Jede Mutter ist da anders.
Iakchus schrieb:
Ich denke meine Familie , das war ein einziges Extrem.
*schmunzel*
Das denkt jeder, Stefan.
Ich bin kurz vor meinem 22ten ausgezogen- und ich hatte es lange vorher angekündigt. Schliesslich war das eine totale Bruchbude, ein halbes Jahr hab' ich da renoviert, bevor es halbwegs bezugsfertig war. Ich hab' den Kumpels Bescheid gesagt, die kamen mit nem Riesenwagen, wir luden mein Zeug auf- und dann kam meine Mutter von der Arbeit und sah die Bescherung. Ich hatte ihr nämlich nix gesagt, lach.
Warum nicht? Sie hätte sich aufgedrängt, zu helfen. Und wäre natürlich überhaupt keine Hilfe, sondern die reinste Behinderung gewesen. Und sie hätte geheult- wie immer. Fische. Heulen tat sie aber auch so. "Kind!", rief sie, "kommst du denn auch klar?!?" Arrrrh!!!
Am nächsten Tag stand sie mit Oma im Schlepp vor der Tür- mit vier riesigen Einkaufstüten in der Hand. "Nicht, dass du noch verhungerst." Arrrrh!!!
Damit nicht genug- am übernächsten Tag standen beide wieder vor der Tür. Ich konnte es nicht fassen- eine Predigt war nötig. Ach was, Predigt- rumgebrüllt habe ich, dass die Wände wackelten. Raus! Sofort! Und kommt bloss nicht wieder!
Einen Tag später stand "nur" meine Oma vor der Tür. Zwillinge. Ein sehr stiller, in sich gekehrter Mensch, ich habe leider keine Daten, sie ist auch schon lange tot. Im Rückblick denke ich, das 12. Haus war voll, das 3. auch. Wir hatten nie wirklich miteinander gesprochen, aber bei der Gelegenheit hab' ich sie mir gegriffen und mit ihr ernsthaft ein Gespräch geführt. Ich habe ihr erklärt, wer ich bin, was ich will und was ich tue- sie verstand, das war herrlich. Sie liess mich ab da in Ruhe- meine Mutter nicht.
Und da sind alle Geschichten gleich- ob es das Essen ist, die Vorhänge, die sie einem anbringen will oder das ungefragte Putzen. "Komm, ich mach' das mal eben für dich." Schrecklich!
Ich hab den Eindruck manche Mütter sind so gestrickt, die können einfach nicht eine neue Ebene der Beziehung zu einem Erwachsenen betreten und sehen in einem immer noch das Kind.
In dem Satz liegt die Lösung, Stefan- aber umgekehrt. Das Kind betritt die Ebene des Erwachsenen- benimmt sich aber immer noch wie ein Kind, wenn es vor der Mutter steht. In dem Maße, indem das Kind die Mutter (oder den Vater) nicht loslässt, in dem Maße lässt auch die Mutter nicht los. Was heisst das? Hier sagst du es:
Iakchus schrieb:
Das klappt gewiss nicht bei jedem, um die Beziehung nicht zu "versauen".
Ein Kind will sich die Beziehung nicht versauen- die Eltern-Kind-Beziehung. Denn ein Kind könnte die Mutter ja noch mal brauchen, im Notfall. Im Grunde will eine Mutter sich nur davon befreien- von dem Anspruch, im Notfall eben doch für das Kind geradestehen zu müssen. Dieser Notfall soll gar nicht erst eintreten, darum kümmert sie sich immer weiter und weiter. Sie wird erst davon ablassen, wenn das Kind bereit ist, wirklich erwachsen zu sein- der Beweis dafür ist der Bruch.