Entschädigen Sie diese Momente für die Opfer, die Sie bringen?
Kramnik: Bei weitem. Wenn man in einem brillanten Spiel, das über Jahrhunderte in den Schachbüchern stehen wird, zum wahren Meister wird, wenn die Hand den nächsten Zug macht, ohne dass ich dabei denke, dann ist das ein großartiges Gefühl.
SPIEGEL ONLINE: Sie sind ein Genie?
Kramnik: Ich bin ziemlich talentiert. Manchmal denke ich, ich hätte eine Stellung verstanden, doch zwei Jahre später erkenne ich, dass ich gar nichts verstanden habe. Das ist das Geheimnisvolle am Schach. Wirklich faszinierend. Man hat ein kleines Brett mit 64 Feldern, doch es ist so tief, dass nicht einmal zehn Kramniks wissen können, welcher Zug der beste ist. Manchmal fühlt man sich einfach nur verloren. Man findet keinen Grund.
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie Angst vor dieser Tiefe?
Kramnik: Es schmerzt manchmal. Man kann den Grund einfach nicht erreichen. Dieser Grund, wenn er überhaupt existiert, ist nicht vom Menschen.
SPIEGEL ONLINE: Wird eine Maschine je in der Lage sein, das Verborgene auszuleuchten?
Kramnik: Ich glaube nicht. Nicht einmal die stärksten Computer kommen diesem Grund auch nur nahe.
SPIEGEL ONLINE: Was fehlt der Maschine?
Kramnik: Sie ist zu schwach. Der stärkste Computer, gegen den ich im Oktober 2002 spielte, kann vier Millionen Züge in einer Sekunde durchgehen. Man kann sich ausrechnen, wie viele Züge er in sechs, sieben Minuten durchspielt.
SPIEGEL ONLINE: Dennoch sagen Sie, dass der Mensch dem Computer überlegen ist.
Kramnik: Weil der Mensch Intuition hat. Weil er diesen unberührbaren Moment in sich hat. Man kann es Verstehen nennen.
......
SPIEGEL ONLINE: Was können Sie tun, damit der Titelkampf in eine kreative Phase fällt?
Kramnik: Das ist eine komplizierte Sache. Alles spielt eine Rolle. Schach ist ein unglaublich emotionales Spiel. Wenn um einen herum alles stimmt, wenn es einem gut geht, ist man in kreativer Stimmung. Wenn einen irgendetwas stört und man schlechter Laune ist, ist es schwer, schöpferisch zu sein. Man muss also die entsprechende Atmosphäre schaffen.
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie psychologische Tricks, um sich in gute Stimmung zu versetzen?
Kramnik: Jeder hat so seine Methoden: Ein paar Leibesübungen, ein bisschen Meditation können helfen. Ich bin jedoch von Hause aus Optimist.
SPIEGEL ONLINE: Aus welchen Quellen speist sich Ihre Inspiration?
Kramnik: Eigentlich ist es wichtiger, sich vor negativen Einflüssen zu schützen als stimuliert zu werden. Doch gute Gespräche schätze ich.
Gail