Servus,
neues Mitglied hier.
Sehe ich auch ganz genauso. Andererseits ist das Geschäft mit der Homöopathie in den USA extrem einträglich; dort gibt es also durchaus eine regelrechte Industrie, deren Bosse sich durchaus, wenn sie mal nicht gerade in ihrem Geld schwimmen, die Hände reiben dürften.
Das Problem, dass ich mit Homöopathie habe, ist die Unehrlichkeit, die zwangsläufig involviert ist.
Der Placebo-Effekt funktioniert zwar auch noch, wenn der Patient weiß, dass er ein Placebo nimmt (so zumindest hat es meine Mitbewohnerin aktuell im Medizinstudium gelernt), er ist aber freilich nicht mehr ganz so stark.
Die Diskussion sollte sich also eigentlich darum drehen, ob es medizinethisch vertretbar ist, den Patienten zu täuschen; ob also die Wirkung/Linderung der Symptome es rechtfertigt, den Patienten mit Zucker zu behandeln.
Darüber kann man sehr wohl geteilter Meinung sein.
Ich habe eine persönliche Erfahrung gemacht; ich war eingeladen und hatte starke Kopfschmerzen; die Gastgeberin hat mir daraufhin eine Tablette gegeben. Da nach nur zwei Minuten die Kopfschmerzen wie weggeblasen waren, habe ich nachgefragt, was das für ein Medikament war. Mit einem wissenden Grinsen meinte sie, es sei homöopathisch. Meine anwesenden Freunde, die meine Einstellung kennen, fanden das natürlich urkomisch. Ich hatte also den Placebo-Effekt zum ersten Mal am eigenen Leib erlebt und war ziemlich beeindruckt.
Und nach ein paar Minuten waren die Kopfschmerzen wieder da, zwar nicht mehr so dröhnend, aber immer noch unangenehm.
Mir ist also völlig klar, woher die Erfolgsgeschichte der Homöopathie kommt. Sie hilft nämlich tatsächlich (durch den PE). Was sauer aufstößt, ist der ganze esoterische Kram, der mit dranhängt (Stichwort Wassergedächtnis, oder das Geschüttele entlang der drei Dimensionen).
Das Dilemma bei alternativer Medizin ist aber nun mal, dass sie umso wirksamer ist, je mehr pseudowissenschaftliches Brimborium involviert ist.
Unser Gehirn ist halt schlicht sehr empfänglich für sowas.
Hinzu kommt natürlich, dass sich Heilpraktiker wesentlich intensiver mit Patienten beschäftigen; häufig hat das allein einen starken Effekt auf das Wohlbefinden.
Kritisch wird es nur, wenn Patienten unter schweren Erkrankungen leiden, die sich "schulmedizinisch" aber erfolgreich behandeln lassen (z.B. rechtzeitig erkannter Krebs). Wenn sich hier auf die Homöopathie verlassen wird, muss der Patienten u.U. einen langwierigen und qualvollen Tod sterben.
Ich persönlich kann es mit meinem Gewissen verantworten, dabei zu zu sehen, wie ein selbstständiger aber unbelehrbarer Erwachsener deswegen draufgeht, es trifft aber immer wieder auch Schutzbefohlene.
Abschließend vielleicht die Anekdote von James Randi vor dem amerikanischen Kongress: bei einer Anhörung bezüglich Homöopathie schluckte er zwei ganze Packungen eines homöopathischen Schlafmittels, dessen Packungsaufdruck selbstverständlich eindringlich vor einer Überdosierung warnte. Unnötig zu sagen, dass er nicht mal ins Schwitzen kam.