ok - wenn ich dir antworten will wird's schwierig.
da steht - wie auch immer bei dir - so viel drin.
Ist schweres Thema, aber sehr interessant...
könnte es möglicherweise so sein, dass menschen, die einerseits die fähigkeit besitzen durch ihre kreativität aufzufallen, zugleich auch erkennen müssen, dass dieser weg anerkennung zu finden so nicht zielführend ist?
gerade durch die bewunderung, die sie auslösen -
sehr wohl aber auch durch den neid - in die exzentrik abgleiten?
Ja.. möglich ist das mit Sicherheit. Aber es ist sehr wahrscheinlich auch sehr individuell.
Ich glaube, dass eine Persönlichkeit kein geschlossenes System ist. Als Denkmodell vielleicht so: Viele verschiedene Aspekte, Fähigkeiten wie auch Schwächen, Eigenarten, Ängste... alles was Persönlichkeit ausmachen kann, werden sozusagen je nach Situation "aktiviert". Sie führen aber auch entsprechende Situationen herbei. Das ist ein Wechselspiel... Die Angst zu versagen entsteht nicht erst in einer Situation die überfordert, sie führt auch sehr schnell zu Situationen die dann überfordern. Ursache und Wirkung sind da nie eindeutig.
Beispiel auf das bezogen was Du sagst:
Eine Person hat eine Fähigkeit die anziehend auf viele wirkt, große Aufmerksamkeit bringt. In dem Moment ist sie ganz sie selbst... sagen wir wieder Michael Jackson auf der Bühne. Er ist (war) aber nicht immer auf der Bühne und nicht immer beim Songschreiben, nicht immer kreativ... Es gab viele Situationen die ihn offensichtlich überforderten und wo Angst eine sehr große Rolle gespielt haben muss und wo er dementsprechend reagierte. Und ich denke, man kann behaupten das ging sehr oft schwer nach hinten los.
Nur: Ich glaube, dass muss so nicht sein. Denk Dir eine Person mit einer ähnlichen Fähigkeit (vom Prinzip her, jeder Bereich ist denkbar)... ebenfalls viel Aufmerksamkeit und Ruhm, möglicherweise auch viel Neid von außen. Aber vielleicht ist diese Person auch in anderen Bereichen des Lebens sehr stabil, geht sowohl finanzielles wie auch Privates (diverse Beziehungen zu Menschen die ihr nahe kommen) offen und kreativ an. Schwächen wird jeder irgendwo haben, aber es gibt sicherlich auch Menschen die vergleichsweise sehr wenige haben.
Spontan fällt mir da Michael Schumacher ein. Ich glaube, der hat sein Leben ziemlich im Griff... Ich bin kein Formel1-Fan, und kenne mich da nicht im Detail aus, aber er scheint mir eine sehr stabile Persönlichkeit zu sein und sagte mal in einem Interview, er könne eigentlich nicht glücklicher sein als er ist. Es wird ihm wohl nicht gefallen hinterherzufahren, aber es scheint ihm auch nicht viel auszumachen. Er ist anscheinend nach wie vor glücklich verheiratet usw. Ganz sicher ist ihm Anerkennung nicht unwichtig, aber möglicherweise geht er damit sehr bewusst um.. weiß, dass es nicht alles ist. Vielleicht ist ja das sogar ein Schlüssel zum Erfolg... im entscheidenden Moment nicht die Anerkennung anderer als Motiv zu haben, aber wenn sie kommt.. machts sicher Spass.
es geht - meines erachtens nach - immer um die anerkennung von außen - die sich innerhalb von sich selbst nicht gegeben werden kann.
ja angst.
angst - ich bin nicht gut genug für mich selbst?
Ja... Ich sehe das sehr esoterisch wenn man so will:
Bewusstsein das sich scheinbar aufgetrennt hat, in viele kleine Teile... andere Persönlichkeiten und die ganze Welt, ist ständig bestrebt sich zu verbinden. Aber das was sich verbinden will, empfindet sich selbst als "Teil"... Es verbindet sich nicht einfach mit allem was es wahrnimmt, sondern stellt Bedingungen. Sowohl an andere/s, wie auch an sich selbst.
Auf eine Persönlichkeit umgesetzt: Es scheint nur natürlich zu sein (was man daran erkennt das wirklich alle diesem Prinzip folgen) angenommen werden zu wollen... Die Persönlichkeit beinhaltet aber auch jede Menge Überzeugungen darüber wie sie sein muss, um angenommen/geliebt zu werden. Eine Muslimin hat alles versaut wenn sie ihre Jungfräulichkeit vor der Ehe verliert, Frauen sollten allgemein schön sein, Männer erfolgreich... uva.
Und das wird nicht nur von außen aufgezwungen, sondern die eigenen Überzeugungen werden ebenso dem Außen aufgezwungen... es ist wirklich ein Spiegel. Denn eine Muslimin, die wirklich frei von diesem Dogma wäre, sich ohne Angst bewegt... die findet auch einen passenden Mann, dem es schnuppe ist, sie findet auch einen Muslim dem es schnuppe ist. Oder eine Frau, die nicht von Komplexen getrieben die Wochenenden mit Diäten googlen und Schokolade essen verbringt, wird auch jemanden finden der sie schön findet, wenn sie auch nie Model-Maße haben wird. Oder der Mann... Hartz4-Empfänger vielleicht, aber klug und humorvoll... wie klug und humorvoll kann er sein, wenn er sich dauernd dafür schämt und wie kann er sein wenn es keine Rolle spielt, zumindest nicht in Situationen wo es keine Rolle spielen muss... ?
Der Witz ist ja: Angst blockiert alles was sonst gut sein könnte. Eine Frau die sich mit einem Mann unterhält der ihr gefällt, wird deutlich mehr Ausstrahlung haben und faszinierender wirken wenn sie sich nicht dauernd davor fürchtet das er über ihr Übergewicht nachdenkt. ...und Thema Neid: ...gleichzeitig befürchtet das ihre Model-Maß-Freundin doch noch kommt und der Typ dann nur noch Augen für die haben wird.
Das Interessante dabei ist: Es ist immer Angst, egal in welchem Gewand. Und die kann je nach Situation "aktiviert" sein oder auch nicht. Die Frau die sich in Anwesenheit eines Mannes der ihr gefällt auf einmal hässlich findet und z.B. sehr schüchtern oder sogar abweisend wird, ist in ihrem Unternehmen möglicherweise unangefochten der Boss und Aussehen spielt da gar keine Rolle... keine Situationen die Angst auslösen.
ein klassisches beispiel, das du anführst.
ein mensch aktiviert all seine kreativität aus dem bedürfnis nach anerkennung heraus -
aber unter dem missverständnis -
dass die anerkennung von außen die lösung wäre.
Ich glaube nicht, dass es zwingend so sein muss, oder überhaupt so sein muss, dass dieses Talent aus einem Bedürfnis nach Anerkennung heraus aktiviert wird. Viele die ein Talent haben, haben das einfach und es zieht m.A.n. Situationen an wo es sich entfalten kann. Viele werden vielleicht nicht berühmt weil sie das Talent dann nicht in der Form nutzen, weil ihnen das nicht soviel bedeutet - Berühmtsein. Aber jemand der wirklich extrem talentiert ist, kann sich wiederum vor Ruhm und Erfolg kaum schützen wenn er denn wollte. Ich glaube, wahres Talent hat etwas "magisches"... weil es sehr echt ist. Viele Künstler können die verlogensten Freaks sein, aber in ihrer Kunst findet man oft große Aufrichtigkeit.
ja - da hast du ganz recht.
wenn ich hier schreibe um nach beifall zu heischen - dann werde ich schreiben, was mir beifall wahrscheinlich einbringen wird.
Ja... zumindest was Dir, Deinen Überzeugungen nach, Beifall einbringen wird. Ob es funktioniert ist dann eine andere Frage. Weil... ich glaube: Wenn man so schreibt, dann verliert es die Aufrichtigkeit die ansonsten vielleicht sogar zu Beifall führen würde. Ich finde es z.B. leicht hier im Forum genau das zu schreiben was ich gerade will. Das ist nicht "Angst-reaktiv"... Und das macht auch die Anonymität. Müsste ich damit rechnen, dass mein zukünftiger Boss erst mal alle Beiträge von mir lesen wird um eine Entscheidung zu treffen, würde ich sicher anders schreiben. Vielleicht aber trotzdem ohne Angst, sondern eher auf eine manipulative Art... Das kann auch kreativ sein.
dann sind meine überzeugungen aber abhängig von beifall.
menschen wie michael jackson sind abhängig von beifall.
sie begreifen nicht - wahre anerkennung gibt es nur aus sich selbst heraus.
Aber wann ist man fähig sich trotz äußerer Ablehnung selbst wirklich anzuerkennen? Und umgekehrt: Ist man fähig sich selbst wirklich anzuerkennen, führt das m.A.n. automatisch zu äußerer Anerkennung. Ich weiß bei mir z.B. sehr genau welche Aspekte ich bei mir ablehne. Und weil ich das weiß, kann ich das ziemlich gut raushalten. Aber würde es jemand genau checken und mich genau auf diese Punkte bezogen kritisieren, würde ich erst mal mit Ablehnung auf mich reagieren, dann auf ihn, und dann würde ich mir überlegen ob ich es schaffe ihn runterzumachen oder ob Flucht die bessere Entscheidung ist. Kann man auch im Forum gut beobachten. Ablehnung von außen, die auf eigene Ablehnung (auf sich selbst bezogen) trifft, führt sofort zu Angriff oder Flucht. Es sei denn, man geht in genau dem Moment dann sehr bewusst damit um... was aber schwer ist, weil die inneren Reaktionen erst mal auf jeden Fall ablaufen und in der Intensität und Geschwindigkeit fast unsichtbar werden.
ich weiß nicht ob ich dich richtig verstanden habe.
ich kann nur aus meiner eigenen erfahrung sagen.
wir alle - diese gesamte menschheit - agiert aus ein und dem selben muster heraus.
ich bin nicht anders als alle anderen -
ich bin ein teil dieser menschheit, die sich in einem entwicklungsprozess befindet.
wenn ich meinen eigenen weg gehen will, habe ich mir für mich anzuschauen - wie agieren andere - mich selbst zu hinterfragen -
agierst du genau so?
wenn mir auffällt - also so wie der andere agiert - gefällt mir das nicht -
dann schaue ich nach bei mir selbst -
wo liegen die defizite auch noch bei dir selbst.
und so - kann ich sie - die defizite - nach und nach korrigieren.
hoffe ich zumindest.
Ja... aber es ist eher ein als bedeutungslos-erkennen als ein korrigieren. Die Bedeutungslosigkeit erkennt man, wenn man erkennt wie man bis dahin Bedeutung vergibt... erzeugt... Denk Dir wieder das Beispiel: Frau die sich als extrem unattraktiv empfindet. Das kann eine so extreme Überzeugung sein das sie alles überschattet. Und diese Überzeugung wird alles zerreißen was an Gegenteiligem ankommen könnte. Kommt ein Mann der Interesse zeigt, will er sie ja eh nur verarschen, sagt eine Freundin das sie hübsch sei, will sie ja nur aufbauen... nett gelogen sozusagen... usw. Warum? Diese Überzeugung hat diese unglaubliche Macht weil ein großer Komplex dahintersteht. Ein Komplex an Bedeutung.. an "ICH MUSS ATTRAKTIV SEIN UM GLÜCKLICH ZU SEIN"... mit allen Begründungen, die ebenfalls Überzeugungen sind, die dazwischenliegen. Dazu gehören dann zum großen Teil Erfahrungen der Ablehnung (Er hat mich damals verlassen weil ich nicht schön genug war/bin). Das ist gebündeltes Leid der Vergangenheit das sich in Form von Überzeugungen ausdrückt. Das Thema Attraktivität... mach mal ein Brainstorming was Du darüber alles denkst. Jeder hat ne Menge darüber im Kopf... selbst diejenigen die man ungeschminkt sofort über den Laufsteg schicken könnte. Und jedes Thema das vermeintlich der Korrektur bedarf ist damit vergleichbar. Das Interessante ist sogar: Es korrigiert sich paradoxerweise selbst, wenn es an Bedeutungslosigkeit verliert, die Korrektur gar nicht mehr angestrebt wird. Wobei das natürlich ein fieses Spiel des Lebens ist.
also - soweit bin ich nicht.
kann ich - denke ich, auch niemals sein.
denn - es ist einfach nicht möglich außerhalb der gesamtheit zu stehen.
es ist nicht möglich eine individualität zu leben, die völlig unbeeinflusst ist von der gesamtheit.
noch nicht einmal, wenn ich mich in die tiefste und dunkelste höhle verkrieche.
die realität holt mich ein.
Sie muss aber keine Ängste (mehr) berühren. Du hast sicherlich jede Menge Themen im Leben gehabt, die früher Angst und dementsprechend unsouveränen Reaktionen auslösten, die Du heute mit links meisterst. Das Prinzip ist immer gleich... Die Themen und deren Intensität unterscheiden sich "nur". Wobei letztlich wohl wiederum alle Themen denselben Kern haben, der wie ich oben sagte, m.A.n. auf "Bewusstsein will sich verbinden" zurückgeht was für uns bedeutet: Persönlichkeiten wollen angenommen werden, der Liebe wert sein, Anerkennung erfahren usw.usf. Man kann es auf viele Arten formulieren, aber grundlegend ist es immer gleich.
VG,
C.