Neuer Thread: Was ist das ich?

Der Verstand beherrscht mich. Ich fühle mich ungelogen, als sei ich in Haft.

Ich möchte nicht dagegen ankämpfen. Ich möchte sehr gern dem Leben die Führung überlassen. Diese ständige Selbstkontrolle macht mich müde und ein kürzlich erneutes Erlebnis hat mir wieder vor Augen geführt, wie eingefahren ich bin. Ich zermürbe mich, bis nichts mehr übrig bleibt.
 
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Wissen entsteht aus Erkennen und wird personalisiert (und es gibt kein Erkennen des Selbst). Wenn das Konzept des Persönlichen verschwindet, bleibt nur noch Erkennen übrig. Selbst-Verwirklichung bedeutet Abwesenheit eines Wissenden oder Gewußten. Es gibt keinen Erkennenden des Selbst. Es gibt kein Selbst zu erkennen.

Das Erkennen geschieht jenseits von Worten, aber das Nächste, was man mit Worten erreichen kann, ist, daß nur noch Bewußtheit oder Erkennen bleibt. Als dieses Erkennen "geschah", erhob sich der Gedanke: "Was ist die Quelle des Erfahrens"? Um diese Frage entstehen zu lassen, schien es, daß das "Ich" (Individualität oder angeborene Persönlichkeit) übrig geblieben war, identifiziert als Erfahren.



Das Absolute (das Nicht-Manifeste oder Para-Brahman), in dem das manifeste Selbst entsteht, benennen zu wollen hieße, etwas in Worte fassen zu wollen, worüber nicht gesprochen werden kann. Nur wenn alle Konzepte, einschließlich des "Ich", transzendiert sind, kann das, was jenseits von Konzepten ist, "erkannt" werden.

Dein erstes Augenmerk als "Sucher" ist, das "Ich bin" ohne Worte zu verwirklichen. Wenn alle Etikettierungen und Identifizierungen fortgefallen sind, ist dies erst der erste "Schritt". Was nach dieser Stufe geschieht, das ist das Vertiefen der Leidenschaftslosigkeit, der neutralen Unvoreingenommenheit, während der Verstand sich weiter nach "innen" richtet.


von Esther Veltheim


danke Fckw für diesen wertvollen Text
Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
Sverre schrieb:
Ich zermürbe mich, bis nichts mehr übrig bleibt.

...Ja, das kenne ich sehr gut aus eigener Anschauung. Das ist kein schönes Gefühl - es ist, wie sterben - nein, es IST sterben.. Aber aus der Asche des toten steigt ein Phoenix empor.
 
@sverre

Vielleicht kann dir folgendes Gedicht helfen. Habe es in einem Buch gefunden, das ich meiner Frau zum Geburtstag geschenkt habe: "Gesang der Stille"
Ich erkenne mich exakt darin wieder...

Stirb und werde

Wenn die Schatten dich überfallen,
so verzage, o Seele, doch nicht;
denn so geschieht es uns allen,
nur im Dunklen gebiert sich das Licht.

Wenn du zweifelst an dir und am Leben,
und du weißt nicht mehr ein noch aus,
naht der Geist, um dich neu zu erheben,
in dir selbst findest du dich zu Haus.

Hab nur Mut zu den tiefen Gründen,
zögre nicht und wage den Sprung!
Lass dich ganz vom Feuer entzünden -
verbrenne - und werd wieder jung!

Lass den alten Menschen vergehen,
sieh den Fluss, widerstreb nicht dem Lauf.
Halte still und lass Wandlung geschehen;
lass dich los - und dann steh wieder auf!
 
Danke, divo. Ich habe es heute bereits bei Dir gelesen. Wie auch fckws gelinkten Text und wie immer alles Mögliche. Es ist ein Reißen und Zerren. Es ist klar, dass sich da jemand seiner Existenz erwehren möchte. Aber es gut, das da etwas in Frage gestellt steht, was sonst immer wieder wie selbstverständlich die Oberhand hatte.

edit: Und ja, es hilft mir. Danke.
 
Sverre schrieb:
Ich fühle mich ausgeliefert. Ich, das Verstandeskind, fühle mich ausgeliefert.

Ich bin ein verhaftetes Verstandeskind und es ist der Boden, der mich verschlingt.

Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Das Verstandeskind kann es nicht ertragen, solch ein Leben zu führen, in dem nichts von Bedeutung ist. Nicht mal es, das Verstandeskind.

Das Verstandeskind sagt: Und das alles für nichts.

wie du meinst. aber die sache hat m.e. einen vorteil, denn was ist dir lieber, ein vergängliches leben oder die ewigkeit ?

cu
 
x__y: Es mag sich nach Verurteilung anhören. Und ja, das tut mein Verstand auch. Aber nicht mein gesamtes Wesen. Ich hatte einfach das Bedürfnis, zum Ausdruck zu bringen, wie einflussreich dieses Denken ist - edit: wenn man sich von ihm beherrschen lässt.
 
Sverre schrieb:
edit: wenn man sich von ihm beherrschen lässt.

hallo,

dafür müsste es m.e. erstmal etwas geben, was sich beherrschen lassen könnte. wie ich schon so oft angesprochen habe... jeder meint ein "ich" (oder ICH... wie auch immer) zu sein... aber bis heute konnte niemand dieses ich aufzeigen. noch krasser ausgedrückt: jeder meint (selbst) zu leben aber niemand überprüft es.

cu
 
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x__y schrieb:
hallo,

dafür müsste es m.e. erstmal etwas geben, was sich beherrschen lassen könnte. wie ich schon so oft angesprochen habe... jeder meint ein "ich" (oder ICH... wie auch immer) zu sein... aber bis heute konnte niemand dieses ich aufzeigen. noch krasser ausgedrückt: jeder meint (selbst) zu leben aber niemand überprüft es.

cu

hallo x__y,

;) jeder meint, ein von allem was ist und nicht ist isoliertes Individuum zu sein.
 
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