Achmed besprach die Lage kurz mit seinen Freunden. Auf Arabisch wurde heftig hin und her debattiert, aber schlieβlich nickten beide Freunde einvernehmlich. Achmed sah mich an. Gut, wir werden sehen was du drauf hast.
Arabisch möchte ich unbedingt lernen, ich spreche vier Sprachen und Arabisch interessiert mich, ich verstehe gerne, wenn über mich gesprochen wird. Ich seufzte. Dann brauche ich auβerdem meine gewohnte Bewegung, wie Yoga und Schwimmen, um mich fit zu halten. Geht das?
Wir streiften die Vororte von Marseille. Ich bemerkte, dass der Fahrer in Richtung Toulon abbog und dann in Richtung der Berge fuhr.
Achmed nickte. Dort wo ich dich hinbringe, ist Platz genug. Sehe es so, als seiest du mein Gast. Ich atmete auf und fand an meinem Abenteuer langsam Gefallen.
Nach einer halben Stunde hielten wir vor einer Villa, umgeben von prächtigen Palmen und weiten Rasenflächen. Beim Aussteigen merkte ich, wie schwach ich auf den Beinen war. Achmed half mir und geleitete mich in ein Zimmer im ersten Stock. Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst und fliehen willst, meinte er grinsend. Durch die Fenster hatte ich den Blick auf den Garten und einen Swimmingpool. Aber an herunterklettern war nicht zu denken. Es war viel zu hoch. Weit in der Ferne, glitzerte das Meer.
Hier ist es traumhaft, entfuhr es mir.
Es ist das Haus meines Chefs. Er kommt nächste Woche aus Saudi Arabien zurück.
Ruhe dich erst einmal aus, nimm ein Bad, was immer du magst. Ich komme später wieder. Damit drehte er sich um und verschwand zur Tür heraus. Ich hörte genau, wie der Schlüssel umgedreht wurde.
Ich nahm wirklich ein Bad. Dann legte ich mich hin und dachte an Achmed, mir fiel das Stockholm Syndrom ein, wo die Opfer sich in ihre Entführer verlieben. Aber Achmeds Charme erlag ich bereits vorher, das ist es also nicht. Mein Spiel ist gefährlich, aber mir bleibt nichts anderes übrig, dachte ich noch. Ich muss Zeit gewinnen. Dann schlief ich tief und fest ein.
Es war mitten in der Nacht, als Achmed kam und sich neben mir ins Bett legte. Ich spürte plötzlich seinen Atem über mir. Dann nahm er mich mit einer Härte, die mir gefiel. Mein wilder Araber, flüsterte ich in sein Ohr. Wir spielen ein Spiel, welches mit Aristotelischer Logik nicht zu gewinnen ist, das weiβt du doch?
Er lachte und drang brutal in mich ein. Ich gab mich ihm hin, lieβ mich hinweg tragen von einer Welle der Leidenschaft, wie ich sie bisher nicht kannte.
Als ich morgens erwachte, war Achmed nicht da. Ich dachte über meine Situation nach und eine Stimmung von Mutlosigkeit überfiel mich. Sallys Worte fielen mir ein, dass alles Illusion sei, aber das konnte mich auch nicht trösten. Ich grübelte über Sallys Worte nach, ganz in der Gegenwart zu leben. Eine Hingabe und ein Vertrauen an den Moment. Albert Camus spricht von diesem Verlangen, das Gegebene auszuschöpfen ohne nach der Zukunft zu blicken.
Die Tür öffnete sich und Achmed kam herein, gefolgt von einer Frau in mittlerem Alter. Sie strahlte eine dezente Eleganz aus, dunkle Augen, die mich aufmerksam anblickten.