Tommy
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Kann mich erinnern, daß wir beide mal gegensätzliche Positionen einnahmen, da hatte ich kein Problem mit dem Konzept der Allwissenheit und du schon - damals im Thread "Wer oder was erschuf eigentlich Gott", you remember?
Das stimmt. Ich bin nach wie vor dieser Meinung. "Allwissenheit" in der Lesart *nichts darüber hinaus kann mehr gewußt werden* halte ich für eine unplausible und in sich brüchige Idee; in der Lesart *Allwissenheit=Teilhabe am Wissen der universalen Intelligenz" würde ich zustimmen.
Ich würde das, was uns hier *unten* charakterisiert, als Bewußtsein deuten, das im raumzeitlichen Gefüge gefangen ist und dort seine Erfahrungen macht - mit all seinen Möglichkeiten und Beschränkungen. Dasselbe Bewußtsein kehrt, nachdem alle relevanten Erfahrungsmuster durchlaufen worden sind, in den kosmischen Bewußtseinsstrom zurück, *informiert ihn* (=fügt ihm die Summe der gemachten Erfahrungen hinzu) und wird Teil von ihm, wie eine Welle im Meer, um mal ein anschauliches Bild zu verwenden. Diese Partizipation am Wissen der universalen Intelligenz könnte man nun "Allwissenheit" nennen, traditionell wird sie in religiösen Kontexten "Gott" als Attribut zugeschrieben. Allerdings steht die Zuschreibung von "Allwissenheit" in einem schrägen Verhältnis zur klassischen Vorstellung, wonach man die Entfaltung des Universums mitsamt seinen mannigfaltigen Formen und Strukturen als *Selbsterfahrung Gottes* deutet. Dann ist die Zuschreibung "Allwissenheit einer sich entfaltenden kosmischen Vernunft (die physikalische Expansion des Universums ließe sich in philosophischen terms als *Bewußtseinserweiterung* deuten) ein Widerspruch in sich, denn etwas, was sich im Zustand der Allwissenheit befände, bedürfte nicht der Entfaltung, weil es ja bereits alles über sich wüßte und keine Erfahrungen mehr machen bräuchte.
Aus diesem Grunde denke ich nach wie vor, daß die Idee einer "Allwissenheit" im beschriebenen absoluten Sinne eine Chimäre ist.