mina73 schrieb:
dagobert, ich freue mich, endlich das wort "sensibel" zu lesen: da spricht ein mensch. das hatte ich selten bei stellern und legern. es ist so weit gegangen, dass ich sie schon abschätzig bezeichne, da sie sich als extrem unsensibel im FORUM herausstellen. sonst kenne ich keine persönlich.
mina, manchmal denke ich, du setzt sensibel mit 'eiapopeia' gleich.
hast du aufstellungsseminare besucht ?
wieviele ? bei wem ?
meine frage: glaubst du wirklich, dass diejenigen, die hier (unsensibel und eine backpfeife riskierend) mit mord um sich werfen, im real life "äusserst sensibel" mit den menschen umgehen? ich sehe hier einen widerspruch. und das ist es, was meine skepsis (nicht hass) nährt.
ich hab eine backpfeife riskiert, mina, du wolltest mich verhauen lassen.
ob ich sensibel mit menschen umgehe ?
in einem anderen forum hatten wir eine riesenwelle, weil ich den standpunkt vertrat, dass man auch ein schwerbehindertes kind austragen kann, und den zeitpunkt des todes dem schicksal überlässt. dass man das kind liebt solange man darf und es hütet. dass man nicht in sein leben und sterben eingreift. sondert dient, dem kind und seinem leben, solange es dauert.
große welle, entrüstung, die wogen gingen hoch. teufel teufel.
einige wochen später war eine frau aus dem forum schwanger mit einem schwerbehinderten kind. und sie wollte es austragen. sich in den dienst stellen, solange sie darf. gegen den arzt entschied sie sich gegen einen med. indizierten abbruch.
sie ging den ganzen schweren weg, begleitete ihr kind auf seinem weg.
und alle im forum waren einverstanden, gerührt, berührt, fanden es gut und stimmig.
wegbereiter haben es schwer, mina.
die die kommen und rat wollen, sind meistens so weit, dass sie auf kopfstreichler, eingeseife, honig fürs maul verzichten können, sie wollen kein artenschutzprogramm oder schonhaltung, die wollen ernst und für voll genommen werden, sie wollen geachtet sein und würdig behandelt werden.
ich sage ihnen oft unangenehme sachen, riskiere was. aber sie wissen, dass ich sie nicht verurteile sondern ihnen nur sage was ist, sie noch ein stück begleite.
bei denen wirkt das ganz anders als bei dir, mina. die nehmen es ganz anders auf. eher so, 'endlich jemand den ich nicht für dumm verkaufen kann, dem ich nichts vormachen kann, der es auf den punkt bringt, einer der wenn, dann auf die 12 haut'.
das was ist, knallt meistens rein, das ist der schreck der erkenntnis.
sensibel bin ich in der hinsicht, dass ich weiß was ich sagen muss, ich weiß welche worte, ich achte auf rapport, ich achte, ob ich die erlaubnis habe, wie weit ich gehen kann, wieviel der andere verträgt, wieviel er aufnimmt und verarbeitet.
harte worte sind mitunter auch gute worte.
aber sie sind vielleicht für dich nicht nachvollziehbar. weil sie nicht für dich sind.
manchner verstrickte helfer riskiert den selbstmord seines klienten. wobei bert hellinger hat auch mal gesagt, kein therapeut kann seinem klienten schaden, es sei denn, der will das.
und dem ist so, meiner beobachtung nach.
darum meine ich halt, laßt ihr helfer, euch nicht vor den karren spannen.
wenn sich der helfer gegenüber dem täter entrüstet, gibt es keine lösung für den klienten.
Franz Ruppert
8 Gesellschaftliches Umfeld
- Helfer (Polizisten, Juristen, Sozialarbeiter, Psychologen, Ärzte ...) sind in Gefahr, sich ebenfalls in das kranke und verwirrte Familiensystem zu verstricken. Oft erleben sie sich selbst überfordert, hilflos und ohnmächtig in der direkten Konfrontation mit dem Phänomen des sexuellen Missbrauchs.
- Ein Teil der Gesellschaft hat eine starke Neigung zur Verleugnung, Verdrängung, Verharmlosung und Tabuisierung des Sexuellen Missbrauchs (Elternschonung, Identifizierung mit Tätern, milde Strafen, fal-se memory-Bewegung)
- Ein Teil der Gesellschaft neigt zur Entrüstung, ohne sich auf die komplizierte emotionale Dynamik bei Sexuellen Missbrauchs einzulassen (Elternanklage, Identifizierung mit Opfern, Racheimpulse).
- Eine unvorbereitete Konfrontation von Tätern und Mitwissern durch Sozialpädagogen ist nicht anzura-ten. Ein solches aufdeckendes Gespräch sollte gut vorbereitet und immer in Anwesenheit einer zweiten Person aus dem Helfersystem erfolgen. Leugnung, Drohungen und Gegenangriffe sind immer zu erwar-ten und in die eigene Strategie mit einzubeziehen. Eine fundierte Kenntnis der Entstehungshintergründe von sexuellem Missbrauch und dessen Verlauf ist unabdingbar.
9 Erfahrungen aus der therapeutischen Arbeit mit PatientInnen
- Sexueller Missbrauch ist ein Tabuthema, scheinbar leichter behandelbare Krankheitssymptome und leich-ter lösbare Verstrickungen werden in Beratungen, Interventionen und Therapien stattdessen häufig in den Vordergrund geschoben. Sexueller Missbrauch kann auch ein tieferliegendes Trauma in der Familie überdecken.
- Ein notwendiges offenen Ansprechen von Sexuellem Missbrauch muss mit der Rücksichtsnahme auf die verletzten Schamgrenzen und die Ressourcen zur Traumaintegration der Patientinnen in Einklang ge-bracht werden.
- Eine Verharmlosung des sexuellen Missbrauchs durch Therapeuten ignoriert die traumatisierende Quali-tät des sexuellen Missbrauchs und erzeugt Illusionen in Bezug auf eine leichte Bewältigung der gravieren-den Folgen.
- Eine Dramatisierung von sexuellem Missbrauch durch Therapeuten ist andererseits Ausdruck unklarer eigener emotionaler Bewältigung des Themas und Ausdruck einer Überidentifikation mit dem Opfer.
- Wenn sich der Therapeut vor der verstrickenden Dynamik des sexuellen Missbrauchs fürchtet, bekommt auch die Patientin Angst und kann sich nicht öffnen.
- Heilsam ist zunächst das Finden und Bestätigen der Wahrheit: Der sexuelle Missbrauch hat stattgefun-den. Er war schlimm für das Kind.
- Das missbrauchte Kind darf dabei immer unschuldig bleiben. Seine Liebe und Verbundenheit zu seinen Eltern muss gewürdigt, seine Angst und Sorge um den Erhalt des Familiensystems muss anerkannt wer-den.
- Die volle Verantwortung/Schuld bleibt beim Täter. Er darf sich nicht entschuldigen oder herausreden. Das Kind muss dem Täter und den Mitverantwortlichen die Schuld zumuten.
- Verstrickte Gefühle brauchen Zeit, sich durch das Anschauen der familiärer Wirklichkeit aufzulösen. Das Kind löst sich vollständig aus der Paarbeziehung der Erwachsenen. Illusionäre Gefühle machen krank. Die Realität ernüchtert und heilt.
- Das Aufzeigen transgenerationaler Verstrickungen schafft ein besseres Verstehen der unbewussten Dy-namiken. Der sexuelle Missbrauch erhält dadurch seine Gewichtung in der Gesamtheit des Familien-schicksals.
- Heilende Bilder und Prozesse lassen allen Beteiligten ihre Würde und auch die Bürde der Schuld.
- Die Bewältigung der vielfältigen körperlichen wie seelischen Folgen von sexuellem Missbrauch bedarf in der Regel einer intensiven psycho- bzw. traumatherapeutischen Begleitung (z.B. Zuordnung von körper-lichen und psychischen Krankheitssymptomen zum sexuellen Missbrauch, über den sexuellen Missbrauch sprechen lernen, Energieblockaden im Körper auflösen, Rückfall in Verstrickungen widerstehen lernen, unangemessene Schuldgefühle zurückgeben, Selbstbestrafung aufgeben, gesunde Kontakte entwickeln ...).
- Traumatisierungen stellen Selbst- und Weltbilder in Frage. Aus dem Eingeständnis von Ohnmacht er-wächst oft die besondere Kraft für völlig Neues.
behalte deine skepsis bei!
ich meine das ernst und so wie ich es sage!! bleibe kritisch! übernimm nichts was deine überprüfung nicht besteht!
liebe grüße dagmar