Mensch, wo sind eure natürlichen Fähigkeiten hin?
Das was für dich die natürlichen Fähigkeiten sind, dürfte für die meisten anderen das Unnatürlichste, Abartigste überhaupt sein.
Zumindest wird das eigene, verdrehte und zugemüllte Selbst genau das so denjenigen suggerieren. Was auch ganz grundsätzlich erklären dürfte, warum deine Aussagen auf so viel Ablehnung und Widerstand stoßen. Das - eigentlich unantürliche, verdrehte, verzerrte - Individual- ebenso wie Kollektivsystem wehrt sich, kämpft dagegen an, vermeintlich um das eigene Überleben.
Zugleich sehnt sich etwas in einem selbst aber nach dieser Natürlichkeit, bemerkt aber nicht, oder blendet den Umstand völlig aus, dass es sich selbst dabei, oder das eigene Selbst dabei andauernd selbst im Weg steht.
Und genau dieser Konflikt wird eben auch nicht erkannt, wie denn auch, wenn alles mit allem möglichen anderen zugedeckt ist, das Eigentlich völlig verschüttet ist. Und sollte sich vom Ursprünglichen einmal ein kleiner Teil etwas herauswagen, wird er spätestens in der Interaktion wieder buchstäblich im Keim erstickt werden.
Wer steht das auf Dauer durch, gegen den Widerstand und die Ablehnung der Anderen? Er selbst zu sein, notfalls gegen alle anderen? Wenn zugleich das große Defizit darin bestehen mag, geliebt, angenommen oder überhaupt wahrgenommen zu werden?
Erst recht, wenn es so viele scheinbar ganz tolle Konzepte und Methode gibt, die vorgeben, diesen Spagat ganz einfach und problemlos umgehen zu können. Der innere Konflikt wird verschoben und erstmal mag sich alles zumindest etwas besser anfühlen. Dabei hat man nur gelernt, ein wenig anders mitzuspielen. Man funktioniert wieder richtiger. Oberflächlich. Innerhalb des Systems.
Wer riskiert denn notfalls sogar Zoff in der Familie, im Freundeskreis, oder seinen Arbeitsplatz, nur um sich selbst treu zu bleiben? Also bleibt dann wohl nur, sich das, was einem eigentlich stört,einem zuwider ist, auf irgendweine Art schönzureden, sich das als positiv, gut, richtig selbst zu suggerieren.
Ich sitzte zwar mitten in der Scheiße, vermutlich noch nicht einmal in der eigenen, aber wenn ich mir die Nase zuhalte, ist's ja eigentlich eh ganz nett. Ja, schon. Wirklich! Ganz bestimmt! Glaube ich. Sind ja so viele andere auch noch da, also kann's gar nicht so schlecht sein, nein, ganz sicher nicht.
Aufstehen, Kleider wechseln, sich waschen, also den Müll loszuwerden wäre die natürliche Reaktion. Aber inzwischen haben wir uns an den Müll gewöhnt, ihn sogar irgendwie liebgewonnen, da uns aber trotzdem irgendetwas zu fehlen scheint, karren wir eben noch mehr davon her, noch mehr Müll, in der Hoffnung, dass uns dann irgendwann weniger fehlt. Und der Müllberg wächst. Auch in uns selbst.
Nur, wenn dann in einer derartigen Konstellation jemand kommt und sagt, willst du da nicht einmal wieder raus, wird klarerweise eine Abwehrreaktion erfolgen, denn ohne die würde einem ja bewusst werden, dass man immer noch in der Scheiße sitzt, und man würde sie auch sofort wieder riechen. Und das wollen wir doch lieber vermeiden. Wozu hätte man sich denn sonst die Mühe gemacht, genau das zu verlernen, auszublenden? Ja, genau, wozu eigentlich?
Na vielleicht, weil einem irgendwer beigebracht hat, dass man nicht Kotzen darf oder soll? Und sich bewegen oder waschen soll man sich vermutlich auch lieber nicht. Dann wird's natürlich eng. Aber sauber sollte man schon wirken. Also muss dann wohl genügend Parfum her. Schöne Scheisse!