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Einfach Frage, schwierige Antwort: Wie sind unsere Naturkonstanten entstanden?
Hey Joey,
wenden wir doch Ockhams Rasiermesser an:
Selbstregulierung in den ersten Nanosekunden nach dem Urknall? Erfordert eine ganze Menge an Annahmen.
Multiuniversen? Erfordert eine große Annahme, die nicht nachprüfbar ist.
Gott? Eine Annahme. Und die geistert seit langer Zeit in den Köpfen der Menschen. Weil manche Menschen denken, sie hätten Erfahrungen gemacht, die die Existenz von Gott nahelegen.
Jedenfalls, ist ein Gebiet des Glaubens. Und da sprechen die Erfahrungen mancher Menschen für Gott.
Noe, das waere die Alternative mit den wenigsten Grundpraemissen. Die Mechanismen, die noch zu entdecken waeren, waeren solche extrem weit-reichenden Gesetze wie die Evolution. Ein mehr oder weniger einfaches (und begreifbares) mathematisches Gesetz, was die Naturkonstanten in die aktuelle Form zwingt und so die noetigen Grundannahmen von den Werten der Naturkonstanten auf die weniger Grundannahmen des Gesetzes reduziert.
Stimmt, darum auch unter Physikern sehr umstritten.
Ich muss allerdings sagen, dass das die Alternative ist, die ich bevorzuge.
Eine sehr extreme Annahme, die einem in der Erkenntnis in keinster Weise weiterbringt. Alles, was man nicht auf Anhieb vertseht, kann man in dieser Annahme auf Gott schieben und sich zuruecklehnen. Alles ist erklaert, aber nichts ist beschrieben - man hat nichts dazu gelernt. Und, ob die Erklaerung stimmt, ist ebenfalls weiterhin extrem fragwuerdig. Ehe man das in Betracht zieht, muss noch viel mehr in den weniger abgedrehten und besser bekannten Bereichen gesucht werden.
Moeglicherweise, weil unsere natuerlichen "Erfahrungen" - Denk- und Meinungsbildungsprozesse - nicht fuer die Wahrheitssuche optimiert sind, sondern dazu, schnell eine Entscheidung zu treffen. Da spielen dann solche Sachen wie Placebo-Effekt eine Rolle, sowie, dass wir dazu neigen, Fakten ueberzubewerten, die unsere Vorurteile stuetzen etc. Wissenschaftliche Methodik und Erkenntnistheorie haben sich in Erfahrung mit diesen Fehlschluessen gebildet. Das ist manchmal geradezu kontra-intuitiv, aber dennoch richtig.
Mir ist uebrigens bewusst, dass diese oben beschriebenen psychologischen Effekte auch fuer mich und meine Ansichten gelten - das braucht mir hier also nicht vor den Bug geschossen zu werden.
Viele Gruesse
Joey
Einfach Frage, schwierige Antwort: Wie sind unsere Naturkonstanten entstanden?
Ich halte Gott für eine genauso extreme Annahme wie Selbstregulierung oder Multiuniversen. Für keines der Drei gibt es auch nur Ansätze an mathematischen Herleitungen.
Die Wissenschaft hat sehr genaue Vorstellungen, was nach dem Urknall abgelaufen ist (du kennst sicher die zugehörige Zeit). Und die verbleibende Zeit, die zur Erklärung der Selbstregulierung (Selbstorganisation?) noch verbleibt, ist sehr kurz.
Also, entweder entdeckt man ein neues, grundlegendes Naturgesetz. Oder man muss die Idee aufgeben. Wird sich im CERN zukünftig vielleicht etwas klarer stellen.
Multuniversen? Alles, was wir bisher über unser Universum wissen, sagt klar, dass ein Übertritt in ein anderes Universum nicht möglich. Es sei denn, man wirft Einstein weg. Also sind Multiuniversen eine Glaubensfrage. Und werden das auch noch lange bleiben. Und mich überzeugen auch keine Simulationen, die die Entstehung zeigen. Solche kann ich meinem Rechner selbst innerhalb weniger Monate beibringen.
Nun, also Gott. Kann mit der Psyche und den Funktionen des Hirns erklärt werden. Allerdings, die Hirnforschung steht noch ziemlich am Anfang. Und liefert keine abschließende Antworten.
Ich habe ein Weltbild (das sich über 10 Jahre entwickelt hat) und auf der Existenz eines Gottes basiert. Und ich habe bis heute keinen Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen gefunden. Und ich verfolge den Fortschritt der Wissenschaft.
Ist eine Frage, die wir nur für uns selbst beantworten können.
crossfire (Grüße nach Stockholm)
Mechanismen wie Selbstregulierung etc., die scheinbar exaktes Finetuning ploetzlich nicht mehr so ueberraschend erscheinen lassen, gibt es zu Hauf in der Natur. D.h. dass es da etwas geben kann, was wir nur noch nicht kennen, ist keine allzugrosse Annahme.
Das Multiversum wird u.a. von String-Theorien "vorhergesagt". Die sind allerdings insofern problematisch, weil sie vieles (noch) nicht-falsifizierbare - nicht ueberpruefbare - Aussagen machen (wie Du korrekt anmerkst).
Das sind aver alles Dinge an denen man Forschen, ueber die man nachdenken kann, die man evtl. mal verstehen verifizieren oder falsifizieren kann. "Ich verstehe es nicht, also forsche ich in einigen Richtungen weiter... moeglicherweise finde ich da ja was." Das ist bei Gott nicht der Fall. Da ist es: "Ich verstehe es nicht, also existiert Gott." ...? Der Rest des Lueckenbuesser-Gottes, der von den Naturwissenschaften in den letzten Jahren aus diversen Luecken rausgedraengt wurde.
Die Vorstellungen, die wir haben, beruhen auf den Naturkonstanten. Ein (bisher unbekanntes) Gesetz oder Mechanismus koennte die festlegen und so die Grundannahmen deutlich reduzieren. Das ist der Punkt.
Einstein beschreibt die 4-Dimensionale Raumzeit, die wir wahrnehmen. In moderneren Vorstellungen ist da Platz fuer mehr Dimensionen, ohne Einstein gaenzlich wegwerfen zu muessen.
Stimmt, tut sie noch nicht. Muss man deswegen in jede Wissensluecke Gott stecken? Warum sollte man? Was, wenn sich die Wissensluecke nun doch schliesst? Das haben die Wissensluecken, in die in der Vergangenheit Gott gesteckt wurde, sehr oft getan.
Ja, einen Widerspruch a la: "Wenn es Gott gaebe, dann... was im krassen Widerspruch zur Beobachtung steht." gibt es nicht. Insofern kann man immer das Weltbild so ausschmuecken, dass es Gott enthaelt. Ich habe es eine Zeit lang fuer mich getan (und damit aufgehoert). Die Frage ist aber: Warum sollte man es tun? Wozu ausgerechnet diese Zusatzannahme?
Klar, weder kann noch will ich irgendjemandem den Glauben an Gott verbieten. Alles, was ich kann und will ist u.a. beschreiben, warum ich nicht (mehr) dran glaube, bzw. warum der Glaube an Gott (meiner Ansicht nach) unwissenschaftlich ist.
Danke. Leider werde ich diese schoene Stadt naechste Woche (mindestens fuer ein paar Monate) verlassen. Das waren wirklich tolle drei Jahre, die ich hier verbracht habe... da kommt schon Wehmut hoch.
Nun, bei mir ist die Erkenntnis gerade anders herum verlaufen. Ich habe als "Ungläubiger" angefangen und naturwissenschaftlich (Ingenieur) gelebt.
Dann gab es ein ganzes Bündel einzelner Kausalketten, die mich zum Schluss auf Gott kommen ließen. (...)
Spannend ist, dass gestern Abend der Harald Lesch genau über die Stabilität der Welt referiert hat. Ist zwar ein Beitrag von 2004, also nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, aber trotzdem:
http://www.br.de/fernsehen/br-alpha/sendungen/alpha-centauri/alpha-centauri-ist-die-welt-stabil-harald-lesch100.html
Dem Bericht nach ist zumindest eine Naturkonstante seit dem Urknall stabil.
Schade mit Stockholm. Ist ne schöne Stadt. Wie ich immer gerne in Schweden war. Liegt vielleicht an meiner Schwester. Die ist 1970 nach Schweden ausgewandert.
Indem wir uns darauf geeinigt haben.Einfach Frage, schwierige Antwort: Wie sind unsere Naturkonstanten entstanden?