Tanita
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Empfundene Schuld tut weh. Mit seelischem Schmerz ist es ebenso. Beides abzustreiten, wenn man *drin* ist, wäre nicht nur sinnlos, sondern sogar wenig förderlich.
Hat man aber eingesehen (so wie du), dass es keine Schuld gibt, dann stellen sich sofort weitere Fragen. Eine davon gilt dem Schmerz. Wie real kann er dann noch sein?
Okay, jetzt mal ganz langsam, Schritt für Schritt. Theorie ist ja schön, aber ohne Fleisch bleibt sie fad. Du sagst, "empfundene Schuld" tut weh. Aber was soll das denn sein? Empfundene Schuld? Was empfindest Du denn, wenn du sagst, Du fühlst Dich schuldig?
Wenn ich sage, ich fühle mich schuldig, dann ist die Krux ja gerade die, dass ich nix empfinde. Was soll denn ein Schuldgefühl bitte sein? Da ist doch dann nur dieses Zusammenziehen, dass das klare Gefühl gerade überdeckt? Wenn mir jemand etwas "angetan" hat und mir sagt, er fühle sich deswegen so schuldig, dann berührt mich das nicht im Geringsten, - weil der nämlich gar nicht fühlt, was er mir angetan hat.
Schuld ist für mich eben nicht Schmerz, Schuld ist für mich eine Vermeidung von Schmerz. Während Schuld für mich ein Konstrukt ist, ist Schmerz für mich aber real, - denn er tut so höllisch weh.
Menschen werden u.U. immer Schuld verspüren oder seelischen Schmerz. Was willst du daran ändern?
Solange einer in meiner Familie leidet, kann es niemals wirklich gut sein. Nicht so wirklich. Ich kann vielleicht mein Leben gut führen, auch zufrieden und glücklich sein, etc. etc., aber richtig gut kann es nur sein, wenn alle den Schmerz überwunden haben. Schwer zu erklären. Ich bin nicht so eine empathische Nudel, die bei allem mitleidet und dennoch, in meinem tiefsten Inneren ist tiefer Schmerz bei anderen auch irgendwie mein Schmerz. Und solange man Aua hat, ist man nicht heile. Naja, und als Menschen sind wir doch auch irgendwie eine Familie.
Tanita