Nun, ich fände in der Tat ein Leben, das im Gedanken an einen Tod verbracht wird, doch eigentlich hoffnungslos. Welchen Sinn könnte ein Leben haben, welches sich allein auf den kurzen Zeitraum von 60, 70 Lebensjahen beschränkt? Konsequent gedacht, sollte man sich dann den Rest eines solchen "Lebens" eigentlch ersparen - wie es ja auch schon viele gedacht und ausgeführt haben. Abgesehen davon, dass Tod ja jederzeit dazwischen, heute oder morgen, stattfinden kann? Ein Leben, dass in der Gewissheit besteht, dass NICHTS Gewissheit und Bestand hat - was wäre der Sinn? Jedes bewusste und intelligente Lebewesen empfindet doch eigentlich einen Horror bei der Vorstellung, aus einem Samentropfen geboren zu sein, ein wenig hier auf der Erde zu ich-weiß-nicht-welchem-Zweck herumzuspazieren und dann wieder, vielleicht qualvoll, zu verenden. Ich vermag nicht zu glauben, dass dir diese Perspektive als ein sinnreiches Ziel des Lebens erscheint.
Weshalb bauen die Menschen dann so liebevoll und eifrig an der Welt? Wie du doch gewiss auch in deinem Alltag? Bedeutet das nicht, dass alle Lebewesen das - wenn auch verborgene Bewusstsein - eines höheren Zieles als das körperliche und materielle Leben in ihren innersten Geist mit sich tragen? Wenn es wirklich nur um diese Welt hier ginge, die zwischen Geburt und Tod sichtbar wird, dann könnte man einen Großteil der menschlichen Bemühungen und Leidenschaften nicht mehr sinnvoll erklären. Hier zählt das Argument leider auch nicht, Mandy, dass es "um die kommenden Generationen ginge". Ich habe in meinem 50jährigen Leben niemals einen Menschen kennen gelernt, der "für kommende Generationen lebt und plant" - alle hatten stets nur ihr eigenes Lebensglück im Sinn. Und das ist völlig in Ordnung so und kann auch gar nicht anders sein. Denn wenn wir uns selbst und unser Leben lieben können, kommt dies automatisch allen anderen Mitlebewesen um uns herum zugute. Es ist ja schließlich gerade die brutale Materialisierung und das völlige Missverstehen des Lebendigen um uns herum, das für all diese Vergewaltigungen der Schöpfung verantwortlich ist.
Ich behaupte, dass jedes Lebewesen das Leben um seiner selbst willen liebt; dass dieses Leben reiner, göttlicher Geist, reine Liebe zu allen Schöpfungen, die in diesem reinen Geist entstanden sind, ist, und dass alle Wesen für immer leben möchten. Und das dies tatsächlich auch die Wahrheit ist. Zu der wir erwachen sollten.
Jede andere Anschauung führt nach meiner Erfahrung in den "Alltagsgeist", den Kleinmut, die Gleichgültigkeit oder den privaten, kleinen und letztlich bedeutungslosen Lebenstraum. Wir bleiben, mit anderen Worten ausgedrückt, mit solch einer Anschauung letztendlich weit unterhalb unserer menschlichen Möglichkeiten.
Es besteht ein großes Geheimnis darin, dass der Mensch sich fortwährend selbst, durch eine bestimmte Definition der Dinge um ihn herum, Grenzen auferlegt, die überflüssig sind, und die er schließlich nicht mehr zu durchbrechen vermag; zu seinem eigenen Schaden. Die Religionen und Weisheitslehren versuchen auf diese Problemstellung zu antworten - ich habe gelernt, ihnen zuzuhören, und ich möchte ihre Ratschläge nicht mehr missen.