Naivität vs Vertrauen

Tanita

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1. August 2008
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792
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Norddeutschland
Hi:),

inspiriert durch meine eigene Antwort auf einen Beitrag hier im Forum gehe ich der Frage nach, was der Unterschied ist zwischen Vertrauen und Naivität.
Wenn wir naiv sind, dann ruft das geradezu danach, dass wir auf die Nase fallen und jeder würden sagen "Selbst schuld, wenn Du so naiv bist." Wenn wir vertrauen und fallen anschließend auf die Nase, dann wurde unser Vertrauen von irgendeinem Bösewicht missbraucht und dann ist der Andere der "Böse". Und schließlich sind wir alle in unserem Leben schon dermaßen oft auf die Nase gefallen, dass wohl keiner mehr von uns ein vollständig intaktes Urvertrauen hat. Aber was ist das überhaupt? Und was lernen wir in diesem Prozess der permanenten Ent-Täuschung und des "auf die Nase Fallens"? Genaues Hinsehen, genaues Hinspüren?

Eure Gedanken zu Naivität vs Vertrauen, die interessieren mich:).

Tanita
 
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Hallo Tanita,

Naivität und Vertrauen sind für mich zweierlei. Wenn man naiv ist hat man grenzenloses Vertrauen. (so jedenfalls ist das bei mir immer gewesen)
Misstrauen ./. Vertrauen passt da eher.

Urvertrauen wird als Kind gelernt, oder das Urmisstrauen. Und entsprechend setzt sich dies im weiteren Leben fort. Habe ich kein Vertrauen entwickeln können, weil es keine passende Person gab, dann gehe ich später mitunter naiv auf die Menschen zu und bin dann zu vertrauensselig.

Erforscht wurde dieser Vertrauensvorschuss auch schon und zwar wurde er bei den unsicher gebundenen Menschen gefunden. Sicher gebundene Menschen (Erwachsene) warten erst eine Weile bis sie sich einem Gegenüber öffnen, quasi Vertrauen haben. Unsicher gebundene Erwachsene schaffen recht früh eine Vertrauensbasis und später dann werden sie misstrauisch und ziehen sich sowohl innerlich wie auch äußerlich zurück. Sie werden also mit der Zeit verschlossener, weil sie wieder enttäuscht wurden. Dabei haben sie mit ihrem Vertrauensvorschuss selbst zu dem Desaster beigetragen. Vielleicht auch weil man geliebt werden wollte, anerkannt werden wollte, nicht alleine sein wollte?

Von außen betrachtet mag manche Kontaktnahme dann als naiv anzusehen sein. Innen drin sieht es ganz anders aus, weil man offen auf jemand anderes zugeht, und deswegen gar nicht mitbekommt, was für und gegen einen ist. Nimmt man etwas gegen einen wahr, wird es ausgeblendet.

lg Pluto
 
Gute Frage!
Naivität schaltet meines Erachtens nach die eigene Wahrnehmung nicht dazu. Man WILL, dass etwas funktioniert und ist deshalb mehr im Wollen und weniger im Sein.
Vertrauen besagt demnach, dass ich mir selbst zu*traue*, eine Lage objektiv einzuschätzen und ergo auch vertrauen kann. Aber Vorsicht, immer wenn Emotionen im Spiel sind, neigt der Mensch zur Naivität.
 
Hi pluto,

Naivität und Vertrauen sind für mich zweierlei. Wenn man naiv ist hat man grenzenloses Vertrauen. (so jedenfalls ist das bei mir immer gewesen)
Misstrauen ./. Vertrauen passt da eher.

Ja, eigentlich ist das Gegensatzpaar Vertrauen/Misstrauen.
Aber was mir durch den Kopf ging, war, dass wir ja Naivität - je nach Alter und Entwicklungsstand eines Individuums - negativ unterlegen. Also, wenn wir ein kleines Kind als naiv oder vertrauenselig ansehen, dann hat das keinen negativen Beigeschmack. Aber bei einer erwachsenen Person ist das schon anders. Eine naive erwachsene Person finden wir ja auch immer ein bisschen dumm, oder? Sie fordert mit ihrer Naivität geradezu dazu heraus, dass sie eine auf den Deckel bekommt.
Wenn ich aus meiner heutigen Sicht auf die schwierigen Erfahrungen in meinem Leben sehe, dann war alles schon erkennbar, bevor es dazu kam. Aus meiner heutigen Sicht kann ich das sehen. Damals konnte ich es nicht. War ich dumm, war ich naiv, habe ich einfach nur vertraut? Wo ist da die Grenze?

Urvertrauen wird als Kind gelernt, oder das Urmisstrauen. Und entsprechend setzt sich dies im weiteren Leben fort. Habe ich kein Vertrauen entwickeln können, weil es keine passende Person gab, dann gehe ich später mitunter naiv auf die Menschen zu und bin dann zu vertrauensselig.

Wird Urvertrauen wirklich gelernt oder ist das nicht erstmal ein natürlicher Seinszustand, der mit fortschreitender Entwicklung verloren geht?

Erforscht wurde dieser Vertrauensvorschuss auch schon und zwar wurde er bei den unsicher gebundenen Menschen gefunden. Sicher gebundene Menschen (Erwachsene) warten erst eine Weile bis sie sich einem Gegenüber öffnen, quasi Vertrauen haben. Unsicher gebundene Erwachsene schaffen recht früh eine Vertrauensbasis und später dann werden sie misstrauisch und ziehen sich sowohl innerlich wie auch äußerlich zurück. Sie werden also mit der Zeit verschlossener, weil sie wieder enttäuscht wurden. Dabei haben sie mit ihrem Vertrauensvorschuss selbst zu dem Desaster beigetragen. Vielleicht auch weil man geliebt werden wollte, anerkannt werden wollte, nicht alleine sein wollte?

Was meinst du mit (un-)sicher gebundenen Erwachsenen?

Tanita:)
 
Hi:),

inspiriert durch meine eigene Antwort auf einen Beitrag hier im Forum gehe ich der Frage nach, was der Unterschied ist zwischen Vertrauen und Naivität.
Wenn wir naiv sind, dann ruft das geradezu danach, dass wir auf die Nase fallen und jeder würden sagen "Selbst schuld, wenn Du so naiv bist." Wenn wir vertrauen und fallen anschließend auf die Nase, dann wurde unser Vertrauen von irgendeinem Bösewicht missbraucht und dann ist der Andere der "Böse". Und schließlich sind wir alle in unserem Leben schon dermaßen oft auf die Nase gefallen, dass wohl keiner mehr von uns ein vollständig intaktes Urvertrauen hat. Aber was ist das überhaupt? Und was lernen wir in diesem Prozess der permanenten Ent-Täuschung und des "auf die Nase Fallens"? Genaues Hinsehen, genaues Hinspüren?

Eure Gedanken zu Naivität vs Vertrauen, die interessieren mich:).

Tanita

Ich glaube, Naivität ist gerade das, wo man später sozusagen auf die Nase fallen kann oder fällt - während Vertrauen für mich eher steht für, Vertrauen, dass alles so kommt, wie es kommen soll, alles seine Richtigkeit hat usw. Dem Leben oder auch Sein vertrauen.

Vertrauen verbinde ich eher mit Leere - Naivität mit Gedankenkonstrukten.

Naiv bin ich, wenn ich von etwas überzeugt bin, dass es so und so kommen wird, anstatt da an nichts weiter zu denken und zu vertrauen. Aber das lässt sich jetzt auch so leicht sagen, schreiben. Kommt ja nicht von irgendwoher, dass jemand so und so denkt.

Lässt sich aber womöglich alles auch nicht verallgemeinern.
 
Gute Frage!
Naivität schaltet meines Erachtens nach die eigene Wahrnehmung nicht dazu. Man WILL, dass etwas funktioniert und ist deshalb mehr im Wollen und weniger im Sein.
Vertrauen besagt demnach, dass ich mir selbst zu*traue*, eine Lage objektiv einzuschätzen und ergo auch vertrauen kann. Aber Vorsicht, immer wenn Emotionen im Spiel sind, neigt der Mensch zur Naivität.

Willst du damit sagen, dass im Zustand des Vertrauens keine Emotionen im Spiel sind, dass also sozusagen Emotionen immer auch Naivität mit sich bringen?

Ja, in Vertrauen liegt "sich trauen", vielleicht auf Basis einer "objektiven" Einschätzung der Situation. Und wenn man dann auf die Nase fällt, war man naiv, hat also die Situation falsch eingeschätzt?
Kann somit z.b. ein ein kleines Kind gar nicht wirklich vertrauen, sondern ist einfach schlicht naiv?

Nachdenkliche Grüße

Tanita
 
Wenn ich aus meiner heutigen Sicht auf die schwierigen Erfahrungen in meinem Leben sehe, dann war alles schon erkennbar, bevor es dazu kam. Aus meiner heutigen Sicht kann ich das sehen. Damals konnte ich es nicht. War ich dumm, war ich naiv, habe ich einfach nur vertraut? Wo ist da die Grenze?

Ich bezeichne mich selbst da als naiv. Das war kein Vertrauen, das war Naivität, vor allem, wenn etwas vorher schon erkennbar oder wahrnehmbar war. Ich hab mir selbst nicht vertraut, stattdessen naiv an etwas geglaubt. Aus meiner Sicht.
 
Ich glaube, Naivität ist gerade das, wo man später sozusagen auf die Nase fallen kann oder fällt - während Vertrauen für mich eher steht für, Vertrauen, dass alles so kommt, wie es kommen soll, alles seine Richtigkeit hat usw. Dem Leben oder auch Sein vertrauen.

Vertrauen verbinde ich eher mit Leere - Naivität mit Gedankenkonstrukten.

Naiv bin ich, wenn ich von etwas überzeugt bin, dass es so und so kommen wird, anstatt da an nichts weiter zu denken und zu vertrauen. Aber das lässt sich jetzt auch so leicht sagen, schreiben. Kommt ja nicht von irgendwoher, dass jemand so und so denkt.

Lässt sich aber womöglich alles auch nicht verallgemeinern.

Bei dem Thema werde ich irgendwie ganz "wuschig" im Kopf:). Aber was mir jetzt gerade nach dem Lesen Deines Beitrags kam, ist vielleicht echtes Vertrauen nur möglich, wenn man die Gefahr, den Schmerz und auch das Misstrauen kennengelernt hat? Ist echtes Vertrauen vielleicht etwas, was nur nach einem langen Wachstums-und Reifeprozess möglich ist, an dessen Anfang man zunächst naiv, arglos und ein bisschen dumm in die Welt ging, dann auf die Nase fiel, damit seine Arglosigkeit verlor und die Angst kennenlernte, sich verschloss, um schließlich am Ende mit einem wachen Bewusstsein, das Gefahren erkennt und einzuschätzen weiß, sich wieder öffnet und vertraut?

Tanita
 
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Ja, in Vertrauen liegt "sich trauen", vielleicht auf Basis einer "objektiven" Einschätzung der Situation. Und wenn man dann auf die Nase fällt, war man naiv, hat also die Situation falsch eingeschätzt?
Kann somit z.b. ein ein kleines Kind gar nicht wirklich vertrauen, sondern ist einfach schlicht naiv?

Nachdenkliche Grüße

Tanita

Wieso einfach schlicht? Darin (im Wollen) steckt für jeden Erwachsenen die Meisterschaft :)
 
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