MITLEID - was ist das?

Ist Mitleid wichtig und wann oder wie oder wo ist es überhaupt angemessen? Was ist Mitleid überhaupt und was impliziert Mitleid automatisch? Ich frag einfach mal, wenn auch etwas direkt.
Hallo Josepha,
für mich ist Mitleid nicht wichtig. Für mich ist Mitleid für andere die Verantwortung übernehmen zu wollen. So in der Art: du schaffst das eh nicht, da habe ich Mitleid mit dir und möchte dir "helfen". Dem anderen nichts zuzutrauen; also für mich niemals angemessen. Wer möchte schon gerne mit-leiden? Es impliziert mir automatisch - nicht fähig sein bzw. sich über den anderen erheben.
Ich finde Mitgefühl wichtig. Wie, wann, wo? Immer, wenn man es fühlt und zum Ausdruck bringen möchte. Mit dem anderen (ge)fühlen/t.

AL Eberesche
 
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Hier ist noch mal die nervige Orion7,

ja, wenn ich das ganze so durchdenke, scheinen mir Eure Ansichten gar nicht so verkehrt.

Klar hat Mitleid mit leiden zu tun. Also macht es auch Sinn, nicht zu leiden, sondern zu fühlen. Denn wer leidet schon gerne.

Werde meine Sichtweisen wohl noch mal durchackern müssen. Vielleicht meine ich ja auch nicht Mitleid, ehr Mitgefühl, denn beim Helfen habe ich eignentlich nie gelitten, habe mir auch kein fremdes Päckchen aufgeladen und kam doch zum Ziel.

Ich möchte hier auch niemanden Oberflächlichkeiten unterstellen. Wenn man Floskeln benutzt ist das ja jedem seine Sache.

Licht und Liebe für Euch,
Orion7
 
Jemanden begleiten setzt wieder voraus,dass der andere Begleitung braucht.!
Ich denke der Unterschied liegt in der Motivation,es gibt den ungesunden Helfertripp und das sein lassen...
Wesshalb fragst Du diese Sachen?
Willst Du helfen,oder brauchst Du Hilfe?



Hallo in die Runde :)

Nun, warum frage ich das. Aus aktuellem Anlaß hier im Forum, wo jemand mit so etwas wie einem *Helfersyndrom* andere zur Rechenschaft ziehen wollte, daß sie doch bitte auf bestimmte Art und Weise ihr Mitgefühl zu zeigen hätten und die Liebe natürlich ist klar.

Und das war für mich Anlaß mal das Wort Mitleid zu thematisieren und wann ist es angebracht und wann nicht oder gibt es Alternativen dazu. Ihr habt dazu ja eine Menge Erhellendes geschrieben.

Interessant fand ich, daß diese Sache da völlig in die Hose gegangen ist, und die, der "geholfen werden sollte" dies als Anmaßung verstanden und zurückgewiesen hat. Wollte einfach mehrere Sichtweisen dazu hören, danke euch dafür.

sage schrieb:
Worte machen nicht satt und bewegen auch keine physischen Hindernisse, da helfen nur Taten.


Sage


Sehe ich auch so, die vielen, vielen Worte. Naja, ein Forum lebt nunmal davon, aber wie ich auch an anderer Stelle schon sagte, ist diese Sache mit der Liebe und dem Mitgefühl doch eher eine der Taten und dem Vis-a-Vis, nicht der großen Worte! Und die Smileys .... so schön sie zum Unterstreichen manch Inhaltes sind, aber manches wirkt wirklich sehr konträr zur eigentlichen Aussage. Das ist dann oft ein Widerspruch in sich selbst.

Unglaubwürdig, für mich.

Sag ich jetzt mal so. (Mit Lachdingens, ist auch so gemeint ....)

:)

>>>>>>> Hier werden sie halt geholfen<<<<<<< (Oder auch nicht ....)
 
Mitleid: gehe von meiner letzten Erfahrung aus, wo jemand dies mir gegenüber erwähnte.

Mitleid ist in der tat eine Floskel, von demjenigen benutzt, der den Leidenden ganz schnell aus seiner Welt verbannen möchte. Vor allem mit der ergänzung: ich kann dir nicht helfen (... aber du hast mein Mitleid).

Kaji
 
Nunja,

ich möchte noch etwas anderes auf den Punkt bringen, was ich drüben im anderen Thread der "Ignorierliste" angedeutet und warum ich dies hier erst eröffnet habe.

Und zwar aus spiritueller Sicht das *Mitleid* betrachtet:


1. Findet aus meiner Sicht eine gefühlte Erhöhung des "Mitleidenden" gegenüber dem "Leidenden" statt. Gefühlt d.h. er selbst erhöht sich, steigt auf´s Podest, oder was auch immer und schaut sozusagen herunter.

2. Bringe ich den anderen nicht um seine eigene Größe, wenn ich ihm nicht zutraue mit bestimmten Situationen fertig zu werden, die sich dort gerade offenbaren? Natürlich immer nur im eigenen Kopf, an der Größe des anderen ändert es ja wohl hoffentlich nichts, aber es geht um die Haltung und die Einstellung ihm gegenüber.

3. Was sollte "Mitleiden" bringen? Nun leiden schon zwei und dann?


Wenn ich den anderen als Menschen mit einem unglaublich großen Potenzial sehe, auch Probleme o.a., die auftreten, zu meistern, schaue ich dann nicht von Auge zu Auge auf gleicher Höhe zu ihm herüber? Und nur, wenn der ausdrückliche Wunsch oder die Bitte da ist, zu helfen, reicht es nicht dann und zu diesem Zeitpunkt genau dies zu tun? Immer noch auf gleicher Augenhöhe?

Das war meine Frage, wann und zu welchem Zeitpunkt die Hand reichen, Unterstützung geben, da sein, die Schulter bieten usw.

Das sind einmal meine Gedanken dazu.

:)
 
Wenn ich den anderen als Menschen mit einem unglaublich großen Potenzial sehe, auch Probleme o.a., die auftreten, zu meistern, schaue ich dann nicht von Auge zu Auge auf gleicher Höhe zu ihm herüber?
Ja, Jo- wenn. Und wenn nicht? Ist nicht gerade das meist der Fall? Die Haltung von Mitleid ist doch die, dass man dem anderen und seinem Problem hilflos gegenübersteht. Der ist zu blöd, zu vernagelt, zu uneinsichtig- und deshalb hat man ein Problem mit ihm. Da er sich ja nicht beraten lässt- im Gegenteil, er wehrt sich heftig- da bleibt nur eine Möglichkeit: sich zu erhöhen und ihm zu sagen, was er für'n Idiot ist. Natürlich hat man Mitleid mit der armen Wurst.

Es gibt natürlich noch ne andere Möglichkeit- man kann sich seine eigene Hilflosigkeit anschauen. Man kann dem nicht helfen. Weil der nicht will. Aus welchem Grund auch immer. Viel wichtiger ist die Frage, warum man den dann nicht einfach so sein lassen kann, wie er ist. Warum geht das nicht nicht? Die Antwort darauf beinhaltet die Lösung.

Josepha schrieb:
Und nur, wenn der ausdrückliche Wunsch oder die Bitte da ist, zu helfen, reicht es nicht dann und zu diesem Zeitpunkt genau dies zu tun? Immer noch auf gleicher Augenhöhe?
*schmunzel* Der Witz ist, dass, wenn der Wille nach Hilfe echt ist, die Augenhöhe nicht mehr gleich ist, Jo. Der Hilfesuchende stellt sich automatisch unter den Helfenden. Der Helfende selbst sieht keinen Unterschied, er schaut auf das zu entfaltende Potential und zieht den Hilfesuchenden rauf auf seine Augenhöhe. Die meisten Bitten um Hilfe sind gar keine, es sind Jammertriaden, in der Hoffnung, Gleichgesinnte zu finden. Ein wahrer Helfer erkennt den Unterschied und schweigt, wenn er ein fake sieht.

Josepha schrieb:
Das war meine Frage, wann und zu welchem Zeitpunkt die Hand reichen, Unterstützung geben, da sein, die Schulter bieten usw.
Ich kann da nur für mich sprechen: es ist nicht meine Absicht, überhaupt jemandem Hilfe zu geben- es sei denn, er tritt mir authentisch gegenüber wie oben beschrieben und fragt mich direkt. Je offener und direkter, desto besser- denn je klarer kann ich sehen, was derjenige braucht. Ansonsten interessiert es mich nicht- weil es eh nix nutzt. Ich schaue also, was mich interessiert und überlasse mich dabei völlig dem, was aus meinem Innern kommt.
Das Interessante daran ist, dass das für andere völlig kalt und teilnahmslos klingt, wie mir schon öfter gesagt wurde. "Wie, du hilfst nicht, andere interessieren dich gar nicht?" heisst es dann. Tatsächlich ist es genau umgekehrt- ich nehme alles Leid und jeden Schmerz wahr, der in den posts drin ist, wenn ich querbeet lese. Ich sehe aber auch klar, dass meist gar keine Hilfe erwünscht ist- es fehlt der Wille zur Veränderung. Das Witzige daran ist: je egaler es mir ist, Hilfe zu geben, desto hilfreicher ist es. Für alle- nicht nur für die, die mich direkt fragen.

:)
 
Hi, Simi

deine sichtweise auf das Verhalten deiner Mitmenschen zu reagieren ist sehr interessant.

Ich danke dir für deine Sichtweise

TC

Finder
 
liebe Josepha,


nun melde ich mich auch einmal auf diesem thread
ich schrieb das vor zwei Jahren und gehört zu einem Manuskript:




Wir leben eine Minute, dachte Angela. Ich wurde geboren und ich starb. Ich lebte eine Minute. Genau das hat Bruno gesagt. Sie fragte sich was Ewigkeit sei… ob die Ewigkeit vielleicht in dieser einen Minute enthalten war? Solche Gedanken waren erschreckend und hatten mit dem Tod zu tun.
„Du bist auf einmal so schweigsam“, hörte sie Claudia.
„Ich fragte Bruno, ob er schon einmal einen Menschen umgebracht hätte.“
„Und ?“
„Einen?“, war seine Gegenfrage. Aus seiner Stimme klang ein derartiger Zynismus, dass ich plötzlich sah, welcher Abgrund uns wirklich trennte. Bruno sprach völlig emotionslos, und ich fragte mich, ob er überhaupt zu Mitgefühl fähig sei.“ Angela blickte zu Claudia. „Ja, ich empfand diesen Abgrund, obwohl wir uns an einem Tisch gegenüber sa&#946;en und zusammen tranken. Wir hatten gegessen und viel gelacht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Er machte auf mich erst einen völlig normalen Eindruck.“
„Ganz schön krass! Ich kenne diese ganzen Geschichten aus den Medien. Mein Gott, Angela, aber solche Worte direkt aus dem Mund eines Mörders zu hören…“ Sie schien nachzudenken, ihre Stille vermischte sich mit dem Rauschen der Brandung und den Rufen einiger Jungs, die in der Nähe Volleyball spielten.
„Der Schlüssel liegt in der Kindheit.“ Claudia versuchte sich eine Zigarette anzuzünden, aber der Wind blies ihr Feuerzeug immer wieder aus. „Ich habe darüber gerade gelesen, Angela. - Durch den extremen Druck einer Todesgefahr können Gefühle blockiert werden.“ Endlich gelang es Claudia, sich ihre Zigarette anzuzünden.
„Wer zu Mitgefühl fähig ist, muss Emotion sozusagen innerlich nachsimulieren“, verstehst du?“ Angela schüttelte den Kopf.
„Was bedeutet das?“
„Dass man vermag, sich in den Anderen und seine Situation, hineinzufühlen. Und genau dazu, Angela, sind Menschen wie Bruno nicht fähig. Sie haben zu viel mitgemacht.“
„Das leuchtet irgendwie ein. – Trotzdem kann ich dir nicht ganz folgen, was ist mit Didi? Er kommt genauso aus armen Verhältnissen.“
„Didi? Claudia überlegte kurz. „Didi ist woanders aufgewachsen, mit anderen Eltern und einer ordentlicheren Umgebung. Didi hat keinen Hunger leiden müssen, es gab keinen prügelnden Vater; verstehst du? Didi trägt keine kriminelle Energie in sich.“
„Ja, klar. Aber wer ist an solch einer aggressiven Kriminalität schuld? Wer ist verantwortlich für die Armut von Millionen Menschen? Etwa unsere Gesellschaft?“
„Ja! Unsere Gesellschaft und die Regierung, die seit Jahren nichts getan hat; und jetzt steuern wir auf das Chaos zu und es ist zu spät!“



nach Antonio Damasio

http://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Damasio

sind wir nur fähig 10% nachzusimulieren
also zehn Prozent Mitgefühl :liebe1:





Aphrodite:liebe1:
 
Ja, Jo- wenn. Und wenn nicht? Ist nicht gerade das meist der Fall? Die Haltung von Mitleid ist doch die, dass man dem anderen und seinem Problem hilflos gegenübersteht. Der ist zu blöd, zu vernagelt, zu uneinsichtig- und deshalb hat man ein Problem mit ihm. Da er sich ja nicht beraten lässt- im Gegenteil, er wehrt sich heftig- da bleibt nur eine Möglichkeit: sich zu erhöhen und ihm zu sagen, was er für'n Idiot ist. Natürlich hat man Mitleid mit der armen Wurst.

Es gibt natürlich noch ne andere Möglichkeit- man kann sich seine eigene Hilflosigkeit anschauen. Man kann dem nicht helfen. Weil der nicht will. Aus welchem Grund auch immer. Viel wichtiger ist die Frage, warum man den dann nicht einfach so sein lassen kann, wie er ist. Warum geht das nicht nicht? Die Antwort darauf beinhaltet die Lösung.


*schmunzel* Der Witz ist, dass, wenn der Wille nach Hilfe echt ist, die Augenhöhe nicht mehr gleich ist, Jo. Der Hilfesuchende stellt sich automatisch unter den Helfenden. Der Helfende selbst sieht keinen Unterschied, er schaut auf das zu entfaltende Potential und zieht den Hilfesuchenden rauf auf seine Augenhöhe. Die meisten Bitten um Hilfe sind gar keine, es sind Jammertriaden, in der Hoffnung, Gleichgesinnte zu finden. Ein wahrer Helfer erkennt den Unterschied und schweigt, wenn er ein fake sieht.


Ich kann da nur für mich sprechen: es ist nicht meine Absicht, überhaupt jemandem Hilfe zu geben- es sei denn, er tritt mir authentisch gegenüber wie oben beschrieben und fragt mich direkt. Je offener und direkter, desto besser- denn je klarer kann ich sehen, was derjenige braucht. Ansonsten interessiert es mich nicht- weil es eh nix nutzt. Ich schaue also, was mich interessiert und überlasse mich dabei völlig dem, was aus meinem Innern kommt.
Das Interessante daran ist, dass das für andere völlig kalt und teilnahmslos klingt, wie mir schon öfter gesagt wurde. "Wie, du hilfst nicht, andere interessieren dich gar nicht?" heisst es dann. Tatsächlich ist es genau umgekehrt- ich nehme alles Leid und jeden Schmerz wahr, der in den posts drin ist, wenn ich querbeet lese. Ich sehe aber auch klar, dass meist gar keine Hilfe erwünscht ist- es fehlt der Wille zur Veränderung. Das Witzige daran ist: je egaler es mir ist, Hilfe zu geben, desto hilfreicher ist es. Für alle- nicht nur für die, die mich direkt fragen.

:)



Hi Simi,

habe diesen Beitrag jetzt erst gelesen, keine mail bekommen, daher ist es untergegangen.

Ja, das kann ich unterschreiben.

Und das mit der Augenhöhe, mit ging es um die Sicht desjenigen, der durch Mitleid den anderen eben nicht auf dieser ansiedelt. Und sicher, der der Hilfe erbittet, stellt sich darunter, aber das ist immer noch etwas anderes, als wenn ich ungefragt mitleide und somit einen Unterschied festmache.

Und ich sehe es wie du, nehme auch eine Menge wahr, bei allem, was ich querbeet so lese.

Wie gesagt, gehe d´accord mit dem, was du schreibst, ganz bestimmt.

Grüße von Amanda Jo

:)
 
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Hallo Josepha;

Was ist Mitleid überhaupt?

Ein Schmerz in uns selbst* der uns immer wieder sagt,...nimm Verantwortung für dein eigenes Leben. Projeziere diese Verantwortung nicht auf Andere,.d.h. helfe nicht anderen NUR um DEINEN eigenen Schmerz, dein eigenes Leiden loszuwerden.

Ist Mitleid wichtig.....
wann oder wie oder wo ist es überhaupt angemessen?

Es dient um uns selbst erkennen zu können.
Um uns unseres eigenen Schmerzes bewußt zu werden.

was impliziert Mitleid automatisch?

Schuldgefühl und Abhängigkeit.

lg Seyla***
 
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