Hallo Tor von Gor
ich mach mal da weiter, wo wir aufgehört haben.
Ich spreche von dem Menschen, der ich bin, zu dem Menschen der Du bist.
Wir sind Individuen, was unteilbar zwei bedeutet: ein Ausdruck dafür, dass wir einen Körper haben und Geist, eine Seele sind. Mit dem Körper können wir Erfahrungen machen, die wir als Seele oder Geist nicht machen können: Als Geist laufe ich durch die Wand, als Körper knalle ich dagegen. Das ist warum wir so fasziniert von 3-D, der physischen Welt sind: Erfahrungen. Das ist es wo ich »trenne«, weil unsere Seele will das alles erfahren, was wir u.U. als unangenehm empfinden .....
Ich habe Verständnis für Don Juan und Castaneda, aber es ist nicht mein Weg. Ich habe eine wurzellose, nicht in der Natur und durch die Ahnen verwurzelte Lebensweise (die typische Lebensweise von, sich »hochkultiviert« nennenden, Westeuropäern) erlernt und mein einzig zugelassenes Werkzeug war mein (niederer) Verstand. Wenn ich auf die Pirsch ging, dann nur wegen einem sexuellen Abenteuer oder einem guten Essen
. Das ist auch nicht schwer zu erkennen, wenn Du liest, was ich schreibe. Indem ich mich mehr und mehr respektierte, konnte ich neben die anderen (spirituellen, geistigen, menschlichen) Wege wachsen, die urtümlicher sind und stärker aussehen.
Die Analyse, das Trennen der Zutaten, sind mein Werkzeug der Erkenntnis.
Ich habe zwar mittlerweile auch andere kennengelernt und schätzen gelernt, doch Analyse ist mein am besten poliertes Werkzeug.
Ich nehme die uns so unliebsame Vergewaltigung, die, die Du erlebt hast und die, die ich erlebt habe. So wie ich Dich verstanden habe, war sie bei Dir ebenso körperlich, real wie bei mir. Ich bin noch nicht ganz drüber weg, einen Teil davon schleppe ich noch mit mir, obwohl ich im Kopf weiß, es wäre besser, sie, die Vergewaltigung, die mir geschah, endlich abzusetzen und loszulassen. Ich weiß, dass es schmerzt. Ich mag Schmerzen nicht.
Und doch gibt es eben die -- ich nenne es mal »Hardcore-Esoterik« -- das sofort ins Reine mit einer Sache kommen: Da war eine Frau, die durch die USA reiste und gerade im Motel angekommen war, gerade auf ihrem Zimmer, als es an der Tür klopfte. Sie vermutete einen Angestellten des Motels und öffnete die Türe. Herein kamen sieben Halbstarke, die sie nach Strich und Faden vergewaltigten. Nachdem dieser Wirbelsturm über sie hinweggefegt war, stand sie auf, um im Spiegel zu begutachten, was von ihr übriggeblieben war. Komischerweise hatte sie in diesem Moment den Kontakt zu ihrer Seele, die schallend lachte, und sie mit ihr. Damit war die Sache bereinigt.
Es ist nicht möglich, einen Weg besser zu finden, als einen anderen, so ist der Weg der Rache und Vergeltung weder besser noch schlechter, als diese Geschichte. Dein Weg und mein Weg in Sachen Vergewaltigung sind nicht besser oder schlechter als diese Geschichte. Aber es gibt diese Geschichte und das ist gut.
Eine Seele kann nicht gegen einen Baum fahren, ein Körper schon.
Die Erfahrungen, die wir hier machen sind einzigartig und deswegen sind wir hier.
Wir sind nicht hier um als Engel durchs Leben zu schweben und unverletzt davonzukommen, sondern wir wollen erleben, was es heißt einen Körper zu besitzen und mit diesem zu agieren, wie Materie ist, sich anfühlt, reagiert und so weiter. Von der Seele aus gesehen ist ein Schwanz in Mund oder Arsch ein physikalisches Experiment, vom Kind im Körper aus gesehen eine u.U. so heftige Irritation, wie bei Dir und mir. Und ich weiß, wenn der Schmerz noch nicht vorüber ist, nützt es auch nichts, zu sehen, dass derdie Gewalttäterin einfach nur keine bessere Art gefunden hat, mit sich und ihrenseinen Bedürfnissen umzugehen.
Ich für mich finde, die Sache ist komplex, aber nicht hoffnungslos.
Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen und habe vor Deinem persönlichen Leid ausreichend Respekt gewahrt.
Bis bald?
Andreas