Natascha Kampusch - Öffentlichkeit u. Familie

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Durch den Film über ihre Entführung war Natascha Kampusch ja in der letzten Zeit wieder etwas präsenter in den Medien (etwa Günther Jauch) und immer wieder wurde auch thematisiert, wie hart sie von Teilen der Öffentlichkeit angegriffen wird. Ich habe ihren Fall nie besonders aufmerksam in den Medien verfolgt, aber ich habe vor ein paar Jahren ihr Buch und ab und zu mal einen Artikel gelesen.

Eben las ich einen Artikel der wirklich krass ist, aus ihrer Perspektive sicherlich eine neue Dimension. Für mich persönlich schwer nachzuvollziehen:

Heftig reagierte Natascha Kampusch auf das in London erschienene Buch "Vermisst" ("Missing") des britischen Autors Alan Hall, in dem ihr Vater Ludwig Koch neue Zweifel an der Entführungsgeschichte äußerte.

"Ich bin so erschüttert", sagte Kampusch am Mittwoch vor Pressevertretern in München. "Ich werde nachdenken und Spaziergänge machen müssen."


Vater zweifelt

Das Schicksal nahm ihm seine einzige Tochter und fast ist er daran zerbrochen. Jetzt hat Ludwig Koch, der Vater von Natascha Kampusch , erstmals seine Sichtweise des Martyriums veröffentlicht – im Buch Vermisst. Die Suche des Vaters nach Natascha Kampusch von Allan Hall (Das Mädchen im Keller, Das Monster Fritzl). „Die Wahrheit liegt zwischen Natascha und mir. Sie blockiert unsere Beziehung. Ich spreche, weil ich sie liebe und zurück will“, so Koch.



(....)


Über die Beziehung von Natascha zu Entführer Priklopil:
„Was sich zwischen Natascha und Priklopil entwickelte, was sie für ihn empfunden hat, das erscheint verschleiert. Polizeibeweise lassen Ludwig Koch glauben, dass sie nicht ehrlich war, wenn sie über ihr Leben mit Priklopil spricht. In späteren Jahren durfte sie in seinem Bett schlafen.“


Über Natascha und das Kellerverlies:
„Der Keller schaut so aus, als wenn in diesem Raum nie jemand für lange Zeit lebte. Das Mädchen aus dem Keller ist ein Mythos. Sie wartete mit ihrer Flucht, bis sie 18 war, weil sie nicht in ein Heim wollte oder zu ihrer Familie zurück.“

Das finde ich wirklich extrem. Ein Vater formuliert, seine Tochter durfte im Bett ihres Entführers schlafen... das Mädchen aus dem Keller sei ein Mythos und sie habe mit ihrer Flucht gewartet, weil sie sonst in ein Heim gekommen wäre (????)...


Was den Rest seiner Zweifel betrifft, kenne ich mich damit kein bisschen aus. Aber der Vollständigkeit halber:

Über die Rolle der Zeugin Ischtar A.:
„Ich bin das zweite Opfer der Entführung. Ich weiß, es waren zwei Männer, der zweite blieb die ganze Zeit am Fahrersitz“, wird Ischtar A. zitiert. „Sie haben mich gesehen, sie wissen, ich bin Zeugin. In all den Jahren hatte ich Angst, dass sie zurückkommen, um mich zu holen.“

Über die Rolle von Priklopil-Freund Ernst H.:
Ludwig Koch sagt: „Ernst H. ist der Schlüssel zum Rätsel, das Natascha passierte. Ich will ihn vor einem Gericht sehen, dass er unter Eid erklärt, was er weiß.“ Autor Allan Hall thematisiert: „Warum hatte Ernst H. nur Stunden nach Nataschas Flucht Zutritt zu Priklopils Haus? Warum fragte er: ‚Hat er sie getötet?‘ Warum sagte er in Vernehmungen mit der Polizei, er sei Priklopils Geschäftspartner und nicht bester Freund?

Über den toten Hauptermittler Franz Kröll:
„Ludwig Koch ist einer jener, der glaubt, dass Kröll nicht natürlichen Todes starb. Es wird gesagt, dass er wegen Natascha tot ist. Kröll hat viele Ungereimtheiten in Nataschas Leben als Gefangene aufgedeckt.


http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/Natascha-Kampusch-erschuettert-ueber-Vater/95888343

Wie gesagt, ich habe mich bisher nie wirklich damit befasst und ich kann zumindest ansatzweise verstehen, dass es Zweifel an ihrer Geschichte gibt, weil es m.A.n. nur natürlich ist, wenn sie nicht alles der Öffentlichkeit erzählen will. Ihr Buch wirkte auf mich wie ein Versuch, die Deutungshoheit über ihre Geschichte zu gewinnen, was ich vollkommen verständlich finde, selbst wenn nicht alles wahr sein wird was sie schreibt. Erstaunlich finde ich ihre Klugheit, die sie aber sicher (sehr offensichtlich sogar) nicht davor bewahrt, psychisch ziemlich zerstört worden zu sein.

Was ich aber absolut nicht verstehe ist einerseits der Hass aus Teilen der Öffentlichkeit und noch weniger, dass ihr Vater offenbar ohne ihr Wissen ein Buch veröffentlicht, in dem er sie auch selbst an die Wand stellt. Das will mir absolut nicht in den Kopf...

Woran liegt es, das sie von einigen so gehasst wird? Und vor allem: Warum macht ein Vater sowas?
 
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Das finde ich wirklich extrem. Ein Vater formuliert, seine Tochter durfte im Bett ihres Entführers schlafen... das Mädchen aus dem Keller sei ein Mythos und sie habe mit ihrer Flucht gewartet, weil sie sonst in ein Heim gekommen wäre (????)...

Woran liegt es, das sie von einigen so gehasst wird? Und vor allem: Warum macht ein Vater sowas?

Vielleicht ist das alles aus einer Verzweiflung heraus so entstanden, vom Vaters Seite aus.
Er kann evtl. nicht verstehen, "warum". Warum überhaupt, warum so lange usw.

Ich hab sie auch gesehen, als sie letztens bei Günther Jauch war.
 
Verstehe nicht, wie da nicht verstanden wird. Mir begegnet zwar immer öfter, dass die meisten Eltern Friedefreudeeierkucheneltern seien, auch hier im Forum, doch so einfach ist es nie.


Augsburger Allgemeine
Sie rechnet mit ihren Eltern, vor allem mit dem Vater ab. Und sie erwirbt das Haus ihres Peinigers, allerdings nicht, um darin zu wohnen: „Ich wollte vor allem verhindern, dass es in falsche Hände gerät.“

Was wissen wir denn, wie das Verhältnis des Vaters zur Tochter war?
 
Vielleicht ist das alles aus einer Verzweiflung heraus so entstanden, vom Vaters Seite aus.
Er kann evtl. nicht verstehen, "warum". Warum überhaupt, warum so lange usw.

Ich hab sie auch gesehen, als sie letztens bei Günther Jauch war.

Von einem Vater würde ich vor allem erwarten, dass er das Wohl seiner Tochter als oberste Priorität hat. Das sie entführt wurde und in der Folge ein Martyrium durchmachte, besteht kein Zweifel. Öffentlich zu theoretisieren, inwiefern sie die volle Wahrheit sagt oder manches verschleiert oder sogar lügt... was ja alles eine Folge ihrer extremen Situation wäre, ist doch gleich ein neues Trauma.

Und es ist ja offensichtlich, das er dieses Buch herausbringt, ohne das sie davon wusste. Gewollt hätte sie es sowieso nicht.

Sie muss verdammt einsam sein, wenn nicht mal die eigene Familie sie unterstützt.
 
Was wissen wir denn, wie das Verhältnis des Vaters zur Tochter war?

Genau das dachte ich auch sofort, als ich das hier las:
Sie wartete mit ihrer Flucht, bis sie 18 war, weil sie nicht in ein Heim wollte oder zu ihrer Familie zurück.“
Wie kommt er überhaupt auf die Idee,
daß sie nicht nach Hause zurückgewollt haben könnte?
Offenbar müssen ihm ja wohl mögliche Gründe dafür bekannt sein,
wenn er sowas vermutet...
Oder?

sich wundernd...

Luckysun
 
Von einem Vater würde ich vor allem erwarten, dass er das Wohl seiner Tochter als oberste Priorität hat. Das sie entführt wurde und in der Folge ein Martyrium durchmachte, besteht kein Zweifel. Öffentlich zu theoretisieren, inwiefern sie die volle Wahrheit sagt oder manches verschleiert oder sogar lügt... was ja alles eine Folge ihrer extremen Situation wäre, ist doch gleich ein neues Trauma.

Und es ist ja offensichtlich, das er dieses Buch herausbringt, ohne das sie davon wusste. Gewollt hätte sie es sowieso nicht.

Ich weiß nicht, hab vorhin nur gedacht, daß man sowas als Vater ja auch erst mal verarbeiten können muss.

Sie muss verdammt einsam sein, wenn nicht mal die eigene Familie sie unterstützt.

Ja, und da ist sie mit Sicherheit auch nicht die einzige, der es so geht. - Wenn es überhaupt so ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Verstehe nicht, wie da nicht verstanden wird. Mir begegnet zwar immer öfter, dass die meisten Eltern Friedefreudeeierkucheneltern seien, auch hier im Forum, doch so einfach ist es nie.


Augsburger Allgemeine


Was wissen wir denn, wie das Verhältnis des Vaters zur Tochter war?

Das ist doch vollkommen egal. Es muss doch nicht alles toll zwischen Tochter und Eltern sein. Es wäre nach einer solchen Situation auch zu schön um wahr zu sein, denn es ist doch klar, das sie psychisch einiges "abbkommen" haben muss. Sie ist extrem traumatisiert. Aber darauf scheint nicht mal die Familie Rücksicht zu nehmen.
 
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Genau das dachte ich auch sofort, als ich das hier las:

Wie kommt er überhaupt auf die Idee,
daß sie nicht nach Hause zurückgewollt haben könnte?
Offenbar müssen ihm ja wohl mögliche Gründe dafür bekannt sein,
wenn er sowas vermutet...
Oder?

sich wundernd...

Luckysun

Naja, er könnte an sich selbst und allem gezweifelt haben, mögliche Gründe, Ursachen usw. gesucht (oder vielleicht sogar erfunden, wenn auch unbewusst) haben,
um auch nur ansatzweise irgendwie verstehen zu können ...
 
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