mittlere/wahre/interpolierte Lilith ?????

sternja

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19. Oktober 2006
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Liebe Leute,

ich bin etwas verwirrt.

Was ich in den letzten beiden Tagen so recherchiert habe, ergab, dass weder die mittlere noch die wahre Lilith genau berechnete Punkte darstellen, sondern ungefähre Positionen.
Dass es aber eine neue Ephemeride zu Lilith gibt, welche als die am genauesten berechnete gilt.
Und zwar die interpolierte Lilith.

Das bedeutet doch eigentlich, dass man die anderen beiden ungenauen Punkte mit dem genauen Punkt ersetzen könnte/sollte.

Es entzieht sich meiner Logik mit 3 Lilith zu arbeiten, obwohl ich weiß, dass 2 davon falsch sind oder "nicht so genau". Und wozu 3 mal Lilith? Da kann doch nur Verwirrung bei rumkommen.

Somit habe ich die Lilith-Stellung in meinem Horoskop durch die interpolierte Lilith ersetzt.

Vielleicht habe ich aber irgendetwas auch völlig falsch verstanden.
Man helfe mir.

Ich denke mir das in etwa so, dass die Menschen ja auch einmal dachten, die Erde wäre eine Scheibe...
Und nun frage ich mich, wie viele Menschen dann versucht haben aus der Erde wieder eine Scheibe zu machen. Oder die Erde als Scheibe und Kugel zugleich zu betrachten.

Jedenfalls bin ich jetzt gespannt, wie ihr das seht ?

LG
 
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Lilith ist ein viel beachteter sensitiver Punkt im Horoskop. Dieser Punkt ist einerseits definiert als zweiter (leerer) Brennpunkt der Mondbahn, in deren ersterem die Erde sich befindet. Die zweite Definition bezieht sich auf das Apogäum, den erdfernsten Punkt auf der Mondbahn. Sowohl der zweite Brennpunkt, als auch das Apogäum liegen, geozentrisch gesehen, auf einer Linie, weshalb Ephemeriden des Apogäums zu den Sternzeichenpositionen sich auf beide Punkte beziehen.
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Die Bestimmung der Ephemeriden der Mondbahn wurde mehrfach korrigiert, weil diese durch den Einfluss der Schwerkraft der Erde und der Sonne keine exakte Ellipse ist. Dieter Koch und Bernhard Rindgen kommt das Verdienst zu, die 'neuen Ephemeriden' berechnet zu haben. Diese neuen Ephemeriden von Koch/Rindgen sind daher als Basis der Bestimmung von Lilith unter dem Namen 'Interpolierte Lilith' heranzuziehen. Die bisher verwendeten Ephemeriden für die von Astrologen zumeist verwendete mittlere Lilith sind überholt.

Um Zugang zu den Neuen Ephemeriden von Lilith und Priapus zu erhalten, ist vorerst das Buch Die 'Schalen des Menschen' von Koch und Rindgen zu kaufen. Astrologen, die keinen direkten Zugang zum Bücherkauf haben, werden dankbar sein, wenn jemand einen online-Zugang möglich machen kann.
Alles Liebe von ELi
 
Hallo Eli,

danke für deinen Beitrag und für die Bestätigung. :)
Das Buch von Koch/Rindgen ist zwar zu mir unterwegs, aber die interpolierte Lilith kann man in Astroplus auch ohne das Buch bzw. die Ephemeriden eintragen.
Und zwar unter: Einstellungen - astrologische Einstellungen - zusätzliche Faktoren - Besonderes - Interpolierte Lilith.

LG
 
Danke, Sternja, für den Bericht über eine Lilith-Aufstellung.

Ich selbst bin überzeugter Aufstellungs-Teilnehmer und habe oft an Aufstellungen mitgewirkt. Seit ich einmal in den Schuhen eines Kriegsheimkehrers gestanden und seinen Schmerz gespürt habe, weiss ich diese Methode zu schätzen.
Der Bericht klingt gut und bestätigt den weiblichen Verdrängungsschmerz und die innere Sehnsucht nach Ganz- und Heilwerden.

Mich selbst bewegt aus eigener psychologisch-astrologischer Anschauung die Verdrängung des weiblichen Urgrundes beim Übergang ins Patriarchat. Mein Weltbild beinhaltet das gleichberechtigt Weiblich-Männliche im Vater/Mutter Urgrund der Schöpfung. Dies ist einer der Gründe, warum ich den ptolemäischen Lebensbaum in meiner spirituellen Astrologie und in meinen Forschungsarbeiten über die Sieben Strahlen sehr gefördert habe und letzthin in der Kundalini-Beitragsreihe darauf eingegangen bin.
Alles Liebe von ELi
 
Ich habe hier Kocku von Stuckrads Definition für den Begriff "Matriarchat" gefunden, den ich hier gern teilen will.

Überwindung der Spaltung unserer Welt in Gegensätze
Einbeziehen unterschiedlicher Ebenen der Wirklichkeit
Achtung vor dem heiligen Kreislauf des Werdens und Vergehens in der Natur wie auch beim Menschen
Rückbesinnung auf den weiblichen Aspekt der Gottheit und damit die Wiedereinsetzung der Göttin an ihren angestammten Platz


Er verbindet das Patriarchat mit dem dualen Denken und das Matriarchat mit der Überwindung der Gegensätze, die Einbindung in den Kreislauf.
 
Eine Zusammenfassung:
Das Buch von Kocku von Stuckrad räumt mit allen Mythen um Lilith auf. Sehr nachvollziehbar erklärt er zu Anfang die Entstehungs-Geschichte der Lilith und weshalb sie ursprünglich nicht die Dämonin war, zu der sie gemacht wurde, sondern lediglich eine Facette der großen Göttin, er nennt sie Allgestalterin und Himmelskönigin.
Er weißt sehr deutlich darauf hin, dass alle bisherige Literatur über Lilith nur eine (negative) Facette der großen Göttin herausarbeiten und ihr dies in keinem Falle gerecht wird.

Er teilt die damalige Urgöttin, wie sie von den Menschen verehrt wurde (und zwar von Mann und Frau in gleicher Weise) in eine aggressive, kriegerische Göttin, in eine erotische Göttin und in eine mütterliche Göttin. Für die Menschen damals war dies eine einzige Göttin und die Kriegerin, die Erotische, sowie die Mütterliche nichts weiter als ihre verschiedenen Gesichter. Die einzige Facette, die uns erhalten blieb, ist die Muttergöttin, doch so sagt Stuckrad wurde genau diese damals am "wenigsten" verehrt.

Wenn ich nun die obige Aufstellungsarbeit dazu nehme, kommt auch dort sehr deutlich zum Tragen, dass ein männlicher Gott ihren Platz eingenommen und sie vertrieben hat.
Die große Göttin wurde auf das Passive und Irdische begrenzt, der Rang der "Himmelskönigin" wurde ihr einfach abgesprochen.
Am schönsten arbeitet Kocku das in der Geschichte um Inanna aus, die einen Baum pflanzte in der Hoffnung sie könne sich später einen Thron daraus bauen. Als die Zeit reif war ging sie zum Baum und stellte fest, dass dieser besetzt war, unter anderem von Lilith. Sie war schon dabei ihren Traum zu verabschieden, sich damit abzufinden, dass sie diesen nun würde teilen müssen, als ein männlicher Part ins Spiel kommt und den Baum kurzerhand entwurzelt. Kocku sieht hier einen Zuammenhang zwischen dem weiblich Intuitiven, welches vom patriarchalischen Denken (so nennt er das duale Denken) einfach kurzerhand zerstört wurde. Der "Mann" demonstriert seine Macht, Überlegenheit und Stärke und zerstört somit den ewigen Kreislauf, der im Grunde eine Einheit war und von den damaligen Menschen auch als solche empfunden und verehrt wurde.
Kocku von Stuckrad sieht die Lösung in der Überwindung des dualen Denkens, denn die Göttin handelt aus einer allumfassenden, intuitiven Weisheit heraus.


Eigene Gedanken:
Mehr und mehr wurde die Göttin ihrer ganzen Kraft, Aggression und Erotik beraubt und alles was sie behalten durfte war die "Mutterschaft".
Und hier blitzt doch gar mächtig, die "heilige Maria" hervor, die Gutmütige, Edle, Sanfte.
Aggressionen, Durchsetzung, oder gar Sex sind Themen, die man mit Maria nicht in Verbindung bringt. Nicht einmal mehr gleichberechtigte Göttin durfte sie sein.
Man könnte sich sogar fragen, wenn es tatsächlich eine Möglichkeit gäbe ein Kind ohne den Körper einer Frau zu gebären, ob dann in den heutigen christlichen Religionen überhaupt noch irgendeine Frau in positivem Kontext vorkommen würde.
Und so beweist die Göttin doch erneut, dass eben doch alles aus ihr entspringt, ganz gleich wie sehr "Mann" versucht ihre Stellung zu degradieren, die Möglichkeit sie ganz auszumerzen besteht einfach nicht, weil sie der Ursprung von allem ist.

Und solange Gott und Göttin in unserem Bewusstsein nicht wieder nebeneinander und gleichberechtigt auf ihrem Thron herrschen dürfen, solange wird Lilith aufbegehren.
 
und ich denke (weils mir grad so in den Sinn kommt) auch Antoine de Saint-Exupery wollte uns darauf hinweisen als er meinte:

Liebe ist nicht, dass man sich gegenseitig in die Augen blickt,
sondern Liebe ist, wenn man gemeinsam in dieselbe Richtung blickt.


Ich wünsch euch allen einen schönen Tag! :)
 
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Ich interessiere mich ja sehr für die keltische und germanische Mythologie.
Gerade auch deswegen, weil die Frauen der Kelten mit ihren Männern in den Krieg zogen, weil keltische Frauen als Priesterinnen verehrt wurden.
Und auch weil es einen Gott und eine Göttin gab, welche absolut gleichgestellt waren.
(Und nur mal so am Rande erwähnt, waren es immer die Götter die fremd gingen und somit den Zorn ihrer Gattinnen auf sich zogen.)

Nun gibt es eine Rune die nennt sich Mannaz und diese steht für den Menschen, sie wird übersetzt mit "Mann" oder "Mensch".
Was ich damit sagen möchte, es ist nicht der Mann alleine, der Schuld ist an der "Misere" sondern der Mensch, denn auch wenn der Mann ausschlaggebend dafür war, dass sich die Dinge so gewandelt haben, war es die Frau, die dies zugelassen hat.

Und so ist es noch heute...
 
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