Naturreligionen

Naturreligionen verehren nicht die Natur, sondern Geister.

Alle?

In den meisten Fällen wird auch für die Ahnen geopfert.

Eine Verrehrung muss doch nicht immer mit einer Opferdarbringung einhergehen, oder?

Überhaupt ist die ganze Welt übervoll von irgendwelchen Geistern, die du ständig besänftigen musst, damit sie nicht rachsüchtig über dich herfallen. Was das zu bedeuten hat, sieht man heute noch in Afrika: Ist der Nachbar neidisch auf dich, so lässt er einen Hexer kommen, der dich verzaubert. Dann brauchst du einen starken Gegen-Hexer, womöglich sogar die gleiche Person, der den Zauber ungeschehen macht. Ein Geschäft mit der Furcht und dem Aberglauben der Menschen. Wer profitiert sind einzig die Hexer.

Kommt das nicht auf die eigene Einstellung an? Mir sind bislang keine rachsüchtigen Geister begegnet. Und gegen Verstimmungen lässt sich was machen ... :)

Ich verstehe nicht, was daran besonders fortschrittlich oder romantisch sein soll. Das, was hier als "Naturreligion" bezeichnet wird, hat mit höchster Wahrscheinlichkeit auf diese Weise gar nie existiert - an keinem Ort der Erde.

Naturreligiöse Erfahrungen gehören zu den ältesten spirituellen Erfahrungen der Menschheit. Sobald der Mensch die geistige und seelische Entwicklungsstufe erreicht hatte, die ihm Erkenntnisse und Erlebnisse über die Auseinandersetzung mit seiner rein physischen Umwelt hinaus erlaubten, entstand eine Spiritualität, die geprägt war durch das unmittelbare Erleben der in der Natur waltenden Kräfte und Mächte.

Was macht dich so sicher? Fortschritt möchte ich nicht mit Romantik gleichsetzen?! Man würde in grösserer Rücksicht auf die Natur lebend aber auch wieder die, für viele unsichtbar gewordenen, Wunder entdecken.

Das Herstellen eines Gefühls der Verbundenheit zur Natur wäre sicherlich ein Fortschritt. Dieses Gefühl in den Naturreligionen zu suchen ist jedoch grob irreführend. Indissoziation ist nicht dasselbe wie Verbundenheit.
Und den Ansatz zu suchen und es damit zu verbinden auch?

Lg Phen
 
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fckw, was ist denn Indissoziation?

Mr. Wiki kennts nicht, Mr. Google führt mich zu Wilber, aber könntest du das mal kurz definieren?
Sowohl Indissoziation als auch "Verbundenheit" ist (in gewissem Sinne) Einheit.

Indissoziation ist ein Zustand "vor jeglicher Trennung".
Verbundenheit ist ein Zustand "nachdem zwei ehemals getrennte Teile zusammengefügt wurden".

Beispiel:
Wenn du eine Beziehung eingehst mit einem Partner, dann seid ihr in einer Einheit der Verbundenheit. Ihr wart/seid beide voneinander getrennte Wesen, aber ihr bildet ein grösseres Ganzes. Eure Individualität verschwindet nicht in der Verbundenheit sondern bleibt bestehen. Genauer gesagt: Die Verbundenheit transzendiert eure Individualität.
Yin und Yang stellt das sehr gut dar.

Indissoziation ist ein Zustand, wo es keine zwei verschiedene Partner gibt, sondern nur ein einzelnes, nicht weiter unterscheidbares Ding. Ein solches kann keine Partnerschaft eingeben, es kann also keine Einheit der Verbundenheit entstehen, weil da schlichtwegs niemand ist, der von einem anderen unterschieden werden kann. Es ist eben "indissoziiert", also:
1. "Soziiert" bedeutet: in einem sozialen Zusammenhang der Verbundenheit.
2. "Dissoziiert" bedeutet: es fehlt ein solcher sozialer Zusammenhang der Verbundenheit, es könnte potentiell zwar ein solcher da sein, ist es aber nicht. Also ein Zustand von Trennung.
3. "Indissoziiert" bedeutet: es fehlt nicht bloss ein solcher sozialer Zusammenhang, sondern er kann auch gar niemals hergestellt werden, da es nichts gibt, was in mehrere Teile getrennt werden kann.

Ein Kleinkind ist typischerweise mit der Welt "indissoziiert" - es hat keine Möglichkeit, zwischen sich und der Umwelt zu unterscheiden, da es diese Fähigkeit - u.a. die Ich-Empfindung - erst später entwickelt. Das wird sehr oft falsch ausgelegt, als ob das Kind eine Einheit mit allem bilden würde. Einheit ja, aber eben "indissoziiert" und keineswegs "Verbundenheit". Der Zustand eines Kleinkindes hat mit demjenigen eines Mystikers (fast gar) nichts zu tun. Der Mystiker, der die Einheit von Gott und der Welt empfindet, kann durchaus zwischen sich und einem Apfelbaum unterscheiden, und darum ist er nicht indissoziiert - ein Kleinkind kann das nicht, und darum ist es indissoziiert.

Auf dieselbe Weise unterscheiden die frühen Naturreligionen nicht so recht zwischen sich und der Natur. Sie bilden dadurch eine Einheit mit ihr, aber keine Einheit in Verbundenheit, sondern eine Einheit in Indissoziation, also in ungenügender Unterscheidung zwischen sich selbst und der Natur. (Und das ist NICHT irgendwie schlecht oder dumm, denn schliesslich hatten diese Kulturen damals nicht wie wir heute die Möglichkeit, sich von der Natur zu trennen. Sie waren einfach völlig von ihr abhängig.) Heute leben wir in einem Zustand weitgehender Dissoziation. (Das ist ebenfalls NICHT einfach schlecht oder dumm, denn dadurch sind wir in der Lage, Naturschutz zu betreiben - wenn wir es denn tatsächlich wollten.)

Eine Religion der Verbundenheit mit der Natur muss erst noch entstehen. Diese wird dann aber mit den herkömmlichen Naturreligionen kaum mehr etwas gemein haben - genauso wenig wie ein Mystiker und ein Kleinkind in ihrer Weltsicht Gemeinsamkeiten aufweisen. Die Leute werden dann nicht wieder auf die alte Weise an Dryaden und Baumgeister glauben, wie das früher der Fall war. Sie werden nicht ihre Grosseltern anbeten, ihnen Früchte oder ein Schwein opfern oder deren Knochen aufbewahren, damit deren Kraft auf sie übergehe. Sie werden nicht Angst davor haben, dass wenn sie einen Baum fällen, dass dann der Baumgeist sich an ihnen rächen könnte. Dennoch werden sie sehr viel stärker als heute die Einheit - Verbundenheit (!) - mit der Natur empfinden, aber ebenso mit der Kultur und dem Zwischenspiel zwischen beiden.

Aber das wird keine "Naturreligion" mehr sein, sondern etwas, wofür es bis heute gar kein Wort gibt.
 
Ah ja, verstehe. Dankeschön!
Eine Religion der Verbundenheit mit der Natur muss erst noch entstehen.
Daran arbeiten wir Utopisten doch schon die ganze Zeit, oder nicht?

Aber das wird keine "Naturreligion" mehr sein, sondern etwas, wofür es bis heute gar kein Wort gibt.
Dreisterweise benutzen wir das alte Wort, bis es dann mal das neue gibt. Es klingt immer noch besser als Neo-Naturreligion *schauder* ...
 
ich kann mir vorstellen, dass diese worte nur die christliche kirche von sich gibt, denn wer kann es nicht wollen, wer nur ein wenig spirituelles verständnis hat, sich wieder an die alten religionen zu besinnen.

wenn wir das nicht tun und altes verschüttetes wissen hervorholen, dann werden wir alle bald den bach runter gehen.

oder hat hier jemand das gefühl, dass einige der religionen heute, wirklich zu einem spirituellen leben beitragen, naja wohl kaum.

Hi,
also ich muss ( spreche nur für mich) sagen, dass manche Sachen aus den heutigen Religionen schon zu einem sprituellen Leben beitragen können. Ich kann mich mit keiner ganz identifizieren, aber ich suche mir aus allen Richtungen etwas zusammen und das ergibt dann meinen Weg, der sich richtig für mich anfühlt.
Denke das ist eine gute Art und Weise.
Schade finde ich, dass die Menschheit wirklich immer mehr auf Abwege gerät und immer mehr vom Spirituellen abgelenkt wird, durch zb die Medien, TV usw.
Es ist nicht unmöglich aber sehr schwierig geworden, sich zu "besinnen". Naja vielleicht ist das auch nur eine Ausrede :)
Wenn man wirklich will, findet man immer einen Weg, aber es wird auch den Kindern immer weniger vermittelt, so ist es doch schwieriger auf die Spirituelle Ebene zu gelangen.
Aber ich denke wir können viel von dem früheren Wissen gebrauchen, sie waren damal einfach noch näher dran, von daher interessiert es mich sehr.
Sie haben mehr gewusst, als die Menschen teils heute, wobei ich das Gefühl habe, dass gerade wieder ein Wandel eintritt.

MFG Tamy
 
Wie willst du "in die Vergangenheit gelangen"? Die Vergangenheit zeichnet sich dadurch aus, dass sie vergangen ist. Niemand hat es je geschafft, dort hinzugelangen.

Wenn ich in die Vergangenheit gelangen wollte,.. nur mal angenommen dass es möglich währe,... also nur mal angenommen, dann wäre das Thema vielleicht "Zeitreisen" oder so ähnlich!
Klar soweit???
Dann versuch ichs jetzt noch mal anderst:

Aspekte aus vergangenen Kulturen, Religionen oder Auffassungen zu berrücksichtigen um neue Erkenntnisse zu erklangen...
Man beachte die Fragen... der Thread besteht ja nicht nur aus einem Beitrag oder wollen wir Wortspiele machen???

Lg Phen
 
Eine Religion der Verbundenheit mit der Natur muss erst noch entstehen. Diese wird dann aber mit den herkömmlichen Naturreligionen kaum mehr etwas gemein haben - genauso wenig wie ein Mystiker und ein Kleinkind in ihrer Weltsicht Gemeinsamkeiten aufweisen. Die Leute werden dann nicht wieder auf die alte Weise an Dryaden und Baumgeister glauben, wie das früher der Fall war. Sie werden nicht ihre Grosseltern anbeten, ihnen Früchte oder ein Schwein opfern oder deren Knochen aufbewahren, damit deren Kraft auf sie übergehe. Sie werden nicht Angst davor haben, dass wenn sie einen Baum fällen, dass dann der Baumgeist sich an ihnen rächen könnte. Dennoch werden sie sehr viel stärker als heute die Einheit - Verbundenheit (!) - mit der Natur empfinden, aber ebenso mit der Kultur und dem Zwischenspiel zwischen beiden.

Aber das wird keine "Naturreligion" mehr sein, sondern etwas, wofür es bis heute gar kein Wort gibt.
So ungefähr hab ich das die ganze Zeit gemeint... :liebe1: - also einigen wir uns drauf, daß wir hier in diesem Thread das Wort Naturreligion für das verwenden, was eben erst im Entstehen begriffen ist?
 
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So ungefähr hab ich das die ganze Zeit gemeint... :liebe1: - also einigen wir uns drauf, daß wir hier in diesem Thread das Wort Naturreligion für das verwenden, was eben erst im Entstehen begriffen ist?
Als Arbeitshypothese für hier ja, aber letztendlich läuft das auf eine neue Wortschöpfung hinaus, das es ja eben noch kein Wort dafür gibt.

Religion leitet sich vom lateinischen "religio" her, was "Rückbindung" bedeutet. Es bezieht sich also auf den Umstand, daß wir eine Verbindung zu etwas aufgegeben haben und es nun unsere Aufgabe ist, uns wieder aufs neue damit zu verbinden.

Aber eben nicht im Wiederholen von Vergangenem, sondern Vergangenes mit dem Jetzigen in einer Synthese harmonisch verbinden damit es sich für die Zukunft neu entwickeln kann.
 
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