Hallo Angelo,
Eine Aufstellung kann sicher eine Möglichkeit sein, dieses unfassbare Geschehen zu verarbeiten. Ich nehme aber an, dass es nicht sinnvoll wäre, das sofort zu tun. Wenn diese tiefste Wunde noch so frisch ist, ist die Gefahr groß, dass zusätzlicher Schaden bei den Eltern entsteht. Es ist auch fraglich, ob die StellvertreterInnen in der Lage wären, diesem frischen, unermesslichen Schmerz standzuhalten.
Die Familienaufstellung zur Verbrechensaufklärung zu verwenden - da sträubt sich ALLES in mir dagegen. In der Aufstellung zeigt sich eine innere Wirklichkeit, die oft erstaunlich genau historischen Geschehnissen nahekommt - aber eben nur oft und nicht immer. Am Anfang der Familienaufstellung war man zB. mit dem Umstand konfrontiert, dass in der Aufstellung herauskam, dass jemand nicht Kind des Vaters wäre, während ein nachfolgender Vaterschaftstest die biologische Vaterschaft bestätigte.
Das Verhältnis Aufstellungsarbeit - historische "Wahrheit" ist noch viel zu wenig erforscht, als dass man es verantworten könnte, jemanden damit zum Täter zu stempeln. Auch ist die Aufgabe der Aufstellung die Lösung von Verstrickung in Schuld - und nicht die Beschuldigung.
Vorrangig scheint mir persönlich, ob und was die Seele des Kindes jetzt braucht. Ich würde den Kontakt zu jemanden empfehlen, der SERIÖS Seelen von Verstorbenen wahrnehmen kann (zB. aus dem Kreis um Paul Meek in München). Das muß wirklich eine Person mit zweifelsfreier Kompetenz, größter Behutsamkeit und Erfahrung und - vor allem - großer Liebe sein.
Den Täter zu finden ist aufs erste wohl ausschließiche Aufgabe der Polizei - aus seelischer Sicht sollte meiner Meinung nach absoluten Vorrang haben, dass die Seele des Kindes ihren Frieden finden kann.
(Verzeih, wenn ich so nüchtern schreibe. Aber bei so einem unfassbaren Geschehen kommen mir alle Worte viel zu dünn und unbrauchbar vor.)
Reinhard